Johann Nikolaus Götz (1721-1781) - Liebesgedichte

Johann Nikolaus Götz

 

Johann Nikolaus Götz
(1721-1781)

 

Inhaltsverzeichnis der Gedichte:

 

 

Süsigkeit der Liebe

Die Götter thaten, uns zu necken,
Schmerz, Sorgen, Krankheit, Mangel, Schwermuth
Und alle Gattungen von Übel
Vorzeiten in Pandorens Büchse;
Allein Cythere, unsre Freundin,
That ihren Sohn dazu: derselbe
Versüst uns nun die Übel alle.
(S. 80)
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Hymen und die Truppen Amors

Hymen stand im Hinterhalte:
Als ein Heer von Amuretten
Seines Reiches Grenzen nahte!
Wer da! rief er halberschrocken,
Wer da! - oder soll ich schiesen?
Holder Bruder, sprach ihr Führer,
Fürchte nichts von Amors Truppen.
Unser Endzweck ist nicht dieser,
Deine Lande zu verheeren
Oder in Besitz zu halten:
Wir verlangen nur den Durchzug!
(S. 77)
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An Phillis

Ich merke, daß die Flur, die Stadt, die ganze Welt,
Mir itzo wiederum, auch ohne dich, gefällt;
Ich höre dich nicht mehr, wie sonst, erröthend nennen,
Und kann mich überall, gelaßen, von dir trennen.
Ich glühe Tags nicht mehr, dir immer nachzuziehn;
In Träumen seh ich dich auch Nachts nicht mehr entfliehn.
Kein Blick von dir findt mehr den Weg zu meinem Herzen;
Dein Lächeln macht mir nicht, wie vormahls, süse Schmerzen.
Ich bin kein König mehr, ertheilstu mir Gehör;
Und glaube, Phillis, fast: ich liebe dich nicht mehr.
(S. 74)
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Die himmlische und irdische Venus

Mich ließ Apoll auf Parnaßes Höhen
Die himmlische und ird'sche Venus sehen;
Die ein' umgab von Tugenden ein Thor:
Ich sah bey ihr die Weisheit selber stehen;
Ihr Finger wieß entfernt des Glückes Thor.
Die zwot', umhüpft von Scherzen und von Freuden,
Warf Rosen aus, sang Amorn lächelnd vor.
Wähl', sprach Apoll, die würdigste von beyden! -
Gelehrter Gott, versetzt' ich demuthsvoll:
Gebiete nicht, daß ich sie trennen soll:
Gewähre mir, dann so nur geh' ich sicher!
Die für mich selbst, die dort für meine Bücher.
(S. 76-77)
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Liebe brauchet nicht Verstand

Vor Zeiten reißte der Verstand
Nach Amathunt, wo er die Königin Cythere,
Den blinden Cypripor, und viele Nymphen fand;
Bey denen er, so gern als ich, geblieben wäre.
Er bot sich allen an, that artig und galant.
Wer mich zum Führer wählt, wird, sprach er, niemahls gleiten:
Ich führ ihn immer an der Hand! --

Doch Cypris lacht' und sprach: hier herrscht, seit alten Zeiten,
Frau Thorheit, und muß mich und meine Kinder leiten;
Besonders meinen Sohn, wann er den Bogen spannt!
Die abzuschaffen macht zu viel Beschwerlichkeiten;
Drum wandert immerhin zurück in euer Land,
Mein allerliebster Herr Pedant;
Dann Liebe leidet nicht Verstand.
(S. 68)
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Alle Gedichte aus: Gedichte von Johann Nicolaus Götz aus den Jahren 1745-1765 in ursprünglicher Gestalt.
Deutsche Litteraturdenkmale des 18. und 19. Jahrhunderts begründet von B. Seuffert fortgeführt von A. Sauer.
Stuttgart G. J. Göschen'sche Verlagshandlung 1893



Biographie:

http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Nikolaus_Götz

 

 


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