Caroline Häusser (1856-?) - Liebesgedichte

 

 

Caroline Häusser
(1856-?)



Verblümt

Mit mir spielen lassen
Mag ich nicht,
Schwören, dich zu hassen
Wag' ich nicht,
Ob auch nichts mir bliebe,
Klag' ich nicht,
Und ob ich dich liebe,
Sag' ich nicht!
(S. 159)
_____



Vergebens

O stell dich nicht so grausam an
Und trotze mir doch nicht,
So viel du dir auch Mühe giebst,
Mir zürnen kannst du nicht.

Du kannst mich eine Stunde flieh'n,
Auf immer kannst du's nicht,
Kannst schmollen auch vielleicht mit mir,
Doch zürnen kannst du nicht.

Drum thu nicht so, 's ist nicht dein Ernst
Und es gelingt dir nicht,
Ich kenne dich und weiß genau,
Mir zürnen kannst du nicht.
(S. 159)
_____



Sehnsucht

Du bist  von mir gegangen,
Ich hab dir nachgeseh'n,
Wie kannst du da noch immer
Leibhaftig vor mir steh'n?

Du bist von mir gegangen,
Wie ist es möglich doch,
Daß deine heißen Küsse
Ich fühle immer noch?

Du bist von mir gegangen
Und ich empfand es tief,
Daß all mein stürmisch Sehnen
Dich wieder zu mir rief.

Und durfte dich nicht halten,
Und durfte dir nichts sein,
Und doch, mein heißes Lieben,
Mein ganzes Herz ist dein!
(S. 160)
_____



Geliebter mir von Gott gegeben

Geliebter, mir von Gott gegeben,
Als seiner Gnade Unterpfand,
Du Tröster mir im bangen Leben,
Mitpilger bis zum schönern Land.

Als ich dich fand, ein Hauch von Frieden
Zog in die dumpfe Seele ein,
Nicht hofft ich, daß du mir beschieden,
Du neigtest dich und wurdest mein!

Das Trübe mischt sich mit dem Reinen,
Weil ein Gedanke uns ersann,
Weil deine Seele mit der meinen
Aus einem Schöpfungsborne rann.

In dir erst hab ich mich gefunden,
Des Lebens Glück, nun kenn's auch ich,
Könnt ich vor allen trüben Stunden
Dich schützen, Teurer, wie du mich!

Was du gethan, was du getragen
Um mich, es lebt in meiner Brust,
Wie du nur Dulden und Entsagen
Hast eingetauscht um Jugendlust.

Kann dir ein Wort, mein Liebster, danken,
Nichts hab ich sonst, willst du's, so sprich
Dies eine Wort, treu ohne Wanken
Hallt es in mir: "Ich liebe dich!"
(S. 160-161)
_____

 

Gedichte aus: Unsere Frauen in einer Auswahl aus ihren Dichtungen
Poesie-Album zeitgenössischer Dichterinnen
Von Karl Schrattenthal
Mit zwölf Porträts in Lichtdruck
Stuttgart 1888


Biographie:

Eichler, Frau Caroline, Ps. Häusser, Schleissheim bei München, Villa Eichler 54, ist am 29. August 1856 in Regensburg geboren und hat, nachdem sie von ihrem ersten Manne, dem Hofschauspieler Karl Häusser in München, geschieden worden war, einen Herrn Eichler in München geheiratet. Sie schreibt für die Bühne, ausserdem Gedichte, Feuilletons und Novellen.

- Dämmerstunden. Gedichte 1884
- Der Bergscheek. Volksstück m. Gesang 1888
- Grüsse aus Nord und Süd 1886
- ' Resel. Genrebild a.d. Gebirge 1884

aus: Lexikon deutscher Frauen der Feder.
Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienene Werke weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme. Hrsg. von Sophie Pataky
Berlin 1898
 

 


zurück zum Dichterinnen-Verzeichnis

zurück zur Startseite