Christian Friedrich Hunold (Menantes) (1681-1721) - Liebesgedichte

Christian Friedrich Hunold (Menantes)



Christian Friedrich Hunold (Menantes)
(1681-1721)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:

 




An Lesbien

Bricht Lesbia den Brief durch ihre schönen Hände/
So bricht sie auch dabey des Hertzens-Siegel auf;
Daß ist: Daß ich zugleich ihr tausend Küsse sende;
Jedoch ich legte sie ihr lieber selber drauf.
Worauf? Auf ihre Brust? Ach ja/ und auf die Lippen/
Wo der Gedancken Schiff gantz sicher Landen kan;
Und scheitert es zuletzt an ihren Marmor Klippen/
So schau' ich doch Vergnügt den schönen Schiffbruch an.
Ich falle von der Höh' in Amors tieffe Wellen.
Ach zürne/ schönste nicht/ wenn ich zu weit will gehn/
Nur zürne/ wenn ichs nicht nach würden vor kan stellen/
Daß ich es nicht zu vor durch deine Gunst gesehn.
Denn deine Gütigkeit gleicht sich den Rosen-Sträuchen/
Die mir die Schmeicheley von oben schön verspricht:
Doch will ich auf den Grund und nach den Stiele reichen/
So heist es: Freund zurück/ weil Dorn und Nadel sticht.
Ach Nadel! Daß ich mich nur könte wieder rächen/
So offt mein treues Blut durch deinen Stich zerfließt!
Und das man Lesbien das Urtheil möchte sprechen:
Der lasse wider Blut/ der reines Blut vergießt.
Verwundre dich nur nicht/ daß ich diß kan begehren/
Noch mehr/ ich wolte dir die Straffe selber thun/
Denn Rache/ die sich kan so wol Vergnügt gewehren/
Läßt den entzückten Leib auf Sammt und Seide ruhn.
Du hast mir Qvaal genug und Schmertzen zugefüget/
Wenn ich um deinen Schatz vergebens seufftzen muß.
Dein Reichthum macht mich arm/ weil er vergraben lieget/
Und mangel plaget mich bey deinen Uberfluß.
Ich seh' an deinen Baum die schönsten Apffel hangen/
Und muß wie Tantalus darnach vergebens sehn/
Der Nectar ströhmet recht durch deine Purpur Wangen/
Und meine Seele muß dabey vor Durst vergehn.
Ach strenge Lesbia! stellt mich nur das Gelücke
Nur noch einmahl zu den/ was deine Brust erhöht/
So beiß ich dir gewiß vor Grimm davon zwey Stücke/
Weil meine Unruh doch hier niemahls Stille steht.
Doch/ edle Freundin nein/ das angenehme Beben/
Das Venus stoltzes Schloß durch heisse Gluth bewegt/
Ist zwar der Ruhe Tod/ doch auch mein neues Leben/
Weil sich das Blut dadurch in allen Adern regt.
Drum werd ich ja daran nicht selbst mein Hencker werden/
Nein/ schönste Lesbia/ mein Vorsatz sey verbannt:
Und stehet itzt mein Fuß auf dornen fremder Erden
So ruffe mich zu dir in das gelobte Land.
Dein Willen ist mein Thun/ drum schreib' ob ich soll kommen/
Ich weiß das mich dein Aug' in wenig Tagen schaut.
Und zwar so hab' ich nichts an Gütern abgenommen/
Die deiner Augen-Strahl dem Hertzen an vertraut.
Nein/ nein/ mein Reichthum kan dir noch die Rente zahlen/
Ach daß die Lippen nur das Zahlbret möchten seyn/
Und daß ich auf der Brust die Rechnung dürffte mahlen/
So schrieb' ich Lebenslang mich in dein Schuld-Buch ein.
Drum schreib'/ ich will mich gleich zu deinen Füssen legen:
Doch fürchtest du vielleicht die Alabaster Brust/
Und daß die Drohung ihr wol Schaden möcht' erregen/
So sey das Mittel dir vor meinen Biß bewust.
Denn wird der Liebe Macht mich endlich überwinden/
Und nun mein Hunger starck nach deinen Fleische seyn/
So must du meinen Mund an deine Lippen binden/
Mich aber schliesse gar in deinen Kercker ein.
(S. 4-5)
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An Ismenen
Zu einer Nacht-Lust

Ismene meine Lust! Mein Leben/ mein Vergnügen!
Die Zeilen lieffert dir ein treuer Diener ein/
Von dem du ingeheim kanst mehre Nachricht kriegen/
Was meine Seele plagt/ was meine Seufftzer seyn.
Die Sonne will bereits zu Meer und Wellen rinnen/
Und meine Sonne hat mein Auge nicht gesehn!
Ach! Glaube! kan ich nicht das Glücke noch gewinnen/
So wird mein Leben gar mit deinem Licht vergehn.
Verdient ein plumper Kerrl denn so viel edle Blicke/
Daß ihm der Tag zur Lust und mir zum Schmertzen dient?
Ach jage doch einmahl den Hasen-Kopff zurücke/
Vor dem nur Kraut und Kohl/ doch keine Rose grünt.
Dein ausgeübter Geist wird schon die Mittel finden/
Wie durch verstellte List der Stümper wird berückt.
Der Liebe Sinnen Meer ist niemahls zu ergründen/
Und wie die Schiffarth offt bey Sand und Felsen glückt.
Du kanst - - Allein ich will nicht Stern' an Himmel setzen/
Weil deiner Klugheit Thron schon mit Verwundrung blitzt.
Nein/ winde du das Garn/ ich folge deinen Netzen/
Nur schaue/ das uns nicht Gefahr im Wege sitzt.
Doch schönste/ soll ich ja des Hertzens Sinn entdecken/
So scheint dein Garten mir der beste Sammel-Platz:
Denn wird ihn nun die Nacht in ihren Flor verstecken/
So hüllt ihr Forhang mich und meinen liebsten Schatz.
Kein Neider wird uns da wie bey der Sonn' ersehen/
Weil Venus heller Stern vor die verliebten Wacht.
Die Büsche werden still/ als wie Trabanten stehen/
Indem ihr rauschen gleich die Schleicher lautbar macht.
So soll uns Einsamkeit mit Zucker Manna speisen/
Wodurch in uns entzückt sich Seel und Seele küßt.
Die Götter werden uns an ihre Tafel Weisen/
Wo Wollust aufgedeckt/ und Liebe Wirthin ist.
Die Rosen sollen sich beschämt in Schatten hüllen/
Wenn mir dein Nelcken-Strauß auf Purpur Lippen prangt:
Und wird dein Blumen-Busch die frohen Hande füllen/
So hat der Leib auch schon sein Paradieß erlangt.
Aurora kan sich nicht so schön ins grüne strecken/
Wenn sie bey früher Zeit auf feuchten Grasse sitzt/
Als dein erhitzter Leib die Blumen wird bedecken/
Wenn unser Perlen Thau auf Moß und Kräuter spritzt.
Ismene/ schönstes Kind/ die dicksten Finsternüssen
Sind nur der Liebe Licht/ wenn sie vollkommen wird.
Diana will bey Nacht Endimionen Küssen/
Denn Furcht und Scham wird offt durch Dunckelheit gekirt.
Drum laß uns den Altar in schwartzen Schatten bauen/
Zum Lichte blitzt dein Schooß mit Flammen ausgerüst.
Vor Augen soll der Leib/ ja Hand und Lippen schauen/
Weil sehen zwar beliebt/ doch fühlen süsser ist.
Nun unvergleichliche! laß uns Vergnüget werden/
Und lege deine Gunst zu meiner Sehnsucht hin.
Mir deucht/ die starcke Lust erschüttert schon die Erden/
Und daß ich selbst dafür wie Federflocken bin.
Bedenke/ wie die Zeit die Rosen läst erbleichen/
Wenn unsre Wollust Hand nicht auf den Bruch bedacht/
Und wie die Stunden sich der süssen Fluth vergleichen/
Die uns der Jahre Meer gar bald zu Saltze macht.
Ja dencke/ Liebe sey ein Schatz von allen Schätzen/
Der uns den Uberfluß des Himmels aufgethan/
Nur dencke/ daß ihr auch der Mangel beyzusetzen/
Das sie nicht Zeit genug zu Lieben geben kan.
(S. 6-7)
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An Madem. Schmidin

Ach zürne/ Schönste nicht/ das Feder und Papier
Nicht so geflügelt sind wie meine treue Sinnen/
Denn der Gedancken Post geht Augenblicks zu dir/
Nur Brieffe können nicht so bald das Glück gewinnen.
Zwar Venus biethet mir die flüchtgen Schwanen an/
Viel eher mit der Schrifft zu deiner Hand zu springen/
Wenn nur ihr kleiner Sohn der Reuter werden kan/
Und dir Cupido darff die Zeilen überbringen.
Sein Postgeld aber soll in Hertzen nur besteh'n/
Du weist/ der kleine Dieb hält nichts von Gold und Schätzen/
Er will den Bienen gleich zu Liebes-Rosen geh'n/
Und träget ab und zu/ nur andre zu ergetzen.
Drum gieng er neulich auch mit meinen Hertzen fort/
So zur Bequemlichkeit er gar in Brieff geleget.
Allein wie hat dir denn so gleich das erste Wort/
Das von dem Hertzen sprach auch einen Zorn erreget?
Cupido muß betrübt und leer zurücke gehn/
Und klaget: ihre Gunst will sich nicht weit erstrecken/
Bey einer Freundin muß ich nur in Furchten stehn/
Ihr finstres Auge kan mich als ein Popantz schrecken.
Drum mag' ich auch nicht mehr in deinen Diensten seyn
Sie schicket ja durch mich die Antwort nicht zurücke:
Und stell' ich mich bey dir nun ohne Hertzen ein
So krieg ich zum Verdruß noch lauter finstre Blicke.
Denn floh er wiederum zu seiner Mutter hin/
Und liesse mich dadurch die beste Post verliehren.
Ach Freundin! daß ich nun im Schreiben langsam bin/
Ist/ weil ich wie ich will/ nicht darff die Feder führen.
Denn Worte gleiten nicht/ die nicht die Seele schreibt/
An einer Sylbe wird ein gantzer Tag verschwendet/
Und wo der freye Geist nicht in den Schrancken bleibt/
Da wird die edle Zeit vergebens angewendet.
Reitzt mich die Freundin nun zu keiner Antwort nicht/
So muß die Liebste mir die frohen Hände führen.
Mein Siegel fliesset nur durch deiner Augen-Licht/
Und Amor will mein Blut allein zur Dinte rühren.
Drüm tauchet sich der Kiel anitzt in meine Brust/
Und schreibet: Lieben ist - - doch halt Verwegner innen/
Daß du den Frevel nicht zu theuer büssen must/
Und ihre Freundschafft nicht durch Liebe darff zerinnen.
Beglücket ihre Gunst dich nicht schon ungemein?
Denn nur die Schmidin sehn/ heist ja die Schönste kennen.
Wie kanst du nicht vergnügt bey einer Freundin seyn
Die man nicht anders kan/ als unvergleichlich nennen?
Nun ja/ ich schreibe denn: Dein angenehmer Brieff
Hat neulich deinen Freund in seiner Seel ergetzet;
Weil/ da er kaum beglückt in meine Hände lieff/
Er/ Edle Freundin dich auch neben mir gesetzet.
Die Lippen küßten ihn/ und die Gedancken dich.
Ach welche Lust kan nicht der Sinnen Krafft erwecken!
Ein Wahn hat offtermahls die beste Kost in sich/
Und Engel können auch in Schatten sich verstecken.
Ich letzte mich demnach an deiner Lippen Kost/
Die an der Röthe sich dem Schnecken Blut vergleichen/
Und an der Lieblichkeit dem Muscateller Most/
Dadurch sie einen Rausch der Seelen überreichen.
Denn küst' ich deine Brust. Ach/ schönste nimm geneigt/
Wenn mein erhitzter Geist noch weiter denckt zu wandern:
Dein Nectar-Thau hat mir die Trunckenheit erzeigt/
Ein Trunckner taumelt ja von einem Ort zum andern.
Ich lase deinen Brieff nach diesen also fort:
Mein Freund/ was wilst du mich die Allerliebste heissen/
Ach ich verdien' es nicht/ es ist ein Schmeichel-Wort/
Damit du artger Freund dich kanst gefällig weisen:
Was ich bey dir gethan/ sind Wercke meiner Schuld/
Wie kan denn meine Pflicht so viel Verpflichtung kriegen?
Gib einer Würdigern die Zeichen deiner Huld/
Ich wil mich gern an dir als Freundin noch vergnügen.
Ach! dieses ist ein Pfeil/ der ungezielet trifft;
Denn wo die Höfflichkeit bey Schönen wird verschwendet/
So saugt man nach und nach ein wohl candirtes Gifft/
Das Zucker süsse schmeckt/ und doch die Freyheit endet.
Erst bauen wir entzückt ein Schloß in Schatten auff/
Da soll kein Mensch hinnein als unsre Freundin kommen;
Doch scheinet die Vernunfft mit klarer Sonne drauff/
So hat die Liebe da die Residentz genommen.
Drüm ward ich auch zuerst durch Freudigkeit bethört/
Es schien' ihr Strahl allein durch Freundschafft anzubrennen;
Doch da das Feuer mich mit Lust und Schmertzen nehrt/
So kan ich auch den Brand nach seinen Ursprung nennen.
Ich schreibe: Lieben ist - - Ach Schönste laß den Kiel
Und seinen freyen Lauff des Hertzens Meynung sagen.
Die Freundschafft rennet erst zum angenehmsten Ziel/
Wenn ihr die Liebe weiß von Fusse nach zu jagen.
Und wie? schliest meine Brust nur Stahl und Eisen ein?
Und soll der Adern Blut bey einer Sonne frieren/
Dagegen Felsen auch wie leichter Zunder seyn/
Und Titan seine Krafft an Strahlen muß verliehren?
Der Menschen Lieblichkeit kan Menschen an sich ziehn/
Wo aber die Gestalt aus Engeln weiß zu lachen/
Kan unser Hertze wohl vor ihren Flammen flieh'n?
Nein/ dieses hiesse sich zu einen Unmensch machen.
Drum schreib ich! Lieben ist der Führer meiner Hand/
Das Feuer keuscher Glut/ das Uhrwerck meiner Sinnen/
Der stiffter meiner Noth/ und meiner Freuden Brand
Wenn Leipzig einen Blick im Geiste kan gewinnen.
Dein Blick ist mir entfernt ein Stern und Freuden Licht/
Wenn ihn nur deine Gunst im Briefe so will mahlen/
Daß aus den Wörtern Glut/ wie aus den Wolcken bricht/
Zu zeigen/ daß hierdurch die Sonne müsse Strahlen.
Zwar theurer Perlen Schmuck umfasset nur das Gold/
Und meine Niedrigkeit sucht sich zu hoch zu schwingen.
Doch wer die Tugend liebt/ ist auch der Demuth hold/
Und tieffer Klee kan nicht der Sonnen Flecken bringen.
Zu dem so setz' ich auch den Gräntzstein meiner Lust;
Denn bin ich zu gering mich dir in Schooß zu setzen/
So setze mich doch nur in deine schöne Brust/
Denn auch der Vorhoff kan von Paradiesse letzen.
Nun/ schönste/ mein Gelück besteht in deiner Gunst/
Die mein Verhängnüß weiß erträglicher zu machen.
Umhüllet mich anitzt der trauer Nächte Dunst.
So kanst du Sonne/ doch mir Freuden-Tag[e] machen.
Mich kräncket der Verlust der ungetreuen nicht/
Wenn mich vor Läffel-Kraut nur keusche Liljen zieren.
Das muß ein Narre seyn/ der solche Rosen bricht/
Die alle Käffer fast mit ihren Koth beschmieren.
Nein/ will mein Leit-Stern nur die edle Schmidin seyn/
So kan kein Irlicht mehr mein falscher Führer heissen:
Und stellet sich dein Brieff bald wieder bey mir ein/
So wird vielleicht dein Knecht in kurtzen zu dir reisen.
Indessen gönne mir die süsse Dienstbarkeit/
Die mir dein schöner Arm nach Wunsche läst erkennen.
Ich fordere mit Recht so viel Gewogenheit/
Weil meine Banden dich die schöne Schmidin nennen.
(S. 7-11)
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Frühling der Liebe

Mein ausgeruhter Geist/ und die befreyte Sinnen/
Die durch das Schlaffen sich ins Laberynth versteckt/
Begunten noch die Lust an Träumen zu gewinnen/
Als auch Aurora schon die Glieder ausgestreckt.
Ihr Gold-entflammter Leib schien alle Ruh zu hassen/
Weil diese Süssigkeit ihr Titons Alter kränckt.
Sie schiene meine Brust so brünstig zu umfassen/
Als ob ihr Lieb und Glück den Cephalus geschenckt.
Doch weil Rubinen nicht in Bley wie Golde prangen/
So ward ihr Purpur Strahl beschämt von mir geküsst.
Ich dachte Phoebus wird dich heute nicht umfangen/
Weil/ der Auroren liebt/ sein Nebenbuhler ist.
Doch Eifersucht muß offt zu List und Klugheit werden:
Drum hüllte seinen Zorn ein frohes Angesicht.
Er blitzt und rennete mit seinen Feuer Pferden/
Und zog mich durch den Glantz zu einen andern Licht.
Sein Strahl war ein Magnet/ der mich ins Grüne zwunge/
Allwo sein Diamant sich zu Schmaragden legt/
Und wo der kühle West durch frische Rosen drunge/
Ja wo nur die Natur die schönste Wohnung hegt
Hier legt' ich meinen Leib auff Samt und Seide nieder/
Jedoch die Seele lag auff einen Marter Stein:
Die Seufftzer waren erst die stummen Klage-Lieder/
Doch endlich flösste sich der Schmertz den Worten ein:
Soll mich die braune Nacht mehr als der Tag beglücken/
Und lacht mich ihre Gunst nur in Gedancken an?
Ach das mein Auge doch die Sonne möcht erblicken/
Die meine Seele nur in Trauer sehen kan.
Was aber nützt ein Schatz der noch vergraben lieget?
Und was die schönste Perl/ die noch die Muschel hält?
Nichts als wenn unser Wunsch in tauber Lufft zerflieget/
Das sich der Sehnsucht auch die Marter zugesellt.
Man darff den Purpur wohl mit Schnecken Blut begiessen.
Die Rosen macht kein Kuß doch wohl der Abend bleich.
Der Brüste Schnee kan nicht bey Liebes-Gluht zerfliessen/
Der Jahre kalter Schnee ist hier der Flammen gleich.
Die Liljen bricht die Zeit/ die Amors Hände bauen.
Der Blumen-Stock verdirbt/ der nie begossen ist.
Doch soll ihr Paradieß sich lieber öde schauen/
Als daß es meine Lust und seine Wohlfahrt küst.
So wil sie Fleisch und Blut in eigne Fässel schlagen/
Und hasset die Natur/ die sie am meisten liebt.
Ihr Auge redet viel/ und wehret doch zu sagen/
Wie ihrer Zauber-Sprach ein Hertze beyfall giebt.
Sie pflantzet selbst den Trieb/ und hat sich ihm entrissen/
Sie zwinget mich zur Gluth/ und bleibet Schnee und Eiß.
Muß Heclens Schooß von Brand/ von oben Kälte wissen/
So bleibt ihr Hertze kalt/ und das Gesichte heiß.
Die Lippen wolten noch von mehren Klagen brechen/
Da sie was Rauschendes durch Graß und Bäume schloß.
Die Augen konten kaum die Ursach zu mir sprechen/
Als das erhitzte Blut mir in die Adern floß.
Ich sahe durch den Raum der auffgewehten Bäume
Der heissen Seufftzer Ziel die Dulcimene gehn.
Die Sonne/ die ich erst in Schatten meiner Träume/
Und nun bey hellen Strahl der Sinnen konte sehn.
Die Sonne/ welche noch von einen Stern begleitet/
Weil ihr Amalia zur Schlancken Seiten war/
Die Freundin/ die sie mehr/ als Gold und Perlen leidet/
Denn was sie selber weiß/ ist dieser Sonnen klar.
Die Liebe führte nun die Engel gleiche schönen/
Dadurch ein Rosen-Thal zum Paradiese wird/
Und durch Vertraulichkeit sie einsam zu bekrönen.
Allein sie hatten sich/ so wie ich mich verirrt.
Ich deckte mich vor sie mit dick belaubten Sträuchen/
Und lauschte wie Vulcan/ wenn Mars die Venus küst.
Und sprach die Eyffersucht: Verhaste Freundschaffts-Zeichen!
Da Dulcimene dir nicht gleich gewogen ist.
Indem so nahten sich die gleich gesinnten Hertzen/
Und nahmen ihr Gespräch mehr als die Schritt' in acht.
Der Minen freyen Trieb und das vertraute Schertzen
Hat mir der kühle Mund des Zephirs hinterbracht.
Ich hörte meine Treu als ungereimt verlachen/
Und Dulcimene sprach/ in Eise sey kein Brand:
Sie wäre noch zu jung zu reiffen liebes Sachen/
Ja lieben sey ihr wohl/ doch nicht die Krafft bekandt.
Wie? sprach Amalia/ zur schönen Dulcimenen/
Was wilst du deinen Leib der Liebe mehr entziehn?
Pflegt ihn nicht die Natur mit Myrthen zu bekrönnen?
Und muß dein liebes Baum nicht in den Frühling blühn?
Ich hab' ihn neulich zwar in kahlen Mertz gesehen/
Da erst der feuchte Safft zu Liebes Stöckel floß.
Doch deiner Jahre Lentz muß nun belaubet stehen/
Ich weiß der bundte May begrünet deine Schooß.
Aurora ist noch nie so gläntzend aufgegangen/
Als Dulcimenens Blut auf reine Liljen kan.
Die freye Redens-Art beschämte Brust und Wangen/
Die Röthe zeigte hier der Keuschheit Bildniß an.
Doch die Vertraulichkeit und meinen Brand zu mehren/
So striche dieses Paar das blöde Wesen hin.
Ich/ sprach Amalia/ kan durch mich selber lehren/
Daß ich nach kurtzer Zeit sehr wohl Versehen bin.
Drum laß mich/ Schwesterchen/ nur deinen Garten sehen/
Weil uns das Schatten Werck der Einsamkeit bedeckt.
Die Augen sollen stets auf scharffer Wache stehen/
Daß uns kein fremder Blick nicht Furcht und Scham erweckt.
Diß Wort war als ein Wind/ der in die Flammen bliesse/
Ich brandt' und war ein Luchs der ins Verborgne sieht.
Biß Dulcimenens Arm die süsse Wohnung wiese/
Worein der Crypripor mit steiffen Bogen zieht.
Ach! rieff Amalia/ was schöne Wunderwercke?
Wie ist dein Freuden-Thal so herrlich ausgeziert!
Hier weisset die Natur/ wie durch geheime Stärcke
Ein Liljen gleicher Strick die Dienstbarkeit gebührt.
Wie soll die Liebe denn die Gräntzen nicht berühren/
Da die bekrönte Schooß sie selbst zum Lust-Wald trägt?
Die Berenice muß der Haare Schmuck verliehren/
Wo Venus krauses Haar sich in die Locken legt.
Welch' Auge kan so schön die Käyser Cron erblicken?
Setzt hier nicht die Granat dergleichen Zierath drauf?
Der Purpur Apffel weiß sich besser nicht zu schmücken/
Und weil er rieff genug/ so springt er selber auff.
Will Flora Monatlich nun bundte Blumen bringen/
Und siehet Moscau dich mit seinen Zobeln an/
So laß den Hymen auch in dein Gezelte springen
Und steige durch das Bett auff deine Rosen Bahn.
Hier brache meine Gluth der vorgeglimten Kohlen
Aus Augen/ Hertz und Mund in volle Flammen loß.
Ich hatte durch den Busch mich heimlich weg gestohlen
Und eilte nun mit Macht zur auffgedeckten Schooß.
Kein schneller Blitz fährt nicht so hefftig durch die Eichen/
Als Dulcimenens Blut durch Brust und Wangen fuhr.
Die andre wolte gar vor Scham und Grimm erbleichen/
Und hüllte mir zum Trotz die offne Liebes-Spuhr.
Allein ich warffe mich vor sie zur Erden nieder/
Hielt den bestürtzen Fuß von seinen fliehen ab.
Ich schwure bey der Pracht der auffgesteckte Glieder/
Bey ihren Nelcken-Schoß und meiner Freyheit Grab/
Daß Titan alle Schuld deswegen beyzumessen/
Der mich durch seinen Strahl in diesen Busch gebracht.
Ich sprach/ welch Auge hat den Zügel nicht vergessen/
Wenn uns der grösste Schatz der Schönheit angelacht.
Verdammter/ laß mich gehn (brach ihr der Zorn die rippen)
Dein Basilißken Blick ist meiner Ehr ein Gifft
Dein Unbedachtsahm Schiff zerscheitert an den Klippen.
Ach das nicht mich und dich der Untergang betrifft!
Ach daß du vor der Zeit - - hier band der Schmertz die Zunge/
Die Thränen redeten mich desto schärffer an:
Ihr Saltz war als ein Blitz/ der durch die Seele drunge
Biß Furcht und Schrecken mich dem Tode hiessen nahn.
Ich weiß nicht/ welche Macht mir Geist und Leben nahme/
Doch dieses weiß ich wohl/ daß ich von nichts gewust.
Und da ich wiederum recht zu mir selber kame/
Lag ich Amalien an ihrer holden Brust.
Ihr Beyleid sahe mir auf die noch blasse Wangen/
Und ruffte/ dieser Freund ist der Erbarmung wehrt.
Was denckst du Schwesterchen/ mit ihm wohl anzufangen/
Gib Dulcimene gib/ was seine Treu begehrt.
Die Liebe hat ihn selbst zu deiner Gunst bestimmet/
Denn den verschlossnen Ort schliesst sie ihm selber auff/
Er kennt den Opffer Herd/ da Venus Weyrauch glimmet/
Drum brenn' ihn nur zur Straff/ und wirff ihm selber drauf.
Hat ihn dort jener Busch vor unsrer Scham verborgen/
So macht dein Lorber-Strauch ihn Zorn und Blitzen frey.
Aurora schencket ihm den angenehmsten Morgen/
Drüm Zeige/ daß ihm auch die Sonne günstig sey.
Ich bahte sie zugleich durch tausend schmeichel Worte/
Und die Vernunfft gab ihr die schöne Regul ein:
Was sperst du ihm wohl mehr die vorerblickte Pforte/
Die Augen müssen ja des Leibes Führer seyn.
So wuste Zeit und Glück mich doppelt zu vergnügen/
Die Marter konnte nun zum schönsten Grabe gehn.
So muste mich mit Recht die Liebe lassen siegen/
Weil ich die Palmen schon auff ihren Schooß gesehn.
(S. 11-15)
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Als er Lesbien vergebens üm
ein Affections-Band ersuchet

Beliebtes Lindenfeld! ich soll dir dienstbar seyn/
Dieweil dir meine Brust so manchen Seufftzer schencket/
Du fällst mir schöner Ort/ vor allen andern ein/
So offt nur mein Gemüth an was galantes dencket.
Doch dieses alles ist nur der Gedancken Spiel/
Denn niemahls darff ich wohl von dir was liebes hoffen.
Du weist/ die strenge Hand verrücket mir das Ziel/
Und machet/ daß ich nur was leeres angetroffen.
Die Lesbia so dort in deinen Mauren strahlt/
Durch deren Schönheits-Pracht ich dich als Schöne kenne/
Hat mein Verlangen nicht mit rechter Müntz bezahlt/
Und machet/ daß ich dich auch itzo grausam nenne.
Ihr Auge/ welches stets in holder Anmuth lacht/
Ließ mich von aussen nur der Liebe Strahlen lesen/
Denn da ich auff den Grund und Uhrsprung war bedacht/
So war es blosser Schertz und Höfflichkeit gewesen.
Ich bathe sie mit Fleiß nur üm ein solches Band
Das aus Galanterie offt mancher hat empfangen:
Jedoch/ die schöne Sprach: Dis ist ein Liebes Pfand/
Und der mein Liebster heißt/ pflegt nur damit zu prangen.
Und so ward mir der Korb gantz freundlich zugestellt/
Da durch sie sich dennoch gewogen will erweisen;
Denn spricht sie: Da dich nichts von mir gebunden hält/
So kan dein freyer Sinn mich mehr als gütig heissen.
Nun wohl/ ich nehme gern der Freyheit Kleinod an/
Und löse/ wenn ich kan/ den Geist von schweren Ketten/
Wenn nur/ was ihre Hand itzo nicht geben kan/
Die schönen Augen mir nicht schon geschencket hätten.
(S. 16-17)
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An Selimenen

Ach ungemeine Lust recht treu-gesinnter Seelen/
Weil ihr Vergnügen bloß in reiner Liebe ruht!
Wo weder Zeit noch Glück durch die Entfernung qvälen/
Weil Schertz und Gegenwart stets schön im Geiste thut.
Ach aber bittrer Schmertz! dem Gall und Wermuth weichen/
Wenn schnöder Unbestand der Hertzen Führer heist/
Wenn keuscher Liljen-Schmuck bey Nesseln muß erbleichen/
Und das vergiß mein Nicht der Falschheit Hand zerreist.
Wenn reiner Sonnen Glantz in trüber Nacht verschwindet/
Das ihre Blume sich nach ihr nicht lencken kan.
Wenn man der Treue Strahl in keinem Schatten findet/
Dem Eulen schwartzer Lust nur bleiben unterthan.
Ach unerhörter Schmertz! Wenn unsrer Brust erstirbet/
Was ihr die Süssigkeit des schönsten Lebens schenckt.
Wenn Treu und Liebe nicht das frohe Ziel erwirbet/
Wornach die Sehnsucht sich so lange Zeit gelenckt.
So klagt mein Matter Geist die meisten Augenblicke/
Wenn ihm sein Freuden Stern durch keine Zeilen scheint/
Wenn ich nach Weissenfelß vergebne Seufftzer schicke/
Und mir dein Wanckel Muth nun alle Gunst verneint.
Ists möglich/ da der Mond schon dreymal zugenommen/
Daß mir dein Gnaden-Licht nicht einmahl scheinen soll?
Nein/ du bist meinen Haupt in halben Circul kommen/
Und deine Gütigkeit wird nur bey andern voll.
Vergib mir/ wo der Kiel aus meiner Seele schreibet/
Und das hier deine Hand des Hertzens-Siegel bricht;
Du weist/ das Schmeicheley der Tugend Feind verbleibet/
Daß zwar die Schmincke ziert/ doch sonder Flecken nicht.
Denn sage mir/ warum/ untreue Selimene!
Warum mein treuer Brieff gantz sonder Antwort liegt?
Warum ich mich allein aus keuscher Liebe sehne/
Warum mein Wünschen stets in tauber Lufft zerfliegt?
Zum schreiben hast du ja annoch gesunde Glieder/
Und Feder und Papier wirfft dein Herr Schwager hin:
Geschwinde Posten gehn auch immer hin und wieder/
Auff welcher faulen Post geht dein verkehrter Sinn?
Wil etwan dir die Zeit anitzt zu kostbar werden/
Die du in meiner Gunst zuvor verschwendet hast?
Und denckest du nicht mehr an Liljen fremder Erden/
Wenn deine Gegenwart das Leffel-Kraut umfast?
Ach hast du dieses Kraut nicht gnug von mir genossen/
Und bringt sein Saamen dir im Geiste keine Frucht?
Nein/ Liebes-Stöckel muß aus Leipzig nur entsprossen/
Daran dein Appetit sich nun zu letzen sucht.
Du spielest nur mit mir umsonst die Fastenachten/
Ich bin kein Kind nicht mehr/ daß man mit Larven schreckt/
Und läst das Schicksal mich dein Auge nicht betrachten/
Ist dein Gemüthe mir doch nackend auffgedeckt.
Wie lange hast du dich in Weissenfels ergetzet?
Wie lange hielt' ein Schmauß vor die aus Leipzig an?
Wie lange ward der Weg nach Barbi fortgesetzet?
Wie lange hast du nun mit ihnen schön gethan?
Wie lange hast du auch du schöne Selimene!
An deinen treuen Freund und seine Lust gedacht?
Vielleicht/ (damit ich nur die Falschheit nicht beschöne)
Wenn dein Gewissen ist durch Tugend auffgewacht.
Vielleicht wird dich der Zorn auch gegen mich erbittern/
Und kein geneigtes Aug' auff diese Zeilen sehn;
Doch glaub' ich fürchte mich vor keinen Ungewittern/
Die nur durch anderer/ nicht meiner Sonn entstehn.
Doch ach! wie kan ich wohl so schweren Zorn ertragen/
Da mir ein kleiner Haß schon sehr zu Hertzen dringt!
Doch such ich ihn nicht selbst? Nein seh auff meine Plagen/
Und wie Verzweiffelung mich aus mir selber bringt.
Der Meyneid klagt dich an/ du must dich selber straffen/
Und was kan ich dafür/ was Schmertz und Jammer macht:
Die Ungedult erbost auff den beliebten Haffen/
Wenn andern mehr als ihr die frohe Schiffahrt lacht.
Denn ach! ich muß vor dir noch was in Hertzen fühlen/
Das von der Zärtlichkeit der vor'gen Liebe stammt/
Ich spür' in meiner Brust noch keusche Funcken spielen/
Und wie dein Augen Strahl in heisser Asche flammt.
Drum so vergib mir nur/ daß ich dich noch muß lieben/
Und deinen Unbestand beständig werden muß/
Das Schicksal hat es doch am meisten so verschrieben:
Die treuste Seele kriegt der Untreu ärgsten Kuß
Denn wer die Tugend liebt/ kan nicht so leicht vergessen/
Wie Lust und Lieblichkeit ihn ehemahls beglückt/
Und wer in frohen Lentz bey Rosen hat gesessen/
Wird auch im Winter noch bey Dornen dran erquickt.
Ich dencke noch der Zeit/ wie wir vor Lust zerflossen/
Als uns der Seelen Leim an treue Lippen hing/
Als ich der Götter Kost in deinen Mund genossen/
Wie mein verliebter Geist auff Purpur Rosen ging:
Als meine Hand dem Stahl/ dein Schatz Magneten gliche/
Und reine Brüste Schnee mir Gluth und Kühlung hieß.
Wie meine Seele gar aus ihren Schrancken wiche/
Wenn mich mein Engel nicht aus Edens-Garten stieß.
Ja wie das Zauberwerck der Zucker-süssen Lüste/
Das schöne Laborynth/ so alle Welt bestrickt/
Ach was! du weist es wohl/ und auch daß dis Gerüste
Sich besser unter mir/ als todte Verse schickt.
Nun schöne Grausame! schau wie in jeden Worte
Noch deiner Augen Macht versteckte Flammen weist.
Und dencke/ schliessest du mir gleich die Liebes-Pforte/
So ist es vor den Leib/ doch nicht vor meinen Geist.
Ich sehe dich zwar nicht/ doch bist du stets zugegen/
Es zündet mir dein Licht des Tages Fackel an/
Die Schatten müssen auch dein Bildniß zu mir legen/
Und Träume führen mich auff deine Liebes-Bahn.
Ach! Träume wissen offt in duncklen vorzustellen/
Was uns am Tage nicht der Schauplatz sehen läst.
Drüm wird mir mancher Traum zu solchen Thränen-Quellen/
Die mir dein Ungelück/ nicht meines aus geprest.
Mein Geist beweinte dich - - doch nein/ ich will nun schreiben/
Was noch vor alle Gunst mein letzter Seufftzer ist:
Weil du mir/ Engels Kind/ nicht kanst gewogen bleiben/
Und dich der Wanckelmuth mit frembden Lippen küst/
Weil mein Gelücke nicht zu weissen Fels will grünen/
Weil sich der letzte Brieff zu deinen Händen wagt/
Ja weil ich nun vor dir auff ewig werde fliehen/
Und meine Wehmuht nur betrübten Abschied sagt:
So wünsch ich/ küsse nur die angenehmsten Stunden/
Ob mir dein Unbestand gleich Marter-Wochen macht.
Und glaube/ meine Quaal hat Linderung gefunden/
Wenn nur mein Hertz erfährt/ daß dein Vergnügen lacht.
Laß aber deinen Sinn stets an dem Himmel kleben/
Die Erde weiß nicht wohl mit Engeln ümzugehn.
Laß alle Gratien üm deine Lippen schweben/
Daran ich meine Lust und Dienstbarkeit ersehn.
Dein Auge müsse stets mit solcher Anmuth blitzen/
Die es zuvor mit Ruhm recht sittsam ausgestreut;
Doch dencke/ wird es nun fast alle Welt erhitzen/
Daß schönheit Fesseln macht/ und Tugend Dienstbarkeit.
(S. 17-20)
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Liebes-Brieff an eine Sängerin

Bewundere dich nicht/ du Schöne/ - - -
Daß eine frembde Hand dir was bekantes schreibet/
Und daß ich auch ein Knecht der süssen Herrschafft bin/
Die dein beliebter Mund mit lauter Hertzen treibet.
Der Stimme Lieblichkeit bezaubert meinen Geist/
Und kan ihn künstlicher/ als schwartze Kunst beschweren:
Wer deiner Anmuth nur ein zartes Ohr erweißt/
Muß vor die Freyheit auch die Sterbe-Lieder hören.
Die art'ge Stellung mehrt noch die Vollkommenheit:
Der Purpur steht dir wohl/ die Majestätschen Minen
Sind Züge deiner Pracht und auch der Würdigkeit/
Wenn dir/ wie die Natur/ das Glücke wolte dienen.
Zwar deine Schönheit rühmt kein eintz'ger öffentlich/
Und ob du/ oder nicht/ ein Engel seyst auff Erden/
Doch wisse Liebes-Gluth steigt mehrmahls unter sich/
Und selten in den Mund/ wenn Hertzen Redner werden.
Denn das Verschwiegenheit die schönste Tugend sey/
Kan niemand leicht so wohl/ als Nebenbuhler wissen:
Hier sind sie keinem nicht mit einem Worte treu/
Und tadeln öffters das/ was sie im Geiste küssen.
Drüm wehlet sich mein Hertz auch diese Redekunst/
Und dieses stumme Blat soll meine Gluth bekennen/
Die Flammen strecken sich nach deiner Gegengunst/
Ach/ Schönste! laß sie doch nicht ohne Kühlung brennen.
Ich bin von Fleisch und Blut/ und du bist wunderschön/
Dein Wesen und dein Thun besteht in Seltenheiten/
Und will mein Auge recht waß ungemeines sehn/
So ist dein Mund ein Ort von tausend Lieblichkeiten:
Ich weiß das Orpheus hier die Leyer niederlegt/
Ob er die Bäume gleich und Steine tantzend machet:
Manch Hertz ist Felsen-Art/ doch wird es leicht bewegt/
Wenn nur die Anmuht singt/ und deine Schönheit lachet.
Was halb erstorben ist/ steigt lebend wieder auff/
Und was sich sonsten regt/ erstarrt durch deine Hände:
Der Adern kaltes Blut kriegt den erhitzten Lauff/
Wenn du mir Feuer giebst/ und ich dir Blicke sende.
Ja wie vermögend ist nicht sanffter Saiten-Thon?
Er fesselt Thetis Reich/ das Schuppen Heer der Wellen/
Die Harffen klinget kaum/ so schertzt ein Delphin schon/
Und muß sich gantz verliebt in seine Netze stellen.
Es fällt die Grausamkeit der Crocodillen hin/
Music kan mit der Wuth der Elephanten streiten/
Und ist Gewalt und List nicht die Bezwingerin/
Bestehn die Stricke doch in angenehmen Saiten.
Den Thieren bleibt der Grim/ wie Tauben Gall bewust/
Cameel und Hirsche sind der Unvernunfft zu wider/
Und der vernünfftge Klang erquickt die wilde Brust:
Wie binden mich nun auch nicht deine schönen Lieder.
Ach Schönste - - - ich bin kein Unmensch nicht/
Es regt sich die Vernunfft in Augen/ Hertz und Ohren/
Indem dein süsser Mund von solcher Würckung spricht/
Dabey die Laute hat die edle Krafft verlohren.
Sirene/ dieser Zeit! du schöne Zauberin!
Wer kan Ulysses seyn bey deinen Lieblichkeiten?
Europens gröster Held wirfft Stahl und Eisen hin/
Und reines Singen kan den Fünfften Carl bestreiten.
Dort konnte diese Macht das gröste Theil der Welt
Auch vor der kleinsten Theil mit holder Reitzung bücken:
Wie solte nicht ein Knecht/ der dir zu Fusse fält/
Vor Venus gantzes Reich mit höchster Freude rücken?
Ach - - - schau dich nur einmahl selber an/
Wie Glut und Flammen dir aus schönen Augen dringen.
Und was der enge Raum der süssen Kehle kan/
Wenn du die Stimme kanst wie unsre Hertzen zwingen.
Ist deine Lieblichkeit nun unbeschreiblich schön/
So lasse sie doch auch von Gegenhuld erschallen.
Darff ein verliebter Kuß zu deinen Munde gehn/
So geht er zu den Ort von tausend Nachtigallen.
Doch Nachtigallen sind in güldner Einsamkeit/
Und lassen sich zur Lust in grünen Büschen hören:
Drüm wilst du/ daß mich auch dein süsser Mund erfreut/
So lasse mich zu dir in das Gebüsche kehren.
(S. 22-24)
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Als Sie auff das Land reisete

Wilst du nun galantes Kind!
Diesen schönen Ort verlassen?
Und die dir ergeben sind/
Sollen ihn deswegen hassen?
Denn man liebet nur die Auen/
Wo der Blumen-Zierath steht/
Wer wil sich vergnüget schauen/
Wenn die Sonne untergeht?

Das Verhängniß/ so dich zieht/
Zieht auch meinen Geist von hinnen/
Und weil mein Vergnügen flieht/
Fliehen auch die treuen Sinnen.
Ach! mein Leitstern ist verschwunden!
Und die vorgewünschte Zeit/
Ja die Zucker-süsse Stunden
Sind mit Wermuth überstreut.

Hab ich gleich das Glücke nicht/
Dich als Liebste zu umfangen/
Ist mir doch dein schönes Licht
Stets erfreulich auffgegangen.
Denn die reinen Freundschaffts-Kertzen
Brennen mir auch wunder-schön/
Und das angenehme Schertzen
Läst mich höchst-vergnüget sehn.

Doch ich mehre meine Pein/
Wenn ich alle Lust erzehle/
Drum so sag' ich nur allein/
Lebe wohl/ du liebste Seele!
Kont' ich dich dahin begleiten/
So verspräch' ich mir gewiß
Wieder tausend Lieblichkeiten/
Und mein vorges Paradies.
(S. 24-25)
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Als er sie im Schlaffe küssete

Der Schönheit Meisterstück/ verliebter Eigensinn
Sucht' ihren Uberdruß im Schlaffe zu versüssen/
Sie striche Quaal und Schmertz des treuen Damons hin/
Um lieber gar den Tod als seinen Mund zu küssen.
Die Sinnen schlossen sich mit ihren Augen zu/
Und Venus hilfft sie selbst in ihre Ruhe wiegen!
Denn/ schöne grausame/ sprach sie/ entschläffest du/
Soll Damon seinen Wunsch gar bald vergnüget kriegen.
Wie nun der strenge Geist auff Phantasien lieff/
Und auch im Traume nicht die Liebe wolte leiden/
Erwachte Damons Lust/ da sein Vergnügen schlieff/
Und konte sich genug auff ihren Lippen weiden.
So wohl nahm Damons Durst die Kühlungs-Zeit in acht/
So artig wuste sich die Venus auch zu rächen;
Denn wo der Gärtner nicht bey seinen Blumen wacht/
So kan ein schlauer Dieb die schönsten Rosen brechen.
Es war ihr sprödes Thun mit rechter Müntz bezahlt/
Verlachte sie zuvor sein sehnliches Verlangen/
So hat sein Freuden-Stern auch nie so schön gestrahlt/
Als da vor einen Kuß er tausend hat empfangen.
Drum so verweigert uns/ ihr lieben Kinder nicht/
Was die Natur euch pflegt an Schätzen mit zu theilen;
Ihr seyd der Arzt den man offt üm die Cur bespricht/
Und lasset euch wohl selbst an dieser Kranckheit heilen.
Ja wo ihr noch so karg mit einen Küßgen seyd/
Und macht uns manches mahl die schöne Kost zu nichte/
So mehret ihr dadurch nur ihre Süssigkeit/
Weil man nichts liebers isst/ als die gestohlne Früchte.
(S. 25-26)
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An - - - -

Printzessin! Deren Pracht was irdisch heist erfüllet!
Printzessin! Die die Welt als Wunder-Göttin kennt.
Printzessin! deren Glantz die Nacht in Tag verhüllet/
Und die der Himmel selbst die andre Sonne nennt!
Will meine Niedrigkeit sich biß zum Sternen tragen/
Und sucht ein blasser Mond hier deinen güldnen Schein:
Will sich die Finsterniß zu deinen Lichte wagen/
So dencke doch/ es muß bey Sonnen-Schatten seyn.
Die Banden meiner Furcht hat eine Gluht verzehret/
Die mir zum Lebens-Port und Grabe leuchten kan.
Erzürnest du/ daß dich ein schlechter Knecht verehret/
So sage mir nur gleich des Todes Urtheil an.
Verliebt/ und furchtsam seyn/ ist tadlens wehrt zu schätzen/
Wer seine Noht verschweigt/ verdirbt durch eine Schuld.
Es kan mich deine Hand ins Reich der Freuden setzen/
Schlägt sie es aber ab/ so sterb' ich mit Gedult.
Allein betrachte nur/ was ich allhier begangen/
Und daß du wunderschön/ und ich nur Menschlich bin.
Erwege/ daß dein Strahl mich zwunge Gluth zu fangen/
Es risse seine Macht mich zu den Flammen hin.
Ein kaltes Spiegel-Glaß muß durch die Sonne brennen/
Da dessen Gegenstand dem Freuer nicht entgeht:
Und Menschen müssen den nur einen Unmensch nennen/
Der als ein Brennglaß nicht bey deiner Sonnen steht.
Zwar sucht ein Menschen Mund bey Göttern sich zu weyden/
Geht mein verliebter Geist auff allzuhoher Bahn:
So kan die Venus doch Adonis Küsse leiden/
Und Amor schaut den Stand wie Gauckelpossen an.
Der Liljen weisser Schmuck muß offt bey Nesseln prangen/
Bey Tulipanen Pracht/ bey schönen tausend-schön
Kan wilder Thymian auch einen Platz erlangen/
Und Majoran darff wohl bey Käyser Cronen stehn.
Aus schlechten Dünsten macht die Sonne Regenbogen;
Der kostbarste Magnet zieht den geringsten Stahl:
Die Liebe bleibt dem Rang und Ehrgeitz ungewogen/
Und legt den Reben-Stock üm einen wilden Pfahl.
Sie macht die Wüsteney zu einen Lust-Gefilde/
Und unsern Sclaven-Stand den hohen Fürsten gleich.
Den Herrn zum Unterthan/ den Jäger selbst zum Wilde/
Gesetze gelten nicht in ihren Königreich.
Was hier die Feder setzt/ sind nur erzwungne Zeilen/
Die Hand schreibt nicht vor sich/ du führest sie allein/
Und will ich nun damit zu deinen Füssen eilen/
So dencke nur/ ich muß/ ich bin nicht selber mein.
Die Wunden/ so mich schmertzt/ hat mir ein Blick geschlagen/
Der auch ein Felsen Hertz wie Wachs zerschmeltzen kan:
Dein schöner Mund darff nicht nach Zeit und Orte fragen/
Du weist wohl/ wenn du mich zum Sclaven nahmest an.
Man hielte dazumahl ein prächtges Vogelschiessen/
(Doch mein getroffnes Hertz war deiner Pfeile Ziel)
Und eine Schönheit war dabey so hoch gepriesen/
Daß ich im Geiste schon zu dero Füssen fiel.
Ich suchte denn so lang in diesen Wunder-Auen/
Biß Leonora mich/ und ich sie konte sehn.
Ach daß ich Adlern gleich in Sonnen wolte schauen/
Und wuste nicht wie mir durch einen Strahl geschehn!
Die Augen musten sich verblendet niederschlagen/
Die Augen/ die die Glut dem Hertzen mitgebracht/
Die Augen sind allein die Ursach meiner Plagen/
Ach daß ich mich zu kühn zu deinen Licht gemacht!
Die Freyheit war der Brust dem Augenblick entführet/
Ein Schmertzen-reiches Ach! kehrt wieder bey mir ein.
Wie Furcht/ Verzweiffelung und Gram die Seele rühret/
Wird Farb' und auch Gestalt bey mir Verräther seyn.
Ich bin ein bloses Nichts/ ein Schein und leerer Schatten/
Die Sinnen irren stets/ ich weiß nicht/ wo ich bin.
Bey Tage will mein Geist sich mit der Sonnen gatten.
Die Träume führen mich zu deinen Zimmer hin.
Die Freude nimmt man mir die Qvaal ist unbenommen/
Ach Göttin! lege doch ein Gnaden Pflaster drauff:
Bin ich aus Liebe nur in deine Banden kommen/
So löse sie doch auch aus Liebe wieder auff.
Ich falle hier als Knecht zu deinen zarten Füssen/
Es kniet jetzt vor dir ein treuer Unterthan/
Laß deiner Hoheit-Glantz doch meine Demuth grüssen/
Nimm mich bey deinen Strahl zu einen Kleeblat an.
Der Schönheit Wunderwerck/ der Tugend-Kostbarkeiten/
Und was den Göttern mehr als Menschen ähnlich ist/
Wil einen Sammel-Platz in deiner Brust bereiten/
Ach! daß dich Wehmuth auch als eine Schwester küßt.
Wil mich dein strenger Blitz in Staub und Aschen wissen/
Spricht denn dein schöner Mund mir alle Hoffnung ab;
So laß mich nur zuvor dein schönes Auge küssen/
So küß' ich wie du wilt/ hernach auch Tod und Grab.
Doch nein/ mein Fehler muß den schönsten Uhrsprung kennen/
So schliest das Ende nicht ein frühes Sterben ein:
Denn muß dich nicht der Neid den Himmel selber nennen?
Drüm was von Himmel stammt/ muß schön und ewig seyn.
Ich warte nun bereits auff die erwünschten Stunden/
Da ich in Fesseln soll vor meiner Göttin stehn.
Hat meine Noht alsdenn ein gnädig Ohr gefunden/
So kan ich höchst vergnügt zum Freuden-Himmel gehn.
Doch soll die Kühnheit ja mit Blut gebüsset werden;
So ätze mir zum Ruhm auff meinen Leichen-Stein:
Des Himmels Ebenbild/ ein Engel dieser Erden/
Heist mich durch Schönheit hier des schönsten Todes seyn.
(S. 26-28)
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Er ist unglückselig

Annehmlichste der Zeit! Wie lange hat mein Hertze
Aus Ehrerbietung dich mit Seufftzern nur verehrt?
Wie lange brennet nun der Augen Liebes-Kertze/
Eh' auch der Flammen Brand aus meinen Munde fährt?
Doch endlich muß das Hertz aus tausend Schmertzen sprechen/
Und den Granaten gleich durch viele Kernen brechen.

Ich hätte meine Qvaal mit Aschen zugedecket/
Mein klagen käme nun zu deinen Ohren nicht/
Wenn deine Lieblichkeit nicht meine Glut erwecket/
Daß sie mit voller Macht nun in die Flammen bricht.
Ein Hertz und Aetna muß offt stilles Feuer hegen/
Nur daß sich einst die Wuth soll desto mehr erregen.

Ich brenne/ schönstes Kind/ jedoch in keuschen Flammen/
In Flammen deren Ruß den edlen Ruhm nicht schwärtzt:
Durch Feuer/ das allein muß von dem Himmel stammen/
Womit der Sternen Gluth in reinen Wesen schertzt.
In deinen Tugenden und sittsamsten Geberden
Muß mein getreues Hertz zum Opffer Heerde werden.

Die Gratien/ so dir um deine Lippen schweben/
Und die Holdseeligkeit damit dein Auge strahlt/
Weiß kein beredter Mund genugsam zu erheben/
Kein Pinsel ist/ der dich nach deiner Würde mahlt;
Doch muß nun alle Kunst bey deiner Pracht verschwinden/
So schau in meine Brust/ du wirst dein Bildniß finden.

Hier hat die Ewigkeit ihm den Altar geweihet/
Und deine Schönheit giest stets Oehl in meinen Brand.
Was aber hilfft ein Schatz/ den uns ein Traum verleihet?
Was sehn ich mich umsonst nach den gelobten Land?
Ach meiner Hoffnung Schiff schwebt auf erzürnten Wellen/
Die meines Glückes Höh' in bauen wieder fällen!

Mein schöner Freuden Stern scheint mir zwar viele Stunden/
Und würde mir vielleicht ein Licht zum Haffen seyn/
Wenn nur mein Ungelück nicht Wolcken hätt erfunden/
Die meinen Liebeskahn stets Sturm und Wetter dräun.
Such ich nun überall die Klagen auszubreiten
Rufft mein Verhängniß doch nichts als Unmöglichkeiten.

Ach Himmel! Hast du mich zu dieser Gluth bestimmet/
Warum blitzt denn dein Grimm auf ihr Verboth so scharff?
Wer sieht den heissen Brand/ der in der Asche glimmet?
Wer leschet/ wenn man nicht recht Feuer ruffen darff?
Du läst dein Paradieß mir nur zum Schmertzen sehen/
Weil du den Weg nicht zeigst/ vergnügt hinein zu gehen.

Warum verschwendest du den Uberfluß von Schätzen
Die mich nur hier allein zu den Magnete ziehn?
Kan die Annehmlichkeit mich sonsten nicht ergetzen/
Kan nirgends wo so schön der Anmuth Rose blühn?
Ja wilst du einen Knecht so kostbar nicht vergnügen/
Warum darff seine Brust kein fremder Strahl besiegen?

So klag' ich/ schönste/ stets/ wenn dein beliebtes Wesen
Mir zwar die Dienstbarkeit/ doch keine Rettung giebt;
Allein soll ich vielleicht aus deinen Augen lesen/
Warum mich ein Comet vor Sonnen-Glantz betrübt?
Nein/ lasse meinen Geist die Gnade nur vergnügen:
Das Schicksal müsse dich an Kräfften überwiegen.

Vergönne mir demnach das Pflaster meiner Wunden/
Das/ wenn zu heilen nicht/ sich doch zu lindern schickt.
So Nacht als Schmertzen sind schon mehr als halb verschwunden/
Wer/ wie den Morgenstern/ ein Beyleid nur erblickt.
Darff Lust und Sonne mich nicht öffentlich bestrahlen/
Kan Nacht und stille Gunst mich doch mit Sternen mahlen.

Ach! Schönste laß die Noth dein Hertze doch erweichen/
Und sehe meine Qvaal mit zarter Wehmuth an:
Kein kluger Argus weiß Gedancken zu erreichen/
Kein scharffer Luchs sieht mehr als hier ein Maul-Wurff kan/
So kanst du mir den Trost ja in dein Hertze setzen:
Sein Unglück heisset ihn Erbarmungs würdig schätzen.

Erwege meinen Stand und deine Seltenheiten/
Und denck' ein Engel muß geneigt wie schöne seyn.
Ein Sclave leidet zwar des Schicksals Grausamkeiten/
Doch keine Ketten sind so schwer als meine Pein:
Die ärgste Marter hat der Himmel so verschrieben:
Auf ewig ohne Gunst und sonder Hoffnung lieben.
(S. 35-37)
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Sonnet
Als er Amalien in Bade sahe

Hilff Himmel welcher Schmuck der Perlen weissen Glieder!
Ließ mir der zarte Leib an seiner Blösse sehn!
Die Brüste lagen hier gantz ungewöhnlich schön.
Die Hände spritzten sie an Bauche hin und wieder/

Sie hub das eine Bein zu waschen auff und nieder/
Daß mir das Paradieß recht offen konnte stehn.
Ich sang: Amalia/ laß mich doch zu dir gehn/
Alleine Scham und Zorn verstimmten meine Lieder.

Ach Venus unsrer Zeit! du bist Diana nicht/
Die in den Brunnen gleich des Todes Urtheil spricht/
Doch sucht dein strenger Grimm mein Leben zu verkürtzen/

So fällt Narcissus dort in Brunnen/ den er sieht:
Weil nun mein stoltzer Geist zu gleichen Spiegel flieht/
So kanst du mich zur Straff in deinen Brunnen stürtzen.
(S. 38)
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Als sie seine Verpflichtungen Flaterien nannte

Die Englische Gestalt der schönen Liesimenen/
Macht auch ein Felsen-Hertz den leichten Zunder gleich.
Die Tugenden/ die sie mit tausend Lorbern krönen/
Sind fast bey aller Welt an Ehrerbiethung reich.
Und dennoch soll mein Hertz bey ihren Augen-Strahlen/
Wie Salamander kalt in heisser Flammen seyn.
Will mein verliebter Kiel der Schönheit Würckung mahlen/
So spricht sie/ dieses ist nur leerer Worte Schein.
O nein du art'ger Freund ich kenne hier dein Schertzen/
Und daß du weit entfernt mit deinen Hertzen bist.
Ich sage/ Schönste/ ja/ ich schreibe sondern Hertzen/
Indem dasselbige bey Liesimenen ist.
(S. 38)
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Als ihn Selimene und Amalia
zu ihren Vertrauten annahmen

Du wunder schönes Glück! komm laß dich einmahl küssen/
Weil zweyer Engel Gunst mich küssens würdig hält.
Doch küsse sie dabey mit lauter Lust Narcissen/
Weil ihr Vergnügen auch auff einen Diener fällt.
Und daß der Küsse Krafft
Den Auszug aller Freuden/
Und selbst den Himmel schafft/
So lasse mich auff ihren Lippen weiden.

Verstattet mir die Gunst/ ihr Cronen Teutscher Schönen!
Und lasset einen Kuß der Treue Siegel seyn.
Denn also pflegt man sich vertraulich zu bekrönen/
So schreibt man sich ins Buch getreuer Seelen ein.
So lacht die güldne Zeit/
Aus lauter edlen Hertzen/
Und so wird Ewigkeit/
Das Ende seyn/ vergnügt und treu zu schertzen.

Kommt öffnet mir vertraut den Purpur eurer Lippen/
Ja schliesset nicht vor mir das schöne Rosen-Thor.
Kein unbelebter Felß und stumme Marmor-Klippen/
Gehn an Verschwiegenheit Rosanders Munde vor.
Legt alle Sorgen ab/
Sagt die geheimsten Sachen.
Sie sollen sich ihr Grab/
Zur Sicherheit in meinen Hertzen machen.

Ein neid'sches Lästermaul wird hier verstummen müssen/
Wir lachen in geheim/ und schweigen öffentlich.
Wir träncken unsern Mund mit lauter Nectar Flüssen/
Das Glücke dienet uns/ die Seelen küssen sich.
Drüm muß die Welt gestehn/
Es sey kein süsser Schertzen/
Und nichts so wunderschön
Als nur allein das Kleeblat treuer Hertzen.
(S. 39-40)
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Als er bey ihr zu gaste gewesen

Du schöne Margaris! ich bin dir schlecht verbunden/
Ob du mich gestern gleich so wohl bewirthet hast/
Ob ich der Götter Kost an deinen Tisch gefunden/
Und war ich gleich bey dir ein angenehmer Gast.
Ich habe zwar die Lust in Uberfluß geschmecket/
So lange noch mein Aug' an deinen Lippen hing:
Doch nur der Abschied hat mich ungemein erschrecket/
Ich weiß nicht/ wie der Schmertz mit mir zurücke gieng.
Ach losse Margaris! ich kan dirs nicht verhehlen/
Doch dencke/ daß es dir mit nichten rühmlich steht/
So offt man einen Gast zuletzte will bestehlen/
Und daß er reichlich kommt/ und arm zurücke geht.
Den Diebstahl haben nun die wunderschönen Wangen
Und deiner Augenstrahl an meiner Brust begangen.
(S. 40)
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Sie befahl ihm zu sterben

So soll ich denn mein Kind/ in dieser Glut verbrennen/
Die deiner Augen-Blitz in meiner Brust erregt?
Wohl denn/ ich bin bereit in meinen Tod zu rennen/
Weil mir dein schönster Mund es selbsten aufferlegt.
Ja/ ja/ ich sterbe gern in diesen holden Flammen/
Weil sie vom Himmel nur und meiner Göttin stammen.

Laß mich im Sterben doch nur deine Gnad' erlangen/
Und stelle dich zur Grufft mit einen Seufftzer ein/
So will ich meinen Tod mit höchster Lust umfangen/
Und auch im Grabe dir annoch verbunden seyn/
Es soll mein reiner Geist stets um den deinen schweben
Und so werd' ich im Sarg erst recht vergöttert leben.

Nun/ schönste/ fahre wohl/ mein Geist will schon entweichen/
Es lodert Seel' und Leib und steht in voller Glut/
Des Aetna Feuer ist der Brunst nicht zu vergleichen/
Denn was der Blitz gerührt/ lescht nichts als Milch und Blut.
Doch soll ein Phönix einst aus meiner Asche lauffen/
So gib mir deinen Schooß zu meinen Scheiterhauffen.
(S. 42-43)
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An Selimenen

Erzürne nicht darob/ Annehmlichste der Zeit!
Daß mein getreue Sinn sich stets an dir ergötzet.
Und deiner schönen Pracht ein ewig Denckmahl setzet
Die Unschuld labet sich an deiner Lieblichkeit
Denn da der Mund sich nicht darff selbst gelücklich wisen/
So gönne daß ich dich im Geiste möge küssen.

Ein unbefleckter Kuß ist auch bey Göttern rein;
Du weist/ das meinen Trieb die Keuschheit selbst erreget/
Und daß die reinste Gluth mich dir zum Füssen leget/
Und dennoch will dein Hertz von Stahl und Eisen seyn:
Ach dencke nur/ was selbst dem Himmel muß belieben/
Wird einem Engel auch zur Regel vorgeschrieben.

Ich hatte nicht so bald das unverhoffte Glück/
Dich unvergleichliche zum ersten Mahl zu sehen/
So muste gleich das Hertz bey sich erfreut gestehen/
Hier zeiget die Natur ihr rechtes Meister-Stück:
Denn wer bewundert nicht die seltne Schönheits gaben/
Wenn sich die Tugenden damit verschwistert haben.

Man nennet dich mit Recht die Blume dieser Stadt
Auf welche sich der Schnee der Lilien geleget/
Und wo die Rose selbst den Purpur eingepräget/
Die Venus sich allein zur Lust gepflantzet hat:
Die Blumen bricht man sonst/ doch diese muß ich meiden/
Mein Auge soll sich nur an ihrer Schönheit weiden.

Denn das Verhängniß will/ daß mich die schöne Gluth
Noch nicht vergnügen soll und in die Augen steigen/
Sie würde sich sonst bald in tausend Flammen zeigen/
Denn nur ein Strahl von dir entzündet Geist und Blut:
Wen nun so lange Zeit zwey schöne Sonnen brennen/
Wird sich gewißlich nicht von Feuer frey bekennen.

Du weist/ das meine Brust von keinen Marmor ist/
Obgleich dein strenger Sinn sich Diamanten gleichet;
Jedoch ein harter Stein wird endlich auch erweichet/
Wer weiß/ was vor ein Glück mir meine Qvaal versüst.
Mein Geist ist doch vergnügt/ ob er die Fesseln träget/
Weil die Galanteste sie ihm hat angeleget.

Erlaube mir demnach vollkomne Meisterin/
Daß die getreue Brust dir einen Tempel bauet/
Wo man dein schönes Bild allzeit verewigt schauet/
Das Hertze leget sich zu einen Opffer hin.
Verachte nicht/ mein Kind die allerreinsten Flammen/
Der Himmel selbsten kan die Regung nicht verdammen.

Spricht gleich dein schöner Mund von keiner Rettung nicht/
So will ich doch allzeit auff was geneigters hoffen/
Ich küsse diesen Strahl der mich zu erst getroffen/
Weil mir der Himmel selbst von diesen Troste spricht:
Es muß die gantze Welt gerecht und billig nennen;
Wer andre brennt/ der soll zur Straffe wieder brennen.
(S. 43-44)
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An Lisimenen

Schau edle Lisimene/
Wie ich entfernt noch deiner Augen-Schein
Zu meiner Lust entlehne.
Mein Hertze wil daran geweidet seyn.
Und kan sich niemand selber hassen/
So muß ich ihm auch die Vergnügung lassen.

Dein Himmel ist voll Sternen/
Die überall mit Strahlen mich bestreun.
Muß ich mich gleich entfernen/
So wilst du mir doch immer näher seyn.
Wer deine Sonn' einmahl gesehen/
Mit dem wird sie in alle Länder gehen.

So küß ich in Gedancken/
Und schwängere den holen Bauch der Lufft.
Ich renn' in deine Schrancken/
Und bau' ein Schloß auff Amors süsse Klufft.
Laß mich in dieser Freyheit siegen/
Ein Traum kränckt nicht/ und kan uns doch vergnügen.

Ich dencke noch der Zeiten/
Da Einsamkeit die Garten-Lust gebahr/
Als deine Lieblichkeiten
Mir so geneigt/ als ich entzündet war.
Die nun so theure Rosen brechen/
Sind viel zu wehrt/ daß sie die Dornen stechen.

Und wilst du mich verpflichten/
So schreibe nur/ daß du mir günstig bist:
Ein Wort kan viel verrichten/
Daß uns zum Trost der schönste Mund geküst.
Darff ich dein Paradieß nicht schauen/
Kan ichs dadurch doch in Gedancken bauen.

Ich bau' es in den Schatten/
Der dich mir stets als einen Engel weist.
Mit Engeln sich zu gatten/
Ist zwar die Lust/ die mehr als menschlich heist.
Allein mein Himmel ist auff Erden/
Wenn du bey mir wirst wieder menschlich werden.
(S. 45-46)
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An Dulcimenen

So kan ich mich/ galante Dulcimene/
Bey dir vergnügt und glücklich sehn.
Die Freundlichkeit macht dich gedoppelt schöne/
Und dieß sol mir zur Lust geschehn.
Mein Glücks-Gestirn will nach den Finsternissen/
Mich durch den Strahl der Gnaden wieder küssen.

Ich dencke noch an das gehabte Leyden/
Und wie ich an zu trauren fing/
Als durch den Zorn die Sonne meiner Freuden/
Auff mein Verschulden unterging.
Allein sie ist nur Schöner wieder kommen/
Ihr holder Glantz hat alle Furcht benommen.

Kein Diamant kan nicht so treflich blitzen/
Wie deiner Augen-Lieblichkeit:
Aurorens-Pracht muß hier auf Liljen sitzen/
Die angenehmste Frühlings-Zeit
Die blühet stets auf deinen Rosen Wangen/
Und tausend schön kan in Gesichte prangen.

Wer hat genug den Purpur Glantz gepriesen/
Der deine Lippen stets umringt?
Wo Schnecken-Blut und Muscateller fliessen/
Wenn die Granate hier zerspringt:
Wer deinen Mund nur wird zu sehen kriegen/
Der sieht den Ort/ wo tausend Schätze liegen.

So seh' ich denn den Himmel selber blühen/
Und mein vergnügen Blüh zugleich.
Ich kan daraus den Götter Nectar ziehen
Den Vorschmack von dem Himmelreich:
Denn muß ich mich nicht aus mir selber wissen/
So offt ich dich darff Allerschönste/ küssen.

Du darfst allhier nicht über Falschheit klagen/
Ich weiß von keiner Heucheley
Der Neid wird selbst zu deinen Ruhme sagen/
Das Dulcimene treflich sey.
Die Wahrheit nennt dich zum verdienten Lohne
Der Tugend Preis/ des Frauenzimmers Crone.

Ich will mich nun an deinen raren Schätzen
Und was noch mehr bezaubernd ist/
Der Freundlichkeit zugleich auf ewig letzen/
Ja weil du unvergleichlich bist/
Soll meine Brust auch alles andre meiden/
Und sich allein an deiner Schönheit weiden.

So laß mich auch/ du Engel dieser Erden!
Mein Glücke stets vollkommen sehn:
Laß meine Treu durch Treu vergolten werden/
Kein Felß soll nicht so lange stehn/
Als meine Brust von deiner Gluth wird brennen
Und als ich dich will meine schöne nennen.
(S. 46-48)
_____



An Selimenen

Kommt ihr wunderschönen Blicke/
Kommt und fässelt meinen Geist
Durch gelinde Seelen Stricke
Die gar keine Macht zerreist/
Weil der Strahl/ so mich betroffen/
Endlich läst Genade hoffen.

Lieg' ich gleich in Band und Eisen/
Ist die Freyheit völlig hin/
Soll dennoch die That erweisen/
Daß ich höchst vergnüget bin:
Weil einst von den schweren Ketten/
Mich ein schönes Kind will retten.

Was vor ungemeine Schmertzen/
Waren mir nicht vorbewust!
Als die angebrandten Kertzen/
Sich verbargen in der Brust.
Denn es darff bey scharffen Zeugen/
Keine Glut ins Auge steigen.

Doch der Neid muß nun erliegen/
Und die Schälsucht wird verlacht:
Denn der Schatz soll mich vergnügen/
Den ein Argus sonst bewacht.
Noht und Leyden wird versüsset/
Obs die Schwester gleich verdrüsset.

Was Verdruß der muß verschwinden/
Wer auff was Galantes denckt.
Biß man kan den Hafen finden/
Der uns tausend Freuden schenckt/
Denn allhier geliebt zu werden/
Ist ein Paradieß auff Erden.

Müssen manchmal Dornen stechen/
Ey so lässt der Himmel mich
Noch dereinsten Rosen brechen/
Und das Spiel verändert sich
Biß man kan nach trüben Zeiten/
Das gelobte Land beschreiten.

Nun so lachen mich die Blicke
Süsser Hoffnung ferner an/
Biß ich eins mein gantzes Glücke/
In der Liebe finden kan:
Denn das Glücke muß es fügen/
Daß die Losung heist Vergnügen.
(S. 48-49)
_____



Sie liebet ihn wieder

Mein Glücke will mich freundlich küssen/
Und Wermuth gleichen Schmertz durch Nectar-Wein versüssen/
Der Himmel rinnt von Perlen-Thau/
Er öfnet meiner Brust den Uberfluß von Schätzen/
Und wil die Seel auf keinen Bau/
Von irdischer Vergnügung setzen.

Ich weiß mit Noht und Leid zu schertzen.
Es brennen nun in mir wohl tausend Freuden-Kertzen.
Ich geh' auf einer Rosen-Bahn.
Nach schwartzer Nacht muß mir die Sonne klärer scheinen/
Der süsse Morgen bricht nun an/
Und Lachen folget nach dem Weinen.

Kein Centner kan die Schmertzen wiegen/
Die erst auf meiner Brust durch Zweifel musten liegen/
Nun fliehen sie wie Staub in Wind:
Daß machet/ deine Hand kan lindern und auch drücken/
Und wie der Treue Wercke sind/
Nach der Erkentniß auch erquicken.

Und darff ich mir gleich nicht versprechen/
Mein Glücke werde nun die Knospen gäntzlich brechen/
Vielleicht daß es doch bald geschieht.
Dem Maulbeer-Baum ist oft die Freude zu vergleichen/
Daß beydes nur am letzten blüht/
Um auch zu erst die Frucht zu reichen.

Daß ich dir stets getreu gewesen/
Kanst du aus der Gedult in Marter Wochen lesen/
Drum gönne mir dein Freuden-Fest/
Und lasse mir geneigt nach Sturm und Jammer-Winden/
Auch deinen süssen Gnaden-West/
Und meiner Sehnsucht Uffer finden.

Mein Engel nimm auf Brust und Wangen
Nun meinen keuschen Kuß und brennendes Verlangen/
Ich will dein treuer Paris seyn/
Weil du der Helena in allen zu vergleichen/
Drum lasse mir zum Hafen ein
Die Seegel reiner Liebe streichen.
(S. 49-50)
_____



Der Liesimenen Leib-Aria

Meine Losung heist Vergnügen/
Welche sich mein Hertz erwehlt.
Selbst der Himmel wird es fügen/
Daß mich solche Lust beseelt/
Die kein Wechsel eitler Sachen/
Kan zu Mammelucken machen.

Ob mein Glücke selten lachet/
Lachet doch mein froher Geist/
Der aus Dornen Rosen machet/
Und mich mit Vergnügen speist.
Wer die Großmuth sich ersehen/
Kan auf lauter Liljen gehen.

Nichts kan meinen Ruhm versehren/
Ob ein falsches Auge sticht:
Denn wenn sich die Neider mehren/
Grössert sich der Tugend-Licht.
Tugend und ein frey Gewissen/
Sollen hier die Unschuld küssen.

Diese Lust soll mich bekrönen/
So die edle Freyheit schenckt:
Ich will Amors Macht verhöhnen/
Die mit süssen Giffte tränckt/
An der Freyheit schönen Schätzen
Soll sich meine Brust ergetzen.

Soll die Liebe mich Vergnügen/
Wo sie ein Vergnügen ist/
So mag es der Himmel fügen/
Was mich vor ein Liebster Küst:
Denn es brennen itzt die Kertzen/
Edler Freyheit noch im Hertzen.

Doch der Freundschafft schönste Blicke
Lachen mich in dessen an/
Ach hier blühet mein Gelücke/
Daß mich höchst erfreuen kan.
Untreu/ Falschheit und Betrügen/
Müssen hier zum Füssen liegen.

Hier verbinden sich die Hertzen
Durch die angenehmste Treu/
Es macht das beliebte Schertzen/
Daß die Lust vollkommen sey.
Ja der Freundschafft Lieblichkeiten/
Gönnen mir recht güldnen Zeiten.

Andre mögen in den Netze
Unvergnügter Seelen stehn.
Selbst der Himmel liebt die Schätze/
Die ich mir zum Zweck ersehn.
Dieser Entzweck muß es fügen/
Daß die Losung heist Vergnügen.
(S. 50-52)
_____



Er ist glücklich im Schlaffe

Erwünschte Nacht! ihr angenehmen Schatten!
Was vor ein Strahl umzircket mein Gezelt?
Will sich mit mir noch eine Sonne gatten/
Die sich anitzt zu meinem Bette stellt?
Ach Engels-Kind sey tausendmahl willkommen/
Wie bin ich doch so unverhofft beglückt?
Wo hast du denn die Gnade hergenommen/
Daß deine Brust noch meinen Geist erquickt?
Komm lege dich auf dieses sanffte Küssen/
Hier findest du der Liebe Sammel-Platz
Dein Zucker soll mir alle Quaal versüssen
Vergnüge mich du auserwehlter Schatz.
Umarme doch mit wollen weichen Händen
Den heissen Leib/ der sich nach Kühlung sehnt/
Erhebe dich mit deinen zarten Lenden
Schau wie die Lust schon alle Glieder dehnt.
Es sind mein Kind zwar allzu enge Schrancken/
Allein es geht mit süssen Zwang hinein/
Ach Zucker-Kost der kützlenden Gedancken/
Dabey das Marck muß ausgezehret seyn.
Ach laß uns doch die Freude recht geniessen
Bemühe dich und förder ihren Lauff.
Jtzt wird sich gleich der süsse Thau ergiessen
Ach Kind! Ach Schatz! thu deine Muschel auf.
Nur noch einmahl. - - Wie bist du gar verschwunden?
Verfluchter Traum/ der mich so sehr betrügt!
Wo bleiben nun die Anmuhts-vollen Stunden?
Wo ist mein Schatz/ der mir in Armen liegt?
Ach alles ist nur Phantasie zu nennen!
Die führt mich offt auf diese falsche Bahn.
Ach Schönste soll ich stets vergebens brennen?
Was hat dir doch dein treuer Knecht gethan.
Ich seuffze zwar/ alleine gantz vergebens/
Was hilfft die Nacht/ wenn mich die Sonne quält.
Ich sehe schon das Ende meines Lebens/
Wo mich dein Strahl der Liebe nicht beseelt.
(S. 52-53)
_____



An ihre Grausamkeit

So muß ich stets in Jammer Schatten stehn!
Furcht Angst und Weh bestürmen meine Seele/
Ein stetes Ach! heist mich zur Folter gehn/
Wo ich den Geist mit tausend Martern quäle:
Und dennoch will der Ursprung meiner Pein
Ein Engel seyn.

Ein Engel seyn/ reimt sich zu grausam nicht/
Weil sie zum Trost der Menschen sind erschaffen/
Wie daß dein Mund von keiner Wehmuht spricht?
Dein schöner Grimm führt allzu strenge Waffen/
Und meine Schuld/ daß ich zu straffen sey/
Ist Lieb' und Treu.

Ist Lieb' und Treu nicht auch der Liebe wehrt?
Will deine Brust nur Diamanten gleichen?
Ein Felß zerspringt/ worauf das Blitzen fährt:
Jedoch dein Sinn ist gar nicht zu erweichen/
Drum ist allein das Ende meiner Noht
Ein harter Tod.

Ein harter Tod wird endlich deinen Sinn
Zu später Reu und Wehmuht bringen müssen.
Nimm denn das Blut zu einem Opffer hin/
Ich will das Grab auf dein Befehlen küssen:
Der gröste Trost ist mir dennoch dabey
Ich sterbe treu.

Ich sterbe treu. Ach Schönste dieser Welt
Laß meinen Tod doch deine Gnad erwerben!
Schau wie dein Knecht zu deinen Füssen fällt/
Durch Gütigkeit kan Schönheit nicht verderben.
Ach dencke nur ein Hencker muß allein
So grausam seyn.
- - - - - - - - - - - - -

Betrübter Unbestand!
Der meinen Geist Ach! allzusehr betroffen/
Dein falsches Wesen wird mir mehr als wohl bekand/
Was läst der Himmel mich doch nur zum Troste hoffen?
Verliert sein Gnaden-Strahl denn endlich seinen Schein;
Und will mein Freudenstern nun ein Comete seyn?

So ändert sich die Zeit/
Die mich zuvor ließ güldne Stunden zehlen.
Ich seh' im Geiste schon/ daß mich Vergnüglichkeit
Nun vor ein Freuden-Fest heist Marter-Wochen wehlen:
Es bricht der letzte Tag im Jubel-Jahr herein/
Und mein bestürtzer Fuß tritt in die Fasten ein.

Ich strande recht an Port/
Und must zuletzt den härtsten Sturm verspüren.
Man wincket mir zwar sehr an den geliebten Ort/
Ja Lieb und Tugend will mich in den Hafen führen;
Doch da mein Schiff nicht fährt mit Tagus gelben Sand/
So komm ich Armer! auch nicht ins gelobte Land.

So schreckt Egypten mich
Durch trübe Nacht und Unglücks-Finsternissen:
Du Sonne meiner Lust/ warum verbirgst du dich?
Soll ich an deiner Statt die duncklen Schatten küssen?
Jedoch die Unschuld macht dich aller Schulden frey/
Nur das Verhängniß weist mich in die Wüsteney.

Drüm sey getrost mein Geist/
Wenn harter Sturm und Unglücks-Wetter krachen/
Vor dem ein schwaches Rohr sich zu der Erden reist/
Nur Großmuht kan allein bey starcken Donner Lachen.
Der Himmel sieht mich zwar mit rauhen Blicken an/
Wer weiß/ ob nicht sein Strahl mich noch erfreuen kan.

Weh't gleich ein Jammer Wind/
So soll Gedult doch in die Seegel blasen:
Das wandelbare Glück verändert sich geschwind/
Und Zephier küsset mich noch wohl nach Aeols Rasen.
Es anckert mein Gemüht auf beßres Wolergehn/
Mein Schiff soll üm das Haupt der frohen Hoffnung stehn.

Geh Ungedult zur Ruh/
Und Hoffnung komm durch den erwünschten Morgen/
Sprich den vergnügten Trost doch meiner Seelen zu:
Der Himmel wird vor dich und dein Gelücke sorgen:
Die Welt wird nach der Nacht durch Morgenröht erfreut/
Und auf den Winter folgt die schönste Frühlings-Zeit.
(S. 53-55)
_____



Er ist in das Glück verliebt

So soll ich mich niemahls vergnüget wissen?
Beliebtes Glück/ was fliehst du denn von mir?
Was läst du mich nur in Gedancken küssen/
Mein Geist ümarmt den Schatten nur von dir.
Ach gönne mir doch einst dein schönes Wesen
Und letze mich durch deine Gegenwart.
Ich habe dich zur Liebsten auserlesen
Was spielest du mit deinen Knecht so hart?
Du weist ja wohl/ wie wir zuerst gestanden/
Wie mich dein Arm an deine Brust gedrückt.
Du ließest mich an deinen Ufer landen/
Dein schöner Schooß hat Geist und Seel erquickt.
Wie bist du mir denn nun so grausam worden?
Mein Kind du brichst die mir geschworne Treu!
Ach dencke doch/ daß in den Liebes-Orden
Nur Unbestand das gröste Laster sey.

So kehre dann nun wiederum zurücke/
Und ändere den allzu harten Sinn:
Vergeht die Nacht durch heitre Sonnen Blicke/
So stirbt mein Leid durch deine Gnade hin.
Es schwinden gleich die Unglücks vollen Schatten
So bald mich nur dein froher Morgen küst:
Sonst wird der Tod sich mit der Seelen gatten/
Weil Ungelück doch stetes Sterben ist.
(S. 56)
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Uber die Lust in Lieben

Lieben ist das schönste Leben/
Das uns solche Lust kan geben/
Die man unvergleichlich hält.
Ehre/ Pracht/ und grosse Schätze/
Sind versichert nur die Netze/
Die man eitlen Sinnen stellt:

Hier sind Florens Wunder-Auen/
Und in Paradieß zu schauen
Engel/ die empfindlich sind.
Zucker Rosen und Narcissen
Bricht man durch das süsse Küssen/
Wo der Himmel selbst zerrinnt.

Doch man muß sein Glücke Wagen/
Denn auf einen Sturm verzagen/
Daß gewinnt die Vestung nicht.
Ob zu erst die Dornen stechen/
Ach! so ist nicht auszusprechen/
Wie entzückt man Rosen bricht.

Wills die Tugend gleich verfluchen/
Und heist mich was schönres suchen/
Als in schnöder Wollust ruht:
Nun so ehr ich sie von beyden/
Unterdessen kan ichs leiden/
Daß mirs was Galantes thut.
(S. 56-57)
_____



Uber ihre Untreue

Immer hin/
Falsches Hertze/ leichter Sinn!
Lesche nur die starcken Kertzen
In den sonst entflammten Hertzen/
Weil ich es zu frieden bin.
Immer hin/
Falsches Hertze/ leichter Sinn!

Schwur und Treu
Sind Betrug und Heucheley.
Auch die allerschönsten Decken
Sind gar selten ohne Flecken/
Und die Damen einerley.
Schwur und Treu
Sind Betrug und Heucheley.

Doch wie schön
Wissen sie sich vorzusehn.
Wenn die Muschel ist gebrochen/
Und die Perle draus gestochen/
Soll sie erst verschlossen stehn.
Doch wie schön
Wissen sie sich vorzusehn.

Drüm mein Geist/
Suche was unsterblich heist/
Liebe wo die schöne Jugend
Dich durch Klugheit und durch Tugend
Ewig mit Vergnügung speist.
Drüm mein Geist
Suche was unsterblich heist.
(S. 57-58)
_____



Als Rosantes die Liebe
vieler Marter beschuldigte

So die Liebe ja betrübet/
Ist die Schuld nur dem/ der liebet.
Wer sein Leiden stets verschweigt/
Und mit stillen Seuffzern klaget/
Dem ist Amor nicht geneigt.
Weil er nicht nach Hülffe fraget.
Gönnt die Brust
Sich die Lust/
So muß sie auf selbe dencken/
Wo man sie ihr weiß zu schencken.

Frage die/ so dich besieget/
Selbe weiß auch was vergnüget.
Nur bey sich verliebt zu seyn
Heist in Schatten Sonne suchen/
Und die machen offt die Pein/
Die auf ihr Verhängniß fluchen
Einen Brand
Mehrt die Hand
Die noch Qvaal wie heise Kohlen
Zu der Liebes Glut will hohlen.

Wer den Zucker nicht will speisen/
Kan ihn auch nicht süsse heissen/
Auch der Muscateller Most
Muß vor Liebe bitter werden/
Ja es kommt der Götter Kost
Durch die Liebe nur auf Erden.
Glaube diß
Bleibt gewiß:
So die Liebe ja betrübet
Ist die Schuld nur dem der liebet.

- - - - - - - - - - - - - - -

Ach süsse Stunde brich doch an/
Mein Hoffen zu vergnügen.
Mein Hertze dencket stets daran
Durch Lieb und Treu zu siegen.
Drum Amor komm und sey bereit/
Zu krönen die Beständigkeit.

Was kan wohl ein süßre Lust/
Und frohern Sinn verstatten?
Als wenn die allerschönste Brust
Sich wird mit meiner gatten.
Drüm Amor/ komm und sey bereit/
Zu krönen die Beständigkeit.

Doch bist du gantz von Stahl und Stein/
Soll ich zuletzt verderben?
So laß mich nur so glücklich seyn/
In deinen Arm zu sterben.
Ach! Amor komm/ ich bin bereit/
Zu küssen deine Sterblichkeit.
(S. 58-59)
_____



Antwort

Die süsse Stunde bricht nun an/
Dein Hoffen zu Vergnügen.
Dein Hertze dencke nur daran/
Durch Lieb' und Treu zu siegen.
Mein Engel komm/ ich bin bereit/
Zu krönen die Beständigkeit.

Ach ja geniesse nur der Lust/
Die ich dir kan verstatten/
Hier öffnet sich die treuste Brust/
Und will sich mit dir gatten.
Mein Engel komm/ ich bin bereit/
Zu krönen die Beständigkeit.

Ich bin von Wachs und nicht von Stein/
Drum sollst du nicht verderben;
Dein Wunsch wird bald gewehret seyn/
In meinen Arm zu sterben.
Drum komm nur/ Amor ist bereit/
Und küst dich durch die Sterblichkeit.
(S. 60)
_____



An Selimenen

So wolt ihr mich getreue Sinnen quälen/
Und stellt mir stets ein Englisch Bildniß für?
Ihr küsset zwar die Schönste meiner Seelen/
Allein mich reist des Schicksals Macht von ihr.
Ach küsset sie und martert mich dabey/
Ihr seyd getreu.

Ihr seyd getreu der schönen Selimenen/
Die meine Brust vor ihre Göttin hält.
Ach muß ich mich nach dir vergeblich sehnen!
Verbanst du mich noch endlich aus der Welt?
So thu es nur/ du bist mein ander ich/
Verbanne mich.

Verbanne mich auch zu den wilden Mohren/
Ja heiß mich gar in öde Wüsten gehn:
Ich habe mich als Sclave dir verschworen/
Und bins bereit gehorsamst auszustehn.
Doch siehe nur bey meinen Elend an/
Was Gnade kan.

Was? Gnade kan mich auch wohl wieder küssen/
Soll ich demnach wie vormahls glücklich seyn/
So lauff ich gleich mit Tyger schnellen Füssen
Und stelle mich bey meinen Engel ein.
Ach so vergnügt die Freude nach dem Schmertz.
Ein treues Hertz.

Ein treues Hertz muß auch zuletzt erblassen/
Weil meine Noth hier keine Gnad' erreicht:
Nun wohl ich will mein Leben selber hassen/
In dem mein Leib schon einen Schatten gleicht.
Der gröste Ruhm bleibt mir zuletzt dabey/
Ich sterbe treu.
(S. 61-62)
_____



Auf eine Nacht-Lust

Sonne laß den heissen Strahl
Sich doch mit der See vermählen/
Denn so kan ich abermahl
Tausend süsse Stunden zehlen/
Weil allein in schwartzer Nacht/
Meine Freuden Sonne lacht.

Pranget heunt ihr Sternen nicht/
Hüllet euch in dunckle Schatten/
Denn es soll ein schöner Licht/
Sich mit meiner Liebe Gatten.
Nur allein dich seh' ich gern/
Du gewünschter Venus-Stern.

Alles was mich sonst ergötzt/
Muß numehro von mir weichen/
Und was sterblich wird geschätzt/
Soll anitzt die Seegel streichen;
Weil ein Engel gleicher Geist/
Heunte mein Vergnügen heist.
(S. 61-62)
_____



Leib-Aria Mademoiselle H.

Meine Losung heist Vergnügen/
Und die allzeit frohe Brust/
Kan kein Ungelück besigen/
Denn mir bleibet unbewust/
Wie sich andre in der Seelen/
Uber ihr Verhängniß quälen.

Was der Himmel hat beschlossen/
Nehm' ich allzeit willig an.
Denn sich kräncken sind nur Possen/
Weil man es nicht ändern kan.
Und es muß nach Sturm und Krachen/
Doch die Sonne wieder lachen.

Sucht mich Amor zu berücken/
Denck ich doch in meinen Sinn/
Eben so muß mirs gelücken/
Der Verlust ist mein Gewinn.
Ich bin noch darzu vergnüget/
Daß es sich so mit mir füget.

Mein Gemüthe liebt die Schätze/
So der Tugend Reichthum schenckt.
Und wer in der Falschheit Netze/
Und an Laster-Stricken henckt/
Den soll meine Seele neiden/
Und als Gifft und Schlangen meiden.

Falsche Mäuler mögen reden/
Wenn mich gleich Verläumdung trifft
Denn es saugen auch die Kröten/
Aus den schönsten Blumen-Gifft.
Ich will allen Neid verhönen/
Und mich mit der Tugend krönen.

Viele gehn auf harten Wegen/
Die in schlechten Glücke stehn.
Ich will auf den Freuden-Stegen/
Und auf lauter Liljen gehn.
Müssen manchmahl Dornen stechen/
Wird die Zeit auch Rosen brechen.

Geh Melancholey Von hinnen/
Und ihr Sorgen packet euch:
Denn ich bau in meinen Sinnen
Mir ein irrdisch Himmelreich.
Nichts kan mein Gemüht besiegen/
Weil die Losung heist vergnügen.
(S. 62-63)
_____



Cantata Eines verliebten

Aria
Unbestand
Ist das Gifft verliebter Seelen.
Tausend Schmertzen/ Angst und Pein
Können nicht so grausam seyn/
Als die Falschheit weiß zu quälen.
Unbestand
Ist das Gifft verliebter Seelen.


Allein/
Ein edeles Gemühte/
Und das die Tugend liebt/
Grünt in der Treue Blühte/
So nochmahls auch die schönsten Früchte giebt.
Drum will ich lieber tod/ als falsch und untreu seyn.


Aria
Falsche Sinnen
Geht von hinnen/
Und vermeidet meine Brust/
Denn dem Hertzen/
Sind die Kertzen
Edler Treue nur bewust.

Der Engel der mich hat besiegt/
Ist Wunder-schön zu nennen/
Drum schwer ich auch vergnügt/
Biß in die Grufft zu brennen.
Ja das Meer mit seiner Fluht
Leschet nicht die starcke Glut
Denn weil die Treue mich beseelt/
So hat die Liebe/
Durch ihre schönen Triebe/
Uns diese Lust zum Zeitvertreib erwehlt/


Aria
Schönster Engel laß dich küssen/
Küsse mich mein Anderich!
Brich die süsse Lust-Narcissen/
Liebe mich/ ich liebe dich.
Laß uns doch vertraulich schertzen
In den Paradieß der Hertzen.


Drum sol die Felsen-Art
Der Treue mich bekrönen/
Das Schicksal sey so hart/
So wil ich doch die Zeit/
Ja Glück und Neid/
Beständig verhöhnen.
Beständigkeit
Sol mich noch in den Haven führen/
Wo die rechte güldne Zeit/
Und mein Paradieß zu spühren.


Aria
Ich wil durch die Treue siegen/
Süsse Stunde sey bereit/
Meine Sehnsucht zu vergnügen/
Cröne die Beständigkeit.
Führe mich/ ach ja bey Zeiten/
Hin zu tausend Lieblichkeiten.
(S. 64-65)
_____



An Thalestris/ als er von ihr Abschied nahme

Ein treuer Knecht erkühnet sich zu letzt/
Dir schönstes Kind das Blat zu überreichen.
Du hast mich ja der Gnade werth geschätzt/
Dein schönes Hertz durch Seufftzer zu erweichen;
Drum gönne doch ein gnädig Angesicht
Der letzten Pflicht.

Es grünet jetzt der Blumen Lust-Revier/
Wie lachen nicht die bunt bemahlten Auen?
Nur meine Lust/ ja meine schönste Zier
Läst mir der Tod auff seiner Bahre schauen/
Und dieses ist/ was den geqvälten Geist
Fast sterben heist.

Man stösset mich aus meinen Paradieß/
Und habe nichts verbothnes angerühret:
Das Engels-Kind/ das mich erst kommen hieß/
Ist auch allein/ das mir den Schmertz gebühret.
Ach daß ich doch nur in die Wüsteney
Verstossen sey.

Ich werde nun mein allzuherbes Leyd
In steter Traur mit matter Stimme lallen/
Doch denck' ich nur an deine Lieblichkeit/
Und an den Mund von tausend Nachtigallen/
So schweig' ich still/ und seufftze nur bey mir
Allein nach dir.

Ach öffne denn die Schwanen-weisse Brust/
Und laß' es hier gewünschte Ruhe finden.
Vergönne mir zum Troste diese Lust/
Daß ich mich kan in deinen Hertzen gründen/
So hab' ich doch die gröste Qvaal besiegt
Und bin vergnügt.

So lebe denn zu tausend mahl beglückt/
Geniesse stets der höchst-erwünschten Freuden.
Dein Knecht der sich zu deinen Füssen bückt/
Muß nun von dir und dem Vergnügen scheiden:
Mein Freuden-Stern/ und du mein Anderich
Verbergen sich.

Ich bleibe dir/ Annehmlichste der Welt!
Vor alle Gunst in Ewigkeit verbunden/
Dein' Anmuths-Pracht/ der mich gefangen hält/
Hat mich durchs Garn der Dienstbarkeit ümwunden/
Die Sonne muß/ die ich bey dir gesehn/
Stets mit mir gehn.

Ach Weissenfels! du höchst-beliebter Ort!
Talestris Ach! du allerliebste Seele!
Das Schicksal rufft mich nun nach Jena fort/
Drüm ruff auch noch aus deiner Purpur-Höle
Das letzte Wort/ das meine Schmertzen macht/
Zu guter Nacht.
(S. 67-68)
_____



Cantata
Eines verzweiffelten Liebhabers

Aria
Mein Hertze brich entzwey/
Und ende meine Schmertzen.
Ach komm gewünschter Tod!
Versüsse meine Noth/
Und lesche nur die matten Lebens-Kertzen.
Mein Hertze brich entzwey/
Und ende meine Schmertzen.


Komm Tod und strecke mich
Nur auff das Ruhe-Bette/
Komm doch was säumst du dich/
Zerbrich die Lebens-Kette!
Zerreisse meine Brust!
Und auch das Bild/ so mich darinnen qvälet:
Dem Hencker ist die Marter nicht bewust/
Damit sie mich nur halb nicht gantz entseelet.
Ach! Himmel ach! erkalte doch mein Blut
Und auch die heisse Glut/
Die sich in allen Adern rühret/
Damit die Qvaal ihr Ende spühret
Beraube mir die Sinnen/
Daß sie nicht mehr bezaubert sind.
Ach Armer! Ach/ was wilst du noch beginnen/
Dein Wünschen geht im Wind.
Drum öffne dich du Höllen-Schlund!
Und schlucke meine Pein
Nur in dich ein!
Jedoch mein Seufftzen wird den tauben Lüfften kund.

Aria
Himmel/ Erde/ Tod und Hölle
Hört mich unglückselgen nicht.
Was ich liebe/ wil mich hassen/
Was ich suche/ muß ich lassen/
Und mein hartes Schicksal spricht:
Andre schertzen/
Nur die Schmertzen
Sind allein auff dich gericht.
Himmel/ Erde/ Tod und Hölle/
Hört mich Unglückselgen nicht.


Ach Grausame! doch auch mein Leben!
Bin ich darzu versehn?
Dir meine Brust zur Sclaverey zu geben
So dencke nur/ ich bin dir noch verbunden:
Wenn ich durch diese Wunden
Nur darff zum Sterben gehn.

Aria
Stirbt mein Geist durch dein Verlangen/
Ach so stirbt er wunder-schön.
Kan ich nur die Gnad' erwerben/
Daß du mich zu meinem Sterben
Lässest mit Erbarmung gehn.
Stirbt mein Geist durch dein Verlangen
Ach so stirbt er wunder-schön.


Doch nein/
Bey Felsen kan gar kein Erbarmen seyn/
Und Diamantne Sinnen
Sind nur durch Blut/
Und keine Thränen-Fluth
Hier zu gewinnen.
Verdammtes Leben hin!
Soll ich der Höllen Opffer heissen?
Wie daß ich nicht jetzt gleich mein Hencker bin?
Doch nein/ es sollen mich die Furien zerreissen.

Aria
Verdoppelt euch im Hertzen
Angst/ Marter/ Ach und Weh/
Damit ich nur im Schmertzen
Verzweiffelt untergeh.
(S. 69-71)
_____



Er ist eiffersüchtig

Verfluchte Wuth! Du Hencker meiner Seelen!
Was plagst du mich verdamte Eiffersucht!
Soll sich mein Geist um dich zu Tode quälen?
Hat Lieb und Treu nur Grausamkeit zur Frucht.
Nein/ mein Muth/ auf auf erwache/
Dein Gelück besteht in Rache.

Laß deinen Zorn in dessen Blut zerrinnen/
Der deiner Ruh ein Stein und Anstoß ist.
Erweichst du nicht die Diamantne Sinnen/
So ist dein Trost/ daß du gerochen bist.
Drum mein Muth/ auf/ auf erwache
Nichts ist süssers als die Rache.
(S. 71)
_____



Bey einer Barken-Lust

Nehmet ihr getreuen Winde
Meine stillen Seufftzer hinn/
Bringet sie dem Engels Kinde
Dem ich recht gewogen bin.
Saget/ diese Bothen wissen/
Was ich ihm verschweigen müssen.

Schreibet doch ihr Lorberbletter/
Was ich ihm nicht schreiben kan.
Das kein Liebes-Sturm noch Wetter
Meiner Treue was gethan:
Wenn er nun vorbey will gehen/
Last ihn sein vergnügen sehen.

Darff ich ihn nicht selber Küssen/
Will ichs euch ihr Blumen thun.
Wenn er euch nun will begrüssen/
Und auf euren Bette ruhn!
Ach so küsset mein Verlangen
Tausend mahl auf seine Wangen.

Nun ihr Winde/ Blätter/ Rosen
Sprecht zu meiner Sehnsucht ja.
Säumet nicht ihn lieb zu kosen/
Denn er ist schon selber da.
Doch diß sey ihm vorgeschrieben/
Jtzo schweigen/ und doch lieben.
(S. 71-72)
_____


Aus: Die Edle Bemühung müssiger Stunden
In Galanten, Verliebten/
Sinn- und Schertz- und Satyrischen
Gedichten
Von Menantes
Hamburg Verlegts Gottfried Liebernickel
Buchhändler im Thum 1702
 


Biographie:

http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Friedrich_Hunold


 


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