Theobald Kerner (1817-1907) - Liebesgedichte

Theobald Kerner



Theobald Kerner
(1817-1907)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 




Trennung

Mein Träumen ist ein Traum von dir allein,
Mein Wachen ist ein Wachen nur für dich,
Mein Denken ist nur ein Gedenken dein,
Mein Leben - gibt's ein Leben noch für mich?

Dies jähe Leid, das mir die Brust durchzückt,
Ist das noch Leben? nein, ein Leben ist,
Wenn man, das Lieb an's heiße Herz gedrückt
Im Doppelleben, daß man lebt, vergißt.

Doch rißt das Herz ihr von dem Herzen fort,
Nicht lebt es mehr, doch kann auch sterben nicht:
Es zuckt und findet Rast an keinem Ort,
Bis auch das and're Herz im Tode bricht.
(S. 53)
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Kurzer Traum

Ach, es war doch gar zu schön
Heute Nacht im Traume!
Bei einander standen wir
An dem Waldessaume,
Sahen nochmals scheu zurück -
"Lebet wohl, ihr Städter!"
Gleich darauf hat's drin gerauscht -
Küßt der Wind die Blätter?

Ja, es wurde wohl geküßt,
Aber nicht vom Winde:
Ich und du, mein Schatzerl, war's,
Küßten uns geschwinde,
Recht geschwind', als wüßten wir,
Wenn der Traum vergangen,
Daß wir dann viel Meilen weit
Nicht zusammenlangen.
Richtig war der Traum auch aus,
Eh' wir's halb nur dachten -
Ach, kein Wunder, daß wir jetzt
Noch nach Küssen schmachten!
(S. 53-54)
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Das ist kein Leben -

Das ist kein Leben, nein, das ist ein Sterben,
Ist langsam Sterben, ist ein still Verbluten:
Das Auge trocken und versiegt die Thränen -
Das Herz nur lebt und in ihm seine Gluten.

Am Fenster sitz' ich Tag' und Nächte traurig -
O könnt' ich schlafen, würde von dir träumen -
Ich starre, als wie suchend, in die Weite:
O komme, Lieb, wie lange willst du säumen?

Die Wolken jagen durchs des Himmels Felder,
Die Sterne blinken durch mit hellem Scheine -
Mein heißes Haupt lehnt an der kalten Scheibe:
Ach, wenn ich wäre dieser Wolken eine!

Hin über's Thal, die Berge wollt' ich fliegen
Zum stillen Haus - O Ruhe ihr, der Reinen!
Sie schlafe sanft und hör' nur, wie im Traume,
In tausend Thränen mich herniederweinen.
(S. 57)
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Ob braun dein Aug' -

Ob braun dein Aug', ob blau es ist gewesen,
Das wußt' ich nicht: mir war es wie ein Buch,
In dem ich konnte deine Seele lesen;
Mir war es wie ein mächt'ger Zauberspruch,
Der mir in Bande schlug mein ganzes Wesen.

Wie Paulus sah ich in den Himmel trunken:
Die eig'ne Seele wollt' entflieh'n zu dir,
Wollt' sterben hin in deinen Blick versunken -
Da hat die Liebe wie ein Engel mir
Zu neuem Leben d'raus hervorgewunken.
(S. 57-58)
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Unaufhaltsame Liebe

Wild, unaufhaltsam strömt des Herzens Welle:
Befiehl ihr, jetzt hübsch stille soll sie stehen,
Soll sanft nach deinem kalten Rhythmus gehen -
Kann sie's? nein! nein! es ras't die heiße Quelle
Geschmolz'ner Lava gleich durch alle Adern,
Durch Arme, Muskeln, daß sie dich umfangen;
Zerschneide sie! sie leben fort als Schlangen.
Dies Herz gab Gott: was willst du darum hadern?
Ich hab's von Gott, doch nicht vom grämlich Alten,
Dem frommen Lieb- und Paradies-Verwehrer -:
Zeus gab es mir, der Semeleverzehrer,
Und brechen kann es, aber nicht erkalten.
(S. 58)
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Das böse Auge

Wo krank ich ward, könnt' ich gesunden schnelle;
Ich suche Ruh' in Waldes tiefsten Gründen
Und kann doch vor mir selbst nicht Ruhe finden;
Freud', Trost und Leid schöpf' ich aus Einer Quelle;
Frei will ich sein und ließ' mich gerne binden.

O süßes Schmerzen! hoffnungsloses Hoffen! -
Wie läßt sich all' der Widerspruch vereinen?
Mit Recht mag ich behext den Andern scheinen;
Ich bin es auch: vom bösen Aug' getroffen,
Vom liebsten aller bösen, von dem Deinen.
(S. 59)
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Alles um Eins

Weg warfst du Alles, was du dein genannt,
Den Leidensbecher trankst du bis zum Grunde;
Jedoch ein treues Herz hast du erkämpft,
Und glücklich bist du ob dem selt'nen Funde -
So stürzt sich kühn der Taucher in die Fluth
Und holt die Perle aus dem Meeresschlunde.
(S. 59)
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Das wunde Herz

Amor, dieser blinde Wicht,
Weh, was hat er mir gethan!
Blind sei er? o traut ihm nicht -
Seht mein blutend Herze an:
Kaum war es aus meiner Hut,
Sah's der Schelm nur allzu gut,
Schlüpfte unverseh'n hinein.
"Halt!" rief ich, faßt' ihn am Bein,
Zog und zog - "du mußt heraus!" -
Doch umsonst! wie eine Katze
Stemmt er sich, fängt ein Gekratze
Und ein Krallen an, o Graus!
Daß ich, schreiend auf vor Schmerz,
Fahren ließ; jetzt sitzt er fest,
Thut, als wär's schon längst sein Nest -
Ob das arg zerkratzte Herz
Schmerzt und blutet oder nicht,
Was scheert sich darum der Wicht!
(S. 60)
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Aus deinem Auge hell und klar -

Aus deinem Auge hell und klar
Entsteigt ein Traum mir wunderbar -:
Mir ist's, ich sei ein Eremite
Und sitze in des Waldes Mitte
Vor meiner Höhle; auf den Knieen
Halt' ich ein Buch; die Wolken ziehen
Ob meinem Haupt, die Bäume rauschen:
Ich höre nichts, ich muß nur lauschen
Den Stimmen, die mir flüstern zu
Aus meinem Buch - welch' sel'ge Ruh',
Welch Frieden strömt aus der Legende,
Der frommen, kindlichen! ohn' Ende
Möcht' ich sie lesen, wieder lesen:
Mir ist's, ich würd' ein besser Wesen,
Würd' wieder ganz ein frommes Kind - -
Doch weh, was klappt der böse Wind
Das Buch mir zu? - mein Träumen endet,
Sobald dein Aug' sich von mir wendet.
(S. 60-61)
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Schach

Sieh', der Springer in dem Schache,
Über dunkle, über lichte
Felder eilt er raubbegierig,
Ruft jetzt: "Schach der Königin!"

"Schach der Königin des Herzens,
Schach der auserwählten Dame!"
Rief ich; dunkle, lichte Stunden,
Alle übersprang ich muthig,
Ruhte nicht, bis du warst mein.
(S. 61)
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Gefangen

Wie von Zweig zu Zweig der Vogel
Flog ich frei durch's lichte Leben;
Plötzlich - wie ist mir's ergangen!

Sind Magnete deine Augen?
Oder Schlingen deine Arme?
Unrettbar bin ich gefangen.

Weh', der leichte Sonnenfaden,
Der geschwärmt in blauen Lüften,
Blieb an einer Rose hangen!
(S. 62)
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Wollt' in Prosa, wollt' in Reimen -

Wollt' in Prosa, wollt' in Reimen
Ich beschreiben deine Zier,
Hieße das, mit Kohle malen
Eine Sonne auf's Papier.

Und doch war's nicht äuß'res Schauen,
Das mich dir gefangen gab -
Hast vom Fischer du gelesen,
Den's zur Meerfrau zog hinab?

Meine Seele war der Fischer,
Und dein Auge war die See,
War die stille, klare Fläche,
Der entstieg mein Liebesweh.

Willig bin ich hingesunken -
Halb hast du gewunken mir:
Jetzt - will Gott einst meine Seele,
Muß er suchen sie in dir.
(S. 62-63)
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Ständchen

Schläfst du oder wachst du,
Herzlieb, Herzlieb, Herzlieb?
Es schleicht zu deinem Fenster
Ein Dieb, ein Dieb, ein Dieb.

Er möchte Küsse stehlen:
O gib, o gib, o gib!
Es hat fürwahr dich Keiner
So lieb, so lieb, so lieb.

Halt fest mit weichen Armen,
Herzlieb, Herzlieb, Herzlieb,
Gefangen und umfangen
Den Dieb, den Dieb, den Dieb!
(S. 64)
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Mein Lebensschmerz

Ach, es ist doch zum Verzweifeln
Und mein wahrer Lebensschmerz,
Und ich wünsch' zu allen Teufeln
Mein gefühlvoll, weiches Herz!

Überall, in jedem Städtchen,
Ja in jedem Dorf fürwahr
Gibt's so liebe, schöne Mädchen,
Und ein Kirchlein mit Altar.

Braunen, Blonden, Kleinen, Großen,
Möcht' ich rufen: "kommt, seid mein!
Nur im Frühling bricht man Rosen -
Alle Tag' soll Hochzeit sein!"

Aber ach, wenn ich auch wäre
Türke, Pascha, Sultan gar,
Mehr als Tausend könnt auf Ehre
Ich doch nehmen nicht im Jahr.

Ja, und wenn ich lieben könnte
Alle von dem Rhein zum Belt,
Lang' vielleicht nach meinem Ende
Kommt die Schönste erst zur Welt!

Ach, und die hab' ich dann nimmer,
Lieg' im Grabe kalt und bleich,
Während über mir sich immer
Neu verjüngt der Liebe Reich!

Nein, das ist doch zum Verzweifeln,
Und ein wahrer Lebensschmerz,
Und ich wünsch' zu allen Teufeln
Mein gefühlvoll, weiches Herz!
(S. 64-65)
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Liebesqual

Sie lehnt traurig an dem Fenster,
Schauet in die stille Nacht,
Und sie flüstert wie im Traume:
"Liebes Lieb, ach, gute Nacht!"

Er, im Kreise froher Zecher,
Fühlt sich plötzlich so allein -
Aus dem Herzen steigt die Frage:
"O mein Schatz, gedenkst du mein?"

Welche Qualen schafft die Liebe:
Sie macht traurig und allein!
Und doch möchte ohne Liebe,
Ohne Liebe Niemand sein!
(S. 66)
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O wär' ich eine Nachtigall -

O wär' ich eine Nachtigall -
Ich säng' vor Liebchens Haus:
Dann tritt sie bei dem süßen Schall
Auf den Balkon heraus.

Der Mondenschein umflattert licht
Ihr weißes Nachtgewand,
Schaut ihr still lächelnd in's Gesicht
Und küßt die kleine Hand.

Die Nachtviolen senden ihr
Zum Gruß den süßen Duft,
Die Wange streicht ihr der Zephyr,
Der lose, leichte Schuft.

Doch sie merkt all' die Schmeichler kaum
Und lauscht nur meinem Lied,
Das wie ein ahnungsvoller Traum,
Die Seele ihr durchzieht.
(S. 66-67)
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Frühlingswünsche

Im Frühling, wenn sich Baum und Strauch
Hat bräutlich angezogen,
Da kommen mir die Wünsche auch
Gleich Lerchen angeflogen.

Ich möchte sein ein stolzer Baum,
Hoch in den Himmel ragen;
Ich möcht' des Waldes grünen Raum
Als flinkes Reh durchjagen.

Ein starker Adler möcht' ich sein,
Aufwärts zur Sonne streben;
Ich möcht' der Blumen bunte Reih'n
Als Schmetterling durchschweben.

Ich möcht' als Sturm durch Meere hin
Wild tanzen meinen Reigen -
Ich blieb am liebsten wer ich bin,
Wenn du nur wär'st mein eigen.
(S. 67-68)
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In der Nacht

Gedenkst du mein? - und eine Thräne rinnt,
Die Worte löschend, nieder auf's Papier;
Ich sprech' umsonst: Ach, was bin ich ein Kind! -
Die Thräne fällt, und and're folgen ihr.

Im Schlafe Alles - ich noch sitz' allein,
Denk' traurig an das treue, ferne Lieb:
Die Lampe lischt, zur Scheibe blickt herein
Der blasse Mond, will sehen, was ich schrieb.

O ziehe weiter deine stille Bahn,
Kannst Worte wenig, viel der Thränen seh'n -
Doch wenn du kommst an ihrem Hause an,
Dann bleibe leis' vor ihrem Fenster steh'n.

Gib Acht, auch sie denkt jetzt in Kummer mein -
O Mond, die Liebe bringt viel Herzeleid;
Doch besser, tragen solche heiße Pein,
Als geh'n wie du in kalter Einsamkeit.
(S. 68-69)
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Ich bin in's Meer gefallen

Ich bin in's Meer gefallen,
Tief hinein bis auf den Grund,
Liege bei Perl' und Korallen.

Es scheinet die liebe Sonne
Zu mir nieder licht und warm,
Durchströmt mich mit sel'ger Wonne.

Auch seh' ich Lilien und Rosen -
Und kurz, poetisch gestimmt
Bin ich heut' beim Küssen und Kosen.
(S. 69)
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An Else

Ach, wie mich doch der Himmel liebt,
Der mir von seinen Engeln all
Den schönsten, liebsten, lieblichsten
Zur irdischen Gefährtin gibt.

Oft bangt mir fast vor meinem Glück:
Mir ist, als könnte plötzlich sie
Entfliegen und heimkehren schnell
An ihren Himmelsplatz zurück.

Doch seh' ich keine Flügelein
An ihrem weißen Schulterpaar -
Still harrend bis man mich einst ruft,
Wird sie auf Erden bei mir sein.
(S. 69-70)
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Liebesmacht

Ach, wer kann auf Erden sagen:
"Nie, nie, nie verlieb' ich mich!
Ich kann hoch den Nacken tragen:
Er beugt nie der Liebe sich!"

Amor ist ein flinker Junge -:
Trotze Einer diesem Gott!
In das Herz mit Einem Sprunge
Hüpft der kleine Sakerlot.

Und er thut, als ob er wäre
Drin schon Jahre lang zu Haus,
Und, wie man dem Schelm auch wehre,
Nimmer bringt man ihn heraus.

Ja, es ist der Gott der Liebe
Flüchtiger als Luft und Licht -:
Schloß und Riegel hilft gen Diebe,
Gegen Liebe hilft es nicht!
(S. 70-71)
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Zum Abschied

O weine nicht, o freue dich,
Bin ich auch fern von dir:
Ob nah', ob fern - ich denke dein,
Die Liebe zieht mit mir.

Sie schickt den Traum mir in der Nacht,
Ist mir am Tag Geleit;
Sie flüstert: Bleibe treu, o Herz,
Bleib' treu in Freud' und Leid!

In Freud' und Leid ich bleibe treu,
Ich liebe dich allein -
Ich finde ja kein lieber Lieb:
Wie könnt' ich untreu sein!
(S. 71)
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Lied

Zur Winterszeit gegangen
Bin ich vom Lieb voll Weh -
Ein Herz und unsre Namen
Hab' ich gemalt in Schnee.

Im Frühling kam ich wieder:
Der Schnee war nicht mehr da -
Und viele Blümlein blühen
Auf Liebchens Grab ich sah.

Wohin bist du gegangen
O Schnee? Zur Erd' hinein.
Wo bist du, all mein Lieben?
Ach, tief im Leichenschrein!
(S. 72)
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Kennst du das auch?

Kennst du das auch? - Man denkt an's Lieb,
Es schlägt das Herz so fiebrig bang -
Horch, Mitternacht! und noch kein Schlaf?
O Gott, wie ist die Nacht so lang!

Am Fenster heult der Wind vorbei. -
Ein Lieb! ein Lieb! - kann's möglich sein? -
Ein Lieb, ein Lieb, und fern von ihm! -
Die Hand am Herzen schläft man ein

Und träumt: - O du mein herzig Lieb,
Das Leid vorbei und ich bei dir!
Ich presse dich so fest an's Herz,
Und nimmer, nimmer scheiden wir! -

Und weh', man ist erwacht und starrt
Vom Lager in die Nacht hinein,
Und sucht und sucht -: wo bist du, Lieb?
Das Wachen scheint jetzt Traum zu sein.

Es krächzt die Fahne auf dem Dach,
Die Blätter jagt der Sturm empor -
Man drückt in's Kissen das Gesicht,
Und heiße Thränen stürzen vor.
(S. 72-73)
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An Sie

Allzunahe stehen sich
Dichten und erdichten;
Darum kann ich auch an dich
Nicht Gedichte richten.

Wie die leichten Nebel flieh'n
Vor der Sonne Klarheit,
Will kein Liebeslied erblüh'n,
Wenn die Liebe Wahrheit.
(S. 73-74)
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Die stille Klause

Weit von dem Weltgetöse
In eines Waldes Tiefen,
Wo nie die Axt geklungen -
Da eine stille Klause!
Und keine, keine Stimme,
Als Liebessang von Vögeln,
Die singen von den Bäumen,
Die meine Klaus umwogen,
Und das die deine, deine,
Die Liebes sagt, - dann könnte
Die wunde Seel' gesunden.

Umsonst! wozu dies Denken!
Gekettet bleibt die Seele,
Und nie kann sie gesunden,
Als bis den Leib, den müden,
Umgibt die stille Klause
Inmitten von den Todten.
(S. 74)
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Die Weide

Zur alten grauen Weide
Am stillen Bachesrand,
Wo wir in heißer Liebe
Oft saßen Hand in Hand,

Zu ihr, der Stillvertrauten,
Bin ich gegangen heut' -
Ich saß zu ihren Füßen
Und dacht' an alte Zeit.

Noch säumten rings die Blumen
Das Ufer festlich ein,
Als wollten sie zum Strauße
Wie einst gebrochen sein.

Ich hab genommen eine,
Sie fest an's Herz gedrückt:
"Mach' es gesund, o Blume!"
Dann hab' ich sie zerpflückt,

Gab Blatt für Blatt den Wellen,
Und eine Thräne d'rein -
Sie zogen leis' vorüber
Im Abendsonnenschein.

Die alte graue Weide
Ich hab' sie eng umfaßt:
Sie rauschte trüb' im Winde,
Zum Wasser hing ein Ast -

Als dächt' die Einzigtreue
An alte Zeit zurück
Und wollt' mir helfen angeln
Nach dem versunk'nen Glück.
(S. 75-76)
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Warme Liebe

Liebe ist an Sommers Statt:
Wer ein Lieb im Arme hat,
Der kann keck des Winters spotten -
Liebe ist an Sommers Statt.

Wo Zwei stehen treu vereint -
Wenn die Sonne trüb' auch scheint:
Bald wird's warm auch in der Kälte,
Wo Zwei stehen treu vereint.

Lieb' entstand im Paradies;
Daraus hat sie auch gewiß
Ein Stück Wärme mitgenommen -
Lieb' entstand im Paradies.

Treue Liebe ewig brennt -
Feuersglut geht bald zu End':
Darum such' für's kalte Leben
Ein treu Herz, das ewig brennt.
(S. 76)
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Licht in der Liebe

Die Liebe ist wie eine Leuchte
Durch einen tiefen, finstern Schacht:
Die Wände strahlen bunt in Farben,
Krystalle blitzen durch die Nacht.

O welche Pracht! viel tausend Sterne!
Es schimmert wie ein Feensaal! -
Die Leuchte lischt -: hinschleichst du traurig
An Wänden, die nur feucht und kahl.
(S. 77)
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Aus: Die Dichtungen von Theobald Kerner
Hamburg Karl Grädener 1879

 

Biographie:

http://de.wikipedia.org/wiki/Theobald_Kerner



 

 


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