Der Völker
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(Ausgewählte Gedichte)
 

(c) Günter Havlena pixelio.de
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 Wilhelm IX. Graf von Poitiers
(1071-1127)


Der Schönsten

Ihr muß sich jede Wonne neigen,
Die Macht ihr dienen weit und breit
Ob ihrer holden Freundlichkeit,
Dem milden Blick auch, der ihr eigen.
Laßt Einen hundert Jahre erreichen,
Sie sättigt ihn zu keiner Zeit ...

Das es nichts Schönres gibt im Leben,
Kein Mund es sagt, kein Aug' erblickt,
Behalt ich sie, die mich beglückt,
Um mir die Seele zu erheben,
Und frische Kraft dem Leib zu geben,
Daß ihn das Alter nimmer drückt.

Ich bin, will sie mir Gunst gewähren,
Zum Nehmen und zum Dank bereit,
Zum Huld'gen und zur Herrlichkeit,
Will stets erfüllen ihr Begehren
Und halten ihren Ruf in Ehren,
Ihr Lob verkünden weit und breit.

Nichts darf ich wagen ihr zu schicken,
Sie zürnt, und das nimmt mir den Mut,
Noch selbst - so bin ich auf der Hut -
Wag' ich mein Leid ihr auszudrücken;
Doch sie sollt' auf mein Bestes blicken,
Das ganz in ihren Händen ruht.


(Übersetzt von Friedrich Diez 1794-1876)


 

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