Der Völker
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(Ausgewählte Gedichte)
 

(c) Günter Havlena pixelio.de
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Dante Alighieri
(1265-1321)


Beatrice

So ganz holdselig scheint, so reich an Sitte
Die Liebste, sieht man sie im Gruß sich neigen,
Daß Zittern jeden Mund befällt und Schweigen
Und keinem Aug' ein dreister Blick entglitte.

Sie aber geht durch der Entzückten Mitte,
Gekleidet mild in Demuth, die ihr eigen.
Da ist's, als ob vor uns vom Himmelsreigen
Ein Wunderbild zur Erde niederschritte.

Sie stellt sich jedem Blick so lieblich dar,
Daß eine Süße dringt durch's Aug' ins Herze,
Die keiner, der ihr fremd, zu kennen wähne.

Und von den holden Lippen wunderbar
Weht linder Hauch, erfüllt von Lieb' und Schmerze,
Der zu der Seele spricht: Nun seufz' und sehne!

(Übersetzt von Paul Heyse 1830-1914)


 

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Literatur: Das Buch der Liebe
Eine Blütenlese aus der gesammten Liebeslyrik
aller Zeiten und Völker
In deutschen Uebertragungen
Herausgegeben von Heinrich Hart und Julius Hart
Zweite Auflage
Leipzig Verlag von Otto Wigand 1889 (S. 157-158)