Der Völker
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(Ausgewählte Gedichte)
 

(c) Johannes Kiefer pixelio.de
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Dschajadeva
(12. Jh.)


Versöhnung
(aus dem Gita-Govinda)

Deinem Munde entströme das Wort
Süß wie Nektar zur freudigen Feier,
Wie die Trennung heb' ich auch auf
Den die Brust dir verhüllenden Schleier.
Nahe jetzt sogleich, o Radha,
Dem dir genahten Narajana!

Deine schwellenden Busenhöhn
Bringe mit meiner Brust zusammen!
Du auch empfingest den Liebsten ja gern:
Lösche die brennenden Liebesflammen!
Nahe jetzt sogleich, o Radha,
Dem dir genahten Narajana!

Gieb mir, o Schöne, den Nektar des Mundes,
Rufe in's Leben den, der dich verehret,
Der in dir nur lebt und webt,
Den die Trennungsglut verzehret!
Nahe jetzt sogleich, o Radha,
Dem dir genahten Narajana!

Möge nicht ferner dein Auge mich sehn,
Mich den gequälten, mit nutzlosem Grolle!
Blinzelt dein Auge doch gleichsam verschämt;
Gib mir die Wonne der Liebe, die volle!
Nahe jetzt sogleich, o Radha,
Dem dir genahten Narajana!

(Übersetzt von Ernst Meier 1813-1866)


 

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Literatur: Das Buch der Liebe
Eine Blütenlese aus der gesammten Liebeslyrik
aller Zeiten und Völker
In deutschen Uebertragungen
Herausgegeben von Heinrich Hart und Julius Hart
Zweite Auflage
Leipzig Verlag von Otto Wigand 1889 (S. 20-21)