Der Völker
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(Ausgewählte Gedichte)
 

(c) BirgitH pixelio.de
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Christian Winther
(1796-1876)


Sehnsucht

Ich konnte Schlaf nicht finden
Vor Nachtigallensang,
Der aus den dunklen Linden
Durch's Fenster zu mir drang.
Da öffnete ich's leise,
Die Nacht war mild und klar,
Die süße Liebesweise
Ergriff mich wunderbar.

Ein Posthorn in der Ferne
Der Nachtigall Jubellied,
Ein Strahl einsamer Sterne
War, was ich unterschied.
Dein Bildniß aber schwebte
Im Hintergrund der Nacht,
Und meine Brust durchbebte
Der Sehnsucht dunkle Nacht.

Ich sandte dir viel Grüße
Und manchen Liebesblick
Und viele heiße Küsse -
Kein Gruß kam mir zurück.
Und wie ich stand und lauschte
War jeder Klang verhallt,
Und nur der Nachtwind rauschte,
Die Sterne blinkten kalt.

Glaubst du, ich könnte vergessen, -
Ich, der so treu dich liebt?
Du bleibst mir unvergessen,
Bis mich das Grab umgiebt.
Ja trotz der Todesschmerzen
Wird noch beim Wiedersehn
Dein Name meinem Herzen
Tief eingeschrieben stehn.

(Übersetzt von Katharina Kasch 1839-1901)


 

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Literatur: Das Buch der Liebe
Eine Blütenlese aus der gesammten Liebeslyrik
aller Zeiten und Völker
In deutschen Uebertragungen
Herausgegeben von Heinrich Hart und Julius Hart
Zweite Auflage
Leipzig Verlag von Otto Wigand 1889 (S. 377-378)