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(c) Faulpaul
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Horaz
(65 v. Chr. - 8 v. Chr.)
Neue Liebe
Weckst du, Göttin, der Leidenschaft
Wilde Mutter, und du, Knabe der Semele,
Und du, lüsterner Übermut,
Längst verschworne Glut wieder im Herzen mir?
Stets an Glyceras schimmernden
Nacken denk' ich, vor dem Parischer Marmor weicht,
An ihr reizend verwegnes Spiel
Und den trunknen feucht schwimmenden Wonneblick.
Ihre Inseln vergessend fällt
Dann mit ganzer Gewalt Venus mich an und läßt
Mich nicht Scythen noch flüchtiger
Partherreiter Geschoß singen, noch andres sonst.
Bringt denn duftige Rasen mir,
Heil'ge Kräuter mir her, Knaben, und Räucherwerk,
Auch die Schalen mit Firnem reicht!
Wenn das Opfer gebracht, wird sie gelinder sein.
(übersetzt von
Emanuel Geibel 1815-1884)
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