Der Völker
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(Ausgewählte Gedichte)
 

(c) Hermann pixelio.de
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Horaz
(65 v. Chr. - 8 v. Chr.)


Versöhnung

Horaz
Da du hold mir noch, Lydia,
Da kein Anderer noch koste mit Schmeichlerhand
Deinem glänzenden Nacken, da
War ich glücklicher als Fürsten vom Perserland.

Lydia
Da du einzig noch liebtest mich,
Da dir Chloe noch nicht theurer als Lydia,
Da war höher gepriesen ich
Als die - herrlicher Ruhm! - römische Ilia.

Horaz
Ja, jetzt fesselt mich Chloe, die
Süße Weisen versteht, hold durch ihr Machtgebot.
Furchtlos stürbe ich selbst für sie,
Überlebte sie nur ihres Geliebten Tod.

Lydia
Ja, ein zart Aneinanderziehn
Jetzt für Calais mir sehnend die Brust durchloht.
Zweimal stürbe ich gern für ihn,
Überlebte er nur seiner Geliebten Tod.

Horaz
Wie, wenn einstige Lieb' erwacht
Und in ehernes Joch neu die Getrennten zwingt?
Wenn ich breche der Chloe Macht,
Und geöffnet mir dann Lydia's Thüre winkt?

Lydia
Schöner zwar als ein Stern ist er,
Leichter du als ein Kork, tobender deine Brust
Als des Hadria grollend Meer:
Mit dir lebte ich gern, stürbe mit dir voll Lust.

(übersetzt von Otto Franz Gensichen 1847-1933)



 

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Eine Blütenlese aus der gesammten Liebeslyrik
aller Zeiten und Völker
In deutschen Uebertragungen
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Leipzig Verlag von Otto Wigand 1889 (S. 57-58)