Clarissa Lohde (1836-1915) - Liebesgedichte

 

 

Clarissa Lohde
(1836-1915)


Wunsch

Sieh ich dort die Wolken, rot vor Glut
Im Feuerkreis der Sonne,
Sie tauchen in die gold'ne Flut,
Wie trunken fast vor Wonne.

So möcht' mit dir im Feuerschein
Des Lichts ich Wonne trinken,
In Glut mit dir vereinigt sein
Und dann in Nacht versinken.
(S. 289)
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Liebesglück

Allüberall, wo ich auch geh',
Im grünen Hain, am blauen See,
Beim Waldesrauschen, beim Vogelsang,
Da hör' ich deiner Stimme Klang.
Und wenn ich hinauf zum Himmel schau,
Seh' ich in deiner Augen Blau,
Seh' ich dein liebes Angesicht,
Das wonneselig zu mir spricht,
Aus Höh'n und Tiefen rauscht's um mich:
Ich liebe dich, ich liebe dich!
(S. 290)
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Gedichte aus: Unsere Frauen in einer Auswahl aus ihren Dichtungen
Poesie-Album zeitgenössischer Dichterinnen
Von Karl Schrattenthal
Mit zwölf Porträts in Lichtdruck
Stuttgart 1888


Biographie:

Boetticher, Frau Professor Clarissa, Ps. Clarissa Lohde, Berlin W. Schillstr. 8, die Schwester des berühmten Klinikers Ernst von Leyden, wurde am 13. Juli 1836 in Danzig als Tochter des Regierungsrates Leyden geboren und besuchte die ausgezeichnete Schule des Predigers, späteren Schulrates Alberti in Marienwerder. Ihre erste Ehe mit dem Rittergutsbesitzer von Below wurde geschieden, ihren zweiten Gatten den Professor Ludwig Lohde, welcher sie zu litterarischem Schaffen anregte, verlor sie nach 9jähriger Ehe, und nach zweijährigem Witwenstande heiratete sie den Professor an der Bau- und Kunstakademie, Direktor der Skulpturen-Gallerie, Dr. Karl Boetticher, Verfasser des berühmten Werkes "Die Tektonik der Hellenen", mit welchem sie Reisen in Italien und Griechenland machte. Berichte über dieselben brachten die Vossische Zeitung, die Roman-Zeitung, Illustrierte Zeitung, Illustriertes Sonntagsblatt, während eine Anzahl von Novellen und Romanen in der Sammlung der Illustrierten Zeitung, der Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens (Stuttgart), in anderen Zeitungen und Zeitschriften und in Buchausgabe erschienen. Ausserdem veröffentlichte Frau Professor Boetticher in der Sonntagsbeilage der Voss'schen Zeitung eine Anzahl historischer (Essays), Lebensbilder berühmter Frauen. Seit 1889 abermals Witwe, erlebte sie noch den grossen Schmerz, ihren einzigen Sohn durch den Tod zu verlieren. Doch lebt ihr in Berlin noch eine verheiratete Tochter.

aus: Lexikon deutscher Frauen der Feder.
Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienene Werke weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme. Hrsg. von Sophie Pataky
Berlin 1898
 

 

 


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