Olga Luis (Ps. Gola Luigi) (1858-?) - Liebesgedichte

Luis Olga (Ps. Gola Luigi)



Olga Luis (Ps. Gola Luigi)
(1858-?)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:






Wer löschet, wer löschet die Flammen

"Wer löschet, wer löschet die Flammen?"
Im Turmgemach lehnet die fürstliche Frau,
Die stolzeste, schönste im weitesten Gau.
Sie lehnet und lächelt und spinnt.
Doch drunten, die Laute im bebenden Arm,
Das zuckende Antlitz erblichen von Harm,
Der Sänger verweilet und sinnt.

Wer löschet, wer löschet die Flammen?
Die Saiten sie tönen so grell und so bang,
Erbarmen wohl heischet sein sehnender Sang,
Es lodert sein flehender Blick.
Er klagt mit gewaltsam beschworenem Mut
Von einsamem Lenz und verzehrender Glut,
Von nieder'm und düster'm Geschick.

Wer löschet, wer löschet die Flammen?
Die Klage sie bahnt sich mit mächt'ger Gewalt,
Empor zu der prächtig geschmückten Gestalt,
Die flimmerndes Goldlicht umrinnt.
Die Stolze, sie höret den jammernden Schrei,
Es brach wohl ein Herz - und das Glück gieng vorbei -
Sie aber - sie lächelt und spinnt.
(S. 474)
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Der letzte Ton

Die letzten Saiten, die sind nun zersprungen,
Wie all mein Glück zersprang!
Und grell von den zerriss'nen Saiten
Der letzte Ton erklang.

Ein Instrument, zerbrochen, ohne Töne,
Man wirft es achtlos fort -
Und für ein Menschenherz von Gram gebrochen,
Da gilt kein - Trosteswort. -
(S. 475)
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Ahnung

Vor Zeiten, als mein Blick Dich heiß umfangen,
Als glutentfachend Dich mein Arm umschlang,
Da tönte Philomelens Zaubersang
Hinein in unsrer Herzen süßes Bangen.

Und als die Töne mählich sanft verklangen,
Da ruht' mein Mund auf Deinem heiß und lang,
Doch als ich mich von Deinen Lippen rang,
Sah Thränen ich an Deinen Wimpern hangen.

Kam Dir, Geliebte, schon in jener Stunde
Ein Ahnen unsrer todeswehen Qualen,
Ein Vorgefühl der unheilbaren Wunde,

Mit der, getrennt, wir einst'ges Glück noch zahlen? -
Ich frag' umsonst. - Zu mir dringt keine Kunde.
Ich bin allein - allein mit meinen Qualen.
(S. 475)
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Gedichte aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]en in Wort und Bild
Herausgegeben von Heinrich Groß
III. Band Berlin 1885


Biographie:

Luis, Frl. Olga, Ps. Gola Luigi, Hannover, Prinzenstrasse 18, Tochter eines Kaufmannes, am 16. Juni 1858 in Hamburg geboren, genoss sie eine sehr gute Erziehung, machte grössere Reisen und zog dann nach Hannover. Schon während der Schulzeit wurden kleine Rätsel in Versen von Olga in heimischen Blättern abgedruckt. Dann hat sie sich der Malerei gewidmet, da aber der Mangel an Kompositionstalent kein eigenes Schaffen zuliess, wandte sie sich der Schrifstellerei zu. Sie schreibt Novellen, Skizzen, Gedichte für Tagesblätter und Zeitschriften.

aus: Lexikon deutscher Frauen der Feder.
Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienene Werke weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme. Hrsg. von Sophie Pataky
Berlin 1898

 

 

 


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