Das Liebes-Poetische Manuskript N° 18

Frauen-Porträts und Petrarca's Sonette
von Laura's Schönheit
 



Palma Vecchio (1480-1528)
Eine blonde Frau





 




Sonett 208
Parr
à forse ad alcun che 'n lodar quella


Vielleicht glaubt Mancher, daß zu weit ich gehe,
Wenn meine Erdenheilige ich preise,
Und über Alle sie als fromm und weise,
Als adlig, ehrbar, schön und hold erhöhe.

Mir scheint es anders, und in Furcht ich stehe,
Daß sie mein Wort zu niedrig schmäh' und leise,
Sie werth wohl einer höhern, feinern Weise;
Wer zweifelt, komme, daß er selbst sie sehe.

Und heißen wird es dann: Wonach er ringet,
Athen wohl könnt' es und Arpinum quälen,
Mantua, Smyrna, ein' und andre Leyer.

Irdischer Sprache ziemet nicht die Feyer
Des Göttlichen. Nicht durch ein freyes Wählen,
Durch Schickung Amor sie bewegt und zwinget.


Francesco Petrarca (1304-1374)

In der Übertragung von
Karl August Förster (1784-1841)

 

Aus: Francesco Petrarca: Italienische Gedichte.
3 Bände in einem, übers. v. Carl Förster, Wien: Chr. Fr. Schade, 1827
 

 

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