Das Liebes-Poetische Manuskript N° 21

O heilige, geliebte, süße Labe ...

Dichterinnen 12. - 16. Jh. - Männer-Porträts 15.- 16. Jh.


Andrea Previtali (1480-1528)
Männer - Porträt


Beatritz Gräfin von Dia
(um 1160)


Ich war von heißer Glut entbrannt
Einstmal für einen Kavalier.
Allzeit sei er gegrüßt von mir,
Da ich ihn überherrlich fand.
Um Verrath jetzt führ' ich Klage;
Denn Liebe schenkt' ich ihm zuvor.
Nun seh' ich wohl, ich war ein Thor
In der Nacht sowie bei Tage.

Ich schläng' um ihn der Arme Band,
Wenn mein er wär; der Kavalier
Hielt' auch behütet sich von mir,
Ans Lager neben mir gebannt,
Nach dem eifriger ich jage,
Als Floris einst nach Blancaflor.
Daß aller meiner Reize Chor,
Aug', Herz, Leben ihm behage!

Hielt' ich euch in der Arme Schluß,
Mein Freund, so schön und wohlgemeint,
Dicht neben euch zur Abendzeit,
Und gäbt ihr mir der Liebe Kuss,
Welcher Lust das werden sollte!
Denn gleichwie meinem Ehgemahl,
Versprochen habt ihr mirs einmal,
That' ich euch dann, wie ich wollte.

 

 


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Übersicht

Nachgedichtet von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)

Gedicht aus:
Gedichte der Troubadours
im Versmaaß der Urschrift übersetzt
von Karl Ludwig Kannegießer
Tübingen 1852
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Vida:
"Die Gräfin von Dia war die Ehefrau Guillems de Peitieus, eine schöne und gute Dame,
und sie verliebte sich in Herrn Raembaut d'Aurenga
und machte viele gute Lieder über ihn, wie ihr hier sehen und hören können werdet."

zitiert aus:
Angelica Rieger - Trobairitz
Der Beitrag der Frau in der altokzitanischen höfischen Lyrik
Edition des Gesamtkorpus
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1991
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Biographie: http://de.wikipedia.org/wiki/Beatriz_de_Dia



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