Das Liebes-Poetische Manuskript N° 30

Meines Herzens Leiden fluten ...

Gina Ranjicic (1831-1891) Liebesgedichte - Pierre Auguste Renoir (1841-1919) Bilder

 


Vincent van Gogh  (1853-1890)
Stilleben mit Oleander

 
 

Gina Ranjicic
(1831-1891)
 

Hier im Staube liegend, darf ich
Auf Verzeihung hoffen,
Für das grosse Leid, die Qualen,
Die dein Herz betroffen!

Nicht weisst du, was ich gelitten,
Leiden unermessen!
Denn ich glaubte, dass dein Röslein
Du schon längst vergessen!

Wenn am Himmel hoch die Störche
Abends heimwärts zogen,
Wär' ich gern auf raschen Schwingen
Hin zu dir geflogen.

Wünscht' mit dir, mein Kipetare,
Lustig stets zu wandern,
Arm in Arm von einem Orte
Ziehen zu dem andern!

Doch jetzt bist du endlich bei mir
Mit den Anverwandten;
O, doch sprich: welch' Schmerzen schlagen
Jetzt dein Herz in Banden?



 

Gedicht aus: Aus dem inneren Leben der Zigeuner
Ethnologische Mitteilungen von Dr. Heinrich von Wlislocki [1856-1907] Berlin 1892
(Kapitel IX: Eine zigeunerische Dichterin S. 180-213)

 

 

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