
(c) Stefan Reis
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Derwisch Abd-er-rahman
(Mitte des 17. Jh.s)
Viel Thränen sind geflossen
Viel Thränen sind geflossen
Wohl über mein Angesicht:
In Strömen hab' ich sie vergossen -
Die Holde kümmert es nicht.
Wie wertvolle Perlen drangen
Meines Mundes Worte hervor;
Sie hielt sie nicht würdig zu prangen
Als Zierden an ihrem Ohr.
Mein Klagen sollt', wenn sie schliefe,
Sie wecken zur Mitternacht;
Doch wenn sie auch wacht', und ich riefe,
Sie wacht nicht für mich, wenn sie wacht.
Ich rede, wie zu einem Briefe,
Und mit versiegeltem Mund;
Doch mein Weh' - des Schweigens Tiefe
Macht mehr als Klagen es kund.
Nicht können der Liebe Ähren,
Auf dürrem Boden gedeih'n.
In meiner Wüste sich nähren
Kann der Salamander allein.
Ach, nicht dem geliebten Weibe
Entsagt' ich, als sie mich mied;
Die Seele aus meinem Leibe,
Sie ist es, die von mir schied.
Rahman wünscht nur zu empfangen
Die Herzenstraute zum Lohn,
Wenn Gnade fand sein Verlangen
An des Allmächtigen Thron.
(übersetzt von Anton
Eduard Wollheim da Fonseca 1810-1884)
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