Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Josef von Hammer-Purgstall 1818)


1. Bahr Redschef

Ei aaschikan Ei aaschikan imrusi ma imu schuma

O Liebende! o Liebende! anheute sind so wir als ihr
Hinabgestürzt in tiefen Abgrund! wer erkennt uns ferner noch?

Wenn Weltenstrom hochfluthend wogt, gehen Wogen den Kameelen gleich.
Meervögel quält dann Sorge nicht was leiden mag manch' Kind der Luft.

Mein Angesicht ist hoch entflammt, ich kenne Meer und Wasserwogen,
So wie der Fisch neu athmet auf in Meeressturm und Sündenfluth.

O Scheich, gib mir Schürze! O Meerfluth, verschling' im Abgrund mich!
O Moses, Amran's Sohn, erschein mir auf dem Meer, schlag mit dem Stab!

Stets bringet mir in Kopf der Wein stets neue Lust, und andren Wunsch.
Doch Schenkenlust bleibt immer gleich in meinem wie in eurem Kopf.

Ehgestern nahm noch dieser Weinschenk trunknem Mann Schlafhaub' vom Kopf,
Heut gibt er Wein auf Wein, damit ausziehn mög' er ihm das Kleid.

O Eifersucht von Mond und Zeus, Perien gleich vor uns versteckt!
Stets bleibest du mein Augenlicht, stets bleibest du mit mir vereint.

Willst du, so ziehst du mich ins Daseyn hin, und wenn du willst ins Nichts.
Berg Sinai ist uns die Welt, wir sehnen uns wie Moses hin.

Aufstrahlt Verklärung uns von dort für stets, es reißt entzwey der Berg.
Ein Stückchen Grün, ein Stückchen Stroh, das wird geschwind zu einer Blume.

O du, wenn du Juwelen schauen willst, schaue sie im Berge hier.
Ich trink' nicht Wein, ich ward berauscht hinlänglich schon vom bloßen Schall.

Weingärtner o! Weingärtner o! warum bist du auf mich so bös.
Nur Trauben trug ich dir davon, du trugst den Kopfbund mir davon.

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Chosch mi girisi taraf es halkai mani mekun

Froh fliehest du all' Orten aus unsrem Kreis', läugn' es nicht.
Du strahlst als Tag liebkosend stets, wir sind die Nacht gleich hintendrein.

An jedem Ort, wo du nur bist, wir kommen hin, o läugn' es nicht.
O Frühlingssonn', du hast die Flur mit Prachtgeschmeid' neu bedeckt,

Und ohne dich noch wären wir im Frost versenkt, o läugn' es nicht.
O Sonne du, du bist im Haus Nährmutter uns im Schatten noch;
Denn ohne dich, Nährmutter, sind wir ganz allein, o läugn' es nicht.
 

 

 

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