Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Friedrich Rückert 1819)



O Himmel, welch ein Freund, o welch ein Leu ist das!
Von seinem Odem ist mein Herz versengtes Gras.

Als ich vor ihm entfloh, durch Liebe hart bedrängt,
Sprach er: Wo willst du hin? ich hab' an dich etwas.

Ich fragte diese Nacht den Mond um meinen Mond.
Er sprach: Von Furcht vor ihm ist meine Wange blaß.

Die Sonne, da sie kam, fragt' ich: Warum so trüb?
Sie sprach: Von Gram um ihn ist mir die Wimper naß.

Zum Wasser sagte ich: Kannst du nie stille stehn?
Es sprach: Sein Zauber treibt mich um ohn' Unterlaß.

Ich sprach: O Flammenfürst, was, Feuer, flackerst du?
Es sprach: Er sah mich an, daß ich mich selbst vergaß.

Ich sagte: Weltenbot', o Wind, was rennest du?
Er sprach: Mich brennt sein Hauch, sobald ich stille saß.

Was kümmert der Verkehr der Elemente mich?
Im Haupt hier ist der Rausch, und in der Hand das Glas.

Ich sank aus Rausch in Traum, aus Traum in Trunkenheit.
Gieb, Schenke, neuen Wein, bis überfließt das Maß.

 

 

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