Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Friedrich Rückert 1819)



Ums reine Licht hab' ich die Flamme liebgewonnen,
Ums goldne Schwert hab' ich die Schramme liebgewonen.

Aus Liebe zu dem Hirten, der mein Leben weidet,
Hab' ich das Glöcklein an dem Lamme liebgewonnen.

Ich hab' aus Liebe zu der milden Frucht am Baume
Das rauhe Moos an seinem Stamme liebgewonnen.

Ich hab' um deiner jugendlichen Schönheit willen
Das welke Alter deiner Amme liebgewonnen.

Weil mir der Duft des Lebens haucht aus deinen Locken,
Hab' ich den toten Bux am Kamme liebgewonnen.

Ich habe, weil die Perle ruht im Meeresgrunde,
Das Körnlein Sand am Meeresdamme liebgewonnen.

Weil Tau zur Liebeschminke wird im Rosenantlitz,
Hab' ich das Tröpflein Flut im Schlamme liebgewonnen.
 


 

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