Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Friedrich Rückert 1819)



Der Wolken als geordnete Kamelenreih'n des Himmels lenkt,
Der als ein Schenke Quell und Teich den Wüstenein hat eingeschenkt!

Horcht! wie sein Donner Pauke schlägt. Das Ganze lebt, es lebt der Teil;
Sich hat sein Duft, sein Lenzgeruch, bis in des Astes Mark gesenkt.

Er, der ins Körnchen heimlich legt den stillen Trieb, es zieht sein Licht
Auch den Geheimnisbaum empor, des Wurzel liegt ins Herz verschrenkt.

Er zog mich wie das trunkene Kamel am Strick zu sich zurück,
Er legte seine Last mir auf, und hat sein Schild mir angehenkt.

Er bog den starren Hals mir krumm, zu Boden beugt' er mir das Knie;
Und als ich dachte linker Hand, hat er zur Rechten mich geschwenkt.

Er hat mich, als ich für gesund mich halten wollte, krank gemacht,
Dann mit Messiasodem weggehaucht das Weh, das mich gekränkt.

Als ich mit ihm wie Jakob rang, verrenkt' er mir das Schulterblatt;
Und als ich mich der Gnad' ergab, hat er mir's wieder eingerenkt.

Er angelte, und aus dem Grund des Meers aufs Trockne zog er mich;
Und als ich lechzt' im heißen Sand, hat er mich drauf mit Tau getränkt.

Er spannte Netze gegen mich, und fing den wilden Vogel ein;
Und als ich zahm sein Wort nachsprach, hat er die Freiheit mir geschenkt.

Von deiner Größe spricht der Ost dem West, von deiner Herrlichkeit
Sind mit des Frühlings Morgenrot die Rosen in Gespräch versenkt.

Dich preiset, was der Himmel ruft, und was die Erd' antwortet, dich,
Dich was die Zung' in Rätseln spricht, und dich, was klar die Liebe denkt.

 

 

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