Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Friedrich Rückert 1819)



O Wandrer auf den Wegen, was weißt du?
Von deinen Weg' und Stegen, was weißt du?

Wo standst du auf am Morgen, wo abends
Wirst du dich niederlegen? was weißt du?

Des Himmels Lüfte bringen dir Grüße,
Allein sie auszulegen, was weißt du?

O Ros' am Zaun der Wildnis verblühend,
Von Gartenlustgehegen was weißt du?

O Bild, vom Fleiß des Malers, o Münze,
Von deines Bildners Prägen was weißt du?

Brieftaube, die du fliegest, wohin nur?
Von deines Briefs Aufträgen was weißt du?

Ich seh's an deinen Scharten, du kämpftest;
Von deinem Kampf, o Degen, was weißt du?

Der Regen kommt zu statten dem grünen;
O dürrer Baum, vom Regen was weißt du?

Der Segen wird der Bitte gewähret;
Nie Bittender, vom Segen was weißt du?

Entgegen strebt von oben die Leitung,
Was sträubst du dich entgegen? Was weißt du?

Du fühlst um deinen Nacken die Schlinge;
Sie dir zurecht zu legen, was weißt du?

Wie das Geschick zu zügeln den Raschen,
Zu spornen weiß den Trägen, was weißt du?

O Pflegling unsrer Liebe, wir wissen,
Wie wir dich sollen pflegen; was weißt du?

 

 

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