Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Friedrich Rückert 1819)



Kommt, fromme Brüder, betet des Höchsten Wunder an;
Die sieben Himmel kreisen in seinem Wunderbann.

Versonnen und versunken ist in Bewunderung
Mein Geist, seit er sich tiefer in Gottes Wunder sann.

Daß auf die Sonn' im Osten, im Westen untergeht;
Wenn dieses ist natürlich, was ist ein Wunder dann?

Die Schöpfung ist das Wunder, das von dem Schöpfer zeugt;
Was ruft ihr Wunterthäter um andre Wunder an?

Wer glauben kann, kann Wunder auch thun, kann Wunder, weil
Ihr glaubet, und er selber glaubt, daß er Wunder kann.

In Hindostan ein Jogi, in Persien ein Fakir,
In Tibet ein Schaman' ist dem Volk ein Wundermann.

Wann werden, die da glauben an ihre Wunder, einst
Nicht leugnen mehr die fremden? es nimmt mich Wunder, wann?

 

 

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