Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Josef von Hammer-Purgstall 1818)


 

5. Bahrol munsarich

Ei nev tschu mahi aiman mah gudscha ve tu gudscha

Funkelndes Licht wie Neumond, sag' wo ist der Mond und wo bist du?
Mondesgesicht hat solchen Glanz, solchen verklärten Schimmer nicht.

Alles verliebt sich in den Mond, aber der Mond ist Sclave dir,
Seufzend aus Gram, aufstöhnend laut, liebeverwirrt, o Gott! o Gott!

Sonne und Mond, sie bethen an Schimmer der Wangen als Gluth
Jeglichesmahl, wenn dein Phantom Sonne und Mond vorübergeht.

Dich zu verehren kam der Mond gestern daher anbethungsweis',
Liebende Eifersucht erscholl hallenden Rufs: O geh und komm!

Wandle umher auf Erden, daß Seelen entblühen lieblich hier,
Engel den Kopf vom Himmelsbach neigen zur Erde aus Begier.

Wenn vom Gesicht ein einziger Blitz springet hervor als Himmelslicht,
Leget das Herz die Hand aufs Aug', es zu bewahren vor Unheil.

Aller Geruch der Herzensflur, alle Gestalt des Frühlingsmonds,
Alles verschwand seit gestern, wo du dich getrennt hast von mir.

Gelb ist die Flur vom Trennungsschmerz, gelb wie im Herbst vom Sturm.
Wie kommt der Lenz zu uns nun her, daß wir erblicken deine Wangen?

Aechzend von Schmerzen lag mein Herz gestern am Thor von deinem Gau,
Siehe da ging dein Bild vorbey, sah es in diesem Zustand dort.

Sage: So sprachs zu ihm, woher solch ein Geschick befallen dich?
Heimlich entwischt es dann und geht wegen der Enge des Auges fort.

Sprach es, und ging davon; allein Süße des Worts heilte nun
Gänzlich mein Herz. O Herr, o Herr! Wollest vergelten es dem Arzt.
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Jar mera tschu uschturan bas mehar mikesched

Wie das Kameel zieht mich der Freund wieder beym Strick zu sich zurück.
Trunknes Kameel, an welchem Strick ziehet er dich zu sich zurück?

Seele und Leib sind beyde hin, denn es zerbrach die Flasche er,
Band mir den Hals und brachte zu Handlungen mich, zu welchen, ach!

Angelnd er ging, und Fischern gleich zog er ins Trockne mich heraus.
Gegen den Herrn der Jagden zog er des Herzens Netze hin,

Er, der die Wolken als Kameelreihen des Himmels ordnet an,
Der als der Schenke Wüsteney'n, Quellen und Teiche schenket ein.

Hört wie der Donner Paucke schlägt. Ganzes und Theil sind lebendig,
Selbst in das Mark des Astes dringt Rosengeruch und Frühlingsduft.

Er, der ins Korn den Keim zur Frucht heimlicherweis' gelegt hat,
Ziehet den Baum der Herzgeheimnisse empor ans Licht.

Frühlingsgewand vermindert im rauschigen Dunst der Gartenflur,
Wenn gleich der Gram noch gestern hin zum Dienste des Weins gezogen hat.
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Kari mera tschu o kuned kari diger tschira kunem

Wenn das Geschäft für mich er macht, andrer Geschäft, was soll ich machen?
Hab' ich von seinem Munde Zucker gekostet, brauchts nicht andern.

Soll ich, von Rosen entfernt, was in den Dornenhecken machen?
Soll ich, wie Nachtigallen, dann wegen der Nacht den Morgen meiden?

Trinke ich Wein, so floh deßhalb doch der Verstand nicht aus dem Kopfe.
Soll ich das Untre denn wie Edensgefild zu oberst machen?

Da ich mich solchem Mondgesichte geweiht mit Saum und Gürtel,
Soll ich für jedes Sternenbild anderen Entschluß der Liebe machen?

Soll ich der Erde Ruhm bis zum siebenten Himmel tragen?
Engel beneiden mich! was soll Erdenerinnerung mir dann machen?
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