Liebeslieder der Völker (Volkslieder)

 


Deutsche Liebeslieder (Volkslieder)


Sammlung A. H. Hoffmann von Fallersleben (1860)
(Teil 2)


Inhaltsverzeichnis der Lieder:
 





81. Jeder sucht auf seine Weise
XXX. Newer Lieblicher Galliardt
Von Nicolao Rosthio 1. Th. (Erffurdt 1593) Nr. XVIII.

1. Einsmals ein Meidlein frisch und jung
Ging aufricht wie ein Hirsch im Sprung,
Und von eim Jüngling, den sie kannt,
Ihr Äuglein klar durchaus nicht wandt.

2. Der Jüngling schalt und sprach zu ihr,
Wie ihr mit nichten solchs gebühr,
Sondern sie sollt ganz züchtiglich
Die Äuglein schlahen unter sich.

3. Sie sprach alsbald: mit nichten daß
Ich solchs Ansehen unterlaß,
Sondern weil dein Ursprung herrührt
Aus Erd, dir solchs viel mehr gebührt.

4. Des Mannes Ripp mein Ursprung ist,
Die such ich auch ohn Falsch und List,
Und daß solch Ripp in Zucht und Ehr
Mit mir vereint werd ich begehr.
(S. 117)
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82. Scheiden thut weh
Schöne auserlesne lieder, des hoch berümpten Heinrici Finckens,
sampt andern newen Liedern, von den fürnemsten diser kunst
gesetzt (Nürnberg 1536) Nr. IV.

1. Von hinn scheid ich wol aus dem Land
Und fahr dahin mein Straßen;
Der Weg ist mir fremd, unbekannt:
Schöns Lieb, ich muß dich lassen.
Das klag ich sehr    Je längr je mehr.
Hätt ich dich nie gesehen!
Groß Leid wird mir geschehen.

2. Von hinn scheid ich sogar hindan,
Nit länger ist meins Bleiben.
Herzlieb, nun thu mich recht verstan:
Ein Brieflein dir will schreiben,
Wo ich wird sein    Mit Willen dein,
Des solltu innen werden:
Du bist mein Trost auf Erden.

3. Von hinn scheid ich so fern von dir,
So gar mit großem Leide.
Ich wünsch dir Glücks so viel als mir.
In Schwarz will ich mich kleiden,
Und klagen dich,    Glaub sicherlich,
So ich der Treu gedenke,
Sehnen mich hart thut kränken.
(S. 118)
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83. Mach's gnädig!
Liebliche Fröliche Ballette
Durch Valentinum Haußmann (Nürnberg 1609) Nr. XI.

1. Auf der Welt weiß ich keine
Als dich, feins Lieb, alleine:
Du bist es unter allen,
Die mir thut wolgefallen.

2. Denn du hast mir mein Herze
Besessen so mit Schmerze;
Durch deine klare Äuglein
Brinnst du mich, zarts Jungfräulein.

3. Brinn aber nicht so sehre,
Mach mein Herz nicht so schwere,
Sondern mit gutem Willen
Thu meine Brunst eins stillen.
(S. 119)
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84. Es muß einmal geschieden sein
Ettliche Schöne Teutsche Geistlich unnd Weltliche Lieder
Durch Nicolaum Zangium (Cölln 1597) Nr. 17-19.
Musicalischer Zeitvertreiber (Nürnberg 1609) Nr. XV-XVII.
Newe teutsche weltliche Gesänglein
Durch Samuel Völckeln (das. 1613) Nr. XIII.

1. Ade meins Herzen Krönelein!
O schwere Pein:
Lieb haben und sich maßen,
Endlich von ihr ablassen,
Bricht Herz und Bein
Dem Herzen mein:
Es muß einmal geschieden sein.

2. Fahr hin all Freud! ich nehm an mich
Ganz trauriglich
Des Turteltäubleins Orden:
Ein Waislein bin ich worden,
Mit Leid ich rast
Und traur so fast
Einsam auf einem dürren Ast.

3. Wo ist hinkommen Stund und Zeit,
Da mir vor Freud
Mein Herz im Leid thät springen?
Mein Zung fröhlich erklingen?
Das Leid ist mein,
Die Schuld ist dein,
Es muß einmal geschieden sein.
(S. 120-121)
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85. Das schwere Scheiden
Rest Von Polnischen und andern Täntzen
Durch Valentin Haußmann (Nürnberg 1603) Nr. XXIX.

1. Neulich stund ich verborgen
Heimlich an einem Ort,
Da waren zwei in Sorgen,
Gebrauchten kläglich Wort.
Von dir muß ich mich scheiden,
Fing an der Jüngling bald,
Gott bhütte dich für Leiden,
Für Unfall mannigfalt!

2. Warum willt mich verlassen,
Herzliebster Gselle mein?
Mein Trauren ist ohn Maßen,
Daß du sollt von mir sein;
Zudem hab ich verstanden
Und wills auch glauben fast,
Daß du in fremden Landen
Ein ander Lieblein hast.

3. Ach nein, mein Schatz auf Erden,
Du bist zu mild bericht:
Kein lieber soll mir werden,
Glaub allen Leuten nicht;
Obs ich muß lassen gschehen,
Wie die Zeit füget sich,
Kann ich dich denn nicht sehen,
So denk ich doch an dich.

4. Die zwei die warn alleine,
Als an ein Scheiden kam;
Der Schmerze war nicht kleine,
Der beider Herz einnahm.
Da hub sie an zu fragen
Mit sehnlicher Begier:
Herzlieb, so thu mir sagen,
Wann kommst du wieder schier?

5. Ich hab mir fürgenommen,
Eh dann das Jahr wird neu,
Will ich herwieder kommen,
Auf daß ich dich erfreu;
Dann wölln wir uns ergetzen
In aller Freundlichkeit;
Keins soll vom andern setzen
In Lieb und auch in Leid.

6. Er küßts auf ihre Wangen,
Auf ihren rothen Mund:
Thät freundlich sie umfangen:
Nun spar dich Gott gesund!
Da hub sie an zu zagen
Die Auserwählte zart:
Ach Gott wie schweres Klagen
Bringt mir die Hinnefahrt!
(S. 122-123)
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86. Abschiedsklage
(G. Forster) Ein außzug guter alter und newer Teutscher liedlein
(Nürnb. 1539) Nr. XXXVI.
Ebendaher bei Uhland Nr. 69. A.

1. Insbruck, ich muß dich lassen,
Ich fahr dahin mein Straßen,
In fremde Land dahin.
Mein Freud ist mir genommen,
Die ich nit weiß bekommen,
Wo ich im Ellend bin.

2. Groß Leid muß ich jetzt tragen,
Das ich allein thu klagen
Dem liebsten Buhlen mein.
Ach Lieb, nun laß mich Armen
Im Herzen dein erbarmen,
Daß ich muß dannen sein.

3. Mein Trost ob allen Weiben,
Dein thu ich ewig bleiben,
Stet, treu, der Ehren frumm.
Nun muß dich Gott bewahren,
In aller Tugend sparen,
Bis daß ich wiederkumm.
(S. 124)
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87. Die Botschaft
Venus-Gärtlein: Oder Viel Schöne außerlesene Weltliche Lieder
(Hamburg 1659) S. 222-224.

1. Schwing dich auf, Frau Nachtigall, geschwinde!
Für meiner Liebsten Fensterlein dich finde,
Sing ihr das Lied, welchs ohn Beschweren
Neu erdacht meinem Schatz zu Ruhm und Ehren!

2. Ich komm her von einer schönen zarten,
Welche mich aus ihrem Rosengarten
Sendet zu euch samt einem Kranz geringe,
Den ich euch von ihrentwegen bringe.

3. Glück und Heil sie wünscht aus Herzensgrunde
Ihrem Schatz zu jeder Zeit und Stunde;
Ihr zartes Herze ist so gar besessen
Daß sie kann ihrs Liebchens nicht vergessen.

4. Je länger je lieber ist ein Blümelein,
Daraus hat sie gemacht ein Ehrenkränzelein,
Augentrost ist auch mit eingemenget,
Vergiß nicht mein ist auch darunter gesprenget,

5. Auch so viel Ehrenpreis darinnen,
So werdet ihr des Wohlgemuths wol innen,
Der Kranzbügel ist mit Ehren gewunden,
Ein kleines Herzlein hat ihn gebunden.

6. Merkt noch mehr was sie mir hat befohlen,
Das sag ich euch ganz unverholen:
Ohne Antwort soll ich nicht wiederkommen,
Drum merket wol was ihr von mir vernommen!

7. "Fleißig hab ich die Botschaft verstanden,
Antwort soll auch sein bei mir vorhanden:
Schwinge dich auf mit deim zarten Gefieder
Und grüße mir mein Tausendherzelein wieder!"

8. Nichts Liebers hätte sie mir können schicken
Dadurch sie thät mein junges Herz erquicken
Als das Kränzlein mit den schönen Blumen,
Die man sonsten selten thut bekommen.

9. Von mir sag dem allerschönsten Herzen
Eitel Freud und Wonn ohn allen Schmerzen,
Thu ihr vor dem Präsent groß Dank sagen,
Fröhlich bin ich, weil sie mir so gewogen.

10. Sprich, ich will ihr wieder nicht vergessen,
Ob ich mich gleich nicht kann hoch vermessen,
Schwing dich auf, sag ihrem rothen Munde
Gute Nacht, Glück, Heil zu aller Stunde.
(S. 125-126)
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88. Ihres Gleichen nie und nirgend mehr!
Paul von der Aelst, Blumm und Außbund (Deuenter 1602) S. 184.
Danach im Weimar. Jahrbuch 2. Bd. S. 340. 341.
Im Ton: In Lieb ist sie gegen sc.

1. Ihrs Gleichen lebt auf Erden nicht,
Der ich mich hab mit Lieb verpflicht.
In Ehren und mit Zucht,
Die edel Frucht,
Ist sie gekrönt auf Erden,
Die mir hoff ich soll werden.

2. Ihrs Gleichen ist noch nicht geboren,
So ich mir jetzt hab auserkoren:
Gottfürchtig, frumm,
In einer Summ
Thut sie Gott hoch begaben
Und für andere erhaben.

3. Ihrs Gleichen wird nicht mehr auf Erd:
Sie ist all Lobs und Ehren werth.
Bis in mein Grab
Laß ich nicht ab,
Sie loben, preisen und ehren,
Kein Mensch soll mirs nicht wehren.

4. Ihrs Gleichen, sag ich noch einmal
Find ich weder zu Berg noch Thal.
Wünsch mir nit mehr
Noch nichts begehr
Dann nur daß ich, merk eben!
Bei ihr in Ehrn sollt leben!
(S. 127-128)
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89. Laß mich dein eigen sein!
Aus dem fürstl. Ysenburgischen alten Archive zu Büdingen
mitgetheilt von W. Crecelius im Weimar. Jahrbuch 4. Bd. S. 238. 239.

1. Gott woll ihr Heil verleihen
Der Allerliebsten mein!
Mein Gmüth thut sich erfreuen,
Wann ich sollt bei ihr sein;
Zu ihr    Steht mir
Herz, Sinn und all Begier,
Ihr hab ich mich ergeben,
Mein Gdanken bei ihr schweben,
Sie ist mein Trost, mein Leben,
Mein Schatz auf dieser Welt,
Die mir so wolgefällt.

2. Es gliebt mir aus der Maßen
Ihr Tugend, Zucht und Ehr,
Von ihr kann ich nit laßen
Je länger und je mehr.
Mit Macht    Nichts acht
Venus bei Tag und Nacht,
Thut mich gen ihr entzünden,
Mit Liebesstrick anbinden,
Kann mich daraus nit finden,
So sie nit hilfet mir,
Welchs ich begehr von ihr.

3. Rettung ist mir von Nöthen:
Schön Lieb, komm mir zur Steur,
Die Flamm wird mich sonst tödten,
O lösch doch dieses Feur!
O mein!    Laß sein
Mich länger nit in Pein!
Du kannst mir Labung senden
Und meinen Jammer wenden,
Es steht in deinen Händen,
So du, allrliebstes Bild,
So du mir helfen willt!

4. Trau mir, ich meins von Herzen
Ohn allem Falsch mit dir,
Es ist bei mir kein Scherzen,
Das magst du glauben mir;
Ich geh,    Ich steh,
Nach dir ist mir so weh.
Ach thu mein Noth bedenken,
Dein Herz eins zu mir senken
Und mich in Lieb nit kränken,
Du zartes Mädelein,
Laß mich dein eigen sein!

5. Ruhm und Preis will ich sagen
Dir mit freundlichem Dank,
So du mir hilfst aus Klagen.
Geneigt mein Lebelang
Sei mir    Mit Bgier,
Geneigt gleich wie ich dir,
In Hoffnung thu ich schweben,
Gib mir ein neues Leben,
Thu mir nit widerstreben,
Auf daß ich doch einmal
Mög kommen aus der Qual!
(S. 129-131)
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90. Das edle Röselein
Amores musicales von Daniele Friderici (Rostock 1633) Nr. XI.

In einem Rosengärtelein
Da steht ein Bäumelein,
Darauf steht ein Röselein,
Ist wunderschön und fein.
Ach Gott, möcht mirs bescheret sein,
Das edle Röselein!
Ganz freundlich wollt ichs schließen ein
Tief in meins Herzens Schrein.
(S. 132)
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91. Rosen im Schnee
Amores musicales von Daniele Friderici (Rostock 1633) Nr. XXX.

Hat jemand Lust
Bei Winterszeit zu sehen,
Im Schnee und Frost
Lilgen mank Rosen stehen,
[mank=zwischen]
Der hab in Acht    Und wol betracht
Die Wängelein    Der Liebsten mein,
Wenn sie im Schnee herfähret,
Ich sage dies    Und bins gewiß,
Er findet was er begehret.
(S. 133)
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92. Ein Grüßlein
Sex Cantiones latinae cet. comp. Authore Orlando di Lasso
(Monachii, Ad. Berg 1573) Nr. 8.

Annelein, du singst fein,
Fromm, fröhlich kannst auch sein,
Holdselig Äugelein
Geben lieblichen Schein:
Wünsch dir mein Gruß ins Herz hinein.
(S. 133)
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93. Liebe Sonne, schein uns zusammen!
(Frankfurter) Lieder-Büchlein 1582. Nr. LXVI.
Danach bei Uhland Nr. 31. A.
Die ersten 3 Strophen, wie hier.

1. Schein uns, du liebe Sonne,
Gib uns ein hellen Schein!
Schein uns zwei Lieb zusammen,
Ei die gerne bei einander wollen sein!

2. Dort ferne auf jenem Berge
Leit sich ein kalter Schnee,
[leit=liegt]
Der Schnee kann nicht zuschmelzen,
Denn Gottes Wille der muß ergehn.

3. Gottes Wille der ist ergangen,
Zuschmolzen ist uns der Schnee.
Gott gesegne euch, Vater und Mutter!
Ich seh euch nimmermeh.
(S. 134)
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94. Behüt uns Gott!
Orlandi Lassi Teutsche Lieder mit fünff Stimmen
(Nürnb. 1583) Nr. XXX.

Fröhlich und frei    Ohn alle Reu
Forthin ich hoff zu leben,
Denn mir ist die    An die ich nie
Gedacht, jetzund gegeben.
Die wöllst, o Herr,    Allhie und ferr
Behüten mir gar eben
Und geben ihr,    Desgleich auch mir
Nach dem das ewig Leben.
(S. 135)
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95. Dein Leid auch mein Leid
Ochsenthum's Tabulaturbuch auff die Lauten
(Heydelberg 1558) Bl. 61h.

1. O Herr,    Nit ferr
Sei dein Genad,    Damit kein Schad
Uns wohne bei,
Mach uns von allen Sünden frei!

2. Laß, Gott,    Die Noth
Der Liebsten mein    Dir klaget sein,
Mach mir gemein
Ihr Bschwernuß, daß nit leid allein!

3. All Freud    In Leid
Sind mir gewendt.    Herr, komm behend!
Ei laß von Pein
Den halben Theil des Lebens mein!
(S. 136)
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96. Du meine Freude, mein Trost!
Musicalischer Lüstgarte
Durch Johannem Schultzen (Lüneburg 1622) Nr. XI.

O höchster Schatz, du edles Blut,
Nach dir steht mein Verlangen;
Dein treues Herz erfrischt mein Muth,
Dein Lieb hat mich umfangen.
Ich bin dir hold    Für rothes Gold,
Das gläub du mir ohn Scherzen.
Du bist mein Freud    Zu aller Zeit,
Ein Trost in meinem Herzen.
(S. 137)
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97. Mein Morgenstern
Viertzig Newe Deutsche, lustige, Musicalische Täntze
Durch Melchior Francken (Coburgk 1623) Nr. 1.

1. Schein mir, du schöner Morgenstern,
Thu mir einmal aufgehen,
Verbirg dich von mir nicht so fern,
Laß dich doch wiedrum sehen!
Laß holdselig ins Herze mein
Dein lieblich Strahlen schießen,
Daß ich der Kraft und Wirkung dein
Im Herzen mög genießen!

2. Denn wenn du mir einmal aufgehst,
Mich freundlich thust anblicken,
Und mir am allernächsten stehst,
Thust du mich sehr erquicken,
Erfreuest mich, wenn ich seh dich
Und werd gleich neu geboren,
Bringst wieder Kraft und Herzenssaft,
Den ich zuvor verloren.

3. Drum will ich auf dies schöne Licht
Fort besser Achtung geben,
Weil ich kann auf der Erden nicht
Ohn sein Erscheinung leben.
Gleich wie am hellen Firmament
Der Morgenstern für allen
Leucht hell und klar, also fürwahr
Thut mir dein Glanz gefallen.
(S. 138)
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98. Den lieben langen Tag
Paul von der Aelst, Blumm und Außbund, Deuenter 1602 (Nr. 57)
Danach im Weimar. Jahrbuch 2. Bd. S. 329.

1. Den lieben langen Tag
Führ ich mein Klag,
Noch ists Alles umsunste,
Hab gar kein Gunste,
Drum ich nicht leben mag.

2. Ich fühl im Leibe mein
Viel tausend Pein,
Ich fühl in meinem Herzen
Viel tausend Schmerzen:
Wann wird es doch gnug sein?

3. Amor so mich verhaft,
Solchs bei mir schafft,
Läßt mich der Lieb nit gnießen,
Thut mich verdrießen,
Nimmt mir des Lebens Kraft.

4. Meim Herzen Freud gebrist,
[gebrist=gebricht]
Ohn Hoffnung ist:
Wozu soll mir das Leben,
Weil dich freut eben
Mein Schmerz zu aller Frist?

5. Herzlieb, du Tausendschön,
Thu mich verstehn!
Wann ich an dich thu denken,
Thust mein Herz kränken,
Ach laß dein Grimm vergehn!
(S. 139-140)
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99. Keine Ruh bei Tag noch Nacht
Paul von der Aelst, Blumm und Außbund, Deuenter 1602 (Nr. 53)
Danach im Weimar. Jahrbuch 2. Bd. S. 329. 330.

1. Den lieben langen Tag
Führ ich ein stete Klag,
Und wann ich dann soll schlafen,
So gibt mirs noch zu schaffen:
Solch große Schmerz und Peine
Gibt mir die Liebste meine.

2. Du edle Jungfrau rein,
Von Herzen ich dich mein,
Du bist wol werth der Ehre,
Daß dich ein Fürst und Herre
So herziglichen liebe,
Als ich mich gen dir übe.

3. Gedenk der Seufzen groß,
Die mich ohn Unterlaß
An Leib und Herz krank machen.
Vielleicht du thust drum lachen,
Wann ich so streng thu klagen,
Daß ich kein Wort kann sagen.

4. Doch laß ich drum nicht ab
Von dir, dich stets lieb hab
Als den Trost meines Herzen,
So mir benimmt mein Schmerzen:
Hoff, wirst mich noch in Ehren
Meinr Bitt zuletzt gewähren.
(S. 140-141)
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100. Kommt Zeit, kommt Rath
Musicalische Fröligkeit
Durch Melchior Francken (Coburgk 1610) Nr. XIII.
Ebendaher auch in: Des Knaben Wunderhorn 4. Bd. von L. Erk S. 53

1. Schwing dich, mein Herz, übr Berg und tiefe Thal
Und klag dein Schmerz den Creaturen all!
Die wilden Thier, die Blümlein auf dem Feld
Habn sich mit dir zu trauren eingestellt,
Weil du verlassen bist
Von der zu jeder Frist,
Die du doch liebst aus treuem Herzen;
Die will dein keine Gnad mehr han,
Mußt abelan -
O weh des Schmerzen!

2. Hör, Jüngling, stell dein sehnlichs Klagen ein!
Man findt noch viel der zarten Jungfäulein,
Darunter dir noch Ein auf dieser Erd,
Glaub sicher mir! einmal wird sein beschert,
Die dich ohn falschen Schein
Stätig mit Treuen mein
Und du an ihr habst Freud und Wonne.
Kommt Zeit, kommt Rath: es schickt sich fein,
Daß dir auch schein
Einmal die Sonne.
(S. 142)
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101. Und wären der Neider noch so viel!
(Frankfurter) Lieder-Büchlein 1582. Nr. XXVII.
mit Benutz. der bessern Lesarten bei Uhland Nr. 72.

1. Wiewol ich arm und ellend bin,
So trag ich doch ein steten Sinn,
Hoffnung thut mich ernähren;
Was mir von Gott bescheret ist,
Kann mir kein Mensch nicht wehren.

2. Viel falscher Zungen hassen mich,
Ich hoff, es soll sie helfen nicht,
Gott ist von großer Güte;
Dem ich mich allezeit befilch,
Der wird mich wol behüten.

3. Und wärn der Neider noch so viel,
So gschicht doch was Gott haben will,
Gott ist mein Trost auf Erden;
So schwör ich doch bei meinem Eid:
Kein Liebre soll mir werden.

4. Mein Herz das ist betrübet sehr,
Gott alle Ding zum Besten kehr!
Ich fahr dahin mit Schmerzen,
Ich sich daß ichs nicht wenden kann,
Gott tröst all betrübte Herzen!

5. "Fährst du dahin und läßt mich schier,
Was läßt du mir zur Letze hier
Daß ich mich Leids ergetze?"
Die rechte Lieb und Stetigkeit
Laß ich dir, feins Lieb, zur Letze.
(S. 143-144)
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102. Ein treues Herz
Gregorii Langii Newer Deudscher Lieder Der Ander Theil
(Bresslaw 1584) Nr. XXXII.

1. Ein treues Herz ist ehrenwerth,
Ein theuer Schatz auf Erden,
Wem solches Gott der Herr beschert,
Nichts bessers mag ihm werden:
Sein Herr und Gmüth
Stets grünt und blüht,
Mit Gduld kann alls er tragen.

2. Treu hab ich gfunden so ich begehrt,
Treu soll geleistet werden,
Wenn sie von Gott mir ist beschert,
Das liebste Lieb auf Erden:
Was könnt doch mir,
O schönste Zier,
Auf Erden liebres gfallen!

3. "Treu soll gewiß auch bei mir sein,
So lang ich hab das Leben:
Mein liebstes Lieb und Augenschein,
Wollt Gott es möcht bald werden,
Daß du und ich
Ganz freudiglich
Beisammen möchten leben!"
(S. 145)
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103. Buhlschaft ist mit Galle behaft
Bicinia Gallica, Latina, Germanica T. I. (Vitebergae 1545) Nr. 90.
Auch im Frankf. Lb. 1582 Nr. XXIX.

1. O weh der Zeit, die ich verzehrt
Hab in dem Buhlerorden!
Nachreu ist worden mein Gefährt,
Ich bin zum Thoren worden.
Mich reut mein Fleiß,
Mein blutig Schweiß,
Den ich darauf gewendet.
Ich baut auf Eis
Und was schier gar verblendet.

2. Die Meidlein geben süße Wort,
Thun freundlich mit eim scherzen.
Damit bin ich worden bethört:
Sie meinens nicht im Herzen.
Ihr Herz, Muth, Sinn
Gericht dahin,
Daß sie nur wollen haben
Der Liebe Gwinn,
Thut eim den Beutel schaben.
[schaben=leeren]

3. Ich habs gekost, beiß nicht mehr an!
Ich will eh Hunger leiden.
Mit falscher Liebe weit hintan!
Solch Buhlschaft will ich meiden,
Will fürbaß mehr,
Gott mich gewähr,
Mir eine auserlesen
In Zucht und Ehr,
Die für gut hat mein Wesen.
(S. 146-147)
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104. Mein Waldvöglein
Groß Liederbuch. Gedruckt zu Frankfurt am Mayn,
Bey Wolff Richter in verlegung Petri Kopffij. 1599. Nr. 275. -
Ein Lied mit einem ähnlichen Anfang im Frankf. Lb. 1582. Nr. CC.

1. Groß Lieb hat mich umfangen
Gegen einem Jungfräulein zart,
Nach ihr steht mein Verlangen,
Verwundt mein Herz so hart.
Freundlich mit ihr zu scherzen,
Das wär der Wille mein,
Ich bin ihr hold von Herzen:
Sollt ich nur mit ihr scherzen,
Ach Gott, könnt es gesein!
Mein Herz leidt große Pein.

2. Ich ging einmal spazieren
Durch einen grünen Wald,
Da hört ich jubilieren
Die Waldvöglein jung und alt,
Da hörte ich für alle
Die Auserwählte mein,
Sie sang mit großem Schalle,
Es thät mir wolgefallen
Für andern Waldvöglein.

3. So sing durch Gottes Güte,
Du kleines Waldvögelein!
Daß dich der lieb Gott behüte,
Sollst mir die Liebste sein,
Die ich in Treuen mein,
Die mich erfreuen kann,
Du bist ein Jungfrau reine!
Wär ich bei ihr alleine,
Mein Trauren wollt ich lan.

4. Feinslieb gegen diesem Sommer,
Gegen dieser Sommerzeit
Trägt sie auf ihrem Haupte
Von Gold ein Kränzelein.
Das Kränzlein ist umbunden
Mit Kraut Vergißnichtmein.
Möcht mir das Kränzlein werden,
Nit mehr wollt ich begehren
Von der Herzallerliebsten mein.

5. Das Kränzlein ist gebunden
Mit Blümlein roth und weiß;
Die Jungfrau ist gezieret,
Geschmückt mit ganzem Fleiß.
Gar höflich kann sie treten
Gleichwie ein Pfau herein.
Sollt ich sie nicht erwerben,
Viel lieber wollt ich sterben,
Käm ich aus schwerer Pein.
(S. 148-149)
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105. Trotz allem Leid Dein allezeit
Aus Martin Ebenreutters von Würzburg Handschrift v. J. 1530.
Von Meusebach's Abschrift: Ms. Germ. 4o 714 der kön. Bibl. zu Berlin Nr. 58.

1. Wann ich ansich den lichten Tag,
So ist mein Herz in großer Klag,
Daß ich dich, Frau, muß meiden.
Sehnen, du bringst mir großen Schmerz
Und hast gar tief verwundt mein Herz;
Des hab ich heimlich Leiden.

2. Ach Sehnen kränket mich so hart
Nach dir, mein liebste Fraue zart,
Ich kann dein nit vergessen.
Ich schlaf, ich wach, was ich beginn,
So wohnst du mir in meim Sinn,
Du hast mein Herz besessen.

3. O Sehnen, du viel bitters Kraut,
Weh dem, der dich im Herzen baut!
Wie hast du mich gefangen!
Mein Sehnen hat kein Unterscheid:
Ich sehn mich, Frau, zu aller Zeit
Und hab auch stets Verlangen.

4. Ich bin dir hold mit ganzer Treu;
Was du willt han, leist ich ohn Reu;
Du bist mein Hort auf Erden.
Kein lieber Mensch ich je gewann,
Und nimmer mehr gewinnen kann:
Wie möcht ich dein entbehren?

5. Noch freu ich mich der lieben Zeit,
So ich anschau die Frau gemeit,
Und du dich zu mir kehrest.
Wann alle Freud ist mir sunst klein
Ohn dich, zart liebste Fraue mein!
Mit deinem Blick mich nährest.

6. Frau, eh ich wollt, daß ich nu sollt
Je wesen einer andern hold,
Viel lieber wollt ich sterben.
Dein Ehr und Wird die ist so groß,
Es lebt auf Erd nit dein Genoß:
Ich hoff dein Huld zuerwerben.

7. Kein lieber Mensch ich nie gesach!
Sie kann mir wenden Ungemach
Und alls mein Leid zerstreuen.
Gott geb ihr Muth und Freuden viel
Und alles das ihr Herz nun will:
Das wünsch ich ihr mit Treuen.
(S. 150-151)

Unterscheid- Zwischenraum, Unterbrechung;
gemeit - stattlich, herrlich

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106. Du mein Dichten und Trachten
Aus einer Wolfenbüttler Hs. vom J. 1603.
Hat die Überschrift: Ein Lied, so Hans Ott von Schompergkh
seiner Allerliebsten, einer von Adel, gemacht hat.
Zuerst gedruckt in F. A. Ebert, Überlieferungen 1. Bd. 1. St. S. 2. 3.

1. Mein eignes Herz, mein höchste Zier,
Mein Hoffnung und mein Leben!
Wie wohl ist mir    Allzeit nach dir!
Dir hab ich mich ergeben.
Kein Stund im Tag    Verlaufen mag,
Drin ich nicht hab groß Schmerzen
Von wegen dein,    Herzliebste mein:
Laß dir es gehn zu Herzen!

2. Auf dich setz ich,    Glaub festiglich,
Ein recht herzlichs Vertrauen.
Zu ehren dich    Erwählt hab ich
Vor andern schön Jungfrauen.
Ich pflege dein    Und du auch mein
Trotz allen falschen Zungen,
Welcher sein viel    In diesem Spiel,
Die uns das Glück nicht gunnen.

3. In keiner Noth    Bis in den Tod
Will ich dich nicht verlassen.
Für Schand und Spott    Behüt dich Gott,
Für Unfall und Unmaßen!
Hiemit thue    Du recht und schlecht
Mein treues Herz erkennen
Welches ist mir    Entzündt gen dir,
Sich allzeit nach dir sehnet.

4. Ade, feins Lieb,    Zu guter Nacht,
Darzu viel guter Stunden,
Herzlieb, hab ich    Gedacht an dich,
Als ich dies Lied hab gsungen.
Zu dienen dir    Steht mein Begier,
Hab ich mir vorgenommen;
Ich dicht und tracht    Ja Tag und Nacht,
Wie ich dich möcht bekommen.
(S. 152-153)
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107. Ein hübscher Findling
Newe Teutsche Lieder, mit fünff und vier Stimmen,
Componirt Durch Leonard. Lechner Athesinum. Nürnberg (1581) Nr. XVI.

Ich ging einmal spazieren
Durch einen grünen Wald,
Da hört ich lieblich singen
Ein Fräulein wolgestalt.
Sie sang so gar ein schönen Gsang,
Daß in dem grünen Wald erklang.
Ich thät mich zu ihr nahen,
Schön thät sie mich empfahen.
Sie hatt ein schönen grünen Rock
Und war so gar ein hübsche Tock,
[Tock, Docke=Puppe]
Sie thät mir wolgefallen
Und liebet mir ob allen.
Sollt ich ein andre werben,
Viel lieber wollt ich sterben.
(S. 154)
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108. Liebe mich wie ich dich!
Handschriftlich in der Brieger Gymnasial-Bibliothek.
Aus dem 16. Jahrh.

1. Schöns Lieb, mich thut erfreuen
Dein rosenfarber Mund,
Wenn ich an dich gedenke
Täglich und alle Stund.
Liebe du mich gleich als ich dich,
Wie du nu willt, so will auch ich,
Kein Lieber soll mir werden nicht,
Solches ich dir treulich versprich.

2. Du thust mir oft gar kränken
Herz, Muth und all mein Sinn,
Wenn ich gedenk der Zeit und Stund
Da ich gewesen bin
Bei dir in großer Lieb und Freud,
Dagegen hab ich itzund Leid,
Solchs alles macht der Kläffer Neid,
Ich hoff es wird bald kommen Freud.

3. Ob ich bei dir bin selten,
Ach du mein höchster Hort,
So laß michs nit entgelten,
Ich bitt vernimm mein Wort:
Wills Gott unds Glück so will ich sein
Stets und allzeit der Diener dein,
Solches vertrau ich dir allein,
Ich bitt erkenn die Treue mein!

4. Dies Liedlein thu ich singen
Zu Gfallen meinem Lieb.
Ich hoff, mir soll gelingen,
Weiter mich nit betrüb.
Stetes sollstu mein eigen sein,
Sage ich dir ohn falschen Schein,
Gott weiß daß ich es treulich mein,
Drum laß mich dir befohlen sein.
(S. 155-156)
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109. Dein Wille mein Glück
De Arte Amandi: Das ist, Von Kunst der Lieb
(Vf. und Sammler Paul von der Aelst, die erste Ausgabe
erschien Deuenter 1602 u. wurde oft nachgedruckt.
Vgl. Weimar. Jahrbuch 2, 354ff)
('Zu finden in Hamburg bey Heinrich Wernern')

1. O holdseliges Bild,
Erzeig dich nicht so wild!
Meins Herzen Freud und Wonne,
Dein Gsicht leucht wie die Sonne!
Du kannst nach deinem Willen
Mein herzlichs Leid wol stillen.

2. O schön und hübsch Gestalt,
Erzeig dich nicht so kalt!
Ich bitt dich, sei doch bflissen,
Daß ich dein möcht genießen!
Du kannst nach deinem Willen
Mein herzlichs Leid wol stillen.

3. Wenns müglich könnte sein,
All Marter, Angst und Pein,
Die wollt ich für dich leiden,
Nur thu mich nicht mehr meiden!
Du kannst nach deinem Willen
Mein herzlichs Leid wol stillen.

4. O letzte Zuversicht,
Ich bitt verlaß mich nicht!
Erhalt mich bei meim Leben,
Du kannst nehmen und geben,
Du kannst nach deinem Willen
Mein herzlichs Leiden stillen.
(S. 157-158)
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110. Wie du bist mein, Laß dein mich sein!
Tugendhaffter Jungfrauen und Junggesellen Zeit-Vertreiber,
Durch Hilarium Lustig von Freuden-Thal Nr. 96.
Ebendaher auch in: Des Knaben Wunderhorn, 4. Bd. von L. Erk, S. 155-157.

1. Wie schön leuchten die Äugelein
Der Schönen und der Zarten mein,
Ihr kann ich nicht vergessen.
Ihr rothes Zuckermündelein,
Darzu ihr schneeweiß Händelein
Hat mir mein Herz besessen.
Lieblich,    Freundlich,
Schön und herrlich,    Groß und ehrlich!
In ihr Gnaden
Will ich mich befohlen haben.

2. Ach mein Schätzlein, erwählte Kron,
Mein Perlein und Genadenthron!
Mein höchste Freud auf Erden!
Mein Herz heißt dich ein Lilium,
Darzu ein wohlriechende Blum:
Wollt Gott, du sollst mir werden!
Ei mein Blümlein!
Ich thu schlafen    Oder wachen,
Ich thu essen -
Deiner kann ich nicht vergessen.

3. Geuß sehr tief in mein Herz hinein,
Ach heller Jaspis und Rubein,
Die Flamme deiner Liebe!
Und erfreu mich, daß ich doch bleib
An deinem auserwählten Leib
Ein Diener deines Leibes!
In mir    Ist schier,
Gratiosa,    Grata Rosa,
Krank und glimmend
Mein Herz durch Lieb verwundet.

4. Von Gott kommt mir ein Freudenschein,
Wann du mit deinen Äugelein
Mich freundlich thust anblicken.
Dein Wänglein weich, dein Brüstlein rund,
Dein rother Mund zu aller Stund
Thut mich herzlich erquicken.
Nimm mich    Freundlich
In deine Arme,    Daß ich warme
Werd von Liebe,
Gänzlich ich mich dir ergibe!

5. Zwing die Saiten in Cithara
Und laß die süße Musica
Ganz freudenreich erschallen,
Daß ich mög mit meim Schätzelein
In Ehren lust- und fröhlich sein
Und in der Liebe wallen.
Singet! Springet!
Jubilieret    Und triumphieret
Mit Jungfrauen
In Ehrn und gutem Vertrauen!

6. Laß dir das jung fröhliche Blut,
Mein liebster Schatz, mein höchstes Gut!
Befohlen sein in Ehren!
Der dies kurze Liedelein
Aus Grund des innersten Herzen sein
Von Herzen thut verehren!
Herzlein!    Schätzlein!
Freud und Wonne!    Trost und Krone!
Ganz mein eigen!
Ach, liebe mich auch desgleichen!
(S. 159-161)

Der ehemalige Besitzer obiger Liedersammlung, Karl Hartwig Gregor von Meusebach,
hat dazu folgende hdschr. Anmerkung gemacht:
"Die genaue Ähnlichkeit dieses Liedes mit dem bekannten geistlichen
'Wie schön leuchtet der Morgenstern' von D. Philipp Nicolai (welches nach Schamelii Historie der Hymnopoeorum, 1737, S. 112. hinten an D. Ph. Nicolai's Frewdenspiegel des ewigen Lebens,
Frkft. a. M. 1599. 4. und 8. mit Noten stehen soll) läßt schließen,
daß das geistliche Lied nicht, wie Schamelius in dem Evangelischen
Lieder-Commentarius, Lpz. 1737. 8. S. 427 die Meinung hat,
mit fast jeglichem Wörtlein aus der heiligen Schrift, sondern aus dem ältern
weltlichen Liede genommen ist, das ich bis jetzt zwar sonst noch nicht
gefunden habe als hier in dieser jüngern Liedersammlung.
Wenigstens aber ist der Fall häufiger, daß aus weltlichen Liedern geistliche,
als aus geistlichen weltliche gemacht wurden,
und das vorliegende Lied würde beinahe das erste mir vorgekommene Beyspiel
des letztgedachten Falles seyn."

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111. Ende gut, Alles gut
(Paul von der Aelst) De Arte Amandi ('Zu finden in Hamburg
bey Heinrich Wernern')

1. Mein einigs Herz,    Mit mir nicht scherz,
Zu mir dich lenk    Und mich nicht kränk,
Bis ingedenk!

2. Mein höchster Hort,    An welchem Ort
Wollen wir beid    In Lieb und Leid
Leben in Freud?

3. Wie lang soll noch    Dies Ungemach
Herrschen so schwer?    Gib mir ein Lehr
Was zu thun wär!

4. Gib Hülf behend,    So kommts zum End,
Und sollst allein    Die Liebste mein
Ewiglich sein.
(S. 162)

Bis eingedenk = sei eingedenk

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112. Ohne sie weder Glück noch Heil
Neue Teutsche Liedlein, mit vier Stimmen,
Durch Paulum Sartorium (Nürmberg 1601)

1. Ich hab mir auserkoren
Ein zartes Jungfräuelein.
Kein schönre ist geboren,
Hoff, sie soll werden mein.
Wirds aber nit geschehn,
So trag ich leider Sorge,
Vor Leid müß ich vergehn.

2. Bin gwest in manchem Lande
Und hab doch keine nie
Gesehn, reds keinr zu Schande,
Die so schön wär als sie,
Und die mir besser gfällt,
Und glaub auch nit, daß ihrs Gleichen
Werd gfunden in der Welt.

3. Sie ist dermaßen gzieret
Mit Tugend, Zucht und Ehr,
Herrlich proportionieret,
Nichts Liebers ich begehr,
Als daß ich bei ihr wär.
Gott geb, daß sich ihr Herze
Mit Lieb auch gegn mir kehrt.

4. Ich hoff gänzlich das Glücke
Werd sich erzeigen bald
Mit fröhlichem Anblicke
Und freundlicher Gestalt.
Wird sie mir nicht zu Theil,
Kann ich nit anders schließen,
Ich hab wedr Glück noch Heil.
(S. 163-164)
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113. Röslein roth
Bicinia Gallica, Latina, Gemanica T. I. (Vitebergae 1545) Nr. 92.
Ebendaher in: Des Knaben Wunderhorn 4. Bd. von L. Erk S. 45. 46.

1. Der Mai tritt h'rein mit Freuden,
Hin fährt der Winter kalt.
Die Blümlein auf der Heiden
Blühen gar mannigfalt.

2. Ein edles Röslin zarte,
Von rother Farben schön,
Blüht in meins Herzen Garte;
Für all Blümlen ichs krön.

3. Es ist mein Wohlgemuthe,
Das schöne Röslein roth,
Erfrischt mir Sinn und Muthe,
Errett aus aller Noth.

4. Es ist mein Ehrenpreise,
Darzu mein Augentrost,
Gemacht mit allem Fleiße,
Vom Tod hats mich erlost.

5. Vor Leid wär ich gestorben,
Entgangen was mein Kraft
In Liebesflamm verdorben,
Erkühlt hat mich sein Saft.

6. Mein Herze wird erquicket
Von Angst, Kummer und Pein,
Wenn mich freundlich anblicket
Das rothe Röslein mein.

7. Für Silber und roth Golde,
Für Perlen, Edelgstein,
Bin ich dem Röslein holde,
Nicht Liebers mag mir sein.

8. Der edel Stein Carbunkel
Mag ihm geleichen nicht,
Wiewol er leucht im Dunkel;
Rubin gen ihm verblicht.

9. Ach Röslein, bis mein Wegewart,
[bis=sei]
Freundlichen ich dich bitt,
Mein Holderstock zu aller Fahrt,
Darzu Vergißmeinnicht!
(S. 165-166)

Wohlgemuth, Menta crispa, Krauseminze;
Ehrenpreis, die vor andern heilkräftige Pflanze Veronica;
Augentrost, Euphrasia;
Wegewart, Cichorium Intybus Lin.;
Der Holderstock, Holunderstock, scherzhaft für der u. die Geliebte.

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114. Schabab auch ein Blümelein
Nach Fl. Bl. um 1570 und Heidelb. Hdschr. CCCXLIII. Bl. 70h
bei Uhland Nr. 54, und danach hier.

1. Weiß mir ein Blümli blaue,
Von himmelblauem Schein,
Es stat in grüner Aue,
Es heißt Vergiß nit mein.
Ich kunnt es nirgend finden,
Was mir verschwunden gar,
Von Reif und kalten Winden
Ist es mir worden fal.

2. Das Blümli das ich meine
Ist braun, stat auf dem Ried,
Von Art so ist es kleine,
Es heißt nun Hab mich lieb;
Das ist mir abgemähet
Wol in dem Herzen mein,
Mein Lieb hat mich verschmähet,
Wie kann ich fröhlich sein?

3. Das Blümli das ich meine
Das ist rosinenroth,
Ist Herzentrost genennet,
Auf breiter Heid es stat,
Sein Farb ist ihm verblichen,
Der Wolgmuth hat verdorrt.
Mein Lieb ist mir entwichen,
Verlorn han ich mein Hort.

4. Weiß mir ein Blümli weiße,
Stat mir in grünem Gras,
Gewachsen mit ganzem Fleiße,
Das heißt nun gar Schabab.
Daßelbig muß ich tragen
Wol diesen Sommer lang,
Viel lieber wölt ich haben
Meins Buhlis Armumfang.

5. Der Reif mit seinem Zeichen
Verderbt mengs Blümli zart,
Kann sich dem Klaffer schmeichen
[=schmeicheln]
Mit ungetreuer Art.
Wol auch nach diesem Winter
Kommt uns der lichte Mai,
Bringt uns die Blümli wieder,
Der Farben mengerlei.

6. Mein Herz das leit in Kummer
Daß mein vergessen ist,
So hoff ich auf den Summer
Und auf des Maien Frist.
Die Reifen sind vergangen
Darzu der kalte Schnee,
Mein Lieb hat mich umfangen,
Das thut dem Klaffer weh.
(S. 168-169)
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115. Liebe macht stultos permultos
Neue auserlesene Tricinia
Von Henningo Dedekindo (Erffurdt 1588) Nr. 11.

1. Lieb macht caecos, pauperes, inermes:
Die Buhler sein all unglückliche vermes.

2. Lieb macht Lappen, Lappen, Lappen:
Des Tuchs trägt mancher guter Gsell ein Kappen.

3. Lieb macht stultos, stultos, stultos:
In diesem Spiele findt man itzt permultos.

4. Lieb macht Narren, Narren, Narren:
Drum in der Liebe will ich nicht lang harren.
(S. 169)

Lappe auch dasselbe was Laffe, der sich läppisch beträgt.

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116. In aller Zeit bis in Ewigkeit
Zehen Schöner Lieder. - Gedruckt zu Augspurg,
bey Michael Manger 7. Bl. 8o Kön. Bibl. zu Berlin

1. Ich weiß mir einen Knaben ist hübsch und fein,
Er hat ein krauses Härelein,
Darzu einen rosenfarben Mund,
Der lacht und ist fröhlich zu aller Stund.
Alle mein Sinn steht mir zu ihm,
Das macht daß ich nit bei ihm bin.

2. Der Knab ist aller Ehren werth,
Ganz adelich ist sein Geberd,
Tugendvoll ist sein Gemüth,
Darum er mir von Herzen liebt;
Er ist mein Trost, mein Zuversicht,
Denn ihn will ich verlassen nicht.

3. Er ist meins Herzen die größte Freud,
An ihn gedenk ich zu aller Zeit;
Das schaffen seine köstliche Wort,
Er ist meins Herzen einiger Hort,
Er löset mich aus Leid und Pein:
Wollt Gott, ich sollt heut bei ihm sein!

4. Mein Herz, Leib, Gut, und was ich hab,
Das bleibt sein eigen bis in mein Grab,
Und wenn ich den Knaben verlassen sollt,
Tausendmal ich lieber sterben wollt;
Das soll er von mir versichert sein,
Dieweil ich habe das Leben mein.

5. Du mein einiger Schatz und herziges Lieb,
Hiemit schick ich dir dieses Lied,
Du wöllest mein gedenken darbei
Und mich dir lassen befohlen sein
In Lieb und Leid, in Trübsal und Freud,
Zu aller Zeit bis in Ewigkeit!
(S. 170-171)
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117. Und lebt' ich 1000 Jahre!
Ettliche Schöne Teutsche Geistliche unnd Weltliche Lieder
mitt Fünff Stimmen Componirt.
Durch Nicolaum Zangium (Cölln 1597) Nr. 20.

Zu Dienst will ich ihr singen
Der Allerliebsten mein;
Ihr Lieb thut mich bezwingen,
Ich kann ihr nit feind sein,
Das glaub sie mir fürwahr,
Ich will sie nicht aufgeben
Und lebt ich tausend Jahr,
20000, 30000, 50000, 100000
100 mal 1000 Jahr!
(S. 172)
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118. Zwei Herzen Ein Sinn
Ochsenthun's Tabulaturbuch auff die Lauten
(Heydelberg 1558) Bl. 70b.
Ein ähnliches Lied im (Frankfurter) Lieder-Büchlein 1582. Nr. LI.

Sie
1. Freundlicher Held,
Ich hab erwelt
Dich meim Herzen zu Freunde.
Durch dich all Stund
Mein Herz verwundt,
So ich von dir muß scheiden.
Noch bleibt bei mir
Meins Herzen Gier,
Thut sich allzeit verneuen.
Dieweil ich leb,
Nit von dir streb,
Ich meins in Ehrn und Treuen.

Er
2. Freundliches Herz,
Ohn allen Scherz
Dein Lieb hat mich umfangen.
Zu dir ich mich
Desgleich versich,
Nach dir steht mein Verlangen
Aus rechter Gier,
Das glaub du mir,
Mein Herz hast du besessen.
Dieweil ich leb,
Nit von dir streb,
Dein kann ich nit vergessen.
(S. 172-173)
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119. Mägdleins Wunsch
Gregorii Langii Newer Deudscher Lieder
Der Erste Theil. (Bresslaw 1584) Nr. XX.

1. Ach, möcht es doch gesein,
Sprach sich ein Maidlein fein,
Daß ich nach meinem Willen
Möcht meinen Kummer stillen,
Der mir bringt Leid und Schmerzen
Heimlich in meinem Herzen.

2. Mein treue Lieb und Gunst
Ist allenthalb umsunst;
Mit ihm ists ganz verloren,
Den ich mir hätt erkoren.
Das bringt meim jungen Herzen
Heimlich viel Leid und Schmerzen.

3. Ach, möchts geschehen auch
Und würd forthin der Brauch,
Jungfraun auf Buhlschaft gingen,
Möcht ihnn auch nicht mißlingen;
So wollt ich nach meim Willen
Leichtlich mein Kummer stillen.
(S. 174)
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120. Nach Liebesleid Liedeslust
Der erste Theyl Schöner kurtzweiliger Teutscher Lieder zu dreyen Stimmen
Durch Jacobum Regnart (Nürnberg 1578). Nr. III.

1. Nun bin ich einmal frei von Liebesbanden
Und thu jetzund allein nach Kurzweil ringen:
Des mag ich wol mit Lust ein Liedlein singen.

2. Kein Trauren ist bei mir nicht mehr vorhanden,
Vor Freude thut mir oft mein Herz aufspringen:
Des mag ich wol mit Lust ein Liedlein singen.

3. In Lieb hab ich der Gfahr so viel erstanden,
Drein ich hinfür nicht mehr werd sein zu bringen:
Des mag ich wol mit Lust ein Liedlein singen.

4. Darum all die ihr seid mit Lieb umgeben,
Zu wenden wiederum befleißt euch eben,
So lieb euch immer ist eur Leib und Leben.
(S. 175)
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121. Liebesglut
Schönes Blumenfeldt
Durch Othebladen Öckhen (Liegnitz 1601) Nr, LXX. Vgl. Nr. 40.

1. Wem diese braunen Augen
Das Herz im Leib nit hitzen,
Mit Liebesfeur entzünden noch berauben,
Daß er vor Freud möcht schwitzen:
Der ist nit werth, sag jetzund ich wol bsunnen,
Daß ihm scheint die Sunnen.

2. Wem dieser liebreich Munde
Mit seinen süßen Worten
Und mit seim Gsang nit fröhlich macht all Stunde
In Lieb so mancher Sorten:
Der ist ein Thier und Stein recht untern Leuten
Und soll sich lassen bschneiden.

3. Wer in den linden Händen
Liebsfeur nit woll empfinden,
Zu küssen sie nit Lust noch Liebsenden,
Die nicht ist auszugründen:
Der ist nit werth, daß er auf Erden
Lieb hab noch gliebt soll werden.
(S. 176)

Liebsende = Liebesschmerz

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122. Laß rauschen!
Guter, seltzamer, und künstreicher teutscher Gesang
(Durch Wolffgang Schmeltzel in Wien), Nürnberg durch Jo. Petreium.
M. D. XLIIII. Nr. 25. Vgl. Uhland, Volkslieder Nr. 34.

"La rauschen, Lieb, la rauschen!
Ich acht nit, wie es geh.
Ich hab mir ein Buhlen erworben
In Veiel und grünem Klee."

"Hast du ein Buhlen erworben
In Veiel und grünem Klee,
So steh ich hie alleine,
Thut meinem Herzen weh."
(S. 177)
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123. Ist's von Gott ersehen, So muß es doch geschehen
Gar ein newes Liederbüchlein, in welchem 84.
der aller schönesten newen weltlichen Lieder unnd Däntz.
Nürnberg, durch Johann Lantzenberger, Im 1607 Jahr 8o. N. 31.

1. Kein Mensch auf Erden
Soll mir lieber werden,
Denn die nur allein,
Die ich mit Treuen mein:
Sie ist mein Leben,
Nach ihr thu ich streben.
Ists von Gott ersehen,
So muß es doch geschehen.

2. Bei Tag und Nachte
Ich stets nach ihr trachte,
Weil ihr Äuglein klar
Mich so entzündet gar.
Wär ich in Gnaden,
Daß ich liebt ohn Schaden!
Ists von Gott ersehen,
So muß es doch geschehen.

3. Daß sie in Ehren
Mir eins möcht gewähren
Und mein junges Herz
Erlös aus allem Schmerz:
Darauf will ichs wagen,
Keinen Zweifel tragen.
Ists von Gott ersehen,
So muß es wol geschehen.

4. Von Lieb bezwungen
Sei der Schönsten gesungen
Diese Melodei,
Daß sie mein gedenkt darbei.
Ich laß nicht abe,
Bis ich ihr Huld habe.
Ists von Gott ersehen,
So kann es wol geschehen.
(S. 178-179)
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124. Mägdlein hübsch und fein
Paul von der Aelst, Blumm und Außbund
(Deuenter 1602) S. 192. Danach hier.
Mit wenig Abweichungen auch im (Frankfurter)
Lieder-Büchlein 1582. Nr. XCIX.

1. Ich weiß mir ein Mägdlein ist hübsch und fein,
Es hat ein rothes Mündelein,
Daraus gab sie mir die beste Wort
So ich mein Tag je hab gehort.
Daß ich allein nicht bei ihr kann sein,
Das bringt mir Pein    Im Herzen mein.

2. Sie hat zwei Äuglein die sind klar,
Darzu ein gelb geflochten Haar,
Im gleichen zwei Wänglein die sind roth,
Die bringen mich oft in große Noth.
Daß ich dieselb nicht rühren mag
Weder Nacht noch Tag,    Bringt mir groß Klag.

3. Sie hat zwei Ärmlein die sind blank,
Die machen mir mein Herz oft krank.
Wenn ich an sie gedenken thu,
So hat mein Herz weder Rast noch Ruh.
Alle mein Sinn steht ganz dahin,
Daß ich allein    Möcht bei ihr sein.

4. Sie ist mein einiger Augentrost
Und hat mich oft aus Sorgen erlost.
Ich hoff, das wacker Mägdelein
Das soll über ein Jahr mein eigen sein.
Dann wollt ich erst treiben das Freudenspiel
Nach meinem Will,    Wie mir's gefiel.

5. So befehl ich nun dem lieben Gott
Dasselbig wacker Mägdelein roth;
Der behüte sie für allem Leid,
Helf uns zusammen mit großer Freud!
Sei dir, feins Lieb, zu Ehren gemacht,
In Eil erdacht,    Zu guter Nacht!
(S. 180-181)
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125. Sollst allein mein Liebelein sein!
Recreationes Musicae
Durch Melchior Francken (Nürnberg 1614). Nr. 11.

1. Liebliches Liebelein,
Schönes Jungfräuelein,
Laß mich dein eigen sein in Ehren!
Keine sonst ohne dich
Mag nicht erfreuen mich,
Zu dir allein steht mein Begehren.
Alles was ist an mir,
Geb ich zu eigen dir,
Beides mein Leib und auch mein Leben.

2. Ist es dann so versehn,
So laß ichs auch geschehn,
Daß wir zusammen kommn in Ehren.
Drauf hab dir nun zum Pfand
Hiemit mein rechte Hand!
Gott wöll uns Glück und Heil bescheren,
Daß wir in Fried und Ruh
Unser Eh bringen zu,
Eines das ander mein mit Treuen.
(S. 182)
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126. Liebe erwirbt Liebe
Neue auserlesene Tricinia
Von Henningo Dedekindo (Erffordt 1588) Nr. 40.
Ebendaher bei Uhland Nr. 62.

1. "Mägdlein, wie thust du?
Schilt man dich, so fluchst du;
Schlägt man dich, so thut dirs weh;
Herzt man dich, so willt du meh."

2. Darum das Schelten
Will nun mehr nicht gelten.
Schelten soll man bleiben lan,
Wenn man nicht kann Ursach han.

3. Also das Schlagen
Kann kein Lieb ertragen.
Wer ein herzlich Lieb will han,
Der muß Schlagen anstehn lan.

4. In Ehren herzen
Bringet Freud und Scherzen.
Wer den Mägdlein gfallen will,
Der muß wehrlich herzen viel.
(S. 183)

wehrlich = wehrhaft, tapfer

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127. Der Schaubhut lieber als die Schaube
Lieder Büchlin, Zwey Hundert, ausserlesene Newe Lieder sc.
Anno M. D. LXXXII. Nr. 185.

1. Das Mägdlein trägt ein Strohhut auf,
Von der ich jetzund singe.
Sie lauft die Stiegen ab und auf,
Nit schwer, sonder fein geringe.
Wünsch ich ihr doch in allen
Kein gähling schweres Fallen,
Denn Gott allein    Behüt ihr fein
Glieder, Arm und Bein.

2. Und daß ihr Herz sei wohlgemuth
Immer und allezeit!
In ihrem strohschwarzen Schaubhut
Hat sie mir mein Herz erfreut
Mehr dann in einer Schauben,
Das mag man mir gelauben,
Weil sie nit gafft,    Ihr Eigenschaft
Bringt mir solch große Kraft.

3. Rühmen will ich sie für und für,
Preisen ihr ganzes Leben.
Und ob ich schon nicht bin bei ihr,
Thut sie mich nicht aufgeben.
Ach Gott, thu mir verleihen,
In Ehren sie zu freien!
Ihr junges Blut    Und der Schaubhut
Ist meinem Herzen gar gut.
(S. 184-185)

Schaubhut, Strohhut. Die Schaube, ein langes mantelartiges
Überkleid der Frauen, früher meist reichbesetzt
und kostbar zugerichtet, von la giubba.

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128. Schab ab, Liebe!
Paul von der Aelst, Blumm und Außbund (Deuenter 1602) S. 22.
Danach im Weimar. Jahrbuch 2. Bd. S. 341. 342.

1. Jetzund will ich erst lustig sein
Und fröhlich allzeit singen,
Weil ich nun ledig bin der Pein,
So die Lieb mit thut bringen.
Amor mit Macht    Ich ganz veracht:
Darum mein Herz stets lacht.

2. Mit Tanzen und auch mit Springen
Will ich mein Zeit vertreiben;
Ich hoff, es soll mir noch glingen,
Will auch darbei verbleiben.
Denn was soll Freud,    So nur allzeit
Bringt viel der Traurigkeit?

3. Die Lieb die ist ja nur ein Strick,
Damit mancher wird gfangen:
Sie bringet Pein all Augenblick
Und schmerzliches Verlangen.
Drum ich nicht will    Mehr sein im Spiel,
Wie man der'n sonst findt viel.

4. Kein Vogel willens kommt ins Schlag,
[Schlag=Käfig]
Kein Wild läßt sich gern hetzen:
Zum Buhler ich wol sagen mag,
Er thut sich selbst verletzen,
Wann er so blind    Mit Venuskind
Sich also stark verbindt.
(S. 185-186)
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129. Fahr hin, fahr hin, mein Apfel roth!
Heidelb. Handschrift CCCXLIII. Bl. 76
Danach bei Uhland Nr. 50 und hier.

1. Ach Gott, ich klag dir meine Noth,
Ich bin verwundt bis in den Tod
Und ist mir misselungen:
Ich hätt mir ein feins Lieb auserkorn,
Von ihm bin ich verdrungen.

2. Er hätt mich lieb, er hätt mich werth,
Ich thät alls was sein Herz begehrt
In Züchten und auch in Ehren:
Er hat ein andre viel lieber dann mich,
Er hat mich übergeben.

3. Was hilft dich, Knab, dein falsche List,
Daß du so gar der Untreu bist?
Magst nit auf mich gewarten!
Dein Untreu hab ich längst gewißt,
Kränkt mir Herz, Muth und Sinne.

4. Hätt ich dein Untreu vor gewißt,
Deiner Liebe hätt mich nit gelüst,
Du hast mir oft gelogen:
Fahr hin, fahr hin, mein Apfel roth!
Du mußt mir aus dem Herzen.

5. Der sich auf einen Distelbaum setzt
Und sich auf junge Knaben verläßt,
Der läßt sich ein Blinden leiten.
Art der läßt von Arte nicht,
Unkraut will aus dem Garten nicht.

6. Ich hätt mir ein Apfel, war hübsch und roth,
Hat mich verwundt bis in den Tod,
Noch war ein Wurm darinne:
Fahr hin, fahr hin, mein Apfel roth!
Du mußt mir aus dem Sinne.
(S. 187-188)
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130. Sanct Velten soll euch trauen!
Schönes Blumenfeldt, Auff jetzigen Allgemeinen gantz betrübten Standt,
Durch Othebladen Öckhen (Liegnitz 1601) Nr. LXVI.
Der Dichter Theobald Höck, geb. 10. Aug. 1573 in der Pfalz,
war Secretär des Peter Wok von Rosenberg zu Wittingau.
S. über ihn meinen Aufsatz in Prutz, Literarhistorisches Taschenbuch
3. Jahrg. 1845. S. 399-422.

1. Nacht und Tag hab ich gedient
Eim Fräulein rein und zarte;
Damit ich nur ihr Lieb versühnt,
Kein Fleiß und Müh ich sparte.

2. All ander Lieb, Freud, Lust, und Geld
Hab ich veracht aufgeben,
Ja alle Schätz der ganzen Welt
Allein von ihrentwegen.

3. Kein andern Dank kriegt ich davon,
Leer Stroh hab ich gedroschen,
Schabab! ein Körbel ist mein Lohn,
Die Lieb ist ausgeloschen.

4. Ich hab gehofft so herziglich,
Mein Lieb wiedrum zu gnießen,
Nun läßt sie michs ja hinter sich
Ganz höflich jetzund gnießen.

5. Es ist halt, wenn ichs sagen soll,
Bei euch ihr schön Jungfrauen
Viel Gschrei und wunderwenig Woll,
Sanct Velten soll euch trauen!

6. Wer euern glatten Worten traut,
Der möcht sein Müh wol sparen,
Er sät in Wind, ins Meer auch baut,
Wie ichs auch wol erfahren.
(S. 189-190)
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131. Dein für immer!
Nach dem Niederländischen in: (Georg Forster)
Der ander theil, Kurtzweiliger guter frischer Teutscher Liedlein
(Nürnberg 1540). Vgl. Horae belg. P. II. ed. 2. Nr. 99 und 100.

Ich sag ade!
Wir zwei wir müssen scheiden.
Bei dir laß ich das Herze mein,
Und wo ich bin, da solls auch sein.
In Freud, in Pein,
Allzeit sollst du die Liebste sein!
(S. 190)
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132. Es muß geschieden sein
Georg Forster's Frische Liedlein III. 1549. Nr. XVII. -
Vgl. Heildelb. Handschr. 343. Bl. 89b.,
bei Görres S. 43. Nach diesen Quellen bei Uhland Nr. 67.
u. danach hier. - Im Wunderhorn 1. Bd. S. 207.
dasselbe Lied aus den "Frischen Liedlein", mit folgender
Schlußstrophe (für Str. 4.), die von den Herausgebern
anderswoher entlehnt ist:
Mich dünkt in all mein Sinnen
Und wann ich bei ihr bin,
Sie sei ein Kaiserinne,
Kein lieber ich nimmer gewinn,
Hat mir mein junges Herz erfreut,
Wann ich an sie gedenke,
Verschwunden ist mir mein Leid.
Die letzte Lesart in neuere Sammlungen übergegangen:
Deutsche Lieder für Jung und Alt S. 20. sc.

1. Ach Gott, wie weh thut scheiden!
Hat mir mein Herz verwundt;
So trab ich über die Heiden
Und traur zu aller Stund;
Der Stunde der sind also viel,
Mein Herz trägt heimlich Leiden,
Wiewol ich oft fröhlich bin.

2. Hätt mir ein Gärtlein bauen
Von Veil und grünem Klee,
Ist mir zu früh erfroren,
Thut meinem Herzen weh,
Ist mir erfrorn bei Sonnenschein
Ein Kraut Jelängerjelieber,
Ein Blümlein Vergißnitmein.

3. Das Blümlein das ich meine
Das ist von edler Art,
Ist aller Tugend reine,
Ihr Mündlein das ist zart,
Ihr Äuglein die sind hübsch und fein,
Wann ich an sie gedenke,
Wie gern ich bei ihr wollt sein!

4. Sollt mich meins Buhlen erwegen,
[erwegen = aufgeben]
Als oft ein ander thut,
Sollt führen ein fröhlich Leben,
Darzu ein leichten Muth:
Das kann und mag doch nit gesein.
Gesegen dich Gott im Herzen!
Es muß geschieden sein.
(S. 191-192)
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133. Ade!
Servia musicalis prima
Von M. Daniele Friderici (Rostock 1629) Nr. XX.

1. Ade, ich muß mich scheiden,
Ich zieh jetzund von hier;
Groß Trübniß und schwer Leiden
Find ich jetzund bei mir.
Mein junges Herz ist Traurens voll:
Ach schönes Lieb, gehab dich wol!
Jetzt muß ich dich verlan
Und ziehen gar davon.

2. Im best wollst mein gedenken,
O zartes Liebelein,
Und laß es dich nicht kränken
Im jungen Herzen dein,
Daß ich von dir abscheiden muß,
Und tröst dich des, o Engelsüß,
Ich komme wieder bald
Zu dir, mein Aufenthalt.

3. Ach nun sei Gott befohlen,
Mein Tausend-Schätzelein!
Ich sag es unverholen,
Mir weint das Herze mein.
Ach nur ade, ade, ade!
Ach Scheiden, wie thust du so weh!
Schöns Lieb, hab alls in Acht,
Ade zu guter Nacht!
(S. 193)
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134. Die beiden Leitsterne
Amores musicales von Daniele Friderici
(Rostock 1633) Nr. XXXIII. XXXIV.

1. Auf wildem Meer der Liebe
Hab ich gar manche Nacht
Im Sturm und Wetter trübe
Gefährlich zugebracht.
Ihr mögt wol untergehen,
Castor und Pollux, nunmehr,
Ein Gstirn hab ich ersehen,
Welchs mich erfreuet sehr.

2. Zwei Sternlein schön gar schnelle
Mir itzund gehen auf,
Sie leuchten klar und helle
Und zeigen mir den Lauf.
Es seind die Äuglein klare
Der Herzallerliebsten mein.
Ade! dahin ich fahre
Und will bald bei ihr sein.
(S. 194)
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135. Treu ohne Ende
(Frankfurter) Lieder-Büchlein 1582. Nr. X.

1. So wünsch ich ihr eine gute Nacht
Zu hunderttausend Stunden.
Wenn ich die Lieb erst recht betracht,
Ist mir mein Leid verschwunden.
Wenn ich sie ansich,    So erfreuet sie mich;
Sie hat mein Herz besessen.
Drum ich ihr in    Dem Herzen hold bin
Und kann ihr nit vergessen.

2. In rechter Treu ist sie mir lieb,
Der ich mein Herz hab geben;
Zu dienen ihr ich mich stets üb,
Dieweil ich hab das Leben:
Denn sie hat mich    So gar lieblich
Mit ihrer Zucht umfangen.
Keins Menschen Freud    Mir Hoffnung geit,
[geit=gibt]
Nach der mich thut verlangen.

3. Ohn allen Falsch will ich doch sein
Bis an meins Lebens Ende
Gegen der Allerliebsten mein,
Von der ich mich nicht wende.
Mit Seufzenklag    Sich Nacht und Tag
Mein Herz nach ihr thut kränken.
Desgleich auch ich    Hoff, sie werd mich
In ihr Herz lieblich senken.
(S. 195)
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136. Wie der Lohn so der Dank
(Frankfurter) Lieder-Büchlein 1582. Nr. XL.

1. Die große Liebe zwinget mich,
Daß ich kein Wort kann sprechen.
Wenn ich gedenk an ihr Mündlein roth,
Das sie mir bot,
Mein Herz will mir zubrechen.

2. Ich kam für Liebes Schlafkämmerlein,
Die Thür war zugeschlossen.
Ich klopfet also leise daran,
Bald sie das vernahm,
Ich ward bald eingelassen.

3. Die Liebe trägt ein Schleier weiß
Mit brauner Seiden umwunden.
Sie empfing den Knaben mit allem Fleiß
In ihr Aermelein weiß,
Sie küßt ihn auf beide Wangen.

4. Schwarzbraun, schwarzbraun ist ihr Gewand,
Das trägt sie an ihrem Leibe.
In rechter Lieb und Treu hab ich sie erkannt,
Da ich sie fand,
Sie ist mir die Liebste auf Erden.

5. Alde, alde, zu guter Nacht
Sei dir schöns Lieb gesungen:
Dies Liedlein ist dir und mir gemacht
Zu tausend guter Nacht.
Gott strafe alle falschen Zungen!
(S. 196-197)
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137. Du Schönste ob allen!
Extract Auß Valentin Haußmanns Gerbipol.
Fünff Theilen der Teutschen Weltlichen Lieder. 1. Th.
(Nürmberg 1603) Nr. XXIV.

1. Wie machst mich so umtreiben,
Du schönst ob allen Weiben?
Wie magst mich also kränken?
O edles Herz,
Willst nicht mein Treu bedenken?

2. Wie magst so wenig trauen,
Du schönst ob allen Frauen?
Wie magst mich so verschieben?
O theures Herz,
Thu gleichfalls mich auch lieben.

3. Wie magst mich so verleiden,
Du schönst ob allen Maiden?
Wie magst du dich so wehren?
O frommes Herz,
Thu doch zu mir eins kehren.

4. Wie magst mich so durchächten,
Du schönst ob allen Töchtern?
Wie magst mich also plagen?
O güldnes Herz,
Laß dies von dir nicht sagen.
(S. 198)

durchdächten = verfolgen

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138. So fährt der Winter hin
Aus einer Münchener Handschrift um 1467, bei Uhland Nr. 44.

1. Es ist ein Schnee gefallen
Und ist es doch nit Zeit,
Man wirft mich mit den Ballen,
Der Weg ist mir verschneit.

2. Mein Haus hat keinen Giebel,
Es ist mir worden alt,
Zerbrochen sind die Riegel,
Mein Stüblein ist mir kalt.

3. Ach Lieb, laß dichs erbarmen,
Daß ich so elend bin,
Und schleuß mich in dein Arme,
So fährt der Winter hin.
(S. 199)
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139. Wie schön blüht uns der Maie!
(Frankfurter) Lieder-Büchlein 1582. Nr. XXX.
mit Benutzung der Lesarten bei Uhland Nr. 58.

1. Wie schön blüht uns der Maie,
Der Sommer fährt dahin!
Mir ist ein feins Jungfräulein
Gefallen in meinen Sinn.
Oft sehen thut den Augen wol;
Wenn ich an sie gedenke,
Mein Herz ist Freuden voll.

2. Wenn ich des Nachts will schlafen,
Kummt mir mein feins Lieb für,
Und wenn ich dann erwache,
So find ich nichts bei mir.
Erst hebt sich an ein große Klag,
Wenn ich von ihr muß scheiden:
Das macht mich alt und grau.

3. Ein Blümlein auf der Heiden
Mit Namen Wolgemut
Laß uns der lieb Gott wachsen,
Ist uns für Trauren gut.
Vergiß mein nit steht auch darbei:
Grüß mir sie Gott im Herzen
Die mir die liebste sei!

4. Wollt Gott, ich sollt ihr wünschen
Zwo Rosen auf einem Zweig!
Ach Gott, sollt ich sie wecken
Mit meinem stolzen Leib,
Das wär meim Herzen ein Freudenhort!
Thu mich, Herzlieb, nun trösten
Mit eim freundlichen Wort!
(S. 200-201)
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140. Sieh vor dich, daß Reue nicht beißet dich!
Flores Musicales Durch Melchior Francken
(Nürmberg 1610) Nr. IX.

1. Sieh du für dich!    Treu ist mißlich
Bei schönen Mägdlein säuberlich.

2. Ob sie wol sich    Stellen lieblich,
Meinens doch gmeinglich hindersich.

3. Drum hüte dich,    Trau ihnen nicht,
Zuletzt sie doch nur narren dich.

4. Gleich wie ein Flieg    In Spinnweb sich
Verwickelt, wenns zu gschwind geschicht:

5. Also auch dich    Hüte fleißig,
Doch Lieb nicht herrsche über dich.

6. In Liebe dich    Halt stets mäßig,
Daß du nicht trauren darfst letzlich.
(S. 201)

hintersich meinen = es falsch meinen

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141. Alles aus Liebe
Amores musicales von Danielle Friderici (Rostock 1633) Nr. IX.
Mit der Überschrift: Polcra Puella Pyri Pyra pendula polcra probabis?

Ach, du feines Mägdelein,
Kanns nit geschehen,
Daß ich ins Gärtelein
Mit dir mag gehen?
Den Birnbaum will ich schüttelen,
Will steigen hoch hinauf,
Die Aeste will ich rüttelen
Und du sollst lesen auf.
(S. 202)
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142. Nur Einen Wunsch
Viertzig Newe Deutzsche, lustige, Musicalische Täntze
Durch Melchior Francken (Coburgk 1623) Nr. 19.

1. Ihr seid mein Sterben und mein süßes Leben,
Eins um das ander thut ihr mir oft geben,
Ein angenehme Stund und bös darneben.

2. Denn mich eur Gegenwart so hoch erfreuet,
Bei der mich keine Zeit noch Weil gereuet,
Alsdann mich dunkt mein Leben sei verneuet.

3. Wie sehr mir aber eur Anblick beliebet,
So hoch abwesend ihr mein Herz betrübet,
Welchs sich durch Sehnen oft dem Tod ergiebet.

4. Wann diese Tage mir ein Wunsch zuließen,
So wünsch ich mich in eur Ärmlein zu schließen
Und stets meins Herzen Lust mit euch zu büßen.
(S. 203)
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143. Wie du mir, so ich dir
Neue Teutsche Lieder
Durch Johann Staden (Nürmberg 1606) Nr. XIV.

1. Ich hab bereit    Ein lange Zeit
All Ding Gott lassen walten,
Mit Treu und Güt    An Seel und Gmüth
An dich mich fest gehalten.
Nun aber thut    Aus Übermuth
Gegn mir dein Lieb erkalten.

2. Weil ich dann spür,    Daß du führst nur
Den Schalk hinter den Ohren,
Und all mein Gunst    Bei dir umsunst
Gleich als ein Dampf verloren,
So ist nun mir    Auch gegen dir
Mein Herz in Lieb erfroren.

3. Geh nur hindan    Aus dieser Bahn
Und thu dich mir entladen!
Such jenen Mann,    Der viel baß kann
Bei Tag und Nacht dir rathen!
Denn ich dir sag,    Daß ich dich mag
Wedr gsotten noch gebraten.
(S. 204)
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144. Alles um Deinetwillen
Amores musicales von Daniele Friderici
(Rostock 1633) Nr. XIV.

1. Bei Nacht wenn ich soll schlafen,
So schweif ich hin und her,
Und hab sehr viel zu schaffen
Mit manchen Träumen schwer.
Bald fällt mir etwas ein,
Bald kömmt was anders drein
Und thut mich sehr erschrecken,
Mir zittern all Gebein.
Gschicht alles um deinetwillen:
Herzliebste, du kannst es stillen.

2. Bei Tag wenn ich soll wachen,
So tribuliert mich dann
Der Schlaf übr alle Maßen
Und will nicht abelan.
Leg ich mich dann zur Ruh,
Und hoff, es werde nu
Etwas ja besser werden,
So kömmt erst Angst dazu.
Gschicht alles um deinetwillen:
Herzliebste, thu solches stillen!
(S. 205)
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145. Liebeskosen
Drey Schöne newe Weltliche Lieder.
Das Erste, Schönes Jungfräwlein, liebstes Hertzelein, was sol ich dir etc. -
Gedruckt im Jahr 1615.

1. Schönes Jungfräulein,    Liebstes Herzelein,
Was soll ich dir singen,
Daß hie wir beid    Möchten in Freud
Unser Zeit zubringen?

2. "Singe mein feins Lieb,    Was dir nur geliebt,
Es soll mir gefallen,
Weil ich allzeit    Mein Lust und Freud
An dir gehabt vor allen."

3. Komm, du schöne Kron,    Laß die liebe Sonn,
Dein klar Äuglein blicken,
Daß sich mein Herz    In traurigem Schmerz
Ein wenig kann erquicken.

4. "Ach mein liebes Herz,    Was ist für ein Schmerz,
Der dich macht so bange?
Hast du nach mir,    So hab ich nach dir
Getragen ein groß Verlangen."

5. Komm, du schöne Tock,    In deim grünen Rock,
Laß dich satt anschauen,
Weil du allein    So lieblich und fein
Leuchtst unter allen Jungfrauen.

6. "Wollt Gott, könnts gesein,    Daß ich wär so fein
Und thät dir gelieben,
Dürft ich nit mehr    In Liebe so sehr
Mein junges Herz betrüben."

7. Komm, mein Liebelein!    Komm, mein Täubelein!
Laß dein Mündelein küssen,
Daß ich an dir,    O schönste Zier,
Meins Herzen Lust mög büssen.

8. "Komm, du schöner Held,    Thu was dir gefällt,
Ich will dich gewähren
Was du von mir    Begehrst allhier,
Wenns nur geschicht in Ehren."

9. Ach mein lieber Schatz,    Gib mir noch ein Schmatz,
Daß mein Herz sich labe,
Weil ich von dir    Kann nimmermehr
Vor Lieb kann lassen abe.

10. "Ja, mein Herzelein,    Kanns nicht anders sein,
So laß bald geschehen,
Wann ich ohn Scherz    Ein treues Herz
Nur kann von dir verstehen."

11. Ei so will ich drauf    Frisch in vollem Lauf
Fröhlich einher springen,
Und dies Liedlein    Euch meim Schätzlein
Thun zu Ehren singen.
(S. 206-208)
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146. Nach dem Regen kommt Sonnenschein
Rehdigersche Handschrift v. J. 1603.
Danach im Weimar. Jahrbuch 5 Bd. S. 217-218.

1. Wie kann und mag ich so fröhlich sein!
In meinem Herzen    Trag ich groß Schmerzen
Und schwere Pein.
Elend bin ich,    Doch tröst ich mich,
Daß nach dem Regen    Gott gibt sein Segen
Und Sonnenschein.

2. Wer kann so elend als ich jetzt sein,
Daß ich muß tragen,    Doch niemand sagen
Mein Herzeleid!
Die mir auf Erd    War lieb und werth,
Die soll ich meiden    Und von ihr scheiden
In kurzer Zeit.

3. Wer kann doch dulden so große Pein!
Wer möcht doch sagen    Daß er könnt tragen
Solch Unglück schwer!
Schöns Lieb, bedenkt,    Wie hart es kränkt,
Wenn man soll scheiden    Und dieses meiden
Das man liebt sehr!

4. Solchs, herzig Herz, haben die Neider gethan,
Die uns dermaßen    So hart thun hassen
Und sein uns gram.
Elend bin ich,    Doch tröst ich mich,
Daß nach dem Regen    Gott gibt sein Segen
Und Sonnenschein.
(S. 208-209)
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147. Wie kann und mag ich fröhlich sein!
Venus-Gärtlein ff. (Hamburg 1659) S. 39.

1.  Wie kann und mag ich fröhlich sein!
In meinem Herzen    Trag ich groß Schmerzen
Und schwere Pein.
Elend bin ich,    Doch tröst ich mich,
Daß nach dem Regen    Gott gibt seinen Segen
Und Sonnenschein.

2. Wer kann doch tragen die schwere Pein,
Wer kann doch sagen,    Daß ich soll tragen
Mein Unglück schwer!
Die mir auf Erd    War lieb und werth,
Die muß ich meiden    Und von ihr scheiden
In kurzer Zeit.

3. Wie ist doch scheiden so schwere Pein!
Wenn ich soll schlafen,    So muß ich wachen
Und traurig sein,
Ich muß ablan    Und gehn davon,
Ich bin verdrungen,    Mir ist mißlungen,
Bin gar Schabab.

4. Was hab ich euch zu leide gethan,
Daß ihr mich selber    Habt übergeben,
Muß Urlaub han?
Ich gedenk der Zeit    Und ist nicht weit,
Da thät ihr sagen    Mich lieb zu haben
Bei eurem Eid.

5. Schöns Lieb, das haben die Kläffer gethan,
Die aus der Maßen    Uns sehr thun hassen
Und sind uns gram.
Elend bin ich,    Doch tröst ich mich,
Daß nach dem Regen   Gott gibt seinen Segen
Und Sonnenschein.
(S. 210-211)
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148. Ach Gott mein Herr!
(Paul von der Aelst) De Arte Amandi
('Zu finden in Hamburg bey Henrich Wernern')

1. Mein Herz das brinnt, ach Gott mein Herr!
Hilf, daß ich nicht zu Schanden werd!
Wend mir mein großen Schmerzen!
Denn mir ein fein Jungfräuelein
Liegt stets in meinem Herzen.

2. Mich hat entzündt ihr Zucht und Ehr,
Ihr treues Herze noch viel mehr,
Red ich bei meinen Treuen.
Hilf Gott zu der    Die ich begehr!
Es soll niemand gereuen.

3. Ach Gott vom Himmel sich darein
Und laß uns dir befohlen sein,
Dein Gnad zu uns thu senden!
Nach deinem Will    Steh unser Ziel,
So wird kein Mensch nicht wenden.
(S. 212)
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149. Goldschmids Töchterlein
Niederdeutsches Liederbuch aus dem Anf. des 17. Jahrh., in Uhlands Besitz S. 977.
Bei Uhland Nr. 253. Ursprünglich hochdeutsch,
und deshalb hier zurückübersetzt.

1. Bist du des Goldschmids Töchterlein,
Bin ich des Bauren Sohn,
So zieh deine besten Kleider an
Und sprich: du willst zum Tanze gan
Und zieh mit mir davon!

2. Über eine breite Wiese,
Über einen schmalen Steg!
Und hast du mich von Herzen lieb,
Dein treues Herz mir Glauben giebt,
Und zieh auch mit mir weg!

3. Darum, du zartes Jungfräulein,
Zieh du mit mir davon!
"Ich will zuvor mein Mutter fragen,
Räth sie mir das, so will ichs wagen
Und ziehn mit dir davon."
(S. 213)
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150. Röselein und Nesselkraut
Handschriftlich in der Gymnasial-Bibliothek zu Brieg.
Aus dem 16. Jahrh. Bei Uhland Nr. 252.
"Nesseltanz" nur Str. 1. 4. und 5.

1. "Ach Baur, laß mir die Röselein stahn!
Sie sind nicht dein.
Du trägst wol noch von Nesselkraut
Ein Kränzelein."

2. Das Nesselkraut ist bitter und herb
Und brennet sehr.
"Bekommen hab ich mein feines Lieb,
Das freut mich sehr.

3. Es freut mich sehr und gibt mir
In meinem Herzen Trost,
Daß ich die Allerliebste mein
Soll sehn mit Lust."

4. Das Nesselkraut ist bitter und herb
Und brennet sehr.
Verlorn hab ich mein feines Lieb,
Das reut mich sehr.

5. Es reut mich sehr und thut mir
In meinem Herzen weh,
Daß ich die Allerliebste mein
Nicht soll sehn meh.
(S. 214)

reut mich = schmerzt mich

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151. Die schönste Filli zart
Erster Theil der Musica boscareccia
Von Johann Hermano Schein (Dreßden 1643) Nr. 2.

1. Frau Nachtigall
Mit süßem Schall
Mir bei der Nacht
Ein Ständlein macht,
Darin die schönste Filli zart
Zu tausend mal gepreiset ward.

2. Ich hört ihm zu,
Hatt keine Ruh;
Der Filli Lieb
Heraus mich trieb;
Kein Schlaf beliebt den Augen mein,
Hört fleißig zu dem Ständelein.

3. Ach Filli schön!
Thut es so gehn,
Daß solche Freud
Dein Nam bereit:
Was sollt denn thun dein Mündelein,
Wenn michs in Lieb nur küßt allein?
(S. 215)
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152. Die beste Meinung
Aus dem fürstl. Ysenburgischen alten Archive zu Büdingen
mitgetheilt von W. Crecelius im Weimar. Jahrbuch 4. Bd. S. 239. 240.

1. Ach Gott, wie gern ich wissen wollt,
Wem ich mein Herz vertrauen sollt!
Weiß nit was soll anfangen ich,
Gott weiß, wann ich sie wiedersich!
Ach! ich zieh dahin.

2. Ihr schöne Tugend sein mir bekannt,
Ihrs Gleichen ist in keinem Land:
Das macht ich bin ihr worden hold
Vor Silber und vor rothes Gold.
Ade, bewahr dich Gott!

3. Muß es dann nun geschieden sein,
So bitt ich die ich von Herzen mein,
Von mir woll sie nit weichen ab,
Weil ich groß Lieb itzt zu ihr hab.
Bitt dich, vergeß mein nicht!

4. Muß mich itzund erkennen schlecht,
Dieweil ich bin ihr gringster Knecht,
So will ich doch nit lassen ab,
Man trage mich dann in das Grab.
Gott woll mein Helfer sein!

5. Jtzund will ich beschließen bald,
Mein Herze mir im Leib erkalt,
Dieweil ich hör so gar viel Wort,
Ihr Herz sei an eim andern Ort.
Bewahr sie der liebe Gott!

6. Der uns dies Liedlein hat erdacht,
Wie oft hat er darzu gelacht,
Er hofft er wollt der rechte sein,
So sie ihn anders mit Treuen mein.
Wünsch ihr viel tausend guter Nacht!

7. Hiemit wollt ihr vernehmen, Lieb,
Und mein Herz nit so hart betrübt,
Laßt mich doch euer eigen sein,
Von Herzen ich es mit euch mein.
Nun muß einmal geschieden sein.
(S. 216-217)
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153. Liebesfreud und Scheidensleid
(Frankfurter) Lieder-Büchlein 1582. Nr. 153. -
Paul von der Aelst, Blumm und Außbund (Deuenter 1602) S. 130.
Mit Hinweglassung der vorletzten Str.

1. Ich gieng mir nächten Abend heraus,
Den Abend aus spazieren,
Ich sollt wol zu der Liebsten gan
Und mit ihr collavieren.
Ich darf sie euch nit nennen,
Thät ichs, ihr würdt sie kennen,
Sie thät mich darum schelten.

2. Da ich wol für die Fenster kam,
Ich ließ mein Zitter schallen.
Mir ward ein Fenster aufgethan,
Mein Lieb thät mich ankallen:
"Seid ihr da, Allerliebster mein?
Steht still! ich will euch lassen ein." -
Das thät mir wolgefallen.

3. Da ward ein Thürlein aufgethan,
Ich ward gar wol empfangen,
Ich nahm mein Lieb wol in den Arm:
Nach ihr thät mich verlangen.
Sie gab mir so manch freundlich Wort,
Ich habs mein Tag nie besser gehort,
Sie war die liebste auf Erden.

4. Da war ein Banket zugericht,
Da saßen wir dominieren;
Mein Lieb saßt sich da neben mich,
Da saßen wir collavieren.
Sie gab mir so manch freundlich Wort,
Ich habs mein Tag nie besser gehort,
Sie war die liebste auf Erden.

5. Des Morgens da der Tag anbrach,
Da gieng es an ein Scheiden.
Wir meinten, es wär nur halb Mittnacht,
Da geschach uns viel zu Leide.
Ade, es muß gescheiden sein!
Der Kläffer bringt uns in schwere Pein:
Schöns Lieb, ich muß von hinnen.
(S. 218-219)

collavieren, wohl ein verdorbenes colloquiren, colludieren, plaudern, tändeln;
ankallen - anreden

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154. Nichts freuet mich, nichts ohne Dich
Tenor. Der erst teil. Hundert und ainundzweintzig newe Lieder
(gesammelt von Hans Otte) (Nürnberg 1534) Nr. 3.
Auch im Frankf. Lb. 1582. Nr. CLXXVII., um zwei Str. vermehrt.

Ade! mit Leid    Ich von dir scheid,
Dadurch mein Herz    Groß sehnlich Schmerz
All Stund empfindt    Und ist entzündt
In Jammers Weh    Ade, ade!
Ohn dich lust mich kein Freud nit meh.
(S. 220)
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155. Ich scheide, mein Herz bleibt bei dir
Tugendhaffter Jungfrauen und Jungengesellen Zeit-Vertreiber
Durch Hilarium Lustig von Freuden-Thal Nr. 122.

1. Ach weh dem Herzen mein,
Dieweil es so muß sein!
Mein Herz das führt ein große Klag,
Weil ihr ein andern lieber habt.

2. Habt mir geschworn ein Eid,
Drum setzt ihr mich ins Leid.
Bringt mich nicht von den Sinnen mein,
Sonst muß ichs Todes eigen sein.

3. Hoffnung hat Trauren bracht,
Doch ich habs selber gmacht.
Ich bitt, sie woll nur schließen ein
Mein Herz in ihrem Herzelein.

4. Adiu, mein Schatz, ich scheid,
In Schwarz kleid ich mein Leib,
Ich zieh aus diesem Land davon,
Mein traurigs Herz bleibt bei dir stahn.
(S. 220-221)
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156. Wie soll ich ihm thun?
Extract Auß Valentin Haußmanns Gerbipol.
Fünff Theilen der Teutschen Weltlichen Lieder.
1. Th. (Nürmberg 1603) Nr. XI.

1. Mutter, wie soll ich ihm thun?
Ach helft, könnt ihr helfen nun!
Mir liegt ein junges Knäblein
Im jungen Herzen mein,
Das bringt mich armes Mägdlein
In Jammer und in Pein.
Ich leide Noth    Bis in den Tod,
Dasselb weiß Gott:
Mutter, liebe Mutter, wie soll ich ihm thun?

2. Tochter, den Rath geb' ich dir:
Leg hin von dir die Begier,
Damit dein junges Herze
Dies Knäblein hat beschwert
Und dir ein solchen Schmerzen
Von Tag zu Tag stets mehrt!
So wirst du fein    Erledigt sein
Von aller Pein.
Tochter, liebe Tochter, den Rath geb' ich dir.

3. Mutter, so will ich ihm thun,
Hiezu sollt ihr rathen nun:
Ich will das Knäblein schließen
In meine Ärmelein,
Auf daß ich möge büßen
Gegn ihm den Willen mein.
In solcher Gstalt    Genes ich bald,
Sonst werd ich alt.
Mutter, liebe Mutter, so will ich ihm thun.
(S. 221-222)
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157. Nie ohne dieses
Sex Cantiones latinae cet. comp. Authore Orlando di Lasso
(Monachii, Ad. Berg 1573) Nr. 26.

Ein Wettgesang
Er. Nun grüß dich Gott,    Mein Mündlein roth,
Ich bin dir hold von Herzen.
Sie. Was kümmert's mich,    Schau du für dich,
Mit dir mag ich nit scherzen:
Dein Lieb die bringt mir Schmerzen.
Er. Ach Els, ich bitt.    Sie. Ich mag dein nit.
Er. Zu dienen bin ich dir bereit.
Sie. Geh anderswo, du hast dein Bscheid.
Er. Du bist allein, die mir gefällt.
Sie. Ja, wann du hättst im Säckel Geld -
Er. Am Geld es auch nit mangeln soll.
Sie. Die Wort sein gut, der Mund ist voll,
Die Seiten aber mich fast kränkt,
Daran der leere Beutel hänkt.

(Nutzanwendung)
Das ist der Sitt in dieser Welt:
Wer buhlen will muß haben Geld.
Wo das gebricht, ist ganz umsunst
All Weisheit, Jugend, Schön und Kunst.
(S. 223)
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158. Groß Leid ich klag
Newe Teutsche Liedlein, mit Fünff stimmen
Von Ivo de Vento (München 1569) Nr. XII.

Groß Leid ich klag,    Schöns Lieb, ich trag
Täglich in meinem Herzen.
Kein Stund im Tag    Verlaufen mag,
Die mir nit bringt groß Schmerzen,
Und mich kränkt,   Wann ich bedenk,
Daß ich von dir soll scheiden,
Verlassen dich,   Unschuldiglich
Ein lang Zeit soll meiden.
(S. 224)
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159. Rosina
A. Fliegendes Blättchen, XVI. Jahrh., der Kön. Bibl. zu Berlin,
bei Phil. Wackelnagel Kirchenlied S. 812. -
B. Frankf. Lieder-Büchlein 582. Nr. 174. -
C. Paul von der Aelst Blumm und Außbund (Deuenter 1602) S. 29.
Vgl. Wunderhorn 4. Bd. herausgegeben von Erk. S. 167. 168.

1. Rosina, wo was dein Gestalt
Bei König Paris Leben,
Da er den Apfel hat in Gwalt
Der Schönsten sollen geben?
Fürwahr glaub ich,    Hätt Paris dich
Mit deiner Schön gesehen,
Venus wär nit    Begabt damit,
Der Preis wär dir verjehen.

2. Hätt dich Virgilius erkannt,
Weil er gedacht zu schreiben
Von Helena aus Griechenland
Ihr Zier ob allen Weiben,
So hätt er dir    Viel mehr dann ihr
Die Schöne zugemessen,
Mit der du hast    Mich hart und fast
Liebhabendlich besessen.

3. Ich weiß, hätt Pontus seiner Zeit
Gesehen dich dergleichen,
Sidonia hätt müssen weit
Von seiner Lieb entweichen
Und ander viel,    Darzu ich will
Ihr aller keine reuen
Und freuen dein,    Dein will ich sein,
Dieweil ich leb in Treuen.
(S. 225-226)

verjehen = zuerkannt;
reuen = betrüben

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Aus: A. H. Hoffmann von Fallersleben
Die deutschen Gesellschaftslieder des 16. und 17. Jahrhunderts
Aus gleichzeitigen Quellen gesammelt
Reprografischer Nachdruck der 2. Auflage Leipzig 1860
Georg Olms Verlagsbuchhandlung Hildesheim 1966


siehe auch Teil 1



 


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