Das Ambraser Liederbuch - Liebeslieder


 

Das Ambraser Liederbuch - Liebeslieder (Teil 3)

Inhaltsverzeichnis der Lieder:
 

 


CXLIII. (143)

1. Mich wundert zwar, vom frawen haar,
wo es sein krafft hat genommen,
Manch weiser man, wird jhm unterthan,
die macht es alle zu stummen.
All kriegßleut zwingt, tyrannen dringt,
die leyen und die pfaffen,
Ich sag das kurtz, kein kraut noch wurtz,
so krefftig ward geschaffen.

2. Viel geschrieben steht von dem magnet,
an sich zeucht er das eysen,
So zeucht das har, die junge schar,
mit sampt den alten greysen,
Wiewol es hat, manch man und stadt,
in angst und not geführet.
Herwider merck, sein krafft und sterck,
so krefftig wird gezieret.

3. Von der ertzney und specerey,
kein doctor wils gerahten,
So kompt darvon, des bawren son,
all fürsten und prelaten,
Kein mönch ist frey, pilgram darbey,
wenn sie daran gedencken,
Kein kutt hilft nicht, noch walfahrt pflicht,
zum haar thun sie all sincken.
(S. 184)
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CXLVII. (147)

1. Ich reit mir aus kurtzweile
für einen grünen wald,
was begegnet mir in der awe,
eine wunderschöne jungfrawe,
nach rößlein wolt sie gahn.

2. Da begegnet jr ein herre,
zumal ein feiner man,
sag mir du guter geselle,
wie man die röslein sol fellen,
oder wie man sie brechen sol.

3. Bricht man sie gegen dem abend,
so sein sie von farben bleich,
bricht man sie gegen dem morgen,
ein ander hat sie verborgen,
den schaden den mus ich han.

4. Die rößlin sol man brechen,
zu halber mitternacht,
denn seind sich alle bletter,
mit dem külen thaw beladen,
so ist es rößlein brechens zeit.

5. Ich schus nach einer tauben,
in einem grünen wald,
so hoch auff einem baume,
die sas und sang so schöne,
das war meins hertzen lust.

6. Ich meine nit die taube,
die mir entflogen ist,
ich meine meins bulen güte,
darnach steht mein gemüte,
zu jhr steht all mein sinn.

7. Was sahe ich in dem walde,
ich sahe hin und her,
die blümlein so wol gestalte,
bey einem brünlein kalte,
darnach stund mein beger.

8. Da brach ich derselben blümlein,
zu einem krantze schon,
und gabs der hertz allerliebsten mein,
ich kann und mag jr nicht feind gesein,
sie ist meins hertzen ein kron.

9. Es wolt ein megdlein frü auffstan
an einem abend tantze gan,
sie leuchtet also ferne,
gleich wie der morgensterne,
der vor dem tag auffgeht.

10. Ach megdlein du viel junge,
las mich nicht sein schabab,
du bist meins hertzen wonne,
leuchst wie die helle sonne,
kein lieber ich auff erden hab.

11. Das bitt ich dich in trewen,
wölst michs geniessen lan,
sol dich nimmer nit rewen,
sonder also erfrewen,
als werstu ins himmels thron.

12. Es sol mir kein lieber nit werden
das sag ich dir fürwar,
dieweil ich hab das leben,
alhie auff dieser erden,
und lebt ich tausent jar.

13. Wer ist der uns dis liedlein sang,
von newem gesungen hat,
das hat gethan ein reuter,
schlefft gern bei schönen leuten
der narren find man mehr.
(S. 190-192)
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CXLVIII. (148)

1. Ich reit einmal zu Braunschweig aus,
da sah ein megdlein zum fenster raus,
mit jhren äuglein klare,
ein solchs brauns megdlein mus ich haben,
es kost gleich was es wölle.

2. Sie sah mich uber ein achsel an,
sie sprach du bist kein edelman,
du bist nit meines gleichen,
ein edelman den mus ich han,
ein hübschen und ein reichen.

3. Brauns megdlein las mich unverschmecht,
ich bin meins guts ein armer knecht,
und bin wol deines gleichen,
ein reicher kauffman kan werden arm,
ein armer reuter reiche.

4. Gut gesell du solt mich recht verstan,
und wie du mich wilt so soltu mich han,
in einen rosengarten,
da wil ich sein die liebste dein,
und deiner wil ich warten.

5. Sie giengen in ein schlaffkemmerlein,
sie wand sich aus und wand sich ein,
dennoch waren sie darinnen,
und in demselben schlaffkemmerlein,
geschach jhr beyder willen.

6. Schwing aus, schwing aus dein gelbes haar,
du tregst ein kindlein das ist war,
es bleibt nit lenger verschwiegen,
und warumb du mich nechten bats,
das hastu heint gekriegen.

7. Und hat dich denn das hündlein gebissen,
es hat dich noch nicht gar gefressen,
es hat dich lassen leben,
und wenn das kindlein geboren ist,
dem vater wollen wirs geben.

8. Was gab er dem megdlein für sein ehr,
fünff hundert gülden und noch viel mehr,
die waren von rotem golde,
und wenn ich wider aus Frankreich kom,
wil ich dich megdlein behalten.

9. Und wenn die kleine waldvögelein singen,
die blümlein aus der erden springen,
so frewen sich alle die leute,
so mus ich armes reuterlein,
wol über die heyd ausreiten.

10. Und der uns dieses liedlein sang,
ein freyer hoffman ist er genandt,
und hats gar wol gesungen,
er trincket viel lieber den külen wein,
denn wasser aus dem brunnen.
(S. 192-194)
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CXLIX. (149)

1. Mein hertz hat sich mit lieb verpflicht,
gegen dir mich jrrt auch nit,
des kleffers dicht, ob jhm sein hertz zerbricht,
durch falschen haß, aus bösen neid, sein gifft das schneid,
glaub das ich dich darumb meid,
kein unmut leid, und wer der kläffer noch so gescheid,

2. Du bists meins gefallens gantz uberal
nach wuntsch und rechter wahl,
freud ohn alle zahl, hab ich an dir zu mal,
an dir doch kein mangel ist, ohn argen list,
derhalb nicht schafft des kleffers list,
zu keiner frist, man weis wol wer der schwetzer ist.

3. Was unglücks ich jm wüntschen kan,
das geh den falschen kleffer an,
sein untrew kan nicht unvergolten stan,
er fürt seins lebens ein kurtze zeit, wie fast er schreyt,
an seinem geschwetz mir gar nichts leid,
es fehlt jm weit, mein hertz sich dir feins megdlein ergeit.
(S. 194)
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CLI. (151)

1. Dein gesund mein freud du mein einiger trost,
wie offt hast du mich erlost,
du mein einiges blut.
Von dir wende ich nicht meine trew,
schöns lieb las dich es nicht gerewen.

2. Was du mir freundschafft hast gethan,
mein schöner diamant und höchste kron,
solchs ich alles vergleich.
Und was ich nicht bezahlen kan,
wöllest mich nicht entgelten lahn.

3. Kein mangel noch gebrechen weis ich an dir,
du bist meins hertzen höfflich zier,
ich weis dir keine gleich.
Von der scheitel bis auff die soln,
bist du schöns lieb gezieret wol.

4. Rosenfarb sind deine wengelein rot,
zierlich dich Gott geschaffen hat,
dein mündlein rosenfarb,
schwartz braun und klar sein die äuglein dein,
und leuchten wie der carfunckelstein.

5. Schneeweis dein kehl und wolgestalt,
in dir verendert sichs nicht bald,
bestendig ist dein gemüt.
Niemand dir das verendern kan,
du bist meins hertzen ein zierliche kron.

6. Selig ist der tag und auch die stund,
darin mir dein lieb erstlich war kund,
niemand scheid mich von dir,
Denn der todt auff dieser erd,
der hoffnung sey von mir gewert.

7. Wend nicht von mir dein lieb das bit ich dich,
auff erd weis ich kein liebre denn dich,
mein trost erbarm dich mein.
So wird mein hertz in freuden gekert,
so du schöns lieb mir bist beschert.

8. Wart noch ein jar und auch nicht mehr,
wer weis wie sich das wetter verkehr,
dein sol unvergessen sein.
Geschicht das nicht so seis verlorn,
mein trew hab ich dir geschworn.

9. Viel sein die mich hassen thun,
vermeinen wol ich sol abelon,
ist alles des kleffers schuld,
Wo das geschech ich stirb vor leid,
las nit geschehen mein hertzliche freud.

10. Hab das von mir gedenck mein darbey,
du solt geniessen der trewe dein,
niemand mich abwenden kan.
Schenck dirs zu einer guten nacht,
das hab ich dir in der eyl gemacht.
(S. 196-197)
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CLIII. (153)

1. Ich gieng mir nechten abendt heraus,
den abendt aus spacieren,
ich solt wol zu der liebsten gan,
und mit jr collaviren,
Ich darff sie auch nit nennen,
thet ichs jr würdt sie kennen,
sie thet mich darum schelten.

2. Da ich wol für die fenster kam,
ich lies mein zitter schallen,
mir ward ein fenster auffgethan,
mein lieb thet mich ankallen,
Seit jr da allerliebster mein,
steht still ich wil euch lassen ein,
das thet jm wolgefallen.

3. Da ward ein thürlein auffgethan,
ich ward gar wol empfangen,
ich nam mein lieb wol in den arm,
nach jr thet mich verlangen,
Sie gab mir so manch freundlich wort,
ich habs mein tag nie besser gehort,
sie war die liebste auff erden.

4. Da war ein bancket zugericht,
da sassen wir dominieren,
mein lieb satzt sich da neben mich,
da sassen wir callaviren,
Sie gab mir so manch freundlich wort,
ichs hab mein tag nie besser gehort,
sie ist mir die liebste auff erden.

5. Da was ein bethlein weis gespreit,
da giengen wir ligen rasten,
ich nam sie freundlich in den arm,
und trucket sie an mein brusten,
Ich truckt sie freundlich an mein brust,
das was meins hertzen grosse lust,
kein lieber sol mir werden.

6. Des morgens da der tag anbrach,
da gieng es an ein scheiden,
wir meinten es wer nur halb mitnacht,
da geschach uns viel zu leide,
Alde es mus gescheiden sein,
der kleffer bringt uns in schwere pein,
schöns lieb ich mus von hinnen.
(S. 200-201)
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CLIIII. (154)

1. Moecht ich feins megdlein stets bey dir sein,
nit liebers wolt ich begeren,
es brecht mir freud im hertzen mein,
mit dir in freuden zu leben,
Heimlich und still, das wer mein wil,
dir dienen zu gefallen,
du mein edel frucht, dein geberd und zucht,
liebt mir vor andern allen.

2. Hertzliebster gesell auff die wort,
kan ich dir kein antwort geben,
es zimpt sich nicht an diesem ort,
mit dir in freuden zu leben,
Es brecht gefehr, meiner zucht und ehr,
in solchem fal zu gedencken,
allerliebster gesel, dein ungefell,
kann ich dir jetzt nit wenden.

3. Hertzliebstes megdlein glaub mir fürwar,
wie mich dein lieb thut zwingen,
an einen ort du weist wol wo,
möcht ich dein huld gewinnen,
Die du mir hast, gantz hart und fast,
gegen mir freundlich erzeiget,
ich bit dich, du wöllest mich,
lieb haben vor andern allen.

4. Allerliebster gesell glaub mir fürwar,
wie mich dein lieb umbfangen,
nun ich dirs nit lenger versagen kan,
dieweil ich hab das leben,
Brichstu an mir, Gott rechs an dir,
ich thu dir auch dermassen,
ich bitte dich, du wöllest mich,
in ehren nimmer verlassen.
(S. 201-202)
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CLV. (155)

1. Der wechter der blies an den tag,
auff hoher zinnen da er lag,
wolauff jüngling denn es ist zeit,
da jhr zwey liebgen bey einander seit,
sie scheiden sich bald,
es taget vor dem grünen wald.

2. Fraw nachtigal singt jhren thon,
als sie fürbas auch pflag zu thun,
darbey spür ich des tages schein,
wolauff es mag nit anders sein,
es taget fast,
ich laß euch hie kein ruh noch rast.

3. Der jüngling lag so hart und schlieff,
der wechter vermeldt jhn also tieff,
er hört des wechters grosse klage,
in liebges armen da er lag,
umfangen schon,
schöns lieb wie sol es uns ergahn.

4. Den tag ich an dem wechter spür,
schöns lieb fürwar das sag ich dir,
darumm ist mir ein harte buß,
das ich mich von dir scheiden mus,
dem hertzen mein,
der tag bringt uns ein schwere pein.

5. Nun hör gesell was ich dir sag,
es ist noch nit der liechte tag,
der mond scheint durch die wolckenstern,
der wechter betrübt uns beyde gern,
das sag ich dir,
die mitternacht ist noch nit hier.

6. Der knab erfrewet sich der wort,
er sprach mein allerhöchste hort,
mit weissen armen er sie umbfieng,
bis jrer beyder wil ergieng,
zu derselben frist,
du mir schöns lieb die liebste bist.

7. Er truckt sie freundlich an sein brust,
sie lebten jres hertzen lust,
mit weissen armen umbfangen schon,
schöns lieb wie sol es uns ergahn,
das frag ich dich,
der tag bringt uns schwere pein.
(S. 202-203)
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CLVI. (156)

1. Mit freundlichen augen wincken,
bringt lust meins hertzen beger,
wenn ich an die liebste gedencken,
wie gerne ich bey jr wer,
sie ist von solchem wesen,
das anders nit sein und mag,
die schönste hab ich auserlesen,
o Gott möcht ich bey jr wesen,
sie geliebet mir je lenger je mehr.

2. Wie schwer felt mir mein leiden,
das ich von der liebsten mus sein,
uber all die da leben,
sol sie mir die liebste sein,
umbfangen und auch verbunden,
wol in das hertze mein,
in meines hertzen grunde,
rast sie zu aller stunde,
das zarte jungfrewlein.

3. Sie hat zwey freundlich augen,
die leuchten recht wie die stern,
die thet sie mir freundlich schiessen,
denn ich sie sihe gern,
sie hat zwen rote wangen,
die haben betrogen mich,
nach jr trag ich verlangen,
sie hat mein hertz umbfangen,
ich seh sie von hertzen gern.

4. Kein mensch mag mich erfrewen,
denn ich bin trawriglich,
die ich eins pflag zu freyen,
die hat begeben mich,
wolan ich mus es leiden,
das anders nit sein und mag,
ins best wil ich es kehren,
vertragen mus ich lehren,
und führen verloren spiel.

5. Hertz lieb die falschen zungen,
das anders nit kan sein,
lassen uns keiner freundschafft geniessen,
schöns lieb ob es kan sein,
und sollen wir zwey uns scheiden,
stell dein gedancken von mir,
so trab ich uber die heyden,
stets wil auff dich beyten,
desgleichen thu du auch zu mir.

6. Hertzlieb wöllest bedencken,
die grosse schwere pein,
so sich von dir mus scheiden
das junge hertze mein,
ich wil es dir bedeuten
das heimlich leiden mein,
so ich bin bey den leuten,
kan ich nit wol verbergen,
das heimlich freyen zu dir.

7. Seufftzen und fantasiren,
darzu gantz trawriglich,
hab ich für ein manieren,
glaub es mir sicherlich,
das machen die falschen kleffer,
mit jrem falschen rath,
die scheiden mich von meim bulen,
es sol sie noch wol rewen,
des trag ich ein freyen mut.
(S. 203-205)
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CLVII. (157)

1. Ein megdlein fein, ist bey mir gesein,
heimlich an einem orte,
es wer mir leid, das jemands wüst,
und es jr kem zu worte,
es brecht gros pein,
dem jungen hertzen mein,
das solt jr mir glauben,
jr brüstlein die sein weis,
jr mündlein das ist rot,
sie tregt zwei falcken äuglein klar.

2. Ein edles kraut, das sie mir eins gab,
ist gewachsen in jrem garten,
ich spielt mit jr, und sie mit mir,
drey schantzen auff einer karten,
die schantzen waren gros,
wie hart sie mich umbschlos,
mit sinnen und mit witzen,
sie truckt mich freundlich an jr brust,
nach meines hertzen lust,
hör auff du machst mich schwitzen.

3. O paradeis, du mein einiger trost,
wo find man deines gleichen,
man stelt sie für der gnaden thür,
einer keyserin thut man sie gleichen,
ich seh sie allzeit gern,
sie leuchtet wie der morgenstern,
mit jren braunen augen,
das liedlein das ist aus,
gemacht zu guter nacht,
in jrem dienst gesungen.
(S. 205-206)
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CLVIII. (158)

1. Und wölt jr hören singen,
singen ein newes lied,
von einem schreiber kleine,
er freyet ein megdlein reine,
fürwar, fürwar, fürwar,
fürwar, fürwar, er hat es lieb.

2. Er gab jr ein rot röcklein,
warumb so that er das,
kundschafft wolt er machen,
und bey dem megdlein schlaffen,
bey jr in jrem schlaffkemmerlein.

3. Des nachts wol umb die halbe nacht,
der schreiber kam daran,
er klopffet mit seinem fingerlein,
wol auff des megdleins kemmerlein,
die thür ward auffgethan.

4. Da lagen die zwey bey einander,
das megdlein zu jm sprach,
und wenn man das verneme,
das ein kindlein nach keme,
wer sol der vater sein?

5. Ach mein hertz allerliebste,
und sorgt jhr für das kind,
das kind wil ich versorgen,
mit silber und mit golde,
ich wil der vater sein.

6. Und da die sach vollendet war,
nun rath wie fuhr es da,
der schreiber zog aus dem lande,
war das nit grosse schande,
fürwar es ist mehr geschehen.
(S. 206-207)
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CLX. (160)

1. Kein lust hab ich, des frew ich mich,
zu keiner sunst auf erden,
denn dein allein, beger ich zu sein,
wenn du mir möchtest werden.
Dein zucht und ehr, bezwinget mich sehr,
für alles gut und geldte,
fürwar du bist, schöns lieb ohn arge list,
die schönste in der welte.

2. Ach Gott hilff schier, das ich mög dir,
mein güt und gemüt entdecken,
so hoff ich doch, ich junger knab,
wol dir dein hertz erwecken.
Das du die nacht, dein willen hoch,
allein zu mir thest wenden.
das ist mein bitt, schöns lieb versag mirs nit,
thu mir ein botschafft senden.

3. Verzeuchs nit lang, schaff das es gang,
nach meim und deim willen,
verzuch bringt ehr, mich nicht vermehr,
halt mir die sach in stillen.
Mich deucht das best, das niemands wüst,
darbey so las ichs bleiben,
fürwar ohn spot, schöns lieb der ware Gott,
wöll uns zusammen schreiben.

4. Merck wie ichs mein, durchgehts allein,
mein hertz in grossem trawren,
beut mir dein hand, ohn alle schand,
es sol dich nicht gerewen.
Aus keiner schmach, stell ich dir nach,
dein ehr wil ich bewaren,
das ist mein bit, schöns lieb versag mirs nit,
las mich dein gemüt erfahren.
(S. 209)
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CLXII. (162)

1. Auß argem wahn, so heb ich an,
ein frewlein zu beklagen,
Ich seufftz und klag, das ich mein tag
nie liebers hab ich verlorn,
Das klag ich sehr, je lenger je mehr,
das ich dich mus meiden,
bringet mir es schweres leiden,
hertz lieb hab das klag ich dir,
darumb so hilff du mir.

2. Hilff mir hertzlieb aus aller solcher noth,
gib mir hertzlieb dein trewen rath,
Es kompt mir viel, das ich nit wil,
es kompt mir hart, des ich nit wart,
Es kompt mir nit her, des ich beger,
ich bin elend und gantz unwert,
vielleicht das sich nit gantz verkehrt,
vor grossem leid so mus ich sterben.

3. Gründ meine wort, jungfrewlein zart,
dieweil ich dich mus meiden,
Klag son und mon, klag laub und gras,
klag alles das der himmel beschlos.
Klag rößlein fein, klag kleine waldvögelein,
klag blümlein auff der heyden,
klag auch die braune wolgemut,
ach Gott wie wehe mir scheiden thut.

4. Selbst wil ich sein, der tröster dein,
dieweil ich dich mus meiden,
Rewt mich die müh, und auch der steg,
mein trewer dienst dieweil ich leb.
Nun kan und mag nit anders sein,
kanstu hertzlieb nit halten mich,
so wöllen wirs lassen rauschen,
kanstu wechßlen, so kan ich tauschen.

5. Schabab bin ich unwerder knab,
han in das blat geschossen,
Leit mir nit dran, kom ich auff die bahn,
das ich jetzt nach mus lassen.
Wenn es ist jetzt der frewlein sitt,
zween ander hat sie auch darmit,
dem dritten schlegt sies auch nit ab,
das schafft das ich bin worden schabab.
(S. 211-212)
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CLXIII. (163)

1. Mein selbst bin ich nit gewaltig mehr,
allein deiner ehr ich hoffnung hab,
Verpflicht ist dir mein hertz ohn schwere,
kein ungefel mag treiben ab.
Mein gemüth von dir, dieweil ich spür
die trewe dein,
geht wie es wöl,
so wil ich stets dein eigen sein.

2. Dein trost mir freud und hoffnung geit,
und nimmt von mir all trawren hin,
Acht nit ob man uns darumb neid,
du hast mein gemüt hertz mut und sinn.
Darumb mich regier, und nicht für,
den diener dein,
geh wie es wölle,
so wil ich stets dein eigen sein.

3. Halt fest du mein holdseliges bild,
las dich keins wegs verführen,
Bleib gehn mir steht freundlich und mild,
von dir ich ger keiner ander bitt.
Denn ich hoff glück, sich in uns schickt,
vergis nit mein,
gehe wie es wöll,
so wil ich stets dein eigen sein.
(S. 213)
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CLXVI. (166)

1. Ich mus von hin, darumm ich bin,
hertzliebste mein, in schwerer pein,
darzu in grossem schmertzen,
So ich betracht, bey tag und nacht,
die schöne zier, lust und begier,
darzu dein freundlichen schertzen,
So wil mir mein hertz, für leid und schmertz,
in rechter lieb und trew zergan,
Fürwar ich sag, das ich mein tag,
auff erden kein liebere gewan,
scheiden ist bitterer denn der entzian.

2. Gut gesel dein fahrt, die krenckt mich hart,
das ich nit mag kein stund und tag,
ja frölich sein für leide,
Wie sol hinfür geschehen mir,
elendes weibe, so ich dein leib,
verlieren mus durch scheiden.
So bitt ich dich, gantz fleissiglich,
und las mich dir befohlen sein,
Vergis nit mein, das bitt ich dich,
halt mir ein stehte lieb, im hertzen dein,
scheiden ist uber alle pein.

3. Jungfrewlein werth, mich rewt auff erdt,
sunst nichts denn du, so ich mich nu,
so gar mus dein erwegen,
Ich befehl mich dir, die zeit hinfür,
dergleichen ich wil bitten für dich,
Gott woll dein allzeit pflegen.
Und ist die zeit, kommen mit leid,
das ich dich feins lieb mus verlan,
Beut mir dein mund, zu dieser stund,
sunst mag mir nimmer werden baß,
scheiden macht uns ein äuglein naß.

4. Ach weiblichs bild, tugentreich und mild,
wie hastu mich so elendiglich,
geschlossen aus deim hertzen,
So hoff ich doch, du werdest mich noch,
du edle kron, nit gar lang lon
liegen in solchem schmertzen.
Gefangen sein, ist schwere pein,
drumb klag ich dir mein grosse not,
Viel schwerer ist, zu dieser frist,
so ich jetzt meid dein mündlein rot,
weger wer mir der bitter todt.
(S. 218-219)
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CLXVII. (167)

1. Wach auff meins gemüts ein trösterin,
ich hab dich außerlesen,
Sie ligt mir tag und nacht im sinn,
sie führt ein lieblich wesen,
Wenn sie ist jung und wolgestalt,
nach edler art thut sie sich zieren,
Sie hat mich gantz und gar in jhrem gewalt,
und thut mich stehts in freuden umbführen.

2. Brinnende lieb du heisse flamm,
wie hastu mich umbgeben,
Gleich wie der wind das heisse fewr,
ohn dich kan ich nicht leben,
Bleib stehts bey mir, als ich bey dir,
dein diener wil ich bleiben,
Ehe das ich dich schöns lieb wolt fahren lan,
ehe wolt ich die gantze welt meiden.

3. Ehe das ich dich wolt fahren lan,
ehe das ich dich wolt meiden,
Ehe müst all welt zu scheitern gan,
und solt ich darumb leiden,
Den grimmen tod, wenn es thut not,
schenck mir dein trew zu einem pfand,
Vergis nit mein du trewe keyserin,
hilff das wir nicht kommen in schanden.

4. Die weltlich schand ist also gros,
Gott helff uns uberwinden,
Seß ich der lieben in jrem schoß,
sie lacht gleich wie ein kinde,
Sie hat zwey äuglein und die sein braun,
darunter ein roten munde,
Alde schöns lieb zu guter nacht,
das wünsch ich dir zu aller stunde.

5. Wer ist der uns das liedlein sang,
von newem hat gesungen,
Das hat gethan ein junger knab,
ein hübscher und ein junger,
Er hats gemacht, gantz wol betracht,
gantz wol hat ers gesungen,
Er singets der liebsten zu der guten nacht,
ja zu jr kan er nit kommen.
(S. 219-220)
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CLXVIII. (168)

1. Ehren werd auff erd,
von tugent schon, ein kron,
weiblicher art, von der ich ward,
hertzlich erfrewt, zu welcher zeit,
ich wider kam,
das sie mich freundlich in jr arme nam.

2. Wil jr, mit gir,
und rechter trew, ohn rew,
mit steter ub, in rechter lieb,
verbunden sein, im hertzen mein,
keiner andern ich gedenck,
und mich jr gantz für eigen schenck.

3. Traut from darumb
zu loben (ist) ohn list,
wol bertig sit, das glaub ich bit,
das glück wol wöl, vor ungefel,
jr hüten wol,
das jr kein unfal schaden sol.

4. Halb theil, jhr heil,
meins leben ist, kein frist,
all stund im tag, allein sie hab,
mein gemüt verwundt, kein mensch mich gesund
sunst machen kan,
sie leg denn selbst jr hülff daran.

5. Die wort, mein hort,
trewlich bedenck, mich krenck,
das mein gemüt, durch dein güt,
schick mir deinen trost, so wird erlost
mein hertz aus leid,
das deine lieb nicht von mir scheid.
(S. 221)
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CLXIX. (169)

1. Alde mus ich mich scheiden,
aus trawriglichem mut,
Bringet meim hertzen gros leiden,
ich hoff es werd bald gut,
Hewr zu diesem jar,
frew dich feins megdlein der stund,
sie tregt ein goldfarbes haare,
zwey braune äuglein klare,
und lachet jr roter mund.

2. Sie tritt dort her gar schöne,
gleich wie der pfawen art,
Von goldt tregt sie ein krone,
sie schreibt sich von hoher art,
Wolt Gott solt ich jr diener sein,
bis auff das ende mein,
wie köndt und möcht mir bas gesein,
wenn sie mir thet den willen mein,
wol hewr zu diesem jare.

3. Ir leib ist wol gezieret,
nach adelichem geschlecht,
Sie hat drey oder viere,
ich hoff ich sey dir recht,
Die liebe die ich zu jhr trag,
wo ich bey den leuten bin,
ich hab ein bulen auff gutem wahn,
sie sprach sie wolt kein lieber han,
alde wer ich bey jhr.

4. Kein lieber auff erd war nie geboren,
und die mir bas gefelt,
Gott hat mir sie selber außerkoren,
ich hab mir sie auserwelt,
Ob allen schönen jungfrawen,
das solt jr glauben mir,
mir liebt jhr weiblich wolgestalt,
jhr trost der ist so manigfalt,
wolt Gott wer ich bey jhr.

5. So wer mein leid verschwunden,
vergangen wer mir mein klag,
Ich hoff ich hab gefunden,
die ich in meinem hertzen trag,
Ich fand sie in den rosen,
sie bracht der blümlein viel,
solt ich mit jr liebkosen,
solt sie meiner red aufflosen,
wer meines hertzen begier.

6. Alde schöns lieb zu guter nacht,
und spar dich Gott gesund,
Da hett sie sich gar bald bedacht,
und küst jn auff seinen mund,
Mus ich mich von dir scheiden,
geschicht meim hertzen wehe,
kan ich dich nit erwerben,
vor leid so mus ich sterben,
und ist mir doch nit wehe.

7. Und der uns dieses lidlein sang,
von newem gesungen hat,
Das hat gethan ein reutersknab,
Gott geb jm ein gut jar,
Er hats gar wol gesungen,
aus frischem freyem mut,
umb sein lieb ist er kommen,
doch ist er unverdrungen,
und hofft es werd noch gut.
(S. 222-223)
_____


CLXX. (170)

1. Ich hab verschütt mein habermus,
des mus ich offt entgelten,
das ich alzeit fasten mus,
das geschicht mir offt und selten,
Ich armer man, was hab ich gethan,
mein glück hab ich verspilet,
hertz mut und sinn, und all mein gewin,
ist alles durch deinet willen.

2. Wo sol ich aus, wem sol ich zu,
wo sol ich mich hinkehren,
und alles was ich jmmer thu,
das thu ich dir zu ehren,
Kein tropffen blut,
wil ich in mir behalten,
o reines weib, nach deinem leib,
wil mir mein hertz zerspalten.

3. Lachen mag ich nimmermehr,
wenn sie mich nit thut trösten,
so stürb ich zehen jar dest ehe,
mein leiden ist am grösten,
Wie ich jm thu, hab ich kein ruh,
hast mir mein hertz gefangen,
o reines weib, nach deinem leib,
steht mir mein gros verlangen.

4. Gedecht ich nit so dick daran,
es kem mir zuverweisen,
die untrew die du mir hast gethan,
ich solt dich niderreissen,
Ja werestu nicht scheltens werth,
als sich die brieff inhalten,
so hoff ich doch, es geschech mir noch,
so wolt ichs Gott lan walten.
(S. 223-224)
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CLXXII. (172)

1. Sag an hertzlieb was scheiden thut,
bringt gros unmuth,
macht trawrens viel,
Mein hinefahrt mich sehr bekrenckt,
wers selb gedenckt, im hertzen sein.
Halt dich gar schon, ich bin dir noch unterthon,
viel glücks und heils ich dir wol gan.

2. In aller welt find man nicht bald
hierumb im land jr schön gestalt,
Ir mündlein rot, jr helslein weis,
jr leib ist ziert mit gantzem fleis.
Darauff ich bawt, mein hertz schreit laut,
glück bringt die zeit, die rote rößlein geit.

3. Recht wie ich jm thu, mein hertz es krenckt,
mit leid versenckt
in scheidens pein.
Wenn lieb durch leid hat gantz und gar ein end,
wer selbs erkendt im hertzen sein,
Ein schwere bus, wers meiden mus,
alde mit leid, ich von dir scheid.
(S. 225)
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CLXXIIII. (174)

1. Rosina wo war dein gestalt,
bey könig Paris leben,
Da er den apffel hett in gewalt,
der schönsten solt er jn geben,
Fürwar glaub mir,
hett Paris dich mit deiner schön gesehen,
Venus wer nit begabt darmit,
der preis wer dir gegeben.

2. Hett Pontus auch zu seiner zeit
gesehen dich dergleichen,
Sydonia hett müssen weit,
von seiner lieb entweichen,
Und andre viel,
die ich in kurtz nit kan erzehlen,
bleib allzeit mein, dein wil ich sein,
dieweil ich leb in trewen.

3. Hett Virgilius dich erkant,
da er gedacht zu schreiben,
Von Helena aus Griechenland,
die schönste ob allen weibern,
So hett er dir
viel mehr denn jr die schöne zugemessen,
mit der du hast mich streng und fast,
liebhabend mich besessen.
(S. 228)
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CLXXV. (175)

1. Ach megdlein rein, ich hab allein
mich eigen dir ergeben,
Darumb ich wil in geheim und still,
dir zu gefallen leben,
Wags frey darauff, des dich der kauff
nit gerewen sol, jedoch wiewol,
ich jetzund scheid mit schmertzen und leid,
so hoff ich doch, du werdest noch vergessen nit,
erbarm dich mein das ist mein bit.

2. Mein hertz das ist ohn arge list,
mit schmertzen gar umbgeben,
Denn ich dein bin, und setz mein sinn,
stets nach deim willen zu leben,
Ich weis ein zeit, mir ist zu weit,
ein tritt von dir, hertzlieb glaub mir,
kein solchen schmertz, versucht mein hertz,
lieb mich für all, und bleibe mein,
ich wil dein eigen sein.

3. Gantz krefftiglich befehl ich mich,
hertzliebste mein, allein in dein gnad,
Hoff auch gantz frey, das ich der sey,
dem geholffen werd aus aller not,
Denn du die bist, die meister ist,
mich armen knaben, regierst zumal,
erken mich recht, dein trewen knecht,
kein freud ohn dich auff erdt,
ach Gott würd ich von dir gewehrt.
(S. 228-229)
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CLXXVI. (176)

1. Ich stund an einem morgen
heimlich an einem ort;
Da hett ich mich verborgen,
ich hört klägliche wort,
Von einem frewlein hübsch und fein,
das stund bey seinem bulen,
es mus gescheiden sein.

2. Hertzlieb ich hab vernommen,
du wöllest von hinnen schier,
Wenn wiltu wider kommen,
das soltu sagen mir,
So merck feins lieb was ich dir sag,
mein zukunfft thustu fragen,
ich weis weder stund noch tag.

3. Das frewlein weinet sehre,
jhr hertz war unmuts vol,
Nu gib mir weis und lehre,
wie ich mich halten sol,
Ich setz für dich was ich vermag,
und wiltu bey mir bleiben,
Ich verzehr dich jar und tag.

4. Der knab sprach wolgemute,
dein gedancken ich wol spür,
So verzehrten wir dein gute,
ein jahr wer balde herfür,
Dennoch müst es gescheiden sein,
ich wil dich freundlich bitten,
setz deinen willen darein.

5. Das frewlein das schrey morde,
mord uber alles leid,
Mich krencken deine worte,
hertzlieb nit von mir scheid,
Für dich so setz ich gut und ehr,
und solt ich mit dir ziehen,
kein weg wer mir zu schwer.

6. Der knab der sprach mit züchten,
mein schatz ob allem gut,
Ich will dich freundlich bitten,
schlag dirs aus deinem mut,
Gedenck wol an die freunde dein,
die dir kein arges gönnen,
und teglich bey dir sein.

7. Da kehrt er sich herumme,
und sprach nit mehr zu jhr,
Das frewlein das fiel umme,
in einen winckel schier,
Und weinet das es schier vergieng,
das hat ein schlemmer gesungen,
wie es eim frewlein gieng.
(S. 229-231)
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CLXXVII. (177)

1. Alde mit leid, ich von dir scheid,
dadurch mein hertz in grossen schmertz,
all stund empfind, und ist entzünd,
in jammers wehe, alde, alde,
ohn dich lust mich kein freud nicht mehr.

2. Alde gedenck, dein trew nit krenck,
und halt recht mas, vergis nit das,
du weist wol was dein trew mir leist,
als du vor ehe, alde, alde
ohn dich lust mich kein freud nit mehr.

3. Alde mein freud, das ich kein zeit,
so frölich ohn verdries mag han,
dis ist mir frembd, und bin elend,
in leid ich steh, alde, alde,
reis mir kein faulen bossen mehr.
(S. 231)
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CLXXVIII. (178)

1. Sie acht mein nit aus ubermut,
ein ander hat verdrungen mich,
Genöte freud thut selten gut,
sie meint sie hab versehen sich,
Ihr lieb ich auch gar wol empir,
ich merck sie hat kein lust zu mir,
ich hab kein schwere taschen,
sie sprach du leckest noch wol ein schnee,
darbey ich jhr meinung versteh,
ich solt nit wilpret naschen.

2. Nun las ich stehn in seinem werth,
ihr hoffart kümmert mich nicht sehr,
Der bin ich noch der ich begert,
dasselbig ist doch mir so schwer,
Aus unglück so felt die kreid,
ob es sich schon jetzt nit begeit,
das ich jr widergelte,
so leit es mir so hart nicht an,
ob ich mich schon nit rechen kan,
darumb wil ich nit schelten.

3. So rewen mich mein guter schuch,
die ich nach jhr zertretten hab,
Und ein kappen von braunen thuch,
dennoch bin ich gar schabab,
Vor zeiten gefiel jhr mein schertz,
ich mein sie hab ein spitel hertz,
gibt einen umb den andern,
kompt ein gesel wol für jhr haus,
ist einer drinnen der mus raus,
sie heist jhn fürbas wandern.
(S. 231-232)
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CLXXIX. (179)

1. Der tag wol durch die wolcken drang,
die nacht wil uns entweichen,
Die sonn mit jhrem klaren schein,
scheint uber alle reichen,
Vom Orient ist ausgesendt
uber alle land, dem armen als dem reichen.

2. Ein trewer warner der das thut,
leit jemand hie verborgen,
Der heb sich auff in aller frü,
das er nicht kom in sorgen,
Wenn kommen ist des tages schein,
scheint her der helle morgen.

3. Der knab wol zu dem frewlein sprach,
der wechter ist entschlaffen,
Ich förcht hertzlieb der tag sey da,
er lest uns nichts mehr schlaffen,
Hab urlaub hertzlieb aus gutem wahn,
es scheint der liechte morgen.

4. Das frewlein schrey not wol uber not,
mus ich mich von dir scheiden,
Viel lieber wolt ich leiden den todt,
das ich dich hertzlieb mus meiden,
Gleich heut als ferd, auff dieser erd,
und der mir liebt, den las ich mir nicht leiden.

5. Zu morgens da man das thor auffschlos,
der knab ward außgelassen,
Wie hart das frewlein das verdros,
das sie den knaben must lassen,
Mit ärmlein blos, sie jn umbschlos,
er fuhr dahin, sie gesegnet jm sein strassen.

6. Das frewlein unter dem fenster stund,
sie stund in grossen sorgen,
Sie schawet dem knaben hinden nach,
heimlich und unverborgen,
Das dich Gott behüt, du schöns mein lieb,
wo du gehst oder stehst, so scheint der helle morgen.

7. Der uns diese tagweis hat gemacht,
in schwartz wil er sich kleiden,
Er sangs seiner liebsten zu guter nacht,
das er sich muste scheiden.
Da band sie jm ein krentzelein von perlen weis,
mit wunderschönen seyden.
(S. 232-233)
_____


CLXXX. (180)

1. Was wöllen wir aber heben an
ein newes lied zu singen,
Von einem frewlein hübsch und fein,
ja wer ich bey jhr drinnen.

2. Das frewlein das ist hübsch und fein,
gar adelich gezieret,
Sie liebt mir in dem hertzen mein,
jr lieb wil mich verführen.

3. Das frewlein hat zwey brüstelein fein,
gar adelich gezieret,
Wen ichs ansich, vor frewd erschrick,
das sie mir nit kan werden.

4. Das frewlein hat ein roten mund,
darzu zwey wenglein klare,
Sie leuchten wie der licht rubin,
das glaub du mir fürware.

5. Das frewlein hat zwey äuglein klar,
freundlichen lest sie es schiessen,
Ja wem es doch vergünnen thut,
das wil den kleffer verdriessen.

6. Das frewlein hat ein goldfarbes haar,
darzu ein kählein weisse,
Ja wird mir nit jhr stolzer leib,
vor leid so mus ich sterben.

7. Das frewlein hat zwey ärmlein weis,
darin thut sie mich umschliessen,
Hat mir das mein gemüt erfrewt,
das thut die kleffer verdriessen.

8. Das frewlein das ist hübsch und fein,
wie kündt ich sie nur loben,
Sie liebt mir für den sonnenschein,
ein schatz ob allen schätzen.

9. Der uns das liedlein hat gemacht,
von newem hat gesungen,
Zu ehr singt ers ein frewlein fein,
ist jhm gar wol gelungen.
(S. 233-234)
_____


CLXXXI. (181)

1. Schön bin ich nit mein höchster hort,
las mich du nit entgelten,
lieb geht für schön an manchem ort,
darumb darff ich nicht schelten.
Lieb uberwind,
manch freundlich kind,
thut nach der schön nit fragen,
Lieb macht gros freud,
hör ich alzeit
[sagen] darumb darff ichs mit dir wagen.

2. Schön bin ich nicht, acht das gar klein,
lieb thut all ding bezwingen,
wo lieb nit ist mit trewen schein,
da thut die lieb mislingen.
Denn lieb begert,
ein unverkehrt,
Das magstu wol ermessen,
lieb macht gros gunst,
aus hertzen brunst,
hast mir mein hertz besessen.

3. Schön bin ich nit, das hörstu viel,
darumb las nit unterwegen,
lieb freundlich sein, das ist rechts spiel,
wer heimlich lieb kan pflegen,
In dieser welt,
es selten fehlt,
Nach lieb thut jhr viel ringen,
macht manchen zag,
bey nacht und tag,
also thustu mich zwingen.
(S. 234-235)
_____


CLXXXII. (182)

1. Freud und mut ist gar dahin,
der unfall hat mich troffen,
Das ich so gar elende bin,
und auch nicht mehr sol hoffen,
Hertzlieb zu dir, wenn du liebest mir,
in solcher gier, der ich nit weis zu wenden,
gib rath darzu, wie ich jm thu,
mein hertz wil bey mir enden.

2. Solt ich nun von dir scheiden,
so wil ich einig bleiben,
All ander freud wil ich meiden,
wil mich zu elend schreiben,
In leid und klag, wil ich mein tag,
in unmus hag, mit seuffzen stets volbringen,
vor solcher schwer, fraw ich beger,
dein gnad vor allen dingen.

3. Seit ich doch niemand lieber,
was wil dein güt zeihen mich,
Ich bleib dir stets bis in mein grab,
desgleich mich zu dir versich,
Durch all dein ehr, dich zu mir kehr,
wenn sich jmmer, gehn dir mein hertzlieb thut wenden,
und wo ich bin, da schreib ich hin,
glück begnad mich elenden.
(S. 235-236)
_____


CLXXXIII. (183)

1. Nechtlicher zeit, sich etwan geit,
im schlaff das ich, versöhne mich,
mit der so ich guts gan,
als seh ichs frölich von mir stahn,
wo ich denn mag, krenckt mich die sach,
so schlag ichs ab, und hab
zu jr nit denkens mehr,
die holdselig wer, mir fest (so) angenemen
wenns mir gezem.

2. Es mag auch sein, das sie nit mein
fast achten thut, sie nimpt es vor gut,
und lest geschehen das,
denn wie jm ist, wird mir nicht bas,
wenn ich nit ub, gen jhr kein lieb,
wiewol ich jr, als mir
thu wünschen glück und ehr,
die holdselig wer mir fast angenem,
wenns mir gezehme.

3. Bey mir ich acht, und offt betracht,
wie nicht wer gut, das ich mein mut,
setz zu derselben meid,
wenn das geschech wer es mir leid,
in solcher weis, ich sey auch preis,
den sie ist from, darumb,
kein arges ich von jr beger,
die holdselig wer mir fast angenehm,
wenns mir gezem.
(S. 236-237)
_____


CLXXXIIII. (184)

1. Ich bin durch frewleins willen,
geritten manchen tag,
So bit ich euch edles frewlein,
was habt jhr euch bedacht,
Habt jr mich willen zu nemen,
so verheischt mirs bey der zeit,
ich sol von hinnen reiten,
O schönes mein lieb,
mir geliebt ein anders weib.

2. Gelieben dir andre weiber,
so kehr dich weit von mir,
Nun sprechen sich die leute,
das ich die schönste sey,
Das lob wil ich behalten,
meinem feinen bulen allein,
aus frischem freym gewalte,
Ey schönes mein lieb,
dein eigen sol ich sein.

3. Zart fraw ich hab geschertzet,
ist mir von hertzen leid,
Ich bin durch ewrent willen,
geritten so manche heyd,
Das solt jhr mir zart frawe,
allzeit geniessen lan,
thut ewer hertz auffschliessen,
Schleus mich darein
hertzallerliebste mein.

4. Er nam sie bey der hende,
bey jr schneweissen hand,
Er füret sie an ein ende,
uber ein schmalen gang,
Wol in ein kämmerlein finster,
da lag der held und schlieff,
der wechter an der zinnen,
O schönes mein lieb,
den hellen tag anblies.

5. Liegt jemand hie verborgen,
der heb sich bey der zeit,
Das jn die leut nit spüren,
wol bey dem schönen weib,
Ich sich die morgenröt her dringen,
den tag spür ich im thal,
die kleinen waldtvögelein singen,
O schönes mein lieb,
darzu fraw nachtigal.
(S. 237-238)
_____


CLXXXV. (185)

1. Mein hoffnung hab ich gantz gesetzt,
gegen einer die mich erfrewen thet,
Ich weis wol, wer mirs hat verhetzt,
gegen mir helt sie jr trew nicht,
Als ich von jr gelernet hab,
o wehe der mir sie hat verhetzt,
die von mir stellt, und mir nicht hellt,
dieselbig sol sein gewehrt,
und das ich wil, ein anders lieb haben in der still.

2. Gut gesell du hast unrecht gethan,
das du mich ubergeben hast,
Und ich dich selbst vergriffen han,
von dir hab ich jetzt keinen trost,
Gegen deiner trew, leid ist mir new,
wenn ich gedenck der vergangen freud,
die ich mit dir, und du mit mir,
jetzt hab ich hertzlieb dein bescheid,
und das ich wil ein anders lieb haben in der still.

3. Was freundschafft ich dir hab gethan,
die hastu mir so gar vergessen,
Und hast mich keiner geniessen lan,
das hett ich dir jetzt nit vermessen,
Und das du mich so frevelich,
ubergeben hettest ohn ursach,
dabey so kondt ich wol verstahn,
das dein will ist worden schwach,
und das du wilt, ein ander lieb haben in der still.
(S. 238-239)
_____


CLXXXVI. (186)

1. Kein trost auff erd ich haben mag,
als offt der tag,
mir kompt ja zu betrachten,
Daran dein schön mich hat behafft,
mit solcher krafft,
das ich allein thu achten,
Nicht sey deins gleich, in diesem reich,
mit solchem lob gezieret.

2. Klein ist mein freud,
verlangen wil der liebe spiel,
erzeigen an mir armen,
Wend das mein schatz durch freundlich wort,
acht du mein hort,
nun las dich mich erbarmen,
Im hertzen dein, erbarm dich mein,
in solchem meinen leiden,
das teglich, wird schmertzlich,
dieweil ich dich mus meiden.

3. Kom mir zu hülff o hertziges K,
es sol sein ja
mein reden und erbieten,
Was du begerest wol tausent falt,
in der gestalt,
dein ehr steht zu behüten.
Bistu gewert, wenn du auff erdt,
bist gantz mein trost und hoffen,
nu bit ich dich, holdseliglich,
dein lieb mir machen offen.
(S. 239-240)
_____


CLXXXVII. (187)

1. Ich bin versagt gegn einer magd,
das sie mich nimmer haben wil,
Und das er mich, so listiglich,
verdrungen hat aus diesem spiel,
Steht noch darauff, mein widerkauff,
den ich mit fug
vergolten hab, druckt mich genug.

2. Ich armer knecht, hab selten recht,
mein seckel hat kein futer mehr,
Wiewol sie nicht dergleichen spricht,
und thut ob sie mein nicht beger,
Hat wol sein sinn, mein bester gewin,
ich fahr mein straß,
wiewol michs rewt, das ich sie verlas.

3. Der mich verdringt ob jm gelingt,
der thut mirs gantz unbillich,
Wer seet der schneid, zu seiner zeit,
das ist eim jeden offenbar,
Nun hab ich gebawt, und viel verbawt,
auff gutem wahn,
ein ander führt den nutz davon.
(S. 240-241)
_____


CLXXXVIII. (188)

1. Isbruck ich mus dich lassen,
ich fahr dahin mein strassen,
in frembde land dahin,
Mein freud ist mir genommen,
die ich nit kan bekommen,
wo ich im elend bin.

2. Gros leid mus ich jetzt tragen,
das ich allein thu klagen,
dem liebsten bulen mein,
Ach lieb nun las mich armen,
im hertzen dein erbarmen,
das ich mus von dannen sein.

3. Ach frewlein du solt nit weinen,
du bist doch nit alleine,
nim dir ein ringen mut,
Ich wil dich nit auffgeben,
dieweil ich hab das leben,
hett ich des keysers gut.

4. Mein trost ob allen weiben,
dein thu ich ewig bleiben,
steht trew der ehren fromb,
Nun mus dich Gott bewaren,
in aller tugendt sparen,
bis das ich wider kom.
(S. 241)
_____


CLXXXIX. (189)

1. Ich klag den tag und alle stund,
das mein außbund nit hab sein gesund,
deshalb verwundt
mein hertz und gemüt aus gutem grund.

2. Wie mag ohn klag mein hertz nur sein,
dieweil gros pein sich mehrt darein,
mein sonn mir schein,
das werd getröst die liebste mein.

3. Unglück dein tück bald von mir wend,
thu das behend, mein gros elend
zu gutem end,
mit freuden werd durch glück gewendt.
(S. 242)
_____


CXC. (190)

1. Moecht ich gunst han bey dir, das kan
ich nit verstan,
derhalb bitt ich, du wöllest mich
dasselb gentzlich berichten gar,
denn ich dir zwar lieb hab für war,
hertzlich in trewen.

2. Darumb so kehr dich zu mir her,
ich beger nicht mehr
denn dein hertzallerliebste mein,
dein wil ich sein,
für alles gut, hertz sinn und mut
sich gegen dir thut vernewen.

3. Wend mein elend, gros schmertz mir wend,
dein trost mir send,
und gib mir bescheid, das ich auch leid
zu rechter weyd
kom, ist mein bitt, lieb theil mir mit,
es wird dich nit gerewen.
(S. 242)
_____


CXCI. (191)

1. Nie grösser lieb mir zu handen kam
von wunderlichen schertzen,
Dadurch mein gemüth in freuden schwebt,
und frewet sich im hertzen,
Tag und auch nacht, kurtz umb bedacht,
bin ich gantz unverdrossen,
zu aller zeit, ohn widerstreit,
treib ich mein schwenck und bossen.

2. Freundlicher weis, und kurtzweil viel,
hab ich nit mehr gesehen,
Singen, jagen, und ander spiel,
ich wil jhr guts vergehen,
Mit hertz und mund, aus rechtem grund,
dieweil ich hab das leben,
sie ist der art, gantz ungespart,
jr trew wil sie mir geben.

3. Ach trewes hertz und weiblich zucht,
solt ich bey dir bleiben,
So wird gewend verlanges sucht,
und dörfft nit briefflein schreiben,
Jetzt hin denn her, und weis nit wer
uns beyden möcht versagen,
hett ich die wal gantz uber all,
ich wolt nicht weiters fragen.
(S. 243)
_____


CXCV. (195)

1. Erst hebt sich not und jammer an,
so es nun mus gescheiden sein,
Ja sich das ichs nicht wenden kan,
las dichs erbarmen hertzallerliebste mein,
Tröst mich und sprich, hertzallerliebster gesell,
herwider stell,
so frew ich mich, sey wo ich wöll.

2. Ich scheiden jetzt so nahend hie,
so eil hertzlieb zu trösten mich,
Setz mich aus pein und grosser not,
ich wil auch nit verlassen dich,
Ergetz zu letzt den diener dein,
neig dich zu mir,
niemand weis wenn ich mehr kom zu dir.

3. Kein hardter buß ward mir nie kund,
seit ich bey dir nit bleiben mag,
Darumb bin ich ins hertz verwund,
hilff einigs lieb ehe ich verzage
Nim war ich fahr von dir dahin,
mein keyserin,
glaub mir das ich gantz elend bin.
(S. 246)
_____


CXCVI. (196)

1. Mein feins lieb ist hinweggeflogen
auff einen grünen zweige,
Wer wil mir die winter lange nacht,
mein zeit und weil vertreiben.

2. Mein feins lieb hies mich nider sitzen
an jre schmale seiten,
Sie sach mich uber die achsel an,
sie meint mein geldt im beutel.

3. Dieweil ich geld im beutel het,
da ward ich werd gehalten,
Da ich kein heller noch pfenning mehr het,
hat sich die lieb zerspalten.

4. Mein feins lieb hat mir ein brieff geschickt,
darin so steht geschrieben,
Sie hab ein andern viel lieber denn mich,
sie hab sich mein verziegen.

5. Das sie sich mein verziegen hat,
darumb trawr ich nicht sehre,
Las reiten las fahren was nicht bleiben wil,
der schönen frewlein find man mehre.

6. Und der uns dieses liedlein sang,
von newem hat gesungen,
Das haben gethan zween schlemmer gut,
ein alter und ein junger.
(S. 246-247)
_____


CXCVIII. (198)

1. Ein weiblich bild mein hertz bezwungen hat,
in rechter liebe bis in den todt,
dardurch sich mein gemüte, und all mein geblüte,
in rechter liebe sie sich zu mir wenden thut.

2. Das red ich sicherlich ohn allen wahn,
das ich zur hertzallerliebsten nicht kommen kan,
das mir mein kühnes hertz vor trawren nicht zubricht,
wenn sie mich also freundlich ansicht.

3. Hertziges hertz gib hilff gib raht darzu,
rath mir das allerbeste, und wie ich jhm thu,
bey dir zu sein, hertzallerliebste mein,
schleus auff dein rosenfarbes mündelein.

4. Hertziges hertz schleus auff das hertze dein,
schleus mich in dein blancke ärmelein,
in solcher lust, gar freundlichen an dein brust,
für frewden wird mein junges hertz getrost.

5. In liebe ich gantz und gar entzündet bin,
mein hertz und gemüth und all mein sinn,
ich sing oder dicht, oder was man spricht,
vor grossen gedancken niemand recht bericht.

6. In liebe ich gantz und gar verbunden bin,
mein hertz und gemüth und alle mein sinn,
eine zeit frölich die ander ach und wehe,
ich bedenck alzeit wie ich dem feinen meidlein dienen wil.

7. Mein feines lieb wil ein andern bulen haben,
gantz inniglichen sah sie mich die allerliebste an,
und solte meine lieb so gantz verloren sein,
so müst ich so gantz und gar im elende sein.

8. Erst so mus ich so gantz und gar ...
[der Rest der Zeile fehlt]
so ich mich von der allerliebsten scheiden mus,
scheiden bringt meinem hertzen ein schwere pein,
sie sprach zu mir es mus gescheiden sein.

9. Das diese rede also von jr geschach,
das mir mein junges hertze vor trawren nit zerbrach,
auch kummer must ich in meinem hertzen tragen,
das thu ich dem reichen Christ vom himmel klagen.

10. Hilff reicher Christ dein lieber will geschehe,
wenn mich die allerliebst so freundlich anesicht,
als bald thu mir deiner hilff einen göttlichen schein,
sie sprach zu mir es mus gescheiden sein.

11. Das lied das sey gesungen, meinem feinen bulen allein,
zu Leipzig auff dem harten pflasterstein,
da ist das lied gemacht, da ich an das feine megdlein gedacht,
mein hertz in meinem leibe vor grossen freuden lacht.
(S. 247-249)
_____


CXCIX. (199)

1. Tag und nacht leid ich gros not,
elend hat mich umgeben,
Viel lieber wer mir schier der todt,
denn stehts in jammer zu leben,
Sich hat verkehrt, mein freud erwert,
ich leb in grossen nöten,
ich rede das, wird mir nit bas,
die lieb wird mich ertödten.

2. O Venus was hab ich dir gethan,
was wiltu aus mir machen,
Das ich kein stund nicht ruh mag han,
das seind erbermliche sachen,
Das ich in pein mus stetig sein
so gar ohn als geniessen,
vergebens knecht, das ward nie recht
und möcht den teuffel verdriessen.

3. Rach begere ich auf alle die,
durch die ich freud mus meiden,
Wenn ich auf erden hab noch nie
erfahren solch leiden,
Als jetzund dann, das ich als han,
von Cupido dem jungen,
der scheust mit eil viel fewrer pfeil,
hat mir mein hertz durchdrungen.

4. O ach und weh und grosser schmertz,
glück ist mir gantz entrunnen,
Ich trag in mir Priamus hertz,
der tödt sich selbst beym brunnen,
Da er fand blut, und meint die gut
wer von den löwen gessen,
ich armer gauch mag billich auch,
mein leiden jm zumessen.

5. Doch wil ich nicht verzagen gantz,
und wil mich selber trösten,
Vielleicht mir glück geit auch ein schatz,
ich hoff es sey am besten,
Darmit ich mag, von tag zu tag,
meins glücks ein hoffnung warten,
gerieth mir ein kauff, o lauff glück lauff,
das spiel wolt ich baß karten.

6. Ein solch glück mag mich noch wol
von aller not entbinden,
Darumb ich nit verzagen sol,
ich hoff ich sol noch finden
Den falschen grad, den früh und spat
nach meim unfal thut dürsten,
und würd er mir, alls ich hoff schier,
ich mein ich woll jn bürsten.

7. Als ich mir hab erwehlt ein schatz,
und mir zu trost erkoren,
Ich mein das sein dem alten gesatz
jhrs gleich nie sey geboren,
So wol geformirt, darzu geziert
mit tugentreichen ehren,
jetz schweig ich still, forthin ich wil
der hoffnung mich ernehren.
(S. 249-251)
_____


CC. (200)

1. Gros lieb hat mich umbfangen,
zu dienen einem frewlein fein,
Nach jr steht mein verlangen,
jhr diener wil ich sein,
Sie kan mit freuden schertzen,
wol nach dem willen mein,
ich bin jhr hold von hertzen,
umb sie so leid ich schmertzen,
es kan anders nicht gesein.

2. Das red ich bey meinem eyde,
sie sol mir die liebste sein,
Ein blümlein auff der heyden,
das heist vergis nit mein,
Ein krantz sol sie mir machen,
aus rechtem wolgemut,
den soltu machen eben,
der liebe Gott wöl dein pflegen,
so bistu fein wol behüt.

3. Mein höchster thron, mein höchstes heil,
ich dein nit vergessen kan,
Scheiden du bist ein schweres seil,
ich bin gestrickt daran,
Niemand kan mich auffbinden,
denn schöns lieb dein werde güt,
ich hoff du lest dich binden,
wenn ich dich uberwinde,
so bistu fein wol behüt.

4. Das wil ich dir zu gut gedencken,
jr mündlein und das ist rot,
Von mir soltu nicht wencken,
umb dich so leid ich not.
Die kleffer soltu meiden,
frembde lieb soltu verneinen,
das rath ich dir mit trewen,
es wird dich nit gerewen,
hertzallerliebste mein.

5. Damit wil ich beschliessen,
gros lieb ohn alles gefehr,
Frembde feines lieb las dich verdriessen,
das du nit gelestert werst,
Du bleibst wol unverdrungen,
hertz allerliebste mein,
der reye sey dir gesungen,
hüt dich vor falschen zungen,
darbey vergis nit mein.
(S. 251-252)
_____


CCI. (201)

1. Es fleugt ein kleines waldvögelein,
der lieben zum fenster ein,
Es klopffet also leise,
mit seinem schnebelein,
Steh auff hertzlieb und las mich ein,
ich bin so lang geflogen,
wol durch den willen dein.

2. Bistu so lang geflogen,
wol durch den willen mein,
Kom heint umb halber mitternacht,
so wil ich dich lassen ein,
Ich wil dich decken also warm,
ich wil dich freundlich schliessen
an meine schneeweisse arm.

3. Und das erhört ein wechter,
der an der zinnen stund,
Ich meint du werst ein jungfraw rein,
so hastu gelassen ein,
So hastu dir eingelassen
den reuter auff freyer strassen,
den allerliebsten dein.

4. So schweig gut wechter stille,
es gilt dir ein newes gewandt,
Von rotem gold ein fingerlein
an dein schneeweise hand,
Von silber auch ein halßband,
hilff reicher Christ vom himmel,
wie ist mir der tag so lang.

5. So ist kein tag so lange nit,
es wird wol wider nacht,
Hat mir ein braunes megdelein
ein schlaffen zugesagt,
Das megdelein das ist hübsch und fein,
solt ich heint bey jr schlaffen,
das wer der wille mein.

6. Solt ich heint bey jr schlaffen,
hertzlieb möcht es gesein,
Mein trawren wolt ich lassen,
wolt frisch und frölich sein,
Wolt haben einen guten mut,
durch meines bulen willen,
verzehret ich all mein gut.

7. Und der uns dieses liedlein sang,
von newen gesungen hat?
Das hat gethan ein reuters knab,
Gott geb ihm ein selig jahr,
Er hats so frey gesungen,
er hat gar gros verlangen
nach der allerliebsten sein.
(S. 252-254)
_____


CCII. (202)

1. Wach auff mein hort, vernimb mein wort,
merck auff was ich dir sage,
Mein hertz das schwebt nach deiner bitt,
schöne fraw las mich nit verzagen,
All mein begier, trag ich zu dir,
das glaub du mir,
der trew las mich geniessen.

2. Dein stoltzen leib du mir verschreib,
und schleus mir auff dein hertze,
Schleus mich darein, zart frewlein fein,
und wend mir meinen schmertzen,
Den ich jetzt han, und doch nit kan,
bey dir stets sein,
ist wider meinen willen.

3. Ach junger knab, dein bitt las ab,
du bist mir viel zu wilde,
Und wenn ich thet nach deiner bitt,
ich förcht du schweigest nit stille,
Ich danck dir fast, mein werder gast,
der trewe dein,
die du mir ganst von hertzen.

4. Ach fraw, mit nicht bin ichs bericht,
das ich euch wolt betriegen,
Ob einer kem, der das vernem,
dennoch so müst er liegen,
Darauff du baw, und mir vertraw,
du reines weib,
las dich den schimpff nit rewen.

5. Ach junger knab, nun zeuch dich ab,
schlaff heint bey mir ohn sorgen,
Kein freundlich bitt sol sparen nit
bis an den hellen morgen,
Dein freundlich wort an diesem ort
die gehn mir nach,
und erweichen mir mein hertze.

6. Da lagen die zwey ohn sorgen frey
die lange nacht in freuden,
Bis uber sie schein der helle tag,
der helle liechte morgen,
Aus aller noth schrey ich zu dir,
das glaub du mir,
der trew las mich geniessen.

7. Der wechter an der zinnen stund,
liegt jemands hie verborgen,
Der mach sich auff und zich darvon,
das er nicht komb in sorgen,
Nimb urlaub von dem schönen weib,
wenn es ist zeit,
es scheint der helle morgen.

8. Die fraw da an dem fenster stund,
jhr lieb wolt sich scheiden,
Sie küst jhn an sein roten mund,
freundlich thet ers umbfangen,
Da gab sie jhm ein krentzelein
von perlen weis,
mit brauner seiden umbwunden.

9. Von dannen sprang, hub an und sang,
wie es jhm wer ergangen
Mit einem weib, jhr stoltzer leib,
hett jhn mit lieb umbfangen,
Hett sich verpflicht, hub an und dicht
ein tageweis,
von einer schönen frawen.
(S. 254-256)
_____


CCIII. (203)

1. Jung schön von art, lieblich und zart,
bistu hertzlieb ob allen,
Herrlich dein berd ist goldes werd,
wem solstu nicht gefallen?
In zucht und ehr lebt jetzt nicht mehr,
die dir gleicht im lande,
gib dir den preis mit höchstem fleis,
Gott behüt dich vor schande.

2. Leid deinthalb pein, das hertze mein,
mit liebes band gefangen,
O bald hilff mir, mein höchste zier,
nach dir steht mein verlangen,
Mein hertz stets dich, dein freundlich gesicht,
dein mündlein rot zu sehen,
heimlich und still, wer es dein will,
wie möcht mir bas geschehen.

3. Gesellet sich fort ewiglich
zu dir mein hertz in trewen,
Selbst so du wilt, erzeigst dich milt,
sol mich und dich nicht gerewen,
Darumb gib dich drein, zarts frewlein,
gantz unverletzt deiner ehren,
ich wart der zeit, starck harr und beit,
werst mich in geweren.
(S. 256)
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CCV. (205)

1. Dein lieb durchdringt mein junges hertz,
fürwar ohn schertz,
bin ich verwundt, mir ist im grundt,
mein gemüth versehrt, in trawren kert,
seind all mein freud, darumb ich leid,
ich leid und klag, es ist am tag,
das ich dein nit vergessen mag.

2. Noch ist ein schertz das ich jetzt duldt,
von frembden schuldt,
als dir zu lieb, nicht teglich ub,
ob mich dein trost, von pein erlost,
hoff ich mit gier, o höchste zier,
und edle kron, sich selber an,
das ich nit anders bitten kan.

3. Bis nit zu hart, hertzliebste fraw,
als ich vertraw
in trewen dir, erhör mich schier,
sich an das ich so hertiglich
dein lieb ersuch, nit weiter ruch,
und doch jmmer, von dir nit kehr,
allein ich dein von hertzen beger.
(S. 258)
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CCVIII. (208)

1. Nun grüß dich gott, mein mündlein rot,
erst heb ich an zu singen schon
von dir mein schatz,
laß dich die falschen kleffer nit verführen,
scheid nit von mir,
scheid nit von mir,
hertz muth und sinn steht gantz zu dir.

2. Zu dieser freud, zu seiner zeit,
dadurch mein hertz, mus leiden schmertz,
zu dieser fahrt, jungfrewlein zart,
der feyelstam, lavendelzweig,
lavendelzweig,
las dein braun äuglein auff mich schießen.

3. O du mein zier, scheid nit von mir,
du edle kron, du geliebst mir schon,
geziert mit fleiß, dein ärmlein weis,
dein mündlein fein, die braun äuglein dein,
braun äuglein dein,
leuchten wie der helle carfunckelstein.

4. O du mein trost, und werder lust,
du edles kraut, Gott hat dich selber gebawt,
geziert mit fleis,
vergis nit mein, im jungen hertzen dein,
durch all dein güt,
durch all dein güt,
darumb ich dich jungfrewlein bit.

5. Ach du balsam und feyelstam,
mejeran du schöner basiliam,
gedenck du mein, in dem jungen hertzen dein,
von edler art,
von edler art,
wend mir mein trawren jungfrewlein zart.
(S. 265-266)
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CCX. (210)

1. Frölich wölln wir singen,
kein trawrigkeit nit pflegen,
die zeit thut rosen bringen,
die sonn scheint nach dem regen,
und nach der finster nacht
scheint sich der helle liechte tag, nach dem winter kalt,
kommt sich der sommer volgestalt,
Also hoff ich, bis sich
das glück auff mich,
in kurtzer zeit umbwendet,
Darumb ich wil
sein still, bis ich erfüll,
darnach sich mein hertz thut lenden.

2. Ja wer es denn ein wunder,
das sie mir thet auffsagen,
das gleich mit einem donner,
mein hertz würde mir erschlagen,
sterben wolt ich ehe,
ehe ich vergieng gleich wie der schnee,
Ich steh darzu all tag mit klag
an solchem ort,
magst nehmen oder geben,
Darumb dein zier,
hilff rath (mir), eh ich verlier,
mein gemüt und fröliches wesen.

3. Fraw Venus durch dein güte,
steig herab und hilff zun sachen,
gott grüs mir das edle blute,
das mir thut frewden machen,
ich deucht mich selig sein,
ja solt ich werden jr bule fein,
Ich wünsch mir auch nicht mehr,
denn ich preis jr ehr fast sehr,
jr gemüt und gestalt,
mein frewd, mein auffenthalt,
von Gott ist sie begabet,
Schön jung und fromb,
kurtzumb in einer summ,
sie ist von mir gelobet.

4. Ich bin so gar jnbrünstig
in kurtzer zeit entzündet,
ja würde sie mir nit günstig,
mich hilfft nichts mehr geschwinders,
find ich denn kein gnad,
so fall ich gar zu boden, und bin todt,
Tröst sie mich nit baldt,
mein junges hertz mir damit entzwey spalt,
wenn ich gedenk,
dein trew nicht von mir wenck,
erquick mich als wie ein todten
Und das ich mich
tröstlich zu dir versich,
du werdest mirs lassen geraten.

5. Ach Gott komb doch ein stündlein,
das ich beger auff erden,
das mich küst dein rotes mündelein,
bis es möcht besser werden,
indem sie mich erwüscht,
sie schmückt mich freundlich an jhr brust,
Mit lust, mit jrem ärmlein weis,
empfieng sie mich fein leis, mit gantzem fleis,
der wer mein freud,
sonst leider ist mir bescheid,
sey winter oder sommer,
Hab ich kein ruh,
hertziges megdlein gib rath darzu,
wendt mir mein grossen kummer.
(S. 268-269)
_____


CCXI. (211)

1. O Venus dein art, hat mich umbfangen hart,
mein gemüth und hertz, mit solchem schmertz,
gegen eim bild so schöne,
Die hat mich bracht, mit jhrer macht,
in jhrem gewalt, mit solcher gestalt,
für alle welt ich sie kröne.
Die reine außerwehlt, die mir gefelt,
ein schatz ob allen schätzen,
ja wags mit mir, du bist mein einige zier,
las alle falsche kleffer schwetzen.

2. Richt dich darnach, mach mir kein ungemach,
mach mich nit los, an mein ehren blos
kein mensch mir helffen mag auf erden,
Nur du allein, du bist mein einiges ein,
du bist die recht ohn alles gesprech,
die mir mein lieb thut mehren.
Daran schöns lieb gedenck, dich freundlich zu mir senck,
die zeit mit mir zu vertreiben,
so wil auch ich, gantz stetiglich,
dein eigen sein, und allzeit bleiben.

3. Was wiltu mehr, ich freundlich zu dir kehr,
gentzlich zu dir, das ich schier
kein zeit nit mag emperen.
Und stets betracht, bey tag und nacht,
wie ich dir feins lieb möcht gefallen wol,
und ich dein möcht mehren.
Kein andere zeit, die mich erfrewt,
wenn das ich dich feins lieb sol sehen.
auff dieser erdt, kein mensch mir lieber werd,
ich thu dirs für die warheit verjehen.
(S. 269-270)
_____


CCXIIII. (214)

1. Es ist mir ein kleines waldvögelein
geflogen aus meiner hand,
es ist mir also fern entflogen,
ach Gott wem sol ichs klagen,
es fleuget dahin,
es fleuget dahin,
steht jm sein sinn,
in grünen wald nach speise.

2. Und da es ein klein wenig fürbas kam,
wol auff ein dürren ast,
da sassen der kleinen waldvögelein viel,
sie trugen groß neid und haß,
je lenger je baß,
je lenger je mehr,
trawr nit so sehr,
von grund aus meinem hertzen.

3. Und da es ein wenig fürbas kam,
wol auff ein grünen wald,
da hört er sein feins lieb lauten schlagen,
die seiten waren jr zersprungen,
es trawret so sehr,
es trawret so sehr,
je lenger je mehr,
von grund aus jrem hertzen.

4. Und da es ein wenig fürbas kam,
wol für jhr schlaffkämmerlein,
es klopffet also leise daran,
mit seinem goldschnebelein,
es klopffet daran,
es klopffet daran,
jhm ward nit auffgethan,
es ward nit eingelassen.

5. Und wenn ich dich eingelassen hett,
das wer mir jmmer ein schand,
wenn ander jungfrewlein kräntzlein tragen,
ein schleyerlein müst ich haben,
ich schemet mich sehr,
ich schemet mich sehr,
je lenger je mehr,
von grund aus meinem hertzen.

6. Was zeicht sich denn ein junger gesell
mit seinem geraden leib,
das er wil verzehren sein junge tag
mit einem alten weib,
das alte weib ist alt,
das alte weib ist alt,
ist ubel gestalt,
tregt neid und haß im hertzen.

7. Was zeicht sich denn ein junge magd
mit einem alten man,
das sie wil verzehren ihr junge tag
mit einem alten greiß,
der alt greiß ist alt,
der alt greiß ist alt,
ist ubel gestalt,
kann nimmer freundlich schertzen.

8. Wer ist nun der uns das liedlein sang,
so frey gesungen hat,
das hat gethan ein junger gesell,
zu Pamberg in der stadt,
so frey gesungen hat,
er hats gemacht,
gantz wohl betracht,
so frey hat ers gesungen,
er hats gemacht, etc.
(S. 272-274)
_____


CCXIX. (219)

1. Mein hertz thut sich erfrewen,
zur hertzallerliebsten mein, : | :
Ach Gott thu jrs verleihen,
das sies auch trewlich mein:
Gleich ichs jetzt gegen jhr,
also sie es auch zu mir
von hertzen grund thu meinen,
mit frölicher begier.

2. Also ich unbesunnen
gedenck bey mir allein : | :
Das mir scheinet die sonnen,
du edler sonnenschein:
Schein mir den weg zu jr,
nach jr steht mein begier,
der schein thut mich sunst krencken,
das mag glauben mir.

3. Halt du den schatz vor ehren,
der dich so hertzlich liebt : | :
Das geld lest sich verzehren,
Gott verlest doch niemand nicht:
Wiewol ich jung und thumb,
jedoch ehrlich und from,
es wird mirs wol vertreiben,
wen ich in ehestand kom.

4. Solten wir ehelich werden,
wer es doch Gottes gabe : | :
Und solt die lieb zunemen,
gleich wie sie nimmet ab,
Betrachts bedencks gar fein,
wie freundlich ich es mein,
doch mus Gottes wil geschehen,
bey dem es steht allein.

5. Solt ich mich dein entschlagen,
geschicht doch nimmermehr : | :
Hertzlieb so thu es wagen,
und nim mich zu der ehe:
Heimlich, still, unvermeldt,
vielleicht es dir gefelt,
thu dein willen drein geben,
du theurer schöner heldt.

6. Allein auff dieser erden
ist sie mein gröste freud, : | :
Kan sie mir denn nicht werden,
durch falsche untrew leut:
Hoff ich und denck mit fleis,
das ich in solcher weis
wil mit und bey dir bleiben
im ewigen paradeis.

7. Darin wir möchten leben
in ewigen freuden gros,
Du bist mein schatz auff erden
darzu mein einiger trost:
Bitte dich zu mir gesell,
es geh gleich wie es wöll,
jetzund auff dieser erden,
allein du mir gefellst.

8. Sols jhr mit sein verlohren,
die mich nam zu der ehe,
Und sein einem andern worden,
geschech meinem hertzen weh:
Herlich ich jhr beger,
ist mir auch lieb und werd,
von jr sol mich niemand scheiden,
denn nur der todt auff erd.

9. Und eh ich sie wolt hassen,
sprich ich zu dieser stund,
Eh wolt ich all freud verlassen,
so spar dich Gott gesund,
Wiewol ich bin jetzund
gegen dir zu aller stund,
wil ich dich nicht auffgeben,
dieweil mir Gott das leben günt.

10. Das liedlein thu ich singen
der hertzallerliebsten mein,
Zu trutz den falschen zungen,
sol mir stehts die liebste sein:
Heimlich mit muth verpflicht,
wil ich dich verlassen nicht
bis an mein letztes ende,
wenn mir mein hertz zerbricht.
(S. 289-291)
_____


CCXXIIII. (224)

1. Nun wil ichs aber heben an,
von dem Danheuser wöllen wir singen,
Und was er wunders hat gethan,
mit fraw Venussinnen.

2. Der Danheuser was ein ritter gut,
er wolt wunder schawen,
Da zog er in fraw Venus berg,
zu andern schönen frawen.

3. Herr Danheuser jhr seid mir lieb,
daran solt jhr gedencken,
Ihr habt mir ein eyd geschworen,
jhr wolt nit von mir dencken.

4. Fraw Venus ich hab es nicht gethan,
ich wil dan widersprechen,
Wanns niemands spricht das mehr dann jr,
Gott helff mir zu dem rechten.

5. Herr Danheuser wie sagt jhr mir,
jhr solt bey uns bleiben.
Ich gib euch meiner gespielen ein,
zu einem ehelichen weibe.

6. Neme ich denn ein ander weib,
denn ich han in meinem sinne,
So mus ich in der hellen glut
da ewiglich verbrinnen.

7. Du sagst mir viel von der hellen glut,
du hast es doch nit befunden,
Gedenck an meinen roten mund,
der lacht zu allen stunden.

8. Was hilfft mir ewer roter mund,
er ist mir gar unmere,
Nu gib mir urlaub fraw Venus zart,
durch aller frawen ehre.

9. Herr Danheuser wolt jr urlaub han,
ich wil euch keinen geben,
Nun bleibet edler Danheuser zart,
und frischet ewer leben.

10. Mein leben das ist worden kranck,
ich kan nicht lenger bleiben,
Gib mir urlaub fraw Venus zart,
von jrem stoltzen leibe.

11. Herr Danheuser nicht sprecht also,
jhr seid nit wol bei sinnen,
Nu last uns in ein kammer gahn,
und spielen der heimlichen minnen.

12. Ewre minne ist worden leid,
ich hab in meinen sinnen,
O Venus edle jungfraw zart,
jr seid ein teufelinne.

13. Danheuser wie sprecht jr nu also,
bestaht jhr mich zu schelten?
Solt jhr noch lenger bey uns sein,
des worts müst jr entgelten.

14. Danheuser wolt jr urlaub han,
nempt urlaub von dem greysen,
Und wo jr in dem land umbfart,
mein lob das solt jr preisen.

15. Der Danheuser zog wider aus dem berg
in jammer und in rewen,
Ich wil gen Rome in die stadt,
all auff den bapst vertrawen.

16. Nu fahr ich frölich auff die ban,
Gott müst es jmmer walten,
Zu einem bapst der heist Urban,
ob er mich möcht behalten.

17. Herr bapst geistlicher vater mein,
ich klagen euch mein sünden,
Die ich mein tag begangen han,
als ich euch wil verkünden.

18. Ich bin gewest ein gantzes jar
bey Venus einer frawen,
Nun wil ich beichten und buß empfahen,
ob ich möcht Gott anschawen.

19. Der babst hat einen stecken weis,
der war von dürren zweigen,
Wenn der stecken bletter tregt,
so sein dir dein sünden verziegen.

20. Solt ich leben nit denn ein jar,
ein jar auff dieser erden,
So wolt ich rew und buß empfahn
und Gottes gnad erwerben.

21. Da zog er wider aus der stadt
in jammer und leiden,
Maria mutter reine magd,
mus ich mich von dir scheiden.

22. So zieh ich wider in den berg,
ewiglich und ohn ende,
Zu Venus meiner frawen zart,
wo mich Gott wil hin senden.

23. Seit wilkomm Danheuser gut,
ich han euch lang entboren,
Seit wilkom mein liebster herr,
und held mein außerkoren.

24. Darnach auff den dritten tag,
der stecken hub an zu grünen,
Da sand man boten in alle land,
wo der Danheuser wer hinkommen.

25. Da was er wider in den berg,
darin sol er nun bleiben,
So lang bis an den jüngsten tag,
wo jhn Gott wil hin weisen.

26. Das sol nimmer kein priester thun,
dem menschen mißtrost geben,
Wil er buß und rew empfahn,
sein sünden sind jm vergeben.
(S. 306-309)
_____


CCXLVI. (226)

1. Ich weis mir ein megdlein von achtzehen jaren
mit braunen äuglein, mit goldfarben haaren,
Mit schmalen lenden, mit schneeweissen henden,
mit der wil ich mein leben enden,
In lieb und leib, in trübsal und freud,
zu aller zeit, bis in ewigkeit.

2. Ir mündlein ist röter weder rubin,
zu jr steht all mein muth und sinn,
Mein leib und leben, mein ehr und mein blut,
sie ist mir lieber denn des kaysers gut,
Sie allein sol allweg sein,
die liebste mein bis ans ende fein.

3. Feind kan und mag ich jr nicht sein,
sie liebt mir in dem hertzen mein,
Sie ist allein mein trost und mein freud,
bewar mir sie Gott vor allem leid,
Ir mündlein rot bewar jr Gott
für aller noth, vor schand und spott.

4. Das sie also liebt dem hertzen mein,
schafft alles jr zucht und tugend allein,
Darzu jr adeliches gemüth,
so voller ehren und frömbkeit blüt,
Damit die zart und rein begabt ist fein,
sampt einem jungfräwlichen krentzelein.

5. Wenn ich seh nit jr mündlein rot,
leiden das wer mein bitter todt,
Wolt auch mit jr mein höchste zier,
mein hülff und trost erscheinen schier,
Und solchem kommen behendt (so)
zu hülff das woll der liebe Gott wenden.

6. Mein hertz das hat sich jr ergeben,
dieweil ich hab mein junges leben,
Sol mich von jrem mündlein rot,
nichts scheiden denn der bitter todt,
Welcher ohn schertz scheidet mit schmertz
viel frommer hertzen, wie erleschen die kertzen.

7. Von frommen eltern von guter art
ist sie geboren das jungfrewlein zart,
Von ehrlichem geschlecht, gantz fromm und gerecht,
das erfrewet offt mich armen knecht,
Auff dieser welt für gold und geld
hab ich mir sie erwelt, die meinem hertzen gefellt.

8. Tantzen bey tag und schreiben bey nacht,
hat mich umb manches par schülein gebracht,
Alde schöns lieb zu guter nacht
sey dir das liedlein zu ehren gemacht,
Schöns jungfrewelein, das liedlein klein
sey dir gesungen allein, der ich dich mit trewen mein.
(S. 355-356)
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CCXLVII. (227)

1. Alle mein jung leben,
das hat sich nun ergeben
gegen einem frewlein sehr seuberlich und schon,
was mich darzu getrieben,
das sie mir ward gegeben,
dann wir beyde seind von einem edlen thron,
wol in meim hertzen ist sie die kron,
sie ist von gliedern also schon,
sehr sauber von person.

2. Ach möcht ich noch erwerben,
jr trew zu einem erben,
dann sie liebet mir,
und all was ist an jhr,
für leid so mus ich sterben,
so ich jr hertz nit erben,
dann der ist viel, die mir widerstreben,
das mache ich mit meiner weis,
ich sing ein lied mit grossem fleis,
allen kläffern zu haß und neid.

3. Sie sprach ich solt sie trawen,
es sol mich nimmer rawen,
damit sie liebet mich,
auff eine morgen stund,
zu jr solt ich mich halten,
verlassen andere frawen,
und küssen sie auff jren roten mund,
jr kelgen weis, jhr brüstlein rund,
jr gelb kraus haar zu aller stund,
machet mir mein hertz gesund.

4. Princesse hoch gepriessen
möcht ich jr diener wesen
und trincken mit meinem liebgen külen wein,
sol mein trawren genesen,
ich hab sie außerlesen,
allzeit soll sie mir die liebste sein,
für gold, silber und perlen fein,
wem sol sie zu vergleichen sein,
sie erfrewet das hertze mein.
(S. 357-358)
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CCXLVIII. (228)

1. Ey wie so gar freundlich, lieblich,
erzeigstu dich, hertzlieb gegen mir,
das mich erfrewet gantz jnniglich,
und wil mein hertz stets bey dir sein,
allein bey dir ich frölich bin.

2. Glaub es mein lieb und wiß fürwar,
das mir desgleichen ist auch also,
wann ich bey dir nicht jmmerdar,
so wird mein hertz doch nimmer froh,
und dünckt mich auch langweilig sein,
mein höchste pein,
das du nicht bald solt sein der mein.

3. Freundliches lieb was wiltu mehr,
mein lieb und gut ist eigen dein,
du bist die ich für all beger,
darzu bist du die gewünschte mein,
dann ich sonst kein andere wil han,
heimlich und still,
das ist schöns lieb all mein will.
(S. 358)
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CCXLIX. (249)

1. Jung schön von art, lieblich und zart,
bistu hertzlieb ob allen.
Hertzlich dein berd, ist goldes werd,
wem soltu nicht gefallen,
In zucht und ehr, lebt jetzt nit mehr,
die dir gleicht im lande,
gib dir den preis, mit höchstem fleis,
Gott behüt dich vor schande.

2. Leit deinthalb pein das hertze mein,
mit liebes band gefangen,
O bald hilff mir, mein höchste zier,
nach dir steht mein verlangen,
Mein hertz stets dicht, dein freundlich gesicht,
dein mündlein rot zu sehen,
heimlich und still, wer es dein will,
wie möcht mir bas geschehen.

3. Gesellet sich fort ewiglich,
zu dir mein hertz in trewen.
Selbst so du wilt, erzeichst dich mild,
sol mich und dich nicht gerewen,
Darumb gib dich drein, zarts fräwlein,
gantz unverletzt deiner ehren,
ich wart der zeit, starck harr und beit,
werst mich in gewehren.
(S. 358-359)
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CCL. (250)

1. Gut gesell und du must wandern,
das megdlein liebt ein anderen,
die ich geliebet hab,
bey der ich bin schabab,
kan dirs nicht gnugsam klagen,
Mein schmertz, elend und pein,
jedoch ich hoff, es wird sich noch,
an jr selbst rechen fein.

2. Rewt mich allein mein junges blut,
welches nach jr verlangen thut,
das ich von jhr solt sein,
unglück kompt gar darein,
so mus ichs doch bekennen,
und solt ich sterben heint,
ist gewißlich war, reds gantz und gar,
so bin ich jr noch nit feind.

3. Und das ich nimmer bin bey jr,
was hilfft sie dann die trewe von mir,
die ich stets zu jr trag,
wie klerlich ist am tag,
das ich bin gar verdrungen,
geschicht alls mir zu trutz,
so hoff ich doch, ich werde noch
haben den besten nutz.

4. Laß fahren was nicht bleiben wil,
es sind der mutter kinder viel,
ist mir eines beschert,
wenn das geschehen wird,
in rechten guten trewen,
nit wie ein falsches kind,
sondern gerecht, gantz unverschmecht,
ich mich zu jr verbind.

5. Bin gar schabab, das geschrey ich hab,
ein ander hat den nutz,
wie bin ich dann so bedrangt,
durch die untrew felschlich verlogen,
die nimmermehr solt sein, setz ich in leben mein
mein stetiglich vertrawen, setz ich nit inne sie,
sondern in Gott, der geehret hat,
offt unser beyder lieb.

6. Auch wie holdselig war die stund,
darin es gieng aus hertzen grund,
wie bald hat es sich verkehrt,
mich gar gröblich bethört,
ir unstetiges gemüt,
hinderlistige tück
sind offenbar, aber fürwar,
es ist mein grosses glück.

7. So hett ich all mein tag nicht glaubt,
wer gnug wenns jhrer vernunfft wer beraubt,
das sie solt brüchig werden,
doch ich zuvor hett gern,
an manchem ort verborgen,
gegen unser freundschafft an,
nun aber das, das sie haben solt
nur einen alten man.

8. So rewt mich doch das megdlein,
dieweil es ist so zart und fein,
das sie jr junge tag
verzehren sol mit klag,
mit einem alten mann,
da kein freud an ist,
nur sawr sicht, und stetigs kriegt,
das jar nur einmal lacht.

9. Also mus ich mich scheiden hin,
wann ich gleich jetzund trawrig bin,
nach trübseliger zeit
kompt gern wider freud,
wenn Gott der herr lest scheinen
sein lieben sonnenschein,
in grünen wald, als dann komm bald
widerumb freud und wonne.

Nichts liebers auff dieser welt,
als schöne frawen und bars geld,
eine für eigen,
stetz ohn scheiden.
Ein für all,
die mir mein hertz erfrewen soll.
(S. 359-361)
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siehe auch Teil 1 und Teil 2

Aus: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582
Herausgegeben von Joseph Bergmann
Stuttgart 1845
Gedruckt auf Kosten des Literarischen Vereins
(Reihe Bibliothek des Literarisches Vereins in Stuttgart XII)


 

 


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