Das Liederbuch der Clara Hätzlerin (1471) - Liebeslieder

 



Das Liederbuch der Clara Hätzlerin (1471) - Liebeslieder (Teil 2)


Inhaltsverzeichnis der Lieder:
 




Lied 28.
Ain maisterliches lied

Nun fräent eüch, ir freche kinder,
Es chomt vns hewr ain kalter winter,
Der vns all fräd hie schleicht allhindter.
Des Mayen zeit
Vns wider geitt,
Was vns der winter nam.

Ich gieng durch kurtzweilens můt
Spacieren, als noch maniger tůt.
Da vand ich schon des Mayen plůt
Lieplichen stan.
Mein hertz gewan
Grosz fräd vnd wider kam.

Die plömlen hetten schon beknopft,
Herusz der erd empor gehopfft,
Des Mayen taw darein getropfft,
Vnd gab gar liechten schein.

Als gen der plumen wider glast
Es leichtet schon vnd spiegelt vast,
Ain yeglich plömlin sich erwascht
Vsz mayen taw,
Gel, weisz vnd plaw,
Praun, rott mengt sich darein.

Die haid mit plömlen was durch gittert,
Yeglichs vff seinem stenglin zittert,
Des Mayen wind sy schon erwittert
Mit süssem lust
Vsz erd grust,
Süsslich mit seiner crafft.

Die augelwaid was wol gestalt,
Mein trauren hett ich hin gefalt
Vnd eylt fürbas gen ainem walt,
Der was vmbdeckt,
Mit lab besteckt,
Vnd wunneclich geschafft.

Frölich die vogel sungen da,
Süsslich vsz gantzer musica;
Als die vt re mi fa sol la,
So stůnd das ir gesangk.

Yeglicher sang sein aigen ticht,
Nach rechter lyni art gericht.
Die nachtgall ir gesang durch pricht
Mit quart vnd quint,
Das es erdint
Vnd also lautt erclangk.

Die trossel schlůg irs schnabels claff,
Als vff der quint in die octaff,
Herwiderumb so was ir lauff
In dya pent,
Durch sölich rennt
Prach sy ir melodey.

Die lerch sich in die lüffte schwang,
Süsslichen sy ir noten sang,
Ir widerhal ze tal erclang
Mit süssem schal,
Das es erhal,
Als ob ir wären drey.

Daruon mein hertz ward fräden satt,
Fürbas in das geuild ich tratt
Vnd kam vff ain getriben pfat,
Der trůg mich fürbas

Durch ain gehag vnd ain gewild,
Bis das ich kam vff ain gefild.
Da gegnet mir ain weiplich pild,
Vff erden hie
Besach ich nye
Chain schöner weib, dann das!

Als golt gespunnen was ir har,
Ir äuglen praun vnd darby clar,
It wänglen waren wolgeuar,
Recht als man tůt
Milich vnd plůt,
Vnd das ze samen misch.

Zway präwlen vszgestrichen vein,
Ir mündlin rott, als ain rubin,
Ir zenlen weisz, als helffenpain,
Ir örlin vmb
Gepogen krumm,
Ir gestalt weiplich vnd frisch.

Ir näcklin, als ain härmlin planck,
Ir näslin bogen nit ze langk,
Ir hälszlin weisz, on argen wanck,
Vein vszgeschwaiffet zart.

Zway prüstlin an ir hertz geschmuckt,
In rechter höh empor geruckt,
Ain grüblin in ir kyn getruckt
Nach reicher zier;
Gott hat an ir
Sein weiszhait nit gespart.

Ir ärmlen waren vszgedrollen,
Ir leib der was gantz vszgewollen,
Als von der schaittel uff die solen,
Das ich nit zalt
Kain vngestalt
An ires leibes pild.

Da ich das fräwlin anesach,
Got grüsz eüch, edle fraw! ich sprach.
Von fräden mir nye bas geschach,
Sy dancket mir,
Ich naiget ir
Hinwider in der wild.

Wie haisset ir? tůt mirs bechannt!
Sy sprach: ich bin fraw Er genant
Vnd bin geflogen vsz dem lanndt,
Das nymant achtet mein.

Der gaistlich stat acht mein nit fer,
So hatt der adel schand für Er,
Die gemain hatt ires hertzen ger
Von mir gericht.
Durch sölich geschicht
Můsz ich hie ainig sein.

Ich sprach: zart fräwlin wolgetan,
Möcht ichs an ewrer hulde han,
Das ir mir gebent zuuerstan
Der welte lauff
Vnd iren kauff,
Den sy ietz treibent ist.

Sy sprach: seid ich dir sagen sol
Der welte lauf, den waisz ich wol:
Gantz aller vntriu ist sy vol!
Die welt ietz gat
Vf schnöde pfatt
Gemainklich zu aller frist.

Die alte schand ist worden Er,
Gottes gepot vnd seiner ler
Der achtet man nun wenig mer,
Recht ordnung ist ab.

Ye ains das ander yetz betriugt,
Das recht man krümmet vnd pewgt,
Unrecht das recht ietz überziugt,
Das war vrtail
Ist worden vail
Vmb zeitlich gůt vnd hab.

Mit valscher myntz vnd bösem gelt
Treibt iren wächsel ietz die welt,
Hochuart man für kain sünd mer helt,
Vnd mainaid sweren
Will nyemant weren,
Eeprechen ist gemain.

Mit krieg vn widersagt raysen
Tůtt man ietz prennen vnd zaysen,
Man schirmet clain wittib vnd waisen.
Der rechte hyrt,
Dem es zu pürt,
Der achtet des gar clain.

Man dinget nun vnd appelliert,
Was ietz zu recht gesprochen wirt,
Dardurch der arm wirt dick verfürt,
Der nit kan hinderlist.

Geittikait, wůcher vnd fürkauff
Ist ietz in der welt der lauff,
Mit valschem wächsel ab vnd vff
Die welt ietz gat.
Wer es verstatt,
Der waisz wol, ob es ist.

Was man vor zeitt hett lieb vnd wertt,
Desselben ietz man lützel gert,
Sich hand die alten recht verchert.
Die newen fünd
Yetz worden sind
In aller welt fürgeng.

Gerechtigkait ist gar verspult,
Ja das ist vnser sünden schult;
Diemütikait vnd gedult
Die leidet not.
Ach hr'e got,
Gerechter triu ist wenig!

Vnkeüsch, wůcher vnd Symoney,
Das kartenspil vnd quatter drey
Ist der gelerten librey,
Da sy studieren ynn.

Durch söliches volgt In laster nach,
Die welt gemainclich ietzunt auch
Vmb sölich schand vnde schmach
Die fliuch ich ser!
Redt da fraw Er
Vsz trauriclichem synn.

Da sy die sach nun hett erzalt,
Ich antwurt ir hinwider palt
Vnd sprach: fraw Er, wa ist der gwalt
Der grossen hr'en,
Das sy nit weren
Sölich vngerechtikait?

Ir antwurt gab sy mir ze stund
Sy sprach: die es verpieten sind,
Die sind die ersten die es tůnd.
Durch sölich ding
Hebt sich vrspring
In lannden weitt vnd praitt.

Da sy die sach mir leget für,
Ze hannd ich vrlaub nam von ir,
Gar züchticlich sy dancket mir,
Vnd schied hin uff der stett.

Ich hůb da an, von der geschicht
Ze singen hie all ditz geticht,
Als es Jörig Schilher hatt gericht
Mit seiner ler,
Als es fraw Er
Weiszlich verchünden tett.
(S. 36-39)

widersagte: Aufkündigung des Friedens, Kriegserklärung │
zaysen: (hier) rauben, plündern │

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Lied 36.

Mein hertz hat Im erwelt
Ain fräwlin mynneclich,
Das mir gantz wol geuelt
Vnd frät mich ynneclich.
Wenn ich ir lieb bedencke,
So hab ich fräden vil;
Von ir will ich nit wencken
Bis vff meins endes zil.

Ich hab mich gantz ergeben,
Ze dienen ir allain;
Die weil ich hab das leben,
So sag ich ir nit nain.
Was sy nun darr begeren,
Des sol sy sein gewert;
Mir mag auch nyemantz weren,
Ich beleib ir vnuerchert.

Ich bin ir in stättikait,
Das sol sy wissen zwar;
Mein dienst die sind ir ye beraitt;
Vnd lebt ich tusent Jar,
So möcht ich nit vergessen
Ir lieb zu kainer stund;
Mein triu ist recht gemessen
Gen ir us hertzens grundt.

Mich tůt friuntlich bezwingen
Ir lieplich, gůt gestalt;
Sy kan mir fräden pringen
In lieb gar manigualt,
So sy sich gen mir naiget,
Als gantz in rechter triu
Mein hertz hat sy geaiget,
Ich bin ir stät on rëw.

Noch tůtt mich ains bekrencken,
So ich gedenck daran,
Das sy on alles wencken
Mir allzeit gůtes gan.
Wiewol ich sy můsz meiden
Allain durch vngefell,
Des trag ich haimlichs leiden,
Vnmůt wirt mein gesell.

Yedoch will ichs nit lassen,
Ir wesen triu vnd holt,
Ich dien ir vnuerdrossen,
Sy gibt mir fräden solt
In züchten vnd in eren,
So es nur mag gesein.
Das tůtt trostlich erneren
Mein hertz von sënder pein.

Die schön die tůtt mich straffen,
So ich mich traurig stell
Vnd spricht: ich will dir schaffen
Grosz fräd, mein trautt gesell;
So ichs ze glimpff mag pringen,
Des solt du sicher sein,
Chain mensch dich mag verdringen!
Das frät das hertze mein.

Sy spricht: lasz dich benügen
Vnd trag ain freyen můt,
Sich mag gelück noch fügen,
Das es wirt alles gůt.
Ich můsz mich hartt entsitzen
Vnd sorg der claffer neid,
Die lieb bedarff auch witze,
So komt darnach kain laid.

Nun will ich mich ye fräen
Vnd mit ir wesen gail,
Der ich nun wunsch in triuen
Gelück vnd alles hail,
Auch das sy got behüte
Ja vor der claffer mund
Durch sein vil werde güte;
So wirt mein hertz gesundt.
(S. 44)

entsitzen: sich fürchten vor etwas │ geil (gail): froh, fröhlich │

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Lied 38.

Mein hertz das fertt dahin in hochen fräden,
Wann ich ze lannd herwider cher,
Von der ich mich můsz schaiden,
Vnd die mir wendet vngemach.
Da ich die schön von erst an sach,
Da was mir wol vnd laide.

In eytel weisz nach allem wunsch geschmucket,
Hatt mir die rain, die säuberlich,
Mein hertz gar offt entzucket,
Das mich gedaucht, ich wär by ir
Vnd ich die schön nach meiner gir
Gar friuntlich zu mir trucket.

Sy gibt mir hochs gemüt vnd frölich schertzen!
Das macht ir rainer, stätter můt.
Sy wennt mir all mein schmertzen!
Darumb hab ich sy vszerwelt,
Vber all dis welt ist sy gezelt
Gar hoch in meinem hertzen.

Also streb ich allzeit nach ir mit gachen,
All mein gedenck, die ich da han,
Die sind ir dick so nachen,
Als säch ichs yetzund vor mir stan
Vnd solt auch allzeit hoffnung han,
Wie sy mich tätt vmbfahen.

Wann all mein fräd ligt gantz an ir allaine,
Ir güt ich nit volloben kan,
Die ich in hertzen maine.
Das will ich wol mit warhait iehen,
Vnd solt icht gůts von mir geschehen,
Das macht an mir die raine.

Ach hr'e got, tů mir dein gnad erzaigen,
Hilff mir in ainer kurtz dahin,
Zu der ich bin gantz aigen.
Hett ich ain wind, der mich dar wähet,
Ich main dahin gen occident,
Da sich die sunn tůt naigen.

Aller erst wär es nach meinem lust ergangen,
Vnd das die rain, die schön recht west
Mein senen vnd grosz verlangen,
Das mir da wurd ain solicher lon
Vnd ich die hochgelobten schon
Mit armen hett vmbfangen!
(S. 45-46)

mit gachen: mit Verlangen │ iehen: sagen, versichern│

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Lied 39.

Ach meiden, du vil senende pein,
Wie hast du mich vmbgeben!
Verschlossen in verlangens schrein,
Darynn für ich mein leben!
Darumb ich schrey
Mit lautter krey:
Es chomt mir gar vneben!

Fraw, ich furcht ser der claffer mund
Vnd auch ir valsches letzen.
Darumb, mein hordt, mach ich dirs kunt,
Mein triu will ich dir setzen,
Darzu hertz, synn
In stäter mynn;
Dein lieb mag michs ergetzen.

Mein liebstes ain, nun zweifel nicht,
Lasz mich des nicht engelten,
Das mich dein lieb so selten sicht,
Darumb tůn ich dirs meldten.
Daby erchenn,
Als ich dirs nenn,
Nicht lasz mich gen dir schelten.

Daruff ich hoff in gůtem trost,
Got geb, ich werd sein ynnen.
Mein hort, wilt du, ich bin erloszt,
An dir stat mein begynnen.
Wann ichs vernem,
Zu ir ich käm,
Ob ich dein gnad mocht vinden.

Darnach stat gantz meins hertzen gir,
Darumb lasz mir nit schaden;
Das ich so selten bin by dir,
Des bin ich ser geladen.
On alle schuld
Nymm mich in huld,
Daruff ich hoff der gnaden.
(S. 46)

vneben: unpassend, ungelegen

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Lied 40.

Mynneclicher, vszerwelter,
Hertzen trautt, noch bas gestelter,
Was von leib ich ye gesach!
In eren vnd in tugent glimpfüg,
Hübsch, kurtz weilig vnd schimpffig,
Mündlin rott, lieplichen sprach!
Wann ich hort
Hie vnd dort
Ir gedencken vmb ain wort,
Mengclich ir gůtz veriach!

Das hat mir mein hertz verwendt,
Das es sein täglich sich sënt.
Von mir zu ir stätt mein gedenck,
Es will seinen willen han,
Mich durch lieb laids nit erlan,
Lieb ist mir laides anefangk.
So mir kunt
Wurd ain stunt,
Die sy mir ir lieb nit gunt,
Bedunckt mich tusent wochen langk.

Wolgemůt by schwartzer varb
Den trag ich, vnd doch fräden darb,
Bis ich der zarten hult erpitt.
Augentrost steckt sy hinbey,
Das plömlin nennt, spricht vnd es sey,
In iren hertzen acht sein nit.
O eren saft,
Meins hertzen crafft,
Hat meiden dich durch senen behaft?
Das schafft alles ir weiplich sitt!

Ich far dahin vnd pleib doch hie;
Zu letz so wisz, was oder wie
Ich zarten dien, das main ich dir,
Mit mein geselle, die erkoren
Ich mir hab in Esels oren,
Vnd zweifel nicht, wie In vnd mir
Gelimpffes fůg
Erschein so krieg,
Damit beschech dem orden genůg,
Ich schlach nit ab meins hertzen gir.
(S. 46-47)
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Lied 41.

Ich raitt ains tags spaciern
Für ainen grönen waldt;
Ich vand mit reicher ziere
Ain fräwlin wolgestalt.
Ich grüsset da das fräwlin zart;
Sy dancket mir mit züchten,
Gar haisz sy wainen wardt.

Ich tratt von meinem pfärd,
Zu ir ich nider sasz:
Nun sag mir, fraw vil wërd,
Warumb tund ir das,
Das ir wainent also ser?
Sy sprach: ich hab verloren,
Ich überwind es nymmer mer.

Fraw, ich will nit emperen,
Ir sagt mir ëwr verlust.
Sy sprach: ich tätt es geren,
Wär mir mein laid vertust.
Ich hatt ain valcken mir erzogen,
Ist lenger denn ain Jar,
Der ist mir hin geflogen.

Fraw, laszt den valcken fliegen,
Wer waisz, was Im geprist!
Sy sprach: er tett mich triegen,
Es chomt von argem list,
Sein triu ist gantz entzway.
In hat ain Eyl veriaget
Mit irem valschen geschray.

Die Eyl nistet nach daby,
Da mein valcke was.
Der valck was seins gemütes frey,
Er trůg der Eylen hasz,
Sein gefider schlůg er ze rugk.
Die vogel hassen die Eylen
Mit irem vil valschen duck.

Ich sich In nymmer fliegen,
Nach dem mich tůt verlangen,
Der valck der tůtt sich schmyegen,
Ich fürcht, er werd gefangen.
Vnd käm er wider in das garn,
Vnd wurd der Eylen ze taile,
Das vederspil wär verloren.

Fraw, volgent meiner lere:
Gand nit spacieren vsz.
Ich ratt eüch vff mein ere:
Beleibt haym in ewrem hus,
Es hilfft doch nit ewr senliche wainen!
Nembt ain Sperber vf die hanndt
Vnd laszt den valcken schwaymen.
(S. 47-48)

vertust (verdust): verjagt, vollendet │

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Lied 42.

Die lieb die frät lieplichen
In hochen fräden mich;
Mein trauren můsz hin weichen,
Wann ich sy ane sich.
Die vein die scheinet als die sunn
In frädenreichen wunn;
Mein hertz in fräden wüte
Nach irer werden güte,
So mich ir mündlin lachet an,
Dardurch sy mein gemüte
Wol frölich machen kan.

Die lieb die ward gemenget,
Darunder laid gemischet;
Ain claffer yrrt vnd enget,
Das lieb gen lieb erlischet.
Das reche preche one mich
Ain strangk an seinem halsz,
So pleibt manig hertz by fräden.
Noch bin ich vngeschaiden,
Wieuil ettlich zungen sein,
So mag mirs nyemant laiden
Bis vff das ende mein.

Darzů hatt mich bezwungen
Die rain, die tugenthafft,
Das mir ist fräd entsprungen.
Was man schwatzt vnde clafft,
Nit mer so cher ich mich daran.
Den getrawen ich zu ir han,
Sy lasz mich nit verclagen,
Was claffer singen oder sagen.
So trag ich fräd, frölichen můt!
Hin trauren will ich iagen!
Fräd wol dem hertzen tůt!

Nach fräden will ich ringen,
Sorg, laid ist vngesund!
Was möcht mir fräden pringen,
Dann liebes roter mund?
Ir stymm in grymme laide wendt
Die durch mein hertze gëndt;
Das ist für gold ze schertzen.
Ach claffer was hilfft dein schwetzen?
Dein liegen acht ich als den windt;
In fräden will ich tretzen,
Das dich ain sack verschlindt.

Was acht ich claffer mere?
Möcht es gesein mit fůg,
Das ich by liebe wäre,
So hett ich fräden genůg.
Nach allem geuallen meiner ger
Wunst ich nit fräden mer.
Solt ich ir wänglen rüren,
Ir hemdlen weisz vff schnyeren,
Vnd friuntlich schmucken an mein prust;
Mein synn des wol geswüren,
Es wär chain grösser lust!
(S. 48)
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Lied 43.

Soll ich ye nymmer singen,
So will ich aber sagen:
Mir will doch nit gelingen!
Das můsz ich ymmer clagen.

Zu ainer ich mich senet,
Der was ich gantz vnwert;
Ach got, wie hartt ich menet,
Noch was sy allzeit hertt.

Ich hofft, ich wolt beschulden,
Sy solt mir fräden machen;
Das můsz ich ietz hertt dulden,
Mir ist verpoten lachen.

Vrlaub hatt sy mir geben
Mit worten hübsch vnd clůg;
Ich sorg, das nem mirs leben,
Wann ich so swär nye trůg.

Die nacht kan ich nit schlauffen,
Der tag ist mir gar langk;
Möcht ich nun rů erchauffen,
Darnach sagt ich mein danck.

Nun wolt ich ye nur pawen
Vff perg vnd nit in tal;
Das tůt mich ietz hartt rawen,
Wann ich hab tan ain val.

Der tůt mich swärlich lämen,
Mein craft will mir entgan,
Kain Artzat will ich nemen,
Ellend will ich bestan.

Wann sölichs ist mir bescheret
Vnd hatt mich angeporen,
Kain trost mich fürbas neret,
Hoffnung hab ich verloren.

Die hennd trag ich verschlossen,
Mein haubt das naiget sich,
Mein hertz ist hart durchschossen,
Das macht die mynneclich.

Ellend hatt mich vmbfangen
Vnd gibt mir täglich pein,
Vnmůt will an mir hangen,
Das ich nit sey allain.

Vnglück will mich nit lassen,
Wa ich mich hin richt,
Vnd fürkomt mir all mein strassen,
Mein fürsatz es mir pricht.

Mein liecht ist schier erloschen
Vnd waisz nit, wa ich gee,
Lärs stro hab ich getroschen
Das tůt meinem hertzen wee.

Mein gemüt das ist zersträet,
Gar swär ist mein gedanck,
Wann sy ain ander fräet,
Sy stoszt mich vndern panck.

Mein fräd ist ser verhawen,
Grosz laid trag ich verholen,
Entspent sind mir all frawen,
Mein hertz hat sy gestolen.

Noch wär ich wol zu erneren,
Wie grosz mein krankhait ist,
Wolt sy sich zu mir cheren
Vnd machet kurtz die frist!
(S. 48-49)
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Lied 44.

Hilff, wunneclicher, süsser May,
Zu fräden vnd zu gůtem můt,
Seid das so gar der claffer geschray
Mit valschen worten manigerlay
In lieber sach mich yrren tůt.

Das wend die lieplich summer zeitt,
Sunst mag ich ye kain fräd gehan.
Wann an der all mein hoffnung leyt,
Irrt mich der claffer widerstreitt,
Das sy mich will verderben lan.

Es tätt mir wee, die weil ich leb,
Ob das dem claffer wurd ze lieb.
Ich hoff, ir gütt mich nit ergeb,
Wie vast der claffer darnach streb.
Ich wunsch, das Im sein zung erklieb!
(S. 49)
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Lied 46.

Mein lieber Hort, durch all dein güt,
Lasz dir mein dienst ze hertzen gan,
Vnd tröst auch mir mein swärs gemüt,
Das ich zwar täglich nach dir han,
Zu deiner lieb vnd anders nicht!
Wie mir die werden möcht ze tail,
Das ist, darnach mein hertz sich richt,
Vnd hoff, es chomm mir noch ze hail.

Wär mir das hail von dir beschert,
Das ich durch dich solt tragen můt;
Mein trauren hett sich schier verchert,
So es dein gnad wölt han für gůt!

Mich wundert, wie dein gnad so hartt
Gen mir vil senenden müg gesein,
Wann dir doch ye mein wesen wartt,
Solt ich darumb auch leiden pein.
Ich hoff, dein güt mich des ergetz,
Wann ich dir bin ze dienst beraitt,
Darfür ich dir ze pfannde setz
Mein triu in gantzer stättikait.

Zart lieb vnd vsserwelte frucht,
Was hilfft dich nun mein senendes laid?
Tů es durch all dein weiplich zucht,
Das mir von dir werd hin gelait
Mein trauren vnd mein senlich clag,
Seid ich für all dis welt dich main,
So will ich dir zwar all mein tag
In gantzer triu beleiben ain!
(S. 50)
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Lied 47.

Ainig will ich beleiben dein,
Die weil ich leb, on vnderschaid.
Dein triu die ist mir worden schein!
Das soll dir nymmer werden laid,
Wann mein hertz dir dient allain
Vor aller welt on arge main.
Du bist mein vsserwelte rain,
Die mir so tieff in hertzen leytt.

Will vnd als meins hertzen gir
Hab ich gentzlich zu dir gestalt,
Vff erden ward nye liebers mir,
Das macht dein tugent manigualt,
Die mich tůt aller sorgen on,
Darzů dir leben on argen won.
Den will ich nymmer zů dir han
Vnd alles zweifels wesen queit!

Ich bin dem neider ymmer gramm
Vnd wunsch Im alles hertzen laid.
Ich wolt, er wär auch nit als zamm
Vnd hett auch all vnsälikait.
Was nymmbt sich ainer leschens an,
Das In doch nit geprennen kan?
Er ist wol ain vnmüssig man,
Der mit sölichen vertreibt sein zeitt!

Beleiben in deins hertzen vest
Will ich allzeit nacht vnd tag;
Solt mich vertreiben främde gest,
Das wär meinem hertzen ain grosser schlag!
Yedoch traw ich dir pessers vil,
Mein triu dir allzeitt volgen wil
Bis uff meins endes letstes zil,
Vnd tett noch ains des claffers neidt!

Dein triue lasz mir werden ze tail
Mit gantzer gunst vnd stättikait,
So will ich ymmer wesen gail,
Vnd wär es all der welt halt laid!
Ain ding mich dick gar traurig setzt,
Das mich doch nit an triuen letzt:
Wann du ferr von mir bist gesetzt,
Des leit mein hertz gar manigen streitt!
(S. 50-51)
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Lied 48.

Allain on allen zweifel dein
Will ich, zart lieb, dein aigen sein,
Seid ich dich in meins hertzen schrein
Vor aller welt hab vszerwelt
Gar lieplich zwar on alles argk;
Wann mir chain mensch nye lieber ward.
Glaubst du des nit, das wär mir hart!
Zu trost bist du mir ye gezelt!

On dich frät mich vf erde nicht,
Wann ain friuntlich dein angesicht,
Erst hatt sich fräd zu mir geselt.

Allen schimpff den acht ich clain!
Ob ich wol frölich mich erschein
Bey andern lieben frawen rain,
Das solt du anders nicht verstan,
Wann du bist ye die aller höchst,
Die mich vsz senenden sorgen löszt
Vnd auch in grossen sorgen tröst;
Des kan ich nit von ir gelan!

Zweifel tůt mir vil ze laid
Gen dir, meins hertzen augelwaid;
Darumb, zart fraw, du mich beschaid,
Wie ich darynn sol halten mich,
Das ich sunst nit in zweifel leb.
Mein hertz ich doch ainig geb,
Die weil ich leb, on widerstreb.
Mein höchster schatz, des bitt ich dich!

Dein lieb hatt mich so gar verwundt,
Das mich nach dir zu aller stunt
Verlangt in meins hertzen grunt
Vor all der welt, das wisz fürwar.
Darumb ich nit vergessen mag
Dein, liebste fraw, meiner fräden hag;
An dich gedenck ich nacht vnd tag,
Das schaft dein gůter wanndel zwar!
(S. 51)
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Lied 49.

Bis willkommen, liebs Junckfräwlin zartt,
Ich han so lang empören dein,
Noch nye chain zeitt mir lenger wardt!
Des solt du zwar on zweifel sein,
Das dein mein hertz noch nye vergasz.

Got grüsz dich hundert tusent stunt!
Mit gantzen triuen ich das sprich.
Seid mich verlangen hat entzünt
Nach dir, mein trost, gar ynneclich;
Sölichs wunschs kan ich nit werden las.

Wie ferr ich von dir gewesen bin,
Mein höchster hordt, das wisz fürwar,
Doch pleibt by dir hertz, můt vnd syn,
Vnd solt ich leben tusent Jar,
So liebst du mir ye lenger, ye bas!
(S. 51-52)
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Lied 50.
In obgemelter weis

Gesegen dich got, liebs fräwlin zart!
Ich schaid von dir vnd lasz dich hie,
Vergisz mein nit, es leyt mir hart,
Wann ich dir was mit triuen ye
Vnd will dir wencken nymmermer.

Gesegen dich got, mein hertz ist dein,
Du bist mein trost, mein vsserwelt!
Die weil ich leb, so will ich sein
Mit stättikait zu dir geselt!
So volgt mir fräd, wa ich hin cher.

Seid hoffen ist für trauren gůt,
So hoff ich wäger werd mein sach.
Ye lieber chind, ye scherpffer růt,
Halt vest, als mir dein gnad versprach,
So hab ich fräd on widerker.

Gesegen dich got, ist nit mein fůg,
Es pringt mir laid vnd senende clag.
Meiner tusend trügen laids genůg
An dem, das ich allaine trag;
Doch nert mich hoffen wider her.
(S. 52)
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Lied 51.

Ich gib mich gantz ze wellen dir,
Ob allen menschen liebst du mir;
Hett ich gewalt nach meiner gir,
Alles gůten můst du sein gewert.

Nymm hin von mir die triue mein,
Nach meiner gir bin ich der dein;
Entschliusse dein hertz, nymm mich darein,
So bin ich gantz von dir ernert.

Sich an mein dienst vnd nymm der war,
Ich leb dir ze willen gar;
Schick mir ze diesem Newen Jar
Dein gunst, nicht mer mein hertz begert.
(S. 52)
_____



Lied 52.

Verlangen plangen tůt mein hertz
Mit süszen grüszen friuntlichen schertz
Lang leiden meiden můsz mein hertz;
Das mag ich sprechen wol fürwar!

Das machet als ain rain trautt frucht,
Ir weiplich, pleyclich, lieplich zucht
Pringt hertzen schmertzen, senensucht;
Das han ich dick empfunden!

Lang h'ren harren machen dick,
Lasz frawen schawen ir ane plick,
Sy fůrt hertz, můt an ainem strick;
Das mag sy halten, wie sy wil!
(S. 52-53)
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Lied 54.

Der höchste schatz in diser zeitt,
Den ich vff erde sicher han,
An dem zwar all mein hoffen leitt,
Vnd liebern trost doch nye gewan;
Der zweifelt an mir sicherlich
Vnd tůt zwar ser betrüben mich.
Läszt er dauon nit weisen sich,
Was fräd möcht ich dann senender han?

Zwar anders ich noch nye gedacht,
Seid ich mich ir verpunden han,
Dann was ir wird vnd ere pracht.
Mit willen ich das hab getan
Vnd tätt deszgleichen fürbas gern,
Wann sy sölichs zweifels wolt emperen.
Damit möcht sich wol triue meren
Vnd sy als zweifels beleiben on.

Wolhin, ich kan nit vil gesagen:
Solt ich des ye engelten nun,
Das mir doch notdurst wär ze clagen;
So wär verlorn gar mein triu,
Die ich an sy hab gantz gelegt.
Wurd mir durch zweifel nun versayt,
So wunsch ich wol vff meinen aidt,
Das ir deszgleichen werd getan!

Zwar zweifel tett noch nye chain gůt,
Das sprich ich vff die triue mein,
Vnd hindert auch dick gůtem můt,
Der sunst wol wurd an manigem schein.
Glaub mein, aller liebstes ain,
Das ich für all dis welt dich main!
Wilt du, so bin ich dein allain
Vnd will in triuen dir bestan!
(S. 53-54)
_____



Lied 56.

Zumm Newen Jar bin ich beraitt,
Zu wünschen dir, liebs fräwlin zart,
Geluck vnd alle sälikait,
Darzů mein dienst gar vnuerspart.
Des solt du gentzlich gelauben mir,
Das ich gantz nach deins hertzen gir
Dir will bestan vff rechter fartt.

Wiewol ich selten by dir bin,
Das sol, zart fraw, nit yrren mich.
Du wonst mir stätts in meinem synn,
Des tůt mein hertz dick fräen sich
Deiner gůten wortt so manigualt,
Darzů dein mynneclich gestalt,
Der ich zwar allzeit gůtz vergich.

Deszgleichen hoff ich alle tag,
Du haltest mir die triue dein,
So wurd ich gantz erlost von clag,
Vnd will hinfür dein diener sein
In disem säligen Newen Jar,
Das dir gelück nun widerfar.
So wirt erfrät das hertze mein!
(S. 54)
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Lied 57.

Mein liebste fraw, in lieber gir
Sennd ich mein hertz allain zu dir.
Zwar anders vindst du nit an mir,
Des solt du mir gelauben;
Wär all dis welt mir vndertan,
Noch wolt ich lieber fräd nit han,
Dann das ich dich allzeit voran
Solt mynneclich anschawen.
So hett ich aller fräden genůg,
Wann all dein hanndel sind so clůg
Vnd pringent senens gůten fůg;
Der sol mich wol benügen!

Wie möcht ich sölicher lieb empern?
Nach meinen willen tůt sy gern
In hübschen züchten vnd in eren;
Das mag sich wol gefügen!

So lieben tag gelebt ich nye,
Dann da ich dich von erst an sie.
O frawe, wie ich von dir lye
Mit täglichem schmertzen;
Triu gen triu sich da ze hanndt
Mit gantzer stättikait verpandt.
Die triu die sey vns vnzertrant
In vnser baider hertzen.
Solt ich ymmer vnd ymmer leben,
Mit lieb möcht ich dich nit begeben;
Mein hertz müst allzeit nach dir streben
Mit frädenreichem schertzen!

Sunderliches liebstes ain,
Mich auch in triuen also main,
Seidt du vor aller welt allain
Mein hertz ye hast besessen.
Also dein triu gen mir erzaig,
Gnädiclich dich gen mir naig
Vnd hütt dich vor der welte faig,
Das mein nit werd vergessen.
Wilt du nun mit mir lang bestan,
So lasz dich nit an yederman,
Sunst wurd es an ain schaiden gan,
Trosts hab ich mich vermessen.
(S. 54-55)
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Lied 58.

Wes bechümmert nun mein hertze sich,
Das es gedenckt vnd nit mag sein?
Vil liebe die bezwinget mich,
Das mir doch liebers nye ward schein.

Wer failszt, das er nit chauffen kan,
Vnd dienet, da man sein nit gert,
Der nymmbt sich främder vnmůsz an;
Des bin ich laider wol gewert!

Zärtliches pild, als argen frey,
Nicht spar dein gnad als gar an mir!
Lasz lieplich fräd dir wonen bey
Vnd rechte lieb gefallen dir!
(S. 55)
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Lied 59.

Ain wolgeziertes fräwelein
Das tůtt mir grosz verlangen schein,
Ir mündlin rot, als ain Rubein,
Ir wänglen vein,
Zway grüblen darein,
Mit worten ist sy linde.

Sy hat ain antlütz, ist offenbar,
Goltuar gewunden ist ir har,
Vnd hat zway augen gleich dem adler,
Die schön hatt sy gantz vnd gar,
Sy ligt mir in dem synne.

Ir zen sind weisz, ir hennd sind clain,
Ir prüstlen hertt, Ir füsslen rain;
Ach got, möcht ich mich mit ir verain,
So tätt mein leid verschwinden!

Zu baiden seiten ist sy langk,
In der mitt ist sy schwanck;
Ich nem ir gunst für all vogel sangk,
Sy ist vil schneller, dann ain funck,
Sy lockt mir, als ainem chinde.
(S. 55)
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Lied 60.

Dein allain vnd nyemantz mer,
Die weil ich leb vff erden hie,
Vnd lasz nit ab, wie es ioch gee,
Mein můt kert sich von dir noch nye.
Des solt du freylich sicher sein,
Wann du kanst mir verschwenden pein,
In gantzen triue so bin ich dein,
Kain ander gedencken gewan ich nye!

Des geleichen beger ich auch von dir,
Zart aller liebste frawe mein,
Nun halt dein triu in stätter gir.
Darumb so will ich aigen sein
Dein allain vor aller welt
In eytel gůt, ob dirs geuelt,
Vnd wirt auch anders nit gemelt,
Die weil ich leb vff erden hie.

Du bist von mir gentzlich gewert,
Was ich in dienst volpringen mag.
Was es dein güt an mich begert
Vnd mir wirt kunt der sälden tag.
Das ich in triuen sol sein berait
Ze dienst mit gantzer stättikait;
Mein hertz dirs wärlich nit versait,
Dein allain allwegen vnd ye!
(S. 55-56)
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Lied 61.

Ich lob dich für all dis welt
Vnd preis dein wird vnd gůt gestalt.
Sicher mein hertz daran nit velt,
Dein schön vnd Er ist vszgezalt.
Vor allen frawen hie vff erd
Geuelst du mir vnd anders chain,
Das machet als dein gůt gepärd.
Zart fraw, dein Er halt ich so werd,
Das ich dir gib das lob allain.

Wie möcht mir für sy bas gefallen
Ain frawenpild hie uf ertrich?
Sy ist doch lauter rain on gallen,
Des tůt mein hertz dick fräen sich!
Wann ich es ander lüt hör iehen,
So wird ich gantz in fräden frey.
Der sy by schimpff recht tůt gesehen,
Mit warhait mag sy kainer geschmähen;
Das ist auch zwar fürwar also!

Chain schöner pild ich nye gesach,
Seid das ich sy von erst erchannt.
Ir friuntlich wort pringt vngemach,
Mein hertz hab ich zu ir gesandt.
In rechter triu vnd anders nit
So will ich, fraw, dein aigen sein.
Gar lieplich ich dich darumb bitt,
Das du mir doch wöllent tailen mit,
Zart liebste fraw, den willen dein.
(S. 56)
_____



Lied 62.

Als mein gemüt
Hatt sämlich wüt
Nach deiner güt.
Mein hort, mein trost, das wisz fürwar:
Mich dunckt, es sey wol tusent Jar,
Das ich von dir geschaiden bin.
Mein můt, mein syn
Sennd ich dahin,
Da ich in fräd möcht sehen dich.

So tregt mein hertz
Senlichen schmertz
Das mir kain schertz
Mein hertz zu fräden pringen kan.
Möcht ich dich aber sehen an,
So wurd mein hertz in fräden gail;
Das sölich hail
Mir wurd ze tail,
So möcht mein hertz ernewen sich!

Ich wurd gesunt
In kurtzer stunt,
Wa ich dich funt,
Da ich on meld möcht by dir sein.
Nit ziuch von mir das hertze dein,
Wann du hast mein allain gewalt.
Darumb nit spalt,
Dein triu mir halt,
So tůst du, fraw, erfräen mich!
(S. 56-57)
_____



Lied 63.

Ich brüff gar dick,
Das sältzamm plick
Pringt friuntlich strick.
Wa lieb on versehenlich an sicht,
Wee baiden hertzen da geschicht,
Das icht merck chain valscher wicht.
Des solt man pillich geüden,
Wann solicher lieben fräden
Chain fräd vff erd ward nye geleich.

Welcher gůt gesell
Fräd haben wöll
Vor vngefell,
Der schweig, wa er lieb sach ersäch,
Vff das ob Im icht gůtz beschäch,
Das nyemantz args dazů iech.
Gar pillich ich von dann entweich
Vnd gedenck, es möcht dir misseuallen,
Wurd yemant args darzů kallen.

Ach weipliches pild,
Beleib friunden milt,
Gen den schalcken wild,
Wann anplick verraten dick liebe sach!
In fräden seüftz, in trauren lach,
Das chain schalck merck dein vngemach!
Selbander solt du beleiben,
Wilt du lieb sach treiben!
So beleibt dein hertz in fräden reich.
(S. 57)

strick: eigentlich Strick; dann das Umstricken, Umarmen, Umschlingen, Fesseln │
kallen: sprechen, schwatzen

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Lied 64.

Ain säligs Jar zu disem New
Wunsch ich dir, lieb, vnd alles gůtt.
Můt vnd fräd hab ich von dir;
Mir ist nye liebers worden kunt;
Stunt, weil vnd zeitt, baid nacht vnd tag
Mag ich doch nit vergessen dein;
Mein hertz will von dir nit lan,
Wann ich dich nye für mengelich main
Vnd nyemantz mer, du liebstes ain!

Mich selber gar on alles wencken,
Gib ich für aigen dir mein zeitt;
Gart aller meiner fräden hordt,
Wort vnd werck geleichen alhie.
Wie du das gerst nach deiner gir,
Der ich nit mer wann mein leben dir
Zů gůtem hail.
Tail nicht von mir, das tůn auch ich,
Wa ich hin ker zwar ewiclich!

Mein hort, nymm war der triuen mein,
Das ich dein aigens aigen bin;
In rechter lieb zu aller zeitt
Leyt all mein fräd an deinen trost.
Hast du dann zweifels an mir icht,
Nicht lasz, du versůchest mich, wie du wilt.
Pilt, meins hertzen höchster strick,
Schick, das vngeschaiden sein
Durch all dein Er, wann ich bin dein.
(S. 57-58)
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Lied 65.

Der höchste schatz vnd gröste fräd,
Die ich vff erde ye gewan,
Das ist ain pild meiner augel waid,
Das ich in hertzen erwelet han.
Darzů gelück,
Mit allem stück
Dein hilff darzů
Gib spatt vnd frů,
Das ich vf erden
Des quit müg werden,
Was ir miszuallen müg an mir,
Wann ich kain wandel waisz an ir.

Er vnd zucht,
On arge sucht,
Hab ich so gantz
Der sälden krantz
Gesůcht an ir,
Meins hertzen gir,
Wann mir kain mensch nye lieber ward,
Kain sach mich nye bezwang so hart!

Recht ganz vnd stätt, mit triuen eben,
Will ich ir gantz verpunden sein;
Ich hab mich ir gericht ze leben,
Sy ist mir doch die liebste mein
Ob alles nain,
Die ich da main
In hertzen grunt.
Vsz rotem mundt
Ain friuntlich wort
Hab ich gehortt,
Das hatt so wol erfräet mich
Vor aller welt besunderlich.

Gedörft ich sagen, als mir ist,
So nem ichs vff die triue mein:
Wann mir gepewt die sälig frist,
Das ich die aller schönsten vein
So sehen an,
Der ich wol gan,
Was mir got
Verlihen hat,
Vnd das geschicht
In lieber pflicht;
Von grunt meins hertzen ich erschrick!
Das tůnd die liebsten augen plick.
(S. 58)
_____



Lied 66.

Ich frä mich zu aller stund,
Das ich so lieplich bin verwunt
Von ainem pild.
Sein raine zucht
Hatt gantz zuflucht
Zu allen gůten dingen;
Wie möcht mir bas gelingen!

Mit gantzer triu ich pleiben will,
Des glaub du mir, on endes zil,
Die weil ich mich
So williclich
Dir hab ergeben!
Ich wolt nit leben,
Wann ich deiner huld
Empern solt;
Mit manigem Jammer ich das duld!

Wa du nun nit mit deiner gir
Des geleichen wöllest erzaigen mir;
Wie möcht ich dann
Von fräden gesein?
Darzů mein hertz
Müst leiden schmertz!
Darum so wöllest du mich versorgen,
Mein höchster hort, gar vnuerporgen.
(S. 58-59)
_____



Lied 67.

Ach werder May, verspät dich nit,
Chomm mir ze fräd durch all dein güt,
Seid ich bin warten deiner zeitt.
Dein gröner schein pringt freyes gemüt
Dem hertzen mein,
Das sich in pein
Beflichtet zu ainem fräwelein.

Du überzartes fräwlin rain,
Lasz mich in triu dein diener sein;
In chainem argen ich das main!
Ob ich berürt das wänglin dein,
Was schatt das dir?
Vnd prächt doch mir
Grosz fräd in meines hertzen gir!

Ob mir von ir sölichs wurd gesait,
Seid mir ir wird ist gar ze vil,
Noch dann so will ich sein berait
Mit stillem dienst recht, wie sy will.
Ir lieplich gestalt
Mir das bezalt
Mit senften worten manigualt.
(S. 59)
_____



Lied 68.

Ich wunsch ir gelück vnd alles gůt,
Vnd darzů, wes ir hertz beger,
Wenn sy kan geben fräd vnd můt,
Vnd ist auch alles wandels lär.
Die rain, die werd,
Hatt sölich gepärd,
Da man ir pillich lobes gicht.
Wer sy ansicht,
Dem kan sy trauren machen schwach.

Darumb von schulden geb ir got
Ain glücklich, säligs Newes Jar,
Vnd mach sy frey von aller not,
Nyemant ir arges iehen darr.
Wol geziert
New fräd gepirt!
Wem sy sich lieplich zugesellt,
Die vszerwelt,
Dem mag sy wennden vngemach.

Ir lob kan ich volsagen nicht,
Wann sy ist aller tugent vol.
Zu der ich hab gůt zuuersicht,
Ich hoff, sy tü gen mir so wol,
Das mir werd hail
Noch hewr ze tail
Zu disem newen Jar von ir,
So wär mein gir
Erfüllt, nach der mir ist so gach.
(S. 59)
_____



Lied 69.

Mir ist wol kunt
In hertzen grunt,
Mein hordt, dein lieb in stättikait;
Darumb ich dir
In gantzer gir,
Mein lieb, ze wünschen bin beraitt
Ain glücklich, säligs Newes Jar,
Darynn in lieb mich zu dir darr
Gar lieplich in dein ärmlin clar!
Vnd das mir das so widerfar,
Des helff vns, der da ob vns ist!

Du liebste mein,
Zwar ich leid pein,
Darumb das ich dich meiden můsz;
Doch hatt mein hertz
Dick fräd vnd schertz,
So ich gedenck, mir wirt sein půsz
Von dir, mein vsserwelter trost,
So du mich nit als ainen gast
In rechter lieb vmbfangen hast.
Das hilfft für senen aller bast,
Vnd frä mich des zu aller frist.

Darumb ich dich
Gar ynneclich
Hab lieb in meinem hertzen ye,
Vnd zweifel nit,
Mir volg auch mit
Dein hertz mit gantzen triuen hie.
Sich, darumb hab ich fräd vnd můt,
So ich gedenck, du bist behůtt.
Dafür nem ich nit alles gůt,
Wann du bist, das mich fräen tůtt
Für all dis, fraw, wa du bist.

Zu hannd chomt vns die vasenacht
Vnd auch der May mit gantzer macht.
Mein lieb daruff bis gedacht:
So ains das ander vmb facht,
Das du seyest die mein, nit vergiszt!
(S. 59-60)
_____



Lied 70.

In meinem hertzen liebst du mir
Ye mer vnd bas von tag ze tag.
Hertz, můt vnd synn sënt sich zu dir,
Kain rů ich nicht gehaben mag,
Es sey dann, das du werdest gewar,
Das ich sölich fräd trag über Jar,
Zu dir, mein vsserweltes ain.

Wurd dir das kunt, so waisz ich wol,
Das du mich, lieb, on trost nit lieszt,
Wann dein hertz ist genaden vol.
Ich hoff, du tüest an mir das pest,
Vnd tröst mich senenden knecht,
Wann all mein dienst hab ich mit recht,
Zart lieb, vff dich geerbt allain.

Tů an mir selbs recht, wie du wilt,
In dein genad will ich mich geben;
O mynnecliches schönes pilt,
Lasz mich by dir in liebe leben.
Ich traw dir wol, du lassest mich nicht,
Wann ich mich gentzlich hab gericht,
Das ich will, lieb, dein aigen sein.
(S. 60)
_____



Lied 71.

Hör hordt,
Mein wort
Nymm die ze synn!
Wie gar
On far
Als mein begynn
Dich main
Allain
Vnd anders nicht,
Wie mir geschicht;
So wunsch ich dir vil gůter nacht!

Natur,
Vigur
Nye so geschickt,
Gemalt
Gestalt
Ich nye erplickt,
Die möcht,
Noch töcht,
Zu geleichen dir.
Mitt gantzer zier
Wunsch ich dir
Ye vil gůter nacht!

Von schuld
Mein huld
Dir wunschet hail,
Wie mir von dir
Noch wurd ze tail,
Das ich pillich
Bey dir möcht sein.
Die zart, die rain,
Ich wunsch ir ye vil gůter nacht!
(S. 60)
_____



Lied 72.

Als mein gemüt hatt sich gewandt
Zu dir, mein vszerwelter trost;
In lieb hab ich dich wol erchannt,
Mein hertz hast du vil dick erloszt
Von senendem leiden.
Zwar ich will meiden
Für war alles, das dir miszuelt.
Sich hatt geselt
Mein hertz zu dir,
Du hilfest mir
Gar wol mit deiner werden güte.

Wann du das tůst, so ist mir vil
Hails vnd glücks vff erd beschert;
Hertzen aller liebste gespil,
Mein laid hast du gar schier verzert.
Mit ainem wort,
Mein höchster hordt,
Magst du mich machen frädenreich.
Tů tugentleich,
Zu aller stunt,
Dein rotter mundt
Frät mir meins hertzen gemüte.

Mein höchster hordt, mein ainigs hail,
Mein zůuersicht vff erden,
Mach mir mein hertz in fräden gail,
Lasz mich nit geschaiden werden
Vor der liebe dein.
So will ich sein
Dein aigen knecht mit willen gar.
Das wisz fürwar:
In stättikait,
Mein liebste Maidt,
Mein fräd in deiner liebe plüte.
(S. 61)
_____



Lied 73.

Gar senlich trag ich täglich pein
Von dir, mein aller liebste zart,
Das du nit waist den willen mein,
Vnd mir dein güt noch ist so hartt.
Durch das bekümmert ist mein hertz
Vnd leid pitterlichen smertz,
In senendem qual on allen schertz
Vertreib ich tag vnd auch die nächt.

Von dir so ist mir wind vnd we,
Bei dir wär ich gern vil vnd me;
So ich dann etwenn von dir gee,
Das we für alles we ich acht,
Kain rů gedencken lasset mir
An dich, mein vsser welter hordt,
Vnd wär mein hertzen höchste gir,
Das du gantz wesest meine wort
In eytel gůt, als ich dich main,
Wann ye vff erden lebet kain,
Die an mir fund so gar kain nain,
Als du es wärlich gelauben macht.

So mir dann wol das hail beschicht,
Das ich, mein höchste, zu dir chomm;
Vor lieb mein mund kan sprechen nicht,
Vnd pleib auch also gar ain stumm,
Vnd sorg, red ich, du zürnest mir,
Schweig ich, vnsänft ich des empir.
Sölich vorcht, mein hordt, hab ich gen dir;
Das macht dein wird, die ich betracht.
(S. 61)
_____



Lied 74.

Merck, liebstes lieb, ich bin der dein,
Empfach mein dienst, nymm die für gůt,
Recht tů an mir, du liebste mein,
Tugentlicher hordt, nach deinem můt;
Ewig dienst hast du von mir.

Ja, wie du wilt, in triuen gar
Nach deiner güt bin ich berait,
In lieb hast du mein hertz on far,
Mit triuen auch in stättikait
Hab ich mich gantz ergeben dir.

O mynnecliche trösterin,
Vnd aller tugent eren krantz,
Was du gepewtst nach deinem synn,
Geschehen sol mit triuen gantz
Willclich nach deiner dir.
(S. 61-62)
_____



Lied 75.

Lieb, willig solt du vinden mich,
Zu dienen dir von mengclich,
In triuen ich mich des versprich.
Gen dir allain,
Lieb, will ich sein
Dein aigner knecht in stättikait.

Chain vntriu solt du vinden zwar
An mir, das glaub wärlich fürwar!
Darumb dein güt nit an mir spar,
Mein liebstes lieb,
Sich, ich ergib
Mich gentzlich in dein wirdikait.

Tů an mir hie nach deiner güt,
Ratt vnd trost mein senends gemüt,
Ee ich verderb; das selb behütt!
Ich senender clag:
Dein hertz nit trag
Von mir, so verschwint all mein laidt!
(S. 62)
_____



Lied 76.

Mein aller liebstes, bedenck all triu,
Die ich on rew
Alltag vernew
In gantzer stätter lieb gen dir.
Darumb empir,
Mein hordt, was mir
An fräden schadt; des pitt ich dich!

Wann ich chain willen nye gewan,
Obs mir möcht gan,
Das ich wolt han,
Das dein güt vmb ain har beswärt.
Mein herz das gert
Hewr mer, dann fert,
Deiner gnad; des lasz genyessen mich!

Zu diser New, mein höchstes hail,
Das dir ain weil
Das werd ze tail,
Das ich mir wunsch zumm Newen Jar;
So wisz fürwar,
Das du hast zwar
Vil mer gelücks vnd fräd, wann ich.
(S. 62)
_____



Lied 77.

Ach schaiden, du vil senende not,
Das mir dein gwalt ye gepott,
Du machst mich plaich, rott,
Bis in den tot,
Das mir nit würser mag gesein.

Das hertz ist allzeit traurens vol,
Wann sich lieb von lieb schaiden sol;
Es tůt nit wol!
Darumb ich dol
Gar senlich in dem hertzen mein.

Mit manigem seüftzen ynneclich
Stand zwar mein gedenck hinder sich;
Wie wol ich
Gen nyemantz sprich,
Dest geringer ist das hertz nicht.
(S. 62-63)

würser: schlimmer, schlechter

_____



Lied 78.

Mein hertz, mein můt vnd all mein synn
Versenen sich nach ir.
Ach gott, wär ich ihr trynn
Ymm hertzen, als sy mir,
So behüb ich wol by aide,
Ich satzt ir oben daran
Mein synn vnd můt; die baide
Sol sy gentzlichen von mir han!

Sy macht mir dick ragen
Zwar all mein har ze perg!
Was sol ich fürbas sagen?
Ain Ris wurd zu ainem zwerg!

Ach, käm ich ir so nache,
Das ich ir käm darein,
Darzů so ist mir gache,
Fraw, in die genade dein.
Wolt sy mir dann zucken,
Die schön, die wolgestalt,
Hinnach so wolt ich rucken
Vf genad zu aller fart.

Das es ir fürbas sanft tät
Von mir der dienste mein;
Nymmer wolt ich trauren,
Gar frölich wolt ich sein.
Ich fürcht, ich hab ze claine
Gedient der frawen mein,
Die ich mit triuen maine.
Ach got, solt ich ir aigen sein!
(S. 63)
_____



Lied 79.
(Oswald von Wolkenstein)

Vier hundert Jar vff erden, die gelten ainen tag,
Vnd wa sich lieb zu lieb haimlich verschliessen mag,
Da wär ich nit ain zag!
Ich truckt, ich schmuckt die mynneclichen an mein prust
Nach meines hertzen lust,
So wär mein leid vertust,
Die lieb trüg mich zu lieb on vngemach!

Ich lob den tag und preys den wunneclichen schertz,
Seid sy mich hatt vszerwelt Ja für ir aigen hertz
So gar on allen schertz,
Deszgeleichen vnuergessen ymmer vnd ewicleich
In meines hertzen teich,
Von der ich doch nit weich,
Wann ich das ir mündtleich vnd hoch versprochen han.

Mit vrlaub, fraw, kain schaiden tett mir nye so wee!
Vnd solt ich, fraw, dein leib gesehen nymmermer,
Das wär ein gifftig wee!
So rewt mich, fraw! dein rosenuarber, zucker süsser mund
Hatt mir mein hertz verwundt
Bis vff des todes punt,
Des mordaio vnd ach vnd ymmer we!
(S. 63)
_____



Lied 80.

Erwelte aller liebste Maid,
Wisz, das ich dir on vnderschaid
Mit gantzem willen bin beraitt
Zu dienst vnd wolgefallen.

Ger, wes du wilt, des bin ich dir
Gehorsam nach deins hertzen gir,
Wann du on zweifel liebest mir
In friuntschaft vor In allen.

Traut hordt, des gleichen mir erzaig,
Dein hertz geselliclich zu mir naig,
Sorg nit die claffer bös vnd faig,
Dir schadet nit ir kallen.
(S. 63-64)
_____



Lied 81.

Ich leb on trost in ir gewalt,
Zu der mein hertz tregt senendes clagen;
Geschicht mir nit genad von ir gestalt,
So ligt mein hertz wol vf der wäge.
Mir ist von hertzen wee zu můte,
Vnd ich irs nit gesagen darr;
Das duncket mich ain hertte půsse,
Dein genad bedenck, wie es mir leitt!

Hilff, weiplich pild, in kurtzer frist,
Seid ich dir wol meins hertzen gan,
Du waist nit recht, was mir geprist,
Oder was ich haimlichs leidens han,
So ich das alles vertrucken můsz,
Vnd ich dirs nit gesagen darr.
Ich sen vnd hoff nach deinem grůsz
Vnd ward sein doch noch nye gewar!

Nun mag ich, fraw, on dich nit gesein,
Das all dis welt mein aigen wär;
Darumb so hilff du mir vsz pein,
Des solt du pillich sicher sein,
Das mir ist in dem hertzen swär!
(S. 64)
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Lied 82.

Ich wunsch der zarten gelückes vil,
Grosz lieb on allen schmertzen;
Sy tůt on mich nun, was sy wil,
Vnd hatt mich lieb von hertzen.
Sy ist mir hold vnd vnhaimlich,
Solt mich daran genügen?
Ye ferrer, ye lieber, duncket mich,
Danck hab die rain, die mynneclich,
Das sy mirs kan verclügen.

Die wider wärtig Adelhait
Hett ich mir vszerkoren;
Ich sprich es wol vff meinen aid:
Mein dienst sind gantz verloren.
Sy lich mir nit ain plicklin dar,
Solt ich darumb erplinden?
Ich lob chain spiel, es gelt dann gar
Ain plümlin grön, praun, wolgeuar;
Das kan ich nyendert vinden.

Wermůt ist ain edel wurtz,
Des hab ich wol empfunden;
Sy hatt mich lieb vnd ist das kurtz,
Woluff, der fund ist funden!
Wann wir wöllen wesen gail,
Hinder sich ze messen,
Trüg sy ir lieb vf Märckten fail,
Ain örtlin wurd mir nit ze tail;
Des hett ich nach vergessen:

Ich schreib mich selber wol ein per
Gen der lieben, der zarten;
Doch frä ich mich der lieben mär:
Sy wolt, das ich künig wär
In ainer newen karten.
(S. 64)
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Lied 83.

Was ich von triuen ye fürpracht,
Das ist kaum halben war gesait;
Mein hertz dein gar wenig acht,
Gantz warhait ward nye für gelait.
Mein dienst ward vffrecht gen dir nye,
Des du doch wentest ye und ye.
Du bist vff erden ainig die,
Gen der ich sprich: allde, allde!

Lieb, senlich triu halt du gen mir,
Seid ich zwar nichtz durch dich empir,
So tůst du nach meines hertzen gir,
Wann mir ist selten nach dir we!

Mir ist tusend stůnd mer, dann wol,
So ich gar wenig an dich denck,
Vnd bin andern fräden vol,
So ich mit worten dich bekrenck.
Dein trauren macht mich lachen,
Dein schertzen tůt mich schwachen,
Du bist doch in mein hertz nit pachen;
Was sol ich dir nun sagen me?

Gewonlich bin ich můtes frey,
So ich dich weder sich, noch hör.
Als dick ich von dir cher vnd weich,
So dick ich als mein laid zerstör.
Ich west nit recht, waruff ich pawt,
Das ich dir gůtes ye getrautt;
Gelaub, das es mich wol erfrät,
Wann ich dich säch ymm bodensee!
(S. 64-65)
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Lied 84.
(Oswald von Wolkenstein)

Friuntlicher plick
Wundet ser meins hertzen schrein
Mit ainer scharpffen zein;
Zway äuglein rain,
Lauter, clar vnd vein,
Ain sein gewaltig mein.
Vsz schlauffes schrick
Vil gedenck, melancoley
Dick mir wonen bey.
Hilff io, ich schrey
Nach der edeln krey;
Ey, das sy by mir sey!
Ain gůnstlich grůsz
Von irem mündlin süsz,
Mit vnmůsz,
Mir pringet senlich půsz
Baide, tag vnd nacht,
So ich acht
Vnd betracht,
Das mich lieplich vmbfacht
Ärmlen macht.
Mit herttem truck
Kurtzlich zu ir schmuck
Vnd mich duck,
Das sy nicht enzuck,
Bis ir rotter mundt
Vff schliuszt den punt,
Verwundt,
Das sy maisterlichen ain grunt
Schaffen kunt.

Trautt sälig weib
Selten sehen überal,
Dört mit der synne zal,
Seid mich ze mal
Deins leibes sal
Gral werffen wil ze tal.
Ellende lieb
Für ich vff der yrren pan
Vnd hoff vff zweifels won
Recht als ain man,
Den man will verlan.
Von fräden můsz ich stan!
Vnd schwebt mein clage
Vff dem wilden wage
Täglich tage,
Das ich nymmer mage,
Seid mein höchstes hail
Machet fail
Die gail!
Vnd in kainerlay mail
Prach das fail.
Darumb ist auch
Fewr in dem tach,
Kain gemach
In meines hertzen vach,
Wann ich recht bedenck
Die zarten renck
Gelenck,
Mit so maniger henndlin schrenck
Sunder wenck.

Ach, raine frucht,
Lasz erparmen dich mein not!
Was hulff dich nun mein tott?
Dein mündlin rott
Mag hailen wol den schrott
Grot, den mir vnfal pot.
Kain ander flucht,
Nur, fraw, allain zu dir,
Sent sich meins hertzen gir.
Dein costlich zier
Wöll helffen mir
Schier, des ich hartt empir.
Bedenck io,
Lieb, du waist wol wa,
Hab also!
Lasz mich nyendert vnfro!
Wenndt meins hertzen laid,
Das mich all raid
Beclaid
Durch sein seüberliche schön gemaid,
Zierlich brait.
Erst wurd ich reich,
Nyemant mein geleich
Von dem speich,
Süsser wunne teich.
Vrlaub geb ich we!
Vnd grünt mein clee
Als Ee scheiden pitterlicher kalte schnee
Scharpffen kre,
Chomm nit me!
(S. 65-66)

zeine: Rute, Gerte

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Lied 86.

Meiden hat mich ser verwundt
Gar tieff in meines hertzen grunt;
Das macht ir lieb, von der mir kunt
Ist worden gantze stättikait.

Nun hilff gelück zu stätter triu,
Wann meiden pringt grosz affterrew.
Gar ainer da mein lieb ist new
Tag vnd nacht on vnderschaid.

Sy liebt mir ye für all dis welt,
Ich hoff, ich vind des widergelt,
Das vnser lieb bleib vnuermelt;
In praun vnd grön ist sy geclaidt.
(S. 67)
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Lied 87.

Ich gedenck an sy on aber lan
Tag vnd nacht, zu aller zeitt.
Mein hertz das wirt ir nymmer on,
So es Im aller herttest leitt.
Sy kommt mir in dem schlauffe für,
Wie ich an sich iren lieplichen schein,
Dabey ich sicherlich wol spür,
Das ich on sy nit mag gesein.

Vor grossen fräden ich erschrick,
So ich erwach vsz lieben plick,
Dann so ist mir fräde tewr,
Doch koment mir gedenck zu stewr.

Ymm schlauff mir fräden nicht geprist
Vnd hab, was ich allda begere.
Wann ich erwach vnd nichtz nit ist,
Vnd ich ir aber můsz emperen,
So ligt es mir an fräden hertt
Vnd gedenck in dem synne mein:
Ach hett der tram lenger gewert,
Seid es nit pesser mag gesein!

Von ir ain tramb mir senfter tůt,
Dann von aller welt ain sehen;
Mein triu ist ir mit stättem můt,
Vnd möcht mir liebers nit beschehen,
Dann das sy hett den willen mein
Für augen gar in stätter gir
Vnd lebt mit gantzen triuen dir.
(S. 67)
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Lied 89.

Ich bat die aller liebsten mein
Das sy nem mein dienst für gůt,
Darumb wolt ich ir aigen sein.
Sy sprach: du gibst mir lützel můt!
Hett ich nit liebers, dann du mir bist,
Zwar so hett ich gern mist,
Du hast vil wercks amm rocken.
Deiner red mach nit ze vil,
Wann sölich edels vederspil
Kannst du nit gelocken.

Ey, das sey, sol ich nit han
Trost von ir vnd heyaho,
So můsz ich lecht in die Erbisz gan,
Dannocht will ich wesen fro!
Wie dürr vnd gnaw es vmb sy ist,
Ainer linsen grosz ir nit geprist,
In üppikait ze treiben!
Wurd ich in irem dienste graw,
So hett ich geren hottesta;
Ich will es lan beleiben!

Gesell, nem ich mich vmb dich an,
So hett ich geren geschäfft;
Du machst es wol an mir verstan,
Ich hab als listig vor geäst.
Du dunckest dich gar wäch,
Peitt, bis nit ze gäch,
Ich hab dein nye genossen.
Doch so halt mich nit darfür,
Ain pessere prü für mein tür
Hab ich dick gegossen!

Sechs der eren, der wir haben,
Kauff ich ir triu, zwar ich verlur!
Sy trüg ain Mugg über ain graben,
Des lobs hatt sy ain schwache kur!
Doch solt ich ir gůtz veriehen,
Künd ich vor dem part gesehen,
Sy tätt mich geren laichen,
Vnd machts gar nötlich mit der iren.
Nun ist doch kaines pawren dieren,
Sy hab ain söliches zaichen.

Ey ia durch ain Juden vist
Wie knüttelhubsch dunckt sich der knab,
Er zämt sich hoch ze aller frist
Vnd ist doch gantz an fräden ab.
Zwar du bedarfst der not nicht,
Du bist an meinem hof entwicht
Mit deinem faulen fisten.
Lasz dich zwen pfening nicht erparmen
Vnd nymm ain fräwlin vnder dein armen,
Damit lauff vnder die tische.

We, wie tůt mein fraw von grinppentetsch;
Sy went, ich sey ir lär gar fro!
So sprich ich: liebe kaudernetsch,
Du drischest hie ain läres stro.
Du gast mir an meiner pasen hertz,
Dein lieb die prächt mir nichtz dann schmertz,
Heb dich nur pald von hynnen.
Hütt vmb lasz mich hinfür,
Es stat ain ander vor der tür,
Der ligt ir in dem synne.
(S. 68-69)
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Lied 90.

Mit senen bin ich überladen!
Die sucht will mich die krencken,
Das mich mein lieb nit will genaden;
Wes sol ich mir gedencken?

Der claffer neid ist mir ze swär,
Des hab ich wol empfunden,
Sollt ich mich rechen nach meiner ger
Ich hatzt sy vsz mit hunden.

Ach got, das sy sich recht bedächt
Vnd nem von mir mein leiden,
So wolt ich sein ir triuer knecht
Vnd vnmůt gantz vermeiden.

Můsz ich engelten främder schuld,
Das will ich ymmer clagen,
Vnd wirt gar grosz mein vngedult,
Hartt kann ich das getragen.

Ich harr getraw vnd hab gedingen,
Sy lasz mich nit verderben,
Wann solt mir von ir nit gelingen,
Vil lieber wolt ich sterben!
(S. 69)
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Lied 92.

Der winter hat mit seiner kelt
Vns fräden vil zerstöret;
Alles das, was wol gestelt,
Das hat es vns erfröret.
Die plümlen vnd den grönen clee,
Röslen, Veyol vnd die giligen,
Die machet val der kalte schnee,
Er will sy gantz vertilgen.

Er zwinget vns die vögelein,
Die in dem wald erclingen,
Das sy nit mügen fro gesein,
Man hört sy selten singen.
Wie wol der winter machet val
Die plümlin all gemaine
Vnd verstört der vogel schal,
Daruff acht ich gar claine!

Das ich mit der verainet wär,
Die ich in hertzen trage,
Der winter macht mir claine schwär!
Fürwar ich eüch das sage.
Mein trauren, das solt vrlaub han,
Mein fräd solt sich wol meren,
Wann die rain, die wolgetan,
Ir huld tet zu mir keren.

Mein sach, die wurd noch alle gůt,
Nem mich die rain ze synne,
Mein hertz müst tragen frischen můt
Vnd müst in fräden prynnen.
Yedoch hoff ich ze irer gütt,
Sy lasz mich huld erwerben,
Vnd tröst mir senendem mein gemüt
Vnd lasz mich nit verderben.

Des ich ir ymmer dancken sol
Fürwar zu aller stunde,
Die schön, die zart die hilfft mir wol
Mit irem roten munde.
Doch hatt sy mir gegeben
Ain trost in sölicher masse:
Die weil sy hab das leben,
So wöll sy mich nit lassen!

Tůt sy das, so ist für war
Mein vnmůt gantz verschwunden
Vnd wurd zu disem newen Jar
Von laid gentzlich enpunden.
(S. 72-73)
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Lied 94.

Mich fräet ynneclichen
In meines hertzen grunt
Ain fräwlin tugentlichen,
Ir lieb hatt mich verwundt.
Dörft ich irs machen kunt,
Vnd nem sy es vf in güte,
So wurd mein hertz gesundt.

Vff erd waisz ich kain schöner pild,
Das bas geschaffen sey,
Mit aller tugent ist sy milt
Vnd alles wandels frey.
Gen ir vmb hilff ich schrey,
Ob mich ir gnad erhöret
Vmb mer dann ainerlay.

On alles arges dencken
Hab ich sy in dem won,
Von ir will ich nit wencken,
Wann sy ist wolgetan.
Der ich vil gůtes gan,
Sy ist mir eingefallen
Vnd mag nicht abgelan.

Wie mag ich des volldancken ir,
So sy mich grüssen tůt,
Des fräet sich in hertzen begir
Mein hartt versenter můt
Die rain vnd auch die gůt
Sy hat mein hertz entzündet
In haisser mynne glůt.

Das mich hart zwingt der gelange,
Das schaft ir stoltzer leib,
Vnd mich nye liebers bezwunge,
Denn das selb raine weib,
Meins hertzen laid vertreib.
Chomm, aller glück gelücke,
Vnd mir gelück zu scheib!
(S. 73-74)
_____



Lied 95.

Woluff! ze fräden alle,
Wer lieb in hertzen trag!
Laszt vns mit eren schallen,
Acht nit der claffer sag,
Die rechte lieb vercheren,
Ich sich ir ettlich hie,
Die Främde schuld tůnd meren
Vnd sich erchannten nye.

Darumb will ichs nit lassen,
Die lieb mich des bezwingt,
Ir dienen vnuerdrossen.
Vnd ob mir dann gelingt,
Das mich zwen arme weisse
Friuntlichen vmbefahen,
So můsz ich doch mit fleisse
Von dannen gachen.

Vnnd ob mich dann berüret
Ir rosenuarber mund,
So wirt mein laid empfüret
Ja zu der selben stund,
So bin ich gantz geweret,
Was mich erfräen sol;
Nye anders ich begeret,
Mich benüget mer dann wol.

Mich fräet ye in hertzen
Ir lieplich aneplick
Vnd auch ir friuntlich schertzen,
Damit sy offt vnd dick
Mein hertz ze fräden pringet,
Das sunst hatt leiden;
Doch ains mich harrt bezwinget,
Das haisset meiden!

Senen vnd verlangen
Tůtt mich bekrencken,
Wann ich bin gantz gefangen
In lieben gedencken.
On sy bin ich veryrret
Vnd waisz nit, wa ich hinker,
Kain claffer vns verwyrret,
Des hoff ich ymmer mer!
(S. 74)
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Lied 96.

Hett ich nur ain stüblin warm
Vnd darynn ain schönes weib,
Das wolt ich legen an meinen arm,
Friuntlich trucken an meinen leib.
Des hab ich laider nit, ich lig allaine,
Sy ist mir laider vil ze ferr,
Die ich da maine.

Hett ich das, ich waisz wol was,
Wurd mir das, so wär mir bas!
Meines liebs ich nye vergasz
In chainen nöten,
Die vntriu, die sy zu mir hatt,
Die will mich tötten!

Ob mir dann ain gůt beschicht,
Des ich selten bin gewon,
Ich trib sein doch die lenge nicht,
Käm ich darzů, ich eylt daruon.
Vnd ob mir denn ain gůt beschäch,
Das wär mit züchten,
Das müst ich stelen als ain dieb,
Hett ich das, dauon mit flüchten!

Nun grüsz dich got, du schöns mein lieb,
Sy ist mein, so bin ich ir,
Der vil rain, der zarten.
Wer mich darumb straffen will,
Das müt mich wärlich hertte,
Ich lasz ir doch durch nyemant nit,
Ich will ir warten.
(S. 74-75)
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Lied 97.

Nun grüsz dich got, du schöns mein lieb,
Wie süsz ist mir dein sehen;
Mein hertz das ist haimlich by dir,
Das můsz ich dir veriehen.
Möcht ich mein hertz gestellen dir,
Das prächt mir grosse fräde,
Vnd du mich nemst in dein begir,
Wann ich dich doch nit meide!
Allain an dir ligt aller mein trost,
Ich glü auch in der mynne rost,
In senen ich dick leide.

Ain vmbefang, ain naigen
Nymm vff von mir, du vil werde,
Vnd auch ain lieplich erzaigen,
Du bist das liebst vff erde,
Das ich mir hab erwelet,
In lieb mit gantzen triuen
Vsz aller welt erzelet.
In fräden will ich vff dich pawen,
Du hast mein hertz entzündet,
In lieber fräd durch gründet;
Das sey dir, lieb, verkündet!

Nun bewar dich got, ich schaid von dir,
Zu letz lasz ich dir senen,
Vnd ich dein nit vergessen kan,
Dein lieb tůt mich verwenen.
Vergisz mein nit, als ich dir getraw
Wol durch des Mayen güte,
Du plüest für röslen in der Aw
Vnd fräest mir mein gemüte.
Der liebsten fräd bist du ain prunn
Vnd auch des liechten Mayen wunn,
Nach deiner lieb ich wütte!
(S. 75)
_____



Lied 98.

Zu fräden darf mich nyemant zelen,
Ich hab die liebsten mein verloren,
Sy miszt mir triu mit halber elen
Vnd gibt mir spewr für das koren.

Was ich ir hauff, das streicht sy mir,
Sy můsz ain anders närrlin han.
Woluff! daruon ist mein begir,
Sy haiszt mich plintzling mausen gan.

Sy henckt mir an den gaggelsack;
Also verplümt sy mir das spil!
Was ich begynn, so spricht sy: gagk!
Vnd ist mein allenthalb ze vil.

Ich wont, ich hett ain wolckentertz,
So můsz ich plawfüsz nemen für gůt;
Ich main, ich sey in irem hertz,
Als der Apt von Schotten tůtt.

Also gat mir das hinder herfür
Mit dem, das ich mir ir vach an;
Ain andern ich in der gersten spür,
Der tůt mich dringen von der pan.

Sy äfft mich frů vnd auch spat,
Vnd meidet, was mein hertz begert,
Ich waisz, das sy ain andern hatt,
Mein dienst die find ir gantz vnwert.

Wolhin, wer kan für sölich vnhail?
Grosz vnmůt krenckt das hertz mein;
Ich main, vnd trüg ich hailigen fail,
Es müsten eytel tiuffel sein!
(S. 75-76)
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Lied 100.

Fraw, meines hertzen vffenthalt,
Nit vacht gen mir vngenad so palt;
Ich bitt ewr tugent manigualt,
Laszt mich mein antwurt geben.

Ob eüch mein weis vnd wort miszuall,
Die ich zu zeitten tů mit schall,
So ich gantz vnbesunnen kall,
Dawider sült ir streben.

Wann ich eüch alles gůten traw,
Gar vesticlich ich zu eüch paw,
Gelaubt, das es mich nye geraw,
An eüch ligt all mein leben!
(S. 76-77)
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Lied 101.

Zart mynnecliches fräwelein,
Nembt schier von mir mein grosse pein,
Wann ich eüch ye mit triuen main
In grunt meins senenden hertzen.

Mein laid hatt lange zeitt gewert,
Mir sey dann trost von eüch beschert,
So bin ich sunst gantz vnernert;
Das glaubent mir on schertzen!

Laszt mich genyessen grosser triu,
Die mir gen eüch ist täglich new;
Ich hoff, das es eüch nit gerew,
Vnd benem mir doch mein schmertzen.
(S. 77)
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Lied 102.

Gott grüsz dich, fraw, zu disem newen Jar,
Got grüsz dich, fraw, vsz aller frawen schar,
Got grüsz dich, schönes lieb, besunderbar,
Das es dir widerfar,
Als wol vnd ich dir gan,
Dein ich nye vergessen han!

Mein hertz ist dein mit gantzen triuen,
Dein werde güt tůtt mich erfräen,
Ich wunsch dir gelück zu disem newen
So gar ob alles rewen;
Des solt du sicher sein,
Du liebstes fräwelein!

Ich hoff, das newe Jar chomm vns von tag ze tag,
Mit dem das ich dir gůtz erwünschen mag.
Ob es dir nit widerfert, das ist mein gröste clag,
Wann ich dein nit enhab,
Das selb geprichet mir,
Wie hartt ich dein empir!

Mein hordt, mein trost, mein heil, mein wunne,
Ich wolt, du west, wes ich dir gunde,
Wie du wilt, zu aller stunde.
Dein rosenuarber munde
Hatt mir mein hertz versert,
Ich pleib dein vnuerchert!

Ich bitt dich, fraw, nur deszgeleichen;
In hochen fräden müst ich reichen,
Mein vnmůt wurd mir gantz entweichen!
Vsz diser keychen
So hilff mir schöne fraw,
Als wol ich dir getraw!

In hoffen ich leb, vnd ist mein zuuersicht,
Ich waisz, dein triu an mir ye nit zerpricht,
Wider dein gepott hab ich mich nye gericht,
Wann doch anders nicht,
Dann nur in praun vnd grön,
Darynn dein lob ich krön.

Ach, mynnecliches lieb, mir tůt verlangen
Nach deinen rosenuarben wangen,
Da ich by dir was, des ist so lange.
Fraw, das new gesange
Von meinem willen behalt!
Pewt, fraw, du hast gewalt!
(S. 77-78)

keychen: schwer atmen, (hier) drückendes Verhältnis

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Lied 103.

Ach, ich armer ackerman,
Mir ist kain gůt beschert,
Wann ich vsz vngelückes pan
Mein pflůg ye nit gerichten kan,
Wie geren ich mich ernert!

Ain veld ligt in dem iammertal,
Das hab ich lang gepawen,
Darynn tůn ich manig hertten val;
Mit grossem laid vnd lautem hal
Clag ichs ainer rainen frawen.

Mein vnrů, die hatt nymmer end,
Es möcht ain stain erparmen!
Wa ich mich richt, oder hin wend,
So gegent mir ellend behennd;
An fräden můsz ich armen!

Was ich gesäet hab durch gewyn,
Das will ain ander schneiden;
Es duncket mich kain gůter syn,
Wann ich selb arm vnd dürfftig bin,
Mit dult kan ichs nit leiden.

Den herbst hab ich gepawen vast
On nutz vnd allen frummen,
Nun bin ich ietz ain främder gast,
Darumb trag ich ain swären last,
Der wirt mir hart benomen.

Ich hoffet vff ain newes Jar,
So wolt ich mich verdingen
Zu ainem fräwlin hübsch vnd clar;
Sy spricht: meinr dienst dürff sy nit zwar!
Mit traurn můsz ich ringen!

Iren hof hatt sy ain Jar bestelt,
Das geb ir got ze gůte!
Er ist wol tewr, der ir geuelt
Vnd sich in irem willen helt,
Der tregt ain freyen můte.

Sy iagt mich wider in den strick,
Da ich von was gefallen;
Des tůn ich manigen iammerplick,
Ich bin gesetzt vff traurens rick,
Mit vnmůt tů ich schallen!
(S. 77-78)
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Lied 104.

Ich went, ich hett mir vszerwelt
Ain knaben on allen wanck;
So hat er mich hindan gezelt.
Des hab ain andere danck,
Die mich gen Im verdrungen hatt
Vff ainen gůten won.
Ich hoff, mir werd meins vnmůtz ratt,
Den ich darumb můsz han.

Er hat an mir geprochen,
Das tůtt mir wol vnd we!
Ich hoff, ich werd gerochen,
Das im ze hannden gee,
Das er auch werd betrogen,
Als er mir hatt getan,
Er hat sich von mir gezogen
Vnd liesz mich in dem won.

Sein dienst der ligt in triuen wůst
Gen mir das gantze Jar,
Er tett mit willen, was er můst,
Das brüf ich offenbar.
Darumb hab ich chain andre not,
Seid ichs nit wenden kan,
Vnd rewt mich nur der claffer spot,
Den ich darumb můsz han.

Wolhin, wolhin, ich bin schabab,
Wie ser mich das bekrenckt;
Des fräet sich derselbig knab,
Wann er daran gedenckt!
Vnd ich Im dannoch gůtes gan,
So ichs nit wenden kan;
Nun lasz ichs aber vmbhin gan,
Wie lang es mag bestan.

Wolhin, vrlaub ist mir beraitt,
Wie clain ichs han begert,
Wann er sich hat in praun geclaidt
Vnd mir mein pot verchert.
Mit seinem eylen neste
Will ich In fliegen lan,
Dunckt In ain ewl das peste,
Ain valcken will ich han!
(S. 78-79)
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Lied 105.

Ain wolgeporner edel man
Warb vmb ain fräwlin wolgetan.
Er sprach zu ir us tugentlichen sitten:
Genad ain fräwlin mynneclich,
Wölt ir ain clain verhören mich?
Wes ich eüch vndertäniclich wolt pitten.
Ich bin verellent also ser,
An fräden můsz ich armen,
Vnd waisz nit, wölendt ich hin ker,
Das lasz eüch, fraw, erparmen!

Ich lieszt gen mir wol ewren spott!
Vnd seidt ir kranck, so helff eüch got,
Der mag eüch alles traurens wol empinden.
An mir so leitt ain clainer trost,
Dauon so wert ir hartt erloszt,
Sůcht anderswa, da ir mügt fräden vinden,
Wann ich mag kains hellferin gesein,
Das mag ain yeder schawen,
Ich bin ain claines fräwelein,
Was wöllt ir vff mich pawen?

Ach fraw, was sol ewr vngelimpff,
Es ist mir wärlich vsz dem schimpff,
Manig Jar bisher můst ich vil kummers tragen
In ewren dienst verporgenlich;
Das waisz got wol von himelreich,
Das mich gen eüch nie halff mein senlich clagen,
Wann mir kain weiplich creatur
Nye bas gefiel in hertzen,
Darumb mein leiplich krancke natur
Můsz leiden senlich schmertzen.

Ir mügt wol reden, was ir wölt,
Sy ist nit hie, die eüch geuelt,
Das waisz ich wol, mich trügen dann all mein synne,
Wann ich bin grüsenlich gestalt,
Von vier vnd zwaintzig Jaren alt,
Was möcht eüch gen mir lusten clůger mynne?
Ich kan auch weder weis, noch wort,
Das kainem müg erfräen,
Vnd wär ich ietz ewr lieber hordt,
Es wurd eüch hart gerewen!

Was dürfft ir nun der clůgen sprach,
Ewr schön, die tůt mir vngemach,
Ewr wandel clůg hatt mir mein hertz bezwungen.
Erhört mich, stoltzes fräwlin gemait:
Zwar mir ist ye gewesen laidt,
Wer eüch versert mit seiner valschen zungen.
Vnd was dich übet, säliges weib,
Zu nassen augen clare,
Dasselb betrübet mir den leib
Vnd macht mir graue hare.

Des danck ich eüch mit gantzem fleisz,
Dauon so habt ir lob vnd preys,
Das eüch der frawen schmach tůtt misseuallen;
Yedoch beswärt es mich ain clains
Vnd tröst mich sicherlichen ains,
Das mir nit schaden mag chain übel kallen.
Wer frawen schendet one sach
Vnd sich ir on schuld rümet,
Der selb verpfenndet vngemach,
Sein lob wirt Im verhünet!

Laszt mich genyessen, edle frucht,
Durch all ewr Er vnd weiplich zucht,
Das ich nye gert, das eüch möcht schaden pringen.
Was hilfft eüch nur mein täglich pein?
Ewr triuer diener will ich sein,
Vnd wär vnfro von eüch kain misselingen.
Zwar ich bedarf nit sölicher knecht,
Ewr dienst sind mir ze swäre,
Nit redt als scharpff, bedenckt eüch recht,
Wie geren ich das sähe!
(S. 79-80)
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Lied 106.

Zart fräwlin, vein vnd mynneclich,
Ewr lieb bezwingt mich ser;
Nach eüch hab ich gesenet mich
Zway Jar vnd dannoch mer.
Doch hab ich mich getruckt,
Vnd dorft eüchs nye gesagen,
Mein fräd ist mir entzuckt,
Vnd kans nit lenger tragen.
Nembt von mir pein,
Aller liebstes pildt!
Ewr aigen will ich sein,
Erzaigt eüch milt!

Gesell, du sagst mir scharpffe wort,
Doch gand sy mir nit ein;
Ich hab deszgleich vor mer gehort,
Lasz noch dein schimpffen sein.
Du hast wol, das dich frät,
Vnd wilt verflůchen mich;
Mein synn sind nit zersträt,
Ich cher mich nit an dich.
Pring ich dir not,
Wie mag das gesein?
Es ist dein spot,
Du bist nit ain!

Fraw, gelaubent mir on argen won:
Es ist mir vsz dem schimpff!
Wann ich ewr gestalt betrachten tůn,
Nach fräden ich mich rimpff!
Mein hertz habt ir gestolen,
Vnd bin in ewrem gewalt;
Ich prynn in haissen kolen
Vnd sen mich manigualt
Zu eüch, trautt fraw.
Aller höchste frucht,
Mein ellend schaw
Durch weiplich zucht!

Gesell, du zeichst mich främder geschicht,
Der ich nit schuldig bin;
Tůst du dirs selbs, des mag ich nicht,
Es ist dein plöder syn!
Lasz dir nit angesigen
Vnd fach ains mannes můt,
Dein glück ist nit versigen,
Es würckt villeicht noch gůt.
Was hewr nit sey,
Das werd bis Jar,
Bis můtes frey
In gemainer schar!

Fraw, tröst mich bas, dann mit der gmain,
Sol ich nit gantz verzagen!
Wann sy ist pitter vnd vnrain,
Als vns die alten sagen.
Was ainem tůt gefallen,
Das pringt dem andern laid,
Der dritt nymbts für ain gallen,
Sy hatt chain stättikait.
Darumb, fraw gemait,
Laszt mich allain
In sunderhait
Ewren diener sein!

Gesell, du hasts nit recht bedacht,
Die gemaind geuelt mir wol;
Vnd nem ich aines sunder acht,
Vnmůtes wurd ich vol!
Wann ich sein müst emperen,
Das prächt mir grossen schmertz;
Wurd er sich dann vercheren,
So präch mein Junges hertz!
Ich sůch mein waid
All hie vnd dört,
Wann lieb on laid
Ist nye gehört!

Fraw, volgent mir durch all ewr zier,
Halt eüch zu ainem allain!
Sunst saget man, ir habt wol vier,
Des wurd ewr glimpff gar clain!
Ob lieb mit laid sich letzt,
Das ist der hübschait recht;
Ir wert vnmůts ergetzt,
Habt ir ain triuen knecht!
Zart höchstes hail,
Ich bin beraitt
Vnd pewt mich fail
Ewr wirdikait!

Gesell, die welt ist valschait vol,
Der Jar bin ich ain chind
Vnd sorg, ich werd an fräden hol,
Ob ich vntriue vind.
Ich will mich bas umbsehen,
Das tůtt mir gröslich not;
Noch lenger můsz ich spehen,
Will ich nit leiden spot,
Wann stätte triu
Ich selten spür,
Vnstätt ist new
Vnd ziucht ietz für!

Fraw, tůnd genad vnd tröstent mich,
Kain vntriu ist mir kunt!
Stätt will ich wesen ewiclich,
Chomm ich in ewren punt!
In frölich wolt ich schreyen
Vnd vnmůt gantz veriagen:
Es nachent gen dem Maeyn,
Lasz mich nit lenger clagen,
Sprächt mir ain wort
Mit friuntschafft zů,
Mein höchster hordt,
So hab ich rů!
(S. 80-81)
_____



Lied 110.

Ich hett ein frawen im hertzen holt,
Der dient ich mit gantzem fleisz;
Der selben gefiel mein schimpff nit wol.
Ich waisz, wes ich mich halten sol,
Der sach bin ich nit weis.

Sy batt mich übergeben
Die liebste, die ich han.
Das fügt mir nit gar eben,
Ich für ain traurigs leben,
Von fräden můsz ich lan!

Sy hatt ain andern lieber, dann mich,
Da kan ich nit wol für.
Hewt lieb vnd morgen nicht,
Das ist ain böse zuuersicht;
Also stätt ir lon.

Wolhin, seid ich mich schaiden můsz,
Das pringt mir grosse pein!
So ich gedenck an iren grůsz,
Den sy mir gab mit worten sůsz,
Wie möcht mir wärs gesein!

Ir leib vnd gestalt mir wol geuelt,
Ir anplick der ist vein.
So ich sy dann von ferr anplick,
Mein hertz in fräden ser erschrickt,
Verschwunden was mein pein!

Sy liebet mir gar ynneclich
In meines hertzen grunt;
Von ir so wurd ich frädenreich,
Vff erd so lebt nit ir geleich,
Tätt sy mir friuntschafft kunt!

Ir lieb was mir geoffenbart
Für all dis welt gemain;
Den valschen claffer schlach das mort,
Der mir mein fräd hat erstort
Gen der liebsten frawen mein!
(S. 83)
_____



Lied 112.

Ich hab biszher nit recht gewest,
Das ellend ist ain sölich geprest,
Als ich nun täglich wird gewar.
Ich hab es oft gehabt für schimpff,
Nu kan ich sicher chain gelimpff,
Dann senen vnd gedencken dar,
Da ich mein hertz mit willen liesz,
Vnd da es allzeit ist mit hus,
So tůt mir meiden widerdriesz,
Das ich waisz weder ein noch vsz.

Ach schaiden, das du seyest verflůcht!
Vnd wer dein mit willen gerůcht,
Der dunckt mich ye chain clůger man,
Wann schaiden hatt mich darzů pracht,
Das ellend täglich mich vmbfacht
Vnd ich Im nit entrynnen kan.
Wurd aber mir das hail beschertt,
Das ich käm wider zu dir haim,
So wurd mein gemüt gantz gar ernert!
Sunst ist mein hertz in ellend ain!

Doch solt du wissen, lieber hordt,
Das mir dein weiplich weis vnd wort
In triuen gedanck pringet můt.
Vnd wann ich gentzlich für mich setz,
Wie ich mich laides mit dir ergetz,
Ob das dein lieb auch fräen tůt;
So wig ich als mein laid gering,
Vnd hoff, dein gütt, dein angesicht
Bedenck, das sy mich wider pring,
Ee ich in ellend werd entwicht.
(S. 84)
_____



Lied 113.

Der May vnd auch die summer zeitt,
Die aller welt vil fräden geitt,
Die ist mir laider hewr on nutz vergangen.

Fertt hett ich verdinget mich
Zu ainer frawen mynneclich,
Nach der so tett mein hertz gar ser belangen.

Wes sy ze dienst von mir begert,
Des ist sy williclich gewert.
Sy spricht, ich sey ir hewr, als fert
Gar vnuerchert,
Vnd hat mir gen dem winter vrlaub geben.

Ich sprach: traut fraw, es fügt mir nit!
Sy sprach: gesell, es ist der sitt,
Ich hab nit me ze widen, noch ze schneiden.

Ich sprach: fraw, wölt irs nit empern,
Ich will eüch den wintter treschen gern
Vnd will darumb chain gab von eüch begern.

Sy sprach: ich hab dich wol vernomen,
Ich traw, ains andern wol bechomen,
Der mir nun trischt, was ich ze treschen habe.

Ich batt mit ynneclichem laid,
Das sy ansäch ir wirdikait
Vnd liesz mich disen winter bey ir sitzen,

Bis das verging der keltin pein.
Sy sprach: gesell, es mag nit sein,
Das ich dich lasz daheim bey mir erschwitzen.

Ich sprach: zart fraw, es statt nit wol,
Das ich es von eüch sagen sol!
Sy sprach: hast sorg, ich traw, es wol erleiden!

Ich sprach: trautt fraw, was hilfft eüch das,
Da ich eüch nit gar eben was,
Das ir mich namt ze dienst on als verdriessen?

Sy sprach: du machst der red ze vil,
Du hörst wol, das ich dein nit wil,
Dienst du mir lang, du machst sein wol engelten!

Ich sprach: trautt fraw, ist das ewr syn,
So gesegen eüch got, ich far dahin.
Wiewol ich des hab chain gewan,
So ich es bin,
So müsz mein hertz gar frisch in hochen fräden schweben.

Sy sprach: far hin, mein lieber knecht,
Nun wig es ring, es wirt wol schlecht,
Lasz dir das laid dein haubt auch nit zerprechen!

Der knab der sprach: geren ich das tů!
Bei dem knye so pind ichs zů,
Das es mir in das hertz nit mag geschlagen!

Sy lacht vnd sprach: hab ymmer danck!
Gehab dich wol, das Jar ist langk!
Du sicht gar wol, der lon ist kranck,
Gar vnder fanck,
Bewar dich bas dahinden vnd da neben!

Ich fragt das mynnecliche weib:
Wann ich den winter nun vertreib,
Ob ich den summer zu ir solte fragen?

Sy antwurt durch ir weiplich zůcht:
Wann du den winter hast verflůcht,
Darnach chomt vns die vasenacht,
So wirt ainer andern lieb gedacht
Über nacht.
Ich wolt du fundest gelück in ainem kreben!
(S. 84-85)
_____



Lied 114.

Ich hett mir ain půlen vsserkoren,
An der sind all mein dienst verloren,
Sy wolt sich mein ye massen.
Hett sy gebiten nun bis morgen,
Ich hett sy selbs gelassen!

Hewt lieb vnd morgen laid,
Fürwar das ist ir stättikait,
Des bin ich ynnen worden!
Wär ich vor nit in schwartz geklaidt,
Ich müst noch in den orden!

Sy maint, mir süll geschehen laid!
Ich main es vff mein rechten aid:
Ich bin sein nye erschrocken!
Sy hatt gesůcht ain Newe waid
Vnd hatt auch werck am rocken.

Zu ainem hett sy sich geselt,
Der ist ir yetzunt vsserwelt
Für mich; das ist chajin wunder!
So pald er in iren strick geuelt,
So spricht sy: nun gang von der!

Also hatt sy mir auch getan,
Am pesten můst ich daruon lan,
Sy hatt mir vrlaub geben.
Da liebers kam, můst ist daruon,
Die schůch, die sind mir eben!
(S. 85-86)
_____



Lied 115.

Mein hordt, můsz ich mich schaiden,
Mag anders nit gesein,
Nymm dir kain senliches laiden,
Trag durch den willen mein
Ain frädenreichs gemüte.
Wa ich nun hin cher,
Frät mich dein weiplich güte
Allain vnd nyemantz mer.

Ich far dahin mein strasse
Von dir vff gůten won,
Zu letz will ich dir lassen,
Das ich sunst nyemants gan.
Mein triu on alles wencken
Sol dir beleiben stätt;
Daran solt du gedencken,
Das nit werd abgemätt

Die augelwaidt meins hertzen,
Die mir gewachsen ist.
Es prächt mir sicher schmertzen,
Solt mir ain arger list
Gen dir nun schaden pringen;
Sunst ich on zweifel bin.
In hoffnung vnd gedingen
So schaid ich, fraw, dahin.

Sy gab mir iren segen
Mit ir schneweissen hennd;
Sy sprach: got müsz dein pflegen,
Dich schier herwider send!
Mit dir fürest du von dannen
Gentzlich die fräde mein!
O trost ob allen mannen,
Lasz dirs beuolhen sein:

Du solt on zweifel dencken,
Das ich die fräde dein
Dir mer on alles wencken,
So dick das mag gesein;
Dein segen tůt mich fräen,
Wa ich in der welt hin far.
Da ward sy zäher sträen
Vf ire wänglin clar.
(S. 86)
_____



Lied 116.

Wilt du ye nit beleiben,
Was kan ich dann darzů?
Ain anders will ich treiben,
Das ich vil gerner tů.
Chain laid sol mich berüren,
Dein schaiden krenckt mich nicht,
Du solt es mit dir füren,
Flücht dich, wie mir geschicht!

Ferst du dahin dein strasse,
Das tůt manig biderman;
Vil geren ich dich lasse,
Dein bin ich geren on!
Dein hertz mich nichtz erfräet
Vnd gibt mir kainen trost,
Wann es ist weit zersträet,
Ich hoff, ich werd erloszt!

Du singst von augelwaide,
Die dir gewachsen sey,
Vff ainer grönen haide
Da sůch dein fräde bey.
Dein mag ich wol emperen
Vnd bin dein geren on,
Wilt du mich lieb geweren,
So heb dich pald daruon!

Gab ich dir dann den segen
Mit meiner weissen hanndt,
Dein will ich mich verwegen,
Vmb dich gäb ich ain tantt!
Wärest du nun pald von dannen,
Das wär die fräde mein,
Ich vind ain andern manen,
Des ich will aigen sein!

Du hettest mich vmbfangen
Vnd trucktest mich an dein prust;
Die fräd die wert nit lange
Vnd prächt mir chainen lust,
Mein augen möchten nit wainen,
Wiewol sy wären nas,
Dein schaiden krenckt mich claine,
Far hin, ich sag dir das!
(S. 86-87)
_____



Lied 117.

Mein hordt, ich můsz mich schaiden,
Seidt du nit anders wilt;
Das pringt meym hertzen laide!
Des nymm ain ebenpilt
Bei deinem triuen hertzen,
Das du anderswa hin kerst,
Das pringt mir grossen smertzen.
Triu damit du mir werst!

Seid mich nit mag gehelffen
Triu vnd stättikait,
Vnd du ye iagst mit welffen;
So bin ich doch berait,
Ob du mir wöllest ergetzen
Mein senen, das ich trag,
Mein triu will ich dir setzen,
Ich verdien es, ob ich mag.

Ob es nit möcht gewesen,
Das ich dir nit getraw,
Vnd solt also verwesen,
Mein vsserwelte fraw;
So möchtst du wol gedencken,
Das es nit künd gesein,
Das ich mein hertz von wencken
Solt setzen in swäre pein.

Seid es von unuerschulde
Mir von dir widerfert,
So můsz ich sůchen hulde,
Da es mir ist beschert,
Damit ich müg ergetzen
Mein senen, das ich trag,
Seid du mich wilt versetzen,
Das ich nit von dir sag.

Doch hoff ich, das verchere
Sich die schön, die rain,
Das sy in lieb mit ere
Mich für ain andern main.
Da mir nit gantz an zweifelt,
Das sag ich eüch fürwar:
Wie wol ich bin verschweiffet,
Doch wunsch ich mich ir zwar!
(S. 87)
_____



Lied 118.

Nit trag dein trauren lange,
Scheib dir ain leichten můt,
Der winter tůtt getrange
Vil manigem hertzen gůt,
Vnd ist so gar erschrocken,
Was ye geschaffen ward,
Es reyszt von hellen flocken
Der schnee vff iener art.
Ach wind, wie bist dem wild so gar entschlichen,
Die pam sind val,
In perg vnd tal
Verplaichet ser, das sich ich aigentlichen.

Es clagt mit grossem kummer
Das clain waltuögelein,
Wie es von liechten Summer
Yetz müsz geschaiden sein.
Auch gentzlich ist zerstreüt,
Was sich vermähelt hett,
Als got dann hat erchennet
Vnd ordenlich berett.
Nach dem vnd der natur ist erlaubet,
Lengt sich die nacht
In alle macht.
Des lust der wunn vnd zeitt sey wir beraubet.

Durch nebel vnd gefrüste,
Was vns erschlichen hat,
Ist můt vnd fräd vertuste,
Die weil das leben stat.
Das will ich gantz verclagen
Zu dienst der liebsten mein,
Sy stat in hertzen tragen,
Darzů ir aigen sein.
Ich hab mein synn durch sy so hartt versencket,
Das schafft, das mich
Die mynneclich
In rechter lieb vnd stätter triu bedencket!

Lasz nun gen deiner güte
Leichtlich nit laiden mich,
Getröst wirt mein gemüte,
Wol ich můsz meiden dich,
So hast du doch mit triuen
Gantz all mein fräd bey dir,
Das solt du in gerewen
Fürwar gelauben mir.
Nach deiner gir will ich mein zeit vertreiben,
Du bist allain
Die ich da main,
Was du begerst, will ich dir dienstlich scheiben!

Mich fräet von gantzem hertzen
Dein züchtig gůt gestalt,
Gen dir so pringt mir schmertzen
Der claffer manigualt.
Lasz mich des nit engelten,
Bitt ich die güte dein;
Ich sich dich laider selten,
Das ist mein gröste pein!
Ich hab auch fräd, wann ich an dich gedencke,
Wie hartt ich bin
In deinem syn
Geschlossen tieff, on alles aberwencken!

Ob swär mein hertz beuichte,
Das es emperen můsz
Der lieplichen angesichte
Vnd mynneclichen grůsz;
Allain mein gůt getrawen,
Das ich dir stättigs trag,
Hilfft mir in fräden pawen
Verlangen alle tag.
Möcht ich allzeit mit glimpff by dir nun wesen,
Mir wär dick wol,
So sunst ich sol
In triuen stan! daran ist chain genesen!

Ach, valscher, alles laiden,
Das ich verporgen han,
Kan ich vor deinem meiden
Kain zeitt nit wesen on;
Doch stätt will ich beleiben,
Weil sy deszgleichen tůtt,
Mein zeit durch sy vertreiben
Vnd tragen hochen můtt.
Der ich mit willen dienstlich hab gesungen,
Die hatt mein hertz
In rainem schertz
Gewalticlich mit irer gunst bezwungen!
(S. 87-88)
_____



Lied 120.
Ain sůchen syn
(Oswald von Wolkenstein)

Ain fraw in ainem garten sasz,
Ir lieb wůtt durch das gröne gras,
Darynn ir schon gepettet was
Vnder ainer grönen linden.
Zu ir so kam ain Junger man,
Die fraw die lacht In gütlich an,
Sy sprach: wol mir, das ich dich han,
Der lieb solt du befinden!
Ich hab dich lieb, des will ich dich beweisen,
Wann du hast ye die synne mein
Beschlossen in dem hertzen dein.
O weib, du rosenlochter schein,
Die lieb die sol nit reysen!

Vnd wa zway lieb tragen stätten můt,
Ir baider Er ist wol behůt,
Ir wesen ist in fräden gůt,
Der lieb laszt eüch gedencken,
Wann ains dem andern volgen wil,
Sy tretten vff gerechtes zil.
O weib, lasz ab, red nit ze vil,
Die lieb solt du verschrencken.
Du solt In schon mit weissen armen vmbfahen,
Vnd truck In friuntlich an dein prust,
Das pringt ewr baider hertzen lust,
Wann In dein rotes mündlin kust,
So gat dein lieb her nachen.

Was sol ain man, der vbel spricht
Den rainen frawen, die er an sicht?
Wer sich mit valschen worten richt,
Den solt man müglich straffen!
Ain yeglich man gedenck daran,
Was Im die rain frawen hand getan;
Des sol er sy genyessen lan
Vnd valsches claffen lassen.
In frawen dienst wirt manig hertz bezwungen,
In schimpff, in schertz, in stürm, in streitt,
Wann mir ain fraw gemüte geitt.
So sůchen syn begraben leyt,
Noch wirt von frawen gesungen.
(S. 92)
_____



Lied 121.
Ain ander sůchen syn
(Oswald von Wolkenstein)

Ain iunger knab, on arge pein,
Der batt ain hubsches döchterlein.
Er sprach: wilt du nun wesen mein,
So lasz vns lieb versůchen.
Das döchterlin sprach: wa wilt du hin?
Wa statt dir hertz, můt oder all dein syn?
Sichstu wol, das ich ain Junges törlin bin?
Die weisen werden vns flůchen!
Das döchterlin sprach: sůch dir ain weisere frawen,
Ja die dir ratt vnd ler künn geben,
Zu weisen dingen fügt sy dir eben.
O du mynnecliches Leben,
Lasz dich in eren schawen!

Manige fraw die hat den můt,
Das sy irem diener gepieten tůtt:
Far über Mer, verzer dein gůt!
Darnach acht sy sein claine.
Auch manige fraw den syn nun hatt
Vnd haiszt iren diener frů vnd spatt
Rennen prugg, perg, tal; vnd ist mein rat,
Dabey chain triu ich maine,
O Junger knab, die torhait solt du meiden!
Rennst du prugg, perg vnd auch die tal,
Wirt dir ain vngefüger val.
Ist es dein ernst, es ist ir schal,
Den wächsel kan sy treiben!

Wär es, ob dir nun laid beschäch
Von veinden, da man manhait säch,
Wisz, das ich dich nymmermer verschmäch
Mit triuen in meinem hertzen.
Hab got lieb, sprich frawen wol,
Bis fraidig, da man vächten sol,
Ich wil dich machen fräden vol
Mit triuen one schertzen.
O sůchen syn, got wöll den Jungen preisen,
Der knab was Jung, noch Jünger was die Maidt,
Ains redt dem andern wirdikait.
Wer söliche lieb in hertzen traitt,
Dem wil got lieb beweisen.
(S. 92-93)
_____



Lied 124.
Ain Jörgen weltsich von lieb
(Oswald von Wolkenstein)

Ich haisz es wol ain grosse not,
Der lieb zu ainer frawen hatt
Vnd irs nit kunt sol tůn.
Der hat auch vil belangen,
Wann senen hat In vmbfangen,
Vnd hatt auch selten sůn.
Wann er sy ane plicket,
Die In vmbfangen hatt,
Sein hertz in lieb erschricket,
Rott varb das an Im schicket,
Darnach in plaich er statt.

Wer lieb zu ainer frawen hatt,
Der tů irs kunt, das ist mein ratt,
Das frät Im sein gemüt.
Verlangen hilffet In gar clain,
So das nit waisz die zartt, die rain,
Leicht tröstet dich Ir güt.
Ob du dich ir erzaigest,
Fräd mag dir werden kunt,
Vnd dich ir friuntlich naigest,
Schweigen ist das faigest,
Dich tröst ir rotter mundt.

Gewert dich dann die rain, die gůt,
Die vein, die zart, die wolgemůt,
Das sy pleibt an dir vest;
Friuntlich solt mit ir spilen,
Gar haimlich vnd gar stille,
Vnd schweig, das ist das pest,
Wann schweigen das ist allzeitt gůt,
Wer lieb nun pflegen wil.
Schweigen beheltet Er vnd gůt,
Das claffen warlich nit entůtt,
Vnd ist ain främdes spil.

Wann dich die lieb an schawet
Vnd dir in hertzen trawet,
Das du verschwigen bist!
Wie mag sy dein emperen,
Ir fräd die můsz sich meren
Vnd lebt on argen list.
Sy ist on alle sorgen,
Waisz sy die stett by dir,
Den aubent vnd den morgen
Bist in ir hertz verporgen
In triu vnd lieber gir.

Wer wolt mer fräden begeren,
Wann Im sein morgenstern
Lieplichen sich erzaigt?
So er wird schon vmbfangen,
Vnd sicht die vor Im prangen,
Zu der sein hertz sich naigt?
Fräd dient man wol mit schweigen
Ja vmb die fräwlin zart,
Gott tett die claffer faigen,
Ich gib mich gantz ze aigen
Meinem aller liebsten hordt!
(S. 95-96)
_____



Lied 133.
Muscunplůt. weltlich

Ir mündlin rott
Vsz senender nott
Mir helffen kan,
Das mir kain man
Mit nichten kan püssen.
Darumb zů ir
Meins hertzen begir
Hatt sich gesant.
Es tůt mir andt,
Das ich sy nit sol grüssen,
Zu allen zeitten, wann ich wil,
Eren die vil zarten.
Sy ist mains hertzen saitten spil;
Käm ich in iren garten,
Darynn so wolt ich
Frölich sein,
Gar friuntlich mit ir kosen.
Wes wolt sy mich engelten lan?
Die wolgetan,
Die tugentreich,
Die erntereich,
Sy weiszt mich in die Rosen!

O liechte kel,
Wie vein, wie gel
Ist dir dein har.
Dein äuglin clar,
Zartt fraw, lasz mich an sehen,
Vnd tů mir kund
Vsz rottem mund
Ain friuntlich wort.
Mein höchster hordt,
Ich will dir friuntlich sehen,
Lasz mich dein wänglin rüren an,
Das ich friuntschaft empfinde;
Dein hälslin ist gantz wol getan,
Mit worten bist du linde.
Ach zartes weib,
Es ist dein leib
Ain pild ob allen pilden,
Wann ich doch schöners nye gesach!
Grosz vngemach
Wendest du mir,
Mein höchster zier!
Wer kan dich vber milten?

Dein ärmlin weisz
Mit gantzem fleisz
Geschnitzet sein,
Die hennde dein
Gar hofelich gezieret,
Dein lein ist ran,
Gar wolgetan
Sind dir dein prust,
Nach manns gelüst
Bist du geplesenieret.
Dein hertz ist allzeit můtes frey,
Wer kan dich vber geüden?
Triu vnd stätt die wont dir by,
Du pringst mich dick ze fräden.
So ich sunst wär
In sorgen swär,
Das pringst du mir ze gůte.
Darumb will ich dir wesen holt,
Für alles golt
So lob ich dich.
Erhör auch mich,
Zart lieb, vsz freyem můte.

Da antwurt mir
Vsz voller begir
Die tugentleich,
Die erntreich,
Vsz rosenuarbem munde;
Ain friuntlich grůs
Mit worten süsz
Ward mir bechannt;
Ir weisse handt
Pot sy mir da ze stunde.
Ir rotter mund mich da berürt
Mit röselichen wangen;
Ain halsen, ain küssen ward versnürt,
Mit armen schon vmbfangen.
Da ward mein hertz
Von allem schmertz
Empunden vnd entlöset.
Das macht ir rosenuarber mund,
Der mir entzunt
Das hertze mein.
Trautt fräwelein,
Dein leib ist vber röset!

Mein höchstes hail,
Bis nit ze gail
Gen yederman,
Der doch nit kan
Gantz rechte liebe treiben.
Won ainem bey,
Der můtes frey
In hertzen ist
Zu aller frist
Vnd dienet rainen weiben.
Da antwurt mir die mynneclich
Vsz rosenuarbem munde:
Mir liebt ain knab, ist frädenreich
In meines hertzen grunde.
Sprach Muscanplůt:
Der mir wol tůt
Nach willen meines hertzen,
Ich will Im wesen vndertan!
Ist er ain man,
Der mynne strick,
Manig augenplick,
Send ich Im one schertzen!
(S. 111-112)
_____


Aus: Liederbuch der Clara Hätzlerin
Aus der Handschrift des böhmischen Museums zu Prag
Herausgegeben und mit Einleitung und Wörterbuch versehen
von Dr. Carl Haltaus
Quedlinburg und Leipzig
Druck und Verlag von Gottfr. Basse 1840


Teil 1


 

 


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