Europäische Liebeslyrik

(in deutscher Übersetzung)

Der Frühling - Wandmalerei aus Stabiae

 


Sextus Propertius (Properz) (um 50-15 v. Chr.)
römischer Dichter




Liebes - Elegien

Zweites Buch


Erste Elegie


Fragt ihr, woher nur immer die Liebeslieder mir kommen?

Was den gefälligen Ruf meinen Gedichten erweckt?

Nicht Kalliope lehrte sie mich, nicht Phöbus Apollo;

Allen den Dichtergeist hauchet ein Mädchen in mich.

Geht sie glänzend im langen koischen Kleide,

Wird mir ein Liederband schon von dem koischen Kleid.

Seh ich das lockige Haar um ihre Stirne zerstreuet,

Träget sie bald, auf mein Lob, stolzer die Locken empor.

Regt sie der Saite Gesang mit elfenbeinernem Finger,

Staun ich, wie sie mit Kunst lenket die biegsame Hand.

Sinken endlich in Schlaf die ermatteten Augen danieder,

Tausend Bilder erschafft dann sich mein dichtrischer Geist:

Oder gelinget mir gar im Kampf ihr den Schleyer zu rauben,

Dann ist die Ilias selbst unserem Streite zu kurz.

Alles was sie nur thut, ein Wort und eine Bewegung,

Mir giebt selber ein Nichts unzuerschöpfenden Stoff.

Hätte das Schicksal, Mäcen, mir jene Gaben verliehen,

Dass ich der Helden Schar stellte in rüstigen Streit,

Nicht die Titanen besäng ich, noch Pelion, über den Ossa

Auf den Olympus gethürmt, drohend des Donnerers Burg:

Theben nicht, Pergama nicht, dein ewiger Nahme, Homerus!

Nicht auf Xerxes Geheiss beyde Gestade vereint:

Oder Remus, den Stifter des Reichs, das stolze Karthago,

Oder des Cimbrers Droh'n, Marius Heldenverdienst:

Deines Cäsars erhabene Thaten besäng ich, und ihm dem

Grossen Cäsar zunächst, dächte die Muse nur dich.

Denn, wenn ich Mutina sänge, die Bürgergräber Philippis,

Und die Schlachten zur See, und die sikulische Flucht,

Und in Schutt und Ruin die alten etruscischen Laren,

Pharus Küsten und Land unter die Herrschaft gebeugt:

Wenn Egypten ich sänge, den Nil, gefesselt an sieben

Mündungen, wie durch die Stadt träg er nun schleppte den Gang:

Oder der Könige Nacken in goldne Ketten geschmiedet,

Aktiums Schiffstrophä'n rollend den heiligen Weg:

Immer würde die Muse dein Lob mit jenem verflechten,

Du, im Frieden und Krieg, treueste Stütze des Reichs!

Theseus bezeuget dem Orkus, Achill den seligen Göttern,

Jener Ixions Sohn, der den Patroklus als Freund:

Aber gebricht dem Kallimachus schon, zum Tumulte der Riesen

Auf phlegräischem Feld, enge die Stimm' und die Brust;

O so gebricht mir noch mehr die Kraft zum volleren Verse,

Der zu dem phrygischen Ahn' stellend, den Cäsar erhebt.

Von den Winden redet der Schiffer, von Stieren der Landmann,

Schafe zählet der Hirt, Wunden der Krieger uns her,

Und ich singe den Streit im schmalbegrenzeten Bettchen;

Jeder treibe die Kunst, die ihn der Genius lehrt.

Lob sey mirs in der Liebe zu sterben; und ist mir vergönnet

Einer zu leben, so sey ich ihr der Einzige nur!

Trüg' ich mich nicht, so hasset auch sie leichtsinnige Mädchen;

Der Iliade ist sie, Helenens wegen, nicht hold.

Reichte mir Phädra die schändlichen Becher, die ihrem

Pflegesohne doch nicht Schaden zu bringen vermocht:

Sollten die Kräuter der Circe den Tod mir geben, und glühte

Mir auf kolchischem Herd Zauber ein kolchisches Weib:

Dennoch hat mich nur Eine der Sinnen gänzlich beraubet,

Meine Leiche noch werd ihr aus dem Hause gebracht.

Mittel für jedes menschliche Übel gewähret die Heilkunst;

Nur die Liebe verschmäht helfender Künste Gebrauch.

Philoktets langwierige Plage heilte Machaon,

Chiron, der Phillyra Sohn, heilte des Phönix Gesicht:

Den Androgeos, der schon erblasst war, weckte zum Leben

Wieder, mit kretischem Kraut, der epidaurische Gott:

Eben dieselbe Lanze, die Mysiens Jüngling verwundet,

Eben dieselbe gab Rettung ihm wieder zurück.

Könnte diess Übel mir einer vom Herzen nehmen, der könnte

Biegen in Tantals Hand den schon entflohenen Ast;

Könnte die leeren Fässer den Jungfraun füllen, und ihnen

Endlich vom Nacken herab nehmen die drückende Last;

Ja, des Prometheus Arm könnt' er losschmieden vom Felsen,

Ihm von der Brust hinweg scheuchen den frässigen Aar.

Kräuter helfen hier nicht, Cytäis nächtlicher Zauber

Nicht, Perimides pflückt nichts auf den Bergen dafür.

Wo man die Sache nicht sieht, noch von wannen der tödtliche Streich kommt,

Wandelt auf dunklem Pfad blinden Gefahren man zu:

Ärzte besorgen ihn nicht, ihn pflegt kein weichliches Bette,

Diesem Kranken ist nicht Luft noch der Himmel zur Last:

Frey spaziert er umher - und plötzlich starren die Freunde

Ob der Leiche. Das ist, was man die Liebe benennt!

Fordert endlich das Schicksal von mir die traurigen Tage,

Bleibt auf geringem Stein nichts als der Nahme mir noch;

Du, o Mäcen, beneideter Wunsch der römischen Jugend,

Und im Leben und Tod du mir der theuerste Ruhm!

Wann dich irgend der Weg an meinem Grabe vorbey führt,

Halte den Wagen an, zierlich von brittischer Kunst,

Schenke mit Thränen dann noch der stummen Asche die Worte:

"Armer, dir gab zu früh grausame Liebe den Tod!"
(S. 55-59)

 

Anmerkungen:

Pelion, Ossa, Olympus: Berge in Thessalien. Man sagt, die Titanen, Söhne der Erde und gewaltige Riesen, hätten sie, im Streite mit den Göttern, auf einander gethürmt, und so den Himmel ersteigen wollen, bis Jupiter zuletzt mit dem Blitze zur Erde geschleudert habe. Wahrscheinlich deutet dieses auf grosse Naturbegebenheiten ehemaliger Zeiten.

Theben nicht, Pergama nicht: Der thebanische Krieg war ein beliebter Gegenstand der alten Dichter, Pergama, Schloss und Burg von Troja, wird auch öfters für die Stadt selbst, und die vor derselben geführten Kriege genommen.

Nicht auf Xerxes Geheiss beyde Gestade vereint: Xerxes suchte bekanntlich Griechenland mit Krieg zu überziehen, und liess desshalb eine Brücke über den Hellespont schlagen, wodurch er Asien und Europa vereinte.

Remus, den Stifter des Reichs: nemlich des römischen Reichs. Der Dichter nennt öfters Remus, wo andre Romulus nennen.

Karthago: die Hauptstadt Phöniziens. Die Kriege der Römer mit den Karthaginensern sind bekannt.

Oder des Cimbrers Droh'n: Die Cimbrer waren deutsche Völker, die Kimmern. Marius überwand sie.

Mutina: Modena, eine Stadt der cisalpinischen Republik.

Philippi: eine Stadt in Macedonien, wo Cäsar und Antonius über den Brutus und Kassius siegten.

Die sikulische Flucht: Der sicilianische Krieg, wo August den Pompejus in einem Seetreffen überwand.

Die alten etruscischen Laren: Augustus liess, im Kriege gegen Antonius, den Bruder des Triumvirs, Perusia, die Stadt Etrusker, durch Feuer zerstören.

Pharus: eine Insel bey Alexandrien, wird hier für die ganze ägyptische Küste genommen.

Den Nil - wie durch die Stadt träg er nun schleppte den Gang: Ist von den Bildnissen, Tafeln und Schildereyen zu verstehen, die man in den Triumphen mit umher trug, und auf welchen die besiegten Städte, Länder und Flüsse vorgestellt waren.

Oder der Könige Nacken: der mit den Feinden des Augusts verbundenen Könige.

Aktiums Schiffestrophä'n: Auch die Schnäbel der eroberten feindlichen Schiffe führte man auf Wagen mit im Triumph auf, daher sie rollen.

Theseus bezeuget dem Orkus, Achill den seligen Göttern: Die Liebe des Theseus zu Pirithous, und des Achill für seinen Freund Patroklus, ist bekannt. Jener stieg zur Hölle hinab, seinen Freund wieder zu holen; Achill wurde, wegen seiner Freundschaft für Patroklus, dessen Tod zu rächen er sich nicht scheute sein Leben aufzuopfern, nach seinem Tode von der Göttern in die Inseln der Seligen versetzt.

Dem phrygischen Ahn': Äneas, von dem man das Geschlecht des August, ihm zu schmeicheln, herleitete.

Phädra: des Minos und der Pasiphae Tochter, Gemahlin des Theseus. Ihre Liebe zu ihren Stiefsohn Hippolytus ist bekannt.

Die schändlichen Becher: Gift oder Liebesgetränke.

Kolchisches Weib: Medea aus Kolchis.

Philoktet: erhielt einen unheilbaren Schaden, indem er einen der vergifteten Pfeile Herkules, mit welchem er dessen Grabmal angezeigt hatte, sich auf den Fuss fallen liess. Es musste desshalb auf der Insel Lemnos zurück bleiben. Andre sagen, er sey daselbst von einer Schlange gebissen worden.

Chiron, der Philyra Sohn: ein Centaur und grosser Arzt.

Phönix: des Amintors Sohn, und Erzieher des Achill.

Androgeos: des Minos Sohn.

Der epidaurische Gott: Äskulap. Er war zu Epidaurus, einer Stadt in Achaja, geboren, und wurde daselbst göttlich verehrt. Man sagt die Schlangen jener Gegend seyen unschädlich, und hätten kein Gift.

Mysiens Jüngling: Telephus, König der Mysier. Er ward vom Achill durch einen Stoss seiner Lanze verwundet, und als er das Orakel seiner Heilung wegen befragte, wies ihn solches an, von eben derselben Lanze, die ihn verwundet hatte, die Hülfe zu suchen; die er dann auch durch sie erhielt.

Biegen in Tantals Hand: Die Geschichte Tantals, der Danaiden, des Prometheus und andre, sind bekannt. Der Dichter häuft solche, um seinen Gegenstand damit zu erweitern und zu verschönern, und die innere Lage seines Gemüthes abzumahlen. Er giebt seiner Leidenschaft dadurch einen höhern und dichterischen Rang, indem er sie unter alle die Leiden der Fabelwelt versetzt.

Von Prometheus müssen wir noch anführen, dass ihn Herkules, bey seiner Rückkehr von Kolchos, vom Felsen soll losgemacht haben, nachdem er zuvor den Adler erschossen. Hierauf wird gedeutet. Man sagt noch, dieser Prometheus sey ein grosser Künstler, und vorzüglich ein grosser Astronom gewesen, der seine Schüler auf dem Kaukasus die Astronomie gelehrt habe; woher denn die Fabel entstanden, dass er das Feuer vom Himmel gestohlen habe, und dafür an den Kaukaus sey geschmiedet worden.

Cytäis: Medea.

Perimides: eine andre Zauberin.

Zierlich von brittischer Kunst: Im lateinischen steht: Britanna esseda, caelatis jugis, den britannischen Wagen, mit zugemeisseltem Joche. Die brittitschen und belgischen Wagen waren berühmt.

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Zweyte Elegie


Der du dich kürzlich berühmt, dir könne keine mehr schaden,

Stockst du? den hohen Geist, hast du herab ihn gestimmt?

Unglückselger, du magst kaum Einen der Monden in Ruh seyn!

Schon zeigt wieder ein Buch deine Verirrungen an.

Mag auf trockenem Sande der Fisch, so fragt ich mich selber,

Mag das trotzige Schwein leben in salziger Fluth;

Nun so möchtest auch du dich strenger Wissenschaft weihen!

Amorn verschiebet man wohl, doch man entsaget ihm nie.

Und wie Anfangs der Stier unbändig dem Joche sich loszieht,

Ist ers einmahl gewohnt, neigt er den Nacken von selbst;

Also sträubet sich Anfangs der Jünglinge Sinn in der Liebe;

Nachher, sind sie bezähmt, folgen sie willig dem Wink.

Einst der Seher Melampus ertrug die schmählichen Bande,

Als dem Iphiklus er heimlich die Rinder entraubt;

Doch ihn lockte die Beute so nicht, als die reitzende Pero,

Bald in Amythaons Haus eine verlobete Braut.

Aber so sehr hat mich nicht die blendende Farbe berücket,

(Mag die Lilie selbst weichen der Holden an Licht,

Gleicht Mäotischer Schnee, vermischt mit iberischem Mennig,

Gleicht nur die Ros' auf Milch schwimmend, dem holden Gesicht!)

Nicht so das wallende Haar am Marmornacken herunter,

Oder der Augen Paar, leuchtende Sterne für mich;

Oder der Schönen Glanz in seidnen arabischen Stoffen -

Warlich, so leichter Tand führt mir das Herz nicht hinweg! -

Als mich ihr zierlicher Tanz an Festen bezaubert: so führet

Ariadne den Chor trunkener Evanten in Reihn!

Als ihr zärtliches Lied gestimmt zur äolischen Saite;

Aganippens Gesang tönt von der Saite zurück.

Wann sie im Liederruhme den Ruhm Corinnens ereifert,

Weit noch Erinnens Lob hinter dem ihrigen lässt.

Gab dir, o du mein Leben! schon früh ein goldener Amor,

An der Wiege dir schon, niesend das Zeichen des Glücks?

Götter konnten dir nur so himmlische Gaben verleihen;

Glaube nicht, dass du vielleicht sie von der Mutter empfingst!

Nein, dergleichen Geschenke sind nicht von sterblichem Ursprung!

In zehn Monden ist nicht so was zur Reife gebracht.

Du bist einzig zum Ruhme der römischen Mädchen geboren,

Wirst als solche zuerst ruhen zur Seite dem Zeus;

Wirst mit Sterblichen nicht ein gemeines Lager besteigen;

Neu erscheinen in dir Helenens Reitze der Welt.

Soll es mich wundern, dass alle Jugend in dich nur entbrannt ist?

Troja, dein Untergang rühmlicher wär er um sie!

Ehmals nahm es mich Wunder, dass um ein Mädchen der beyden

Welten Heere den Streit regten vor Priamus Burg:

Nun ist Paris mir klug, und klug ist mir Menelaon,

Jener im Weigern, und der, dass er zurück sie verlangt.

Solche Bildung ist werth, dass für sie Achill in den Tod ging,

Priamus müsste selbst finden, gerecht sey der Krieg!

Suchet der Mahler ein herrlicher Bild als jene der Vorwelt,

Stell er zum Muster der Kunst meine Gebieterin auf!

Mag den hesperischen Ländern, mag ers den indischen zeigen,

Er wird in Flammen den Ost setzen, in Flammen den West.

Lasst mein Herz sich beschränken in ihr! Und solls ich noch ändern

In der Liebe, so komm bitterer dann mir der Tod!
(S. 66-68)

 

Anmerkungen:

Einst der Seher Melampus: Melampus, Sohn des Amythaon, und Bruder des Bias. Letzterer war in die schöne Pero, des Neleus und der Chloris Tochter, sterblich verliebt. Der Vater wollte sie ihm nicht zur Ehe geben, bevor er nicht dem Iphiklus die schönen Rinder geraubt hätte. Melampus übernahm dieses Geschäft aus Liebe für seinen Bruder, ob er gleich diesem voraus sagte, dass er würde vom Iphiklus gefangen werden. Dieses geschah auch. Er wurde aber bald nachher vom Iphiklus wieder entlassen, nachdem er diesem Proben seiner Wahrsagerkunst gegeben hatte, wodurch er die Rinder auch erhielt. Er brachte sie seinem Bruder Bias, und dieser erhielt dadurch die schöne Braut.

Mäotischer Schnee: vom See Mäotis in Scythien.

Hiberisch: oder spanisch. Die spanische rothe Farbe war berühmt.

Ariadne: des Bacchus Gemahlin.

Evanten: sonst auch Bacchanten.

Äolischer Saite: Sappho war aus Lesbos, einer Stadt in Äolien.

Aganippens Gesang: Aganippe war den Musen heilige Quelle auf dem Berge Helikon, in Böotien. Aganippens Gesang ist also so viel als der Musen Gesang.

Korinna: eine griechische Dichterin, von der man sagt, sie habe den Pindar mehrmals im Gesang überwunden, und das, weil sie einen angenehmern Dialekt gehabt. Sie soll zugleich sehr schön gewesen seyn. Korinna heisst eigentlich ein Mädchen.

Erinna: eine andre griechische Dichterin, Zeitverwandte der Sappho.

Niesen das Zeichen des Glücks: Das Niesen hielt man für eine bedeutende Sache, und für ein Zeichen des Beyfalls oder des Glücks.

In zehn Monden ist nicht so was zur Reife gebracht: Die Alten zählten die Monate nach dem Mondesumlauf, und so kommen zehn Monate mit neun von den unsrigen überein.

Priamus müsste selbst finden, gerecht sey der Krieg: Diese Stelle deutet wahrscheinlich auf jene in der Iliade, wo die Versammlung der Alten in Troja, beym Vorübergehn der Helena, ähnliche Gesinnungen äussert.

- ein herrlicher Bild als jene der Vorwelt: deutet auf die Gemälde des Apelles, Zeuxis und anderer.

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Dritte Elegie



Frey war ich, dachte für mich allein mein Bettchen zu hüten;

Amor betrog mich, er bot lügenden Frieden mir an.

Solche Menschengestalt, warum verweilt sie auf Erden?

Hier zu rauben, o Zeus! würde verzeihlicher seyn.

Blond ist ihr Haar, und länglich die Hand, und hoch und vollkommen

Ihre Gestalt; ihr Gang würdig der Schwester des Zeus:

So trat Pallas einher, Dulichiens Opfer besuchend,

Das Gorgonenhaupt fest an den Busen gedrückt:

So war Ischomache einst, vom Lapithengeschlechte die Heldin,

Euch, Centauren, ein Raub, unter dem festlichen Mahl!

So sah, an dem böbeischen See, von Liebe berauschet,

Deinen jungfräulichen Leib, göttliche Brimo, Merkur!

Weicht ihr Göttinnen alle, die ihr dem phrygischen Hirten

Auf dem Ida euch einst schleyerenthüllet gezeigt!

Nichts soll diese Gestalt, nichts diese Schöne verzehren,

Würd an Jahren sie dir, kumische Priesterin, gleich!
(S. 72)

 

Anmerkungen:

Ihr Gang, würdig der Schwester des Zeus: Ein junonischer Gang, war ein Ausdruck, womit die Alten einen schönen weiblichen Gang bezeichneten. Sie verstanden darunter etwas ernstes, gemässigtes, in Haltung des Körpers und der Schritte. Dasselbe mahlt der Dichter, in festerer Fortschreitung, durch das Bild der gehenden Pallas. Auch virgil lässt den Äneas erst die Schritte der Göttin erkennen: et vera incessu patuit dea.

Dulichien: einige sagen, Munichien, das bey Athen lag. Dulichien: das Vaterland des Ulysses, hatte wahrscheinlich Tempel und Altäre, wo seine Schutzgöttin verehrt wurde.

Das Gorgonenhaupt: das Haupt der Medusa, das Perseus der Minerva schenkte, die es in ihrem Schilde trug.

Gorgos: heisst im Griechischen scheusslich von Gestalt.

Ischomache: andere Hippodamia, Gemahlin des Pirithous, Königs der LApithen, eines streitbaren Volkes in Thessalien. Ihr Streit mit den Centauren ist bekannt.

Göttliche Brimo: Proserpina, Hekate, Diana. Merkur soll an dem Böbe, in Thessalien, ihre Liebe gesucht haben. Die Jungfrau schreckte ihn zurück, und hat von dem griechischen Worte brimao, ich mache Schrecken, den Zunahmen erhalten.

Der phrygische Hirt: ist bekanntlich Paris, aus Phrygien, wo auch der Berg Ida lag.

Kumische Priesterin: Deiphobe, eine der Sybillen, die sich bey Kuma, in Italien, aufhielt. Man gab ihr Alter auf tausend Jahre an.

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Vierte Elegie


Nicht so besucht war das Haus der ephireischen Lais,

Ob ganz Gräzien sich ihr zu der Thüre gedrängt:

Nicht die menandrische Thais hat so viel Buhlen gewonnen,

Sie, das Spiel und die Lust des erichtonischen Volks:

Phrynen selbst - und konnte das eingeäscherte Theben

Neu sie erbauen - so viel Männer beglückten sie nicht.

Ja, Verwandte erdichtet sich Cynthia, dass ihr nicht fehle

Einer, dem sie mit Recht reiche die Wange zum Kuss.

Aber die jungen gemahlten Gesichter, die Nahmen schon hass ich;

In der Wiege das Kind reitzt mich, ob kaum es noch lallt:

Mich beleidgen der Mutter zu häufige Küsse, der Schwester,

Und der Freundin, die Nachts mit dir im Kämmerchen schläft.

Alles beleidiget mich, und alles besorg ich; verzeihe!

Bang scheint unter dem Rock oft mir verstecket ein Feind.

Sey mir gepriesen die Gattin Admets, die Genossin Ulysses,

Jegliche Frau, die das Haus ihres Gemahles verehrt!

Wozu Tempel der Zucht den unverlobeten Töchtern?

Ist der Verehlichten doch alles zu wagen erlaubt.

Ja, die Hand, die zuerst die Bilder schlüpfrigen Leichtsinns

An die Wände gemahlt, oder zur Schau sie gestellt,

Sie verführte das Auge des keuschen sittsamen Mädchens,

Hat ein verderbliches Gift ihr in die Seele gehaucht.

Weh ihm, welcher zuerst durch solche Künste den Herzen

Schweigend Ergetzen zum Quell bitterer Kämpfe gemacht!

So verzierte man nicht vorzeiten Decken und Wände,

Schuld und Verbrechen sprach nicht von der Mauer herab.

Billig hänget anjetzt die Spinn ihr Geweb an die Tempel;

Unkraut steiget empor an dem verlassnen Altar.

Doch wen soll ich, o Cynthia, dir zum Hüter der Schwelle

Setzen, über die nie schreite des Frevelnden Fuss?

Die nicht selbst sich bewacht, bey der ist Sorge vergebens;

Überall sicher ist sie, die des Verbrechens sich schämt.
(S. 75-76)

 

Anmerkungen:

Ephireischen Lais: Ephyra ist der alte Nahme von Corinth, wo sich Lais aufhielt. Sie war es, von der Demosthenes soll gesagt haben: "er wolle sich nicht für tausend Thaler Reue bey ihr erkaufen."

Thais: eine andere Courtisane zu Athen. Meander schrieb eine Komödie, die er nach ihrem Nahmen benannte.

Erichthonius: andern auch Erechtheus, war König zu Athen; daher die Athenienser diesen Nahmen erhalten haben.

Phryne: aus Thespis. Sie gewann einen schweren Prozess, nicht sowohl durch die Beredsamkeit ihres Fürsprechers Hyperides, als weil sie ihre entblössete Brust den Richtern zeigte. Sie setzte der Venus eine goldene Statue zu Delphi. Praxiteles war einer ihrer Liebhaber. Sie versprach Theben auf ihre Kosten wieder aufzubauen, wenn man die Überschrift setzen wollte: "Alexander hat es zerstört, Phryne, die Hetäre, hat es wieder aufgebaut."

Die Gattin Admets: Alceste, sie gab sich willig für ihren Gemahl hin, als das Schicksal ein Opfer für sein Leben verlangte.

Die Genossin Ulysses: Penelope.

Tempel der Zucht: Die Züchtigkeit, pudicitia, hatte im Rom zwey Tempel.

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Fünfte Elegie


Siehe, so lange ist mir das theure Mädchen entrissen,

Und ich weine, und du spottest der Thränen, o Freund!

Feindschaft der Liebenden ist von allen die bitterste Feindschaft;

Stoss mir das Messer ins Herz, leichter ertrag ich es noch!

Ruhen soll ich sie sehn in eines anderen Armen?

Sie, die die Meine nur war, ist nun die Meine nicht mehr?

Fielen die beyden Fürsten von Theben, im Streit um die Herrschaft,

Ihrer Mutter im Arm, unter dem grausamen Stahl:

Und ich sollte mich scheuen im Arme des Mädchens zu sterben?

Hab ich durch meinen Tod ihm nur das Leben geraubt!

Dieser Kummer hat einst der Archiven Heere verwüstet,

Und dem Atriden kam theuer Briseis zu stehn.

Diess war vormals die Schuld so vieler blutigen Kämpfe;

Hier erblickst du den Keim jenes trojanischen Kriegs!

Ähnliche Wuth hat einst die wilden Centauren bewaffnet,

Becher flogen dir schon, tapfrer Pirithous, nach!

Was soll Gräzien mir zum Beyspiel dienen? du selber,

Wölfingesäugter, du bist aller Verwegenheit Grund!

Unbescholtne sabinische Frauen empfahlst du zu rauben:

Welcher Frevel ist nun Amorn in Rom nicht vergönnt!

Jener grosse Achill, als ihm sein Mädchen entführt ward,

Liess er die Waffen, und hielt trotzig sich ferne vom Streit,

Sah gleichgültig die Flucht, den Untergang der Archiven,

Sahe, von Hektors Faust, dorische Lager im Brand,

Sah gestreckt auf weitem Sande die Leiche Patroklus,

Sein bluttriefendes Haar ihm um die Schulter zerstreut;

Alles ertrug er, ihm lag die schöne Briseis im Herzen:

Also raset der Schmerz um der Geliebten Verlust!

Nicht so bald ward ihm doch die schöne Gefangne gegeben,

Schleppten schon Hektors Leib Thrakische Rosse daher.

Mich, den keine Göttin gebar, noch Waffen mir schenkte,

Ist es Wunder, dass mich Amor noch mächtger beherrscht?
(S. 79-80)

 

Anmerkungen:

Fielen die beyden Fürsten von Theben: Eteokles und Polynices, Zwillingsbrüder, stritten sich um die Herrschaft von Theben, die sie wechselweise, ein Jahr ums andre, zu führen, übereingekommen waren. Nach Verlauf des Jahrs wollte jener seinem Bruder diese nicht abtreten. Sie brachten sich in den Armen ihrer Mutter, Jokasta, um, die sich darauf selbst das Leben nahm.

Und dem Atriden kam theuer Briseis zu stehn: Der Streit des Königs Agamemnon mit Achil, der gefangenen Briseis wegen, und die dadurch erfolgten Niederlagen der Griechen, sind aus der Iliade bekannt.

Die wilden Centauren: Ihres Streits mit den Lapithen ist schon oben erwähnt.

Wölfingesäugter: Romulus, er gab Gelegenheit zum Sabinerraub.

Dorische Lager: griechische Lager. Doris ist eine Landschaft in Gräzien.

Thrazische Rosse: im Original hämonische. Hämonien, oder Tessalien, war das Vaterland Achil; daher er auch der hämonische Jüngling genannt wird. Die hämonischen oder thessalischen Rosse waren berühmt, wie die lacedämonischen Weiber.

Mich, den keine Göttin gebar, noch Waffen mir schenkte: Die Meeresgöttin Thetis war die Mutter des Achill. Sie gab ihrem Sohn die unsterblichen Waffen, die ihr Vulkan für ihn verfertiget hatte.

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Sechste Elegie


Grosse Führer der Heere, Gebieter mächtiger Reiche

Sind gefallen: du standst, Theben! und Troja war einst.

Nichts bleibt so wie es war; wie sollte die Liebe bestehen?

Untergang oder Triumph drohet ihr wechselndes Rad.

Dieser ist nun, was ich war, bald wird ein andrer es werden,

Wenn die Schmach nun auch ihn weg durch den Glücklichern treibt.

Welche Geschenke bracht ich ihr nicht! was für Lieder ersann ich!

Doch entlockt ich ihr kaum nur ein gefälliges Wort.

Trug ich nicht unbesonnener Weise so manche der Jahre,

Undankbare, von dir und von den Deinen die Last?

Und was ward mir zu Theil, als Knechtschaft? Wirft mir nicht ewig,

Übermüth'ge, dein Stolz Schmach und Verachtung nur zu?

Lebte Penelope doch in unbescholtener Treue

Zwanzig Jahre; ein Weib, jeglicher Huldigung werth:

Hielt der Freyer Bewerbung zurück mit listiger Arbeit,

Lösend wieder bey Nacht was sie bey Tage gewebt:

Und doch konnte sie kaum den Gatten wiederzusehen

Hoffen, veraltete schon in dem Verlangen nach ihm.

Mit der wüthenden Hand die Lilienwange zerfleischend,

Stürzt auf ihres Achills Leichnam Briseis sich hin;

Wäscht mit trauerndem Sinn das Blut von ihrem Gebieter,

Hin an des Simois gelbliche Furthen geneigt:

Und sie trocknet sein Haar, den ganzen grossen Achilleus;

Trägt in der kleinen Hand mit sich sein mächtig Gebein.

Peleus war nicht zugegen, es fehlte die göttliche Mutter,

Deidamia sah nicht ihr verwittwetes Bett.

Gräzien freute sich damals noch echten Blutes, es herrschte

Unter den Waffen selbst Scham und holdselige Zucht.

Aber du, Sittenlose! den Tag nicht konntest du loben

Eingezogen für dich, einsam nicht bleiben die Nacht.

Ja dich ergetzten beym Wein die ausgelassenen Scherze;

Hab ich nicht selbst vielleicht dir noch zum Spotte gedient?

Ihn, der dich erstlich verliess, den suchst du selber nun wieder;

Möchten die Götter ihn doch dir zum Gemahle verleihn!

Sind das meine für dich zum Himmel gesandten Gelübde,

Als schon dir um das Haupt stygische Wasser gerauscht,

Und die Freund' um das Bett in Thränen standen? Wo war er

Damals? Ihr Götter! und was, Treulose, that er für dich?

Und was würdest du thun, wenn zu fernen Waffen ich zöge?

Wenn in des Oceans Fluth weilte mein trägeres Schiff?

Aber leicht ist es euch Betrug und Worte zu finden;

Ist noch ein Weib das nicht hiezu die Künste gelernt?

So verändert sich nicht der Sand bey wechselnden Winden,

Nicht so treibet der Nord Blätter des Herbstes umher;

Als im Eifer ein Weib Gelüdb und Schwüre verändert,

Aus dem nichtigsten Grund, wie um das wichtigste Werk.

Aber genug, du willsts! Ich will gehorchen dem Ausspruch!

Götter der Liebe, o schärft, schärft mir die Pfeile noch mehr!

Schiesst, durchbohret diess Herz in die Wette! vertilget mein Leben!

Nehmt diess Blut von mir hin, nicht ein so wichtiger Triumph!

Armer Properz! so wirst du denn schon in der Blüthe der Jahre

Hingehn? Aber, o stirb! gieb ihr noch dieses zur Lust!

Meinen Schatten soll sie, sie soll die geschiedene Seele

Peinigen! höhnen mein Grab! treten noch auf mein Gebein!

Wie? auf Antigonens Grabe hat jener böotische Hämon

Sich, vom eigenen Schwert blutend, die Seite durchbohrt?

In sein väterlich Haus nicht ohne das Mädchen zu kehren,

Hat er mit ihrem Gebein seine Gebeine vermischt!

Aber auch du sollst sterben, und nicht entgehen dem Schicksal!

Von uns beyden das Blut tropfe vom nehmlichen Stahl!

Und ist gleich mir unrühmlich dein Tod, so sollst du doch sterben!

Sterben sollst du, obgleich mir den unrühmlichen Tod!

Seyd mir Zeugen, ihr Sterne! Ihr frostigen Schauer des Morgens!

Und du meiner Qual heimlich entriegelte Thür!

Dass mir im Leben nichts so theuer gewesen, als du warst;

Und noch wirst du es seyn, obgleich die Feindin von mir.

Keine Frau soll den Saum von meinem Bette betreten;

Kann ich der Deine nicht seyn, will ich auch keiner nicht seyn.

Möchte mir nur das Schicksal, nach frommen Jahren, gewähren,

Dass dir im Arme selbst jener erstarrte zum Stein!
(S. 83-85)

 

Anmerkungen:

Lebte Penelope doch: Die Geschichte der Penelope und ihrer Freyer, ist aus der Odyssee bekannt genug. Zehn Jahre brachte Ulysses bey der Belagerung von Troja, zehn Jahre auf der Rückreise zu. Nur List erhielt ihre Tugend.

Briseis: dieselbe Gefangene, der in voriger Elegie gedacht wird, und um deren willen Achil mit dem Agamemnon in Streit gerieth. Die Vorstellung von ihr hat hier etwas vorzüglich reitzendes, da sie, als eine Sklavin, so treu und mit so zarter Sorgfalt ihren Herrn bedient hat.

Simois: ein Fluss bey Troja, der auf dem Berg Ida entsprang. Er war göttlichen Ursprungs.

Peleus: des Achilles Vater. Thetis, des Nereus und der Doris Tochter, seine Mutter. Deidamia, seine Gemahlin, des Königs Lykomedes in Scyros Tochter, bey der sich Achill, von dem Trojanischen Krieg, in weiblichen Kleidern verborgen hatte.

Wie auf Antigonens Grabe hat jener böotische Hämon: Antigone, des Königs zu Theben, Ödipus, Tochter und der Kokasta. Als ihr Bruder Polynices, im Zuge der sieben vereinigten Fürsten gegen Theben in der Schlachte blieb, begrub sie solchen, ob es der Tyrann Kreon, des Hömons Vater, verboten hatte. Kreon liess sie desshalb umbringen. Sein Sohn Hämon, dessen Braut sie war, tödtete sich nachher selbst, aus Verzweiflung über den Tod seiner Geliebten, auf ihrem Grabe.

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Siebente Elegie


Mögen andere schreiben von dir, mag keiner dich nennen,

Mag dich loben, wer gern sä't auf unfruchtbaren Sand.

Glaube mir, alle die Gaben, sie träget alle der letzte

Schwarze Trauertag fort auf der Bahre mit sich;

Und der Wanderer geht an deinem Grabe vorüber,

Sagt nicht: ein hoher Geist hat einst die Asche belebt!
(S. 90)

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Achte Elegie


Warlich ein seltener Geist beseelte den Pinsel des Künstlers,

Welcher den Amor zuerst mahlte in Kindergestalt!

Der sah ein, dass Verliebte mit unberathenen Sinnen

Leben, ein grosses Gut leicht und im Scherze verthun.

Auch gab er mit gutem Bedacht ihm luftige Schwingen;

Liess, wie des Menschen Herz, schweben im Fluge den Gott.

Schaukelt uns nicht die Woge der Liebe bald dahin und dorthin?

Ist die Luft, die uns treibt, irgend von sicherm Bestand?

Schicklich hat er ihn noch mit gegenspitzigen Pfeilen

Ausgerüstet, um ihn zierlich den Köcher gehängt:

Sieh, es trifft sein Geschoss noch ehe den Feind man gewahr wird;

Keiner geneset sobald, dem er die Wunde versetzt.

In mir stecket der Pfeil, mir blieb das kindische Bildniss;

Aber die Flügel sind ihm gänzlich entfallen bey mir.

Ach, er fliegt nicht davon! er sitzet fest mir im Busen!

Und mit meinem Blut führet er ewigen Krieg.

Was ergetzet es dich am trocknen Marke zu hängen,

Grausamer? schlendre den Pfeil irgend auf andere hin!

Steck ein gesundes Herz mit deinem brennenden Gift an;

Nicht mich schlägst du, du schlägst doch nur den Schatten von mir.

Hast du diesen vernichtet, wer singet künftig dein Loblied?

Zwar ist die Muse leicht, doch dir ein ewiger Ruhm:

Lass sie das zierliche Köpfchen, die zarten Finger des Mädchens

Singen, ihr schwarzes Aug' und den bezaubernden Tritt.
(S. 92-93)

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Neunte Elegie


Susa bewaffnet sich nicht mit so viel Pfeilen zum Kriege,

Als der grausame Gott Stacheln mir drücket ins Herz.

Eine geringere Muse gebot er mir nicht zu verachten,

Und des askräischen Hains Schatten zu suchen mit ihr:

Nicht die pierischen Eichen durch meinen Gesang zu entwurzeln,

Noch von des Ismarus Höh'n nach mir zu führen das Wild,

Nein, nur Cynthiens Ohr in süsses Staunen zu setzen:

Linus Zaubergesang weichet dem meinigen dann!

Nicht die reitzende Bildung allein entführet das Herz mir,

Noch ein Mädchen, das sich glänzender Ahnen berühmt;

Aber mein Lied, das sie fühlt, auf ihrem Schoose zu lesen,

Ihres gereinigten Ohrs Beyfall ist was mich ergetzt.

Wird mir dieser zu Theil, dann lebe wohl, du verworrnes

Mährchen der Stadt! Mich schützt meiner Gebieterin Wort.

Wann mir freundliches Lächeln von ihrer Lippe begegnet,

Sey mir Jupiter selbst, wie er auch wolle, gesinnt!

Wann nun künftig die Nacht des Todes mein Auge beschliesset,

So empfange du hier meiner Bestattung Geheiss!

Lass nicht tragen umher die Bilder in feyerndem Zuge,

Nicht die Trommete schall eiteles Klagegetön!

Mein Bett stütze sich nicht auf elfenbeinerne Pfosten,

Und mein Leichnam ruh nicht auf attalischem Pomp!

Stellt mir die Reihe nicht hin der duftaushauchenden Schalen!

Eines Mannes vom Volk kleines Begängniss sey mir!

Drey der Büchelchen sind mir ein prächtiges Leichengefolge,

Als ein grosses Geschenk reich ich Persephonen sie.

Auch du folge der Leiche mit wundem entblössetem Busen,

Und mein Nahme sey dir nimmerermüdeter Ruf!

Drücke den letzetn Kuss der kalterstarreten Lipp' auf!

Dann, mit Narde gefüllt, giesse den Onyx mir aus!

Hat nun die untergelegete Glut mich in Asche verwandelt,

Fass ein geringes Gefäss meinen noch übrigen Rest;

Und ein Lorber werde gesetzt auf niedrigem Hügel,

Unter dem Schatten von ihm ruh mein verwesend Gebein;

Und es stehen die Verse: "der hier in grausender Asche

Lieget, er dienete einst Einer in Liebe getreu!"

Weiter wird sich der Ruf von meinem Grabe verbreiten,

Als von des phtiischen Manns blutbesprützetem Grab.

Ruft das Schicksal auch dich dereinst zur Erde, so suche

Spät den Weg noch zu mir, auch bey demselbigen Stein.

Hüte dich aber indess mein Grab mit Verachtung zu schauen,

Auch die Erde noch hat irgend von Recht ein Gefühl!

Hätte doch früh in der Wiege von meinen Tagen der Parzen

Eine, - wie sie auch heisst - schneidend den Faden gelöst!

Denn wozu mir der Athem bey solchem schwebendem Schicksal?

Nach drey Sekeln doch war Nestor nur Moder und Staub.

Hätt' auf Illios Wällen ein gallisches Schwert ihm die langen

Lebenstage verkürzt, und ihn des Lichtes beraubt,

Hätt' er das Grab nicht müssen von seinem Antilochus sehen,

Klagend nicht rufen: warum kommst du so spät mir, o Tod!

Doch den geschiedenen Freund wirst du zuweilen beweinen;

Nach dem Tode gebührt Liebe noch einem Gemahl.

Als ein grausamer Eber dem schönen Adonis, auf Idas

Bergen jagend, des Zahns tödtende Wunde versetzt,

Lag der schneeige Leib in blutigen Sümpfen, und Venus

Irrte um ihn, wie man sagt, bang mit zerrissenem Haar.

Cynthia, nur umsonst wirst meine Manen du rufen!

Und was könnte dir auch sagen mein stummes Gebein?
(S. 95-97)

 

Anmerkungen:
 
Susa: die Hauptstadt in Persien. Die Perser waren streitbare Schützen.

Der askräische Hain: der Musenhain. Er befand sich am Fusse des Helikon in Böotien. Hesiodus hat daher den Nahmen des askräischen Dichters, weil er aus Armuth zu Askra, einem kleinen Flecken selbiger Gegend erzogen ward.

Pierien: ist Thrazien, wo der Berg Olympus lag, und Orpheus seine Lieder sang. Die Fabel, dass seinem Gesange Thiere und Wälder gefolgt seyen, ist bekannt.

Ismarus: ist gleichfalls ein Berg in Thrazien.

Linus: einer der ältesten Väter der Musik und Dichtkunst. Einige sagen, er sey des Orpheus Bruder, andre sein Lehrer gewesen.

Noch ein Mädchen, das sich glänzender Ahnen berühmt: Cynthia war aus einem vornehmen Hause, und hiess eigentlich Hortensia.

Mein Bett: nemlich mein Leichenbett, worauf mein Leichnam hingelegt wird.

Attalischer Pomp: Attalus, König zu Pergamus, war der reichste und prachtliebendste König des Alterthums. Unter ihm erfand man die Goldstickerey in Kleider und Gewande, worauf hier gedeutet wird.

Drey der Büchelchen: Der Dichter wollte anfänglich nur drey Bücher Elegieen verfertigen. Das vierte ist, wie man sagt, erst nach seinem Tode hinzugekommen.

Nimmerermüdeter Ruf: Die Begleitenden pflegten den Nahmen des Verstorbenen öfters anzurufen, um ihn gleichsam damit ins Leben wieder zurückzuholen. So unten in der siebenten Elegie des vierten Buchs: "Riefst du, mir hätte vielleicht Pluto den Tag noch geschenkt!"

Giesse den Onyx mir aus!: Onyxe waren kleine Gefässe, worin man Salben oder andere köstliche Flüssigkeiten verwahrete. Sie waren von irgend einer vorzüglichen Steinart, nicht eben von dem Steine, den wir Onyx benennen.

Fass' ein geringes Gefäss: Diess waren gemeinliglich irdene Gefässe von Töpferarbeit.

Phtiischen Manns: Achills, aus Phtia, einer Stadt in Tessalien, gebürtig. Bekanntlich wurde Polyxena, des Priamus und der Hekuba Tochter, von Pyrrhus, des Achilles Sohn, bey seines Vaters Grabmal, auf dem sigäischen Vorgebirge, diesem zur Versöhnung, geschlachtet; weil Achill, als er sich mit Polyxena im Tempel des Apoll verloben wollte, von Paris mit einem Pfeile, den er ihm nach der Ferse schoss, getödtet wurde.

Der Parzen Eine: Der Parzen sind drey: Klotho, Lachesis und Atropos.

Nach drey Sekeln doch war Nestor nur Moder und Staub: Man sagt, Nestor habe drey Menschenalter durchlebt.

Ein gallisches Schwert: so viel als ein feindliches Schwert.

Antilochus: Nestors Sohn, wurde vor Troja von Memnon, der Aurora Sohn, umgebracht.

Dem schönen Adonis: Die Geschichte des Adonis und der Venus ist bekannt.

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Zehnte Elegie


Warum weinst du, wie einst die weggeführte Briseis,

Klagst, wie Andromache klagt', als sie Gefangene ward?

Rufst die ermüdeten Götter auf mich zur Strafe herunter;

Schiltst und verwünschest den Mann, welcher die Treue dir brach?

Nicht so traurig ertönt des bangen attischen Vogels

Nächtlicher Klagegesang durch den cekropischen Hain;

Nicht so stürzt vom sipylischen Felsen untröstbar die Thränen

Über der Kinder Grab Niobe jammernd herab.

Sollten dir Bande von Erz die Arme schliessen, und hielte

Mit der eisernen Wand Danaes Kerker dich fest,

Eherne Bande für dich, mein Leben, wollt ich zersprengen,

Danae eisernen Thurm wollt ich durchbrechen für dich.

Taub ist für alles mein Ohr was der Ruf von dir mir erzählet,

Möchtest auch du nur vertraun meinem beständigen Sinn.

Bey den Gebeinen des Vaters, und bey der Mutter Gebeinen,

Schwör ich: (brech ich den Schwur, ängstge die Asche mich noch!)

Bis an den dunkelsten Rand des Lebens treu dir zu bleiben!

Ein Tag löse den Eid, und uns das Leben zugleich!

Hielte dein Nahme mich nicht, nicht deine Schönheit gefangen,

O so hielte mich doch dein mir gefälliger Sinn!

Siebenmahl hat den glänzenden Ring schon Luna geschlossen,

Und wir sind das Gespräch jeglicher Strasse der Stadt;

Dennoch stand mir zuweilen das leise Thürchen noch offen,

Noch vergönntest du mir bey dir im Bettchen den Raum.

Aber nicht Eine der Nächte war durch Geschenk mir erkaufet:

Solche schöne Natur, könnt ich vergessen sie je,

So verfolge mich auch die blutige Erinnys, so lege

Schrecklichen Höllenfluch Äakus ewig mir auf!

So umschwebe die Brust mir Tityos frässiger Geyer,

Rolle Sisyphus Fels ewig sich über mich hin!

Lass es daher, Geliebte, mir schmeichelnde Bitten zu schreiben!

Wie meine Liebe begann, wird sie am Ende noch seyn.

Immer sey mir Gesetz, dass ich der seltenen bleibe,

Der nicht eitel beginnt Liebe, noch leicht sie verlässt.
(S. 102-103)

 

Anmerkungen:
 
Briseis: die geliebte Sklavin Achills, die Agamemnon mit Gewalt von diesem hinweg in sein Gezelt führen liess.

Hektors Gemahlin: Andromache, sie wurde als eine Gefangene mit nach Epyrus geführet.

Der attische Vogel: Einige sagen, es sey die Eule; andere, wahrscheinlich mit mehrerm Rechte, die Nachtigall.

Cekropischer Hain: Vielleicht die Ölbäume, vielleicht jedes Gebüsch um Athen, die Stadt des Cekrops.

Niobe: die Tochter Tantals, ist wegen des traurigen Todes ihrer Kinder bekannt.

Sipylum: eine Stadt in Phrygien, wo Niobes Gemahl herrschte.

Danae: die Tochter des Akrisius, wurde von ihrem Vater in einen ehernen Thurm versperrt, weil nach des Orakels Ausspruch, sein Enkel den Grossvater ermorden würde. Wie Jupiter im goldenen Regen zu ihr gekommen, ist bekannt.

Die blutige Erinnys: Die Furien, Eumeniden. Sie verfolgten Meineidige und Übertätet.

Äakus: nebst Minos und Rhadamanthus, die Richter der Hölle.

Tityus: einer der berüchtigten Verdammten, an dessen immerwachsender Leber der Geyer hackte.

Sisyphus: ein gewaltiger Räuber, nach dem Lukrez ein Ehrgeitziger, der einen grossen Felsen auf den Berg zu wälzen verdammt wurde, welcher, sobald er ihn auf die Spitze gebracht, wieder herab rollte.

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Eilfte Elegie


Endlich erbarme dich, Zeus, des krankhinliegenden Mädchens!

Einer so schönen Tod fiele dir warlich zur Schuld.

Denn schon nahet die Zeit der allversengenden Hitze,

Und die Erde glüht unter dem Sirius auf:

Aber der Hundstern nicht hat Schuld, noch der brennende Himmel,

Sondern die heilige Pflicht, die man den Göttern versagt.

Dieses brachte Verderben so vielen, und wird es noch bringen;

Führen nicht Wellen und Wind jedes Gelübde davon?

Oder beleidigte Venus mit dir die Vergleichung? die Göttin

Ist wie andre, sie liebt blühende Schönen nicht sehr.

Oder verachtetest du den Altar der pelasgischen Juno?

Sprachst du von Pallas Aug' etwa mit zweifelndem Lob?

Werdet, ihr Schönen, denn nie der Zunge lernen gebieten?

Schönheit hat dir, es hat diess dir die Zunge gebracht!

Doch sey getrost! Nach trüben und widerwärtigen Tagen

Eilet des sanften Glücks frohere Stunde herbey.

Unter den Herden ging mit niederhängendem Haupte

Jo; die brüllende Kuh wird nun die Göttin des Nils.

Ino schweifte zuerst umher verscheucht und verirret,

Und der Schiffer in Noth ruft nun Leukotheen an,

Sieh Andromeden angeschlossen zur Beute dem Seethier,

Bald des Perseus hernach ehregeschmücketes Weib,

Eine Bärin durchstreift Arkadiens Wälder Kallisto,

Nachts lenkt nun der Pilot nach ihr das steuernde Schiff.

Sollt ein Schicksal vielleicht zur früheren Ruhe dich führen,

Warlich diess Schicksal wär dir auch ein seliger Loos!

Semelen könntest du dann der Schönheit Gefahren erzählen,

Und sie glaubt es; sie hat selbst es, die Arme! geprüft.

Vor dir erheben sich dann die mäonischen Heroinen

Alle; keine versagt dir den vorzüglichen Platz.

Folge, so gut du nun kannst, mit wundem Herzen dem Schicksal;

Auch der Götter Zorn legt sich, es ändert die Zeit.

Zwar versagte der Kräusel bey magischen Liedern gedrehet,

Am erloschenen Heerd knistert der Lorber nicht auf;

Luna folget vom Himmel nicht mehr den Zaubergesängen,

Böser Ahnungen voll krächzet der Vogel der Nacht.

Ein Brot trage der Liebenden Paar auf bläulichen Nachen,

Hin auf stygischer Fluth segelnd, nach Plutos Gefild,

Nicht ein Leben rettest du, Zeus! du rettest sie beyde!

Nur ihr Leben ist meins, stirbt sie, so sterb ich mit ihr.

Juno selber wird dir die helfende Güte verzeihen,

Juno selber beklagt blühender Mädchen Verlust.

Dir gelob ich mich dann zu diesem geweiheten Verse:

"Heil dem Retter Zeus, welcher das Mädchen erhielt!"

Dir an die Füsse gelehnt wird sie im verhüllenden Schleyer

Sitzen, und sie erzählt, was sie für Leiden betraf.

Huldreich mögest auch du, Persephone, schonen ihr Leben;

Und lass deinen Gemahl ähnlich an Güte dir seyn!

Tausende habt ihr ja schon im schwarzen Reich des Avernus;

Einer der Schönen doch nur gönnet das himmlische Licht!

Ist Antiope nicht bey euch, und die glänzende Tyro,

Und Europa, und du Minos verbrechrisches Weib!

Alle jonischen Schönen, und alle Schönen Achajas,

Alle die Theben erzeugt, Priams zerstöretes Reich?

Welches römische Mädchen von seltner Schöne verschlang nicht,

Grausamer Tartarus, dein alles verzehrender Schlund?

Schönheit ist sterblich! Es ist kein Glück ausdauernd auf Erden,

Früh senkt, oder auch spät, jeden sein Schicksal ins Grab.

Aber o du, mein Leben! aus grossen Gefahren entronnen,

Gieb im Tempel den Tanz, den du Dianen versprachst;

Heilige Wachen der Göttin, die einst am Nile geweidet,

Und der Nächte mir zehn, die du gelobet mit hast.
(S. 106-108)

 

Anmerkungen:
 
Der Pelasgischen Juno: Einige deuten dieses Beywort auf die Insel Samos, die auch Pelasga soll geheissen haben, wo Juno besonders verehrt worden. Andre verstehen unter pelasgisch überhaupt griechisch.

Jo: Sie wurde als Isis verehrt.

Ino: des Kadmus Tochter, wurde von ihrem rasenden Gemahl verfolgt, und stürzte sich ins Meer, wo sie in eine Göttin verwandelt worden, und Leukothea hiess.

Kallisto: des Lykaon Tochter, wurde von Jupiter in eine Bärin verwandelt, und nachher unter die Sterne versetzt.

Semele: des Kadmus Tochter, erlitt mancherley Verfolgungen von der Juno. Als sie den Jupiter bat, sich ihr als Donnergott zu zeigen, entzündete der Blitz das Haus, und sie verbrannte. Nachher wurde sie zur Göttin aufgenommen.

Die Mäonischen Heroinen: Mäonien ist besonders der Theil von Asien, wo Troja lag. Also die trojanischen Frauen.

Persephone: der griechische Nahme der Proserpina. Pluto ihr Gemahl.

Minos verbrecherisches Weib: Pasiphae.

Gieb im Tempel den Tanz, den du Dianen versprachst: Tänze wurden zu den heiligen Gebräuchen gerechnet. Man sang das Lob der Götter dabey.

Die Göttin, die einst am Nile geweidet: ist Jo oder Isis, von der wir zuvor gesprochen. Ihr Tempel in Rom wurde fleissig besucht.

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Zwölfte Elegie


Als ich in gestriger Nacht von vielem Weine berauschet,

Trunken die Strassen durchschwärm, ohne der Diener Geleit,

Kommt mir ein kindischer Trupp von Knaben entgegen; den Schwarm konnt

Ich nicht zählen, der Schreck nahm die Besinnung mir weg.

Einige trugen Fackeln, die andern spitzige Pfeile,

Noch ein Theil, wie es schien, rüstete Ketten mir zu.

Übrigens waren sie nackt; Und nun der muthwilligsten Einer

Springt aus der Mitten und ruft: "diesen ergreifet mir hier!

Der ists, den ihr schon kennt! den nannte das zürnende Mädchen."

Und schon fühlt ich am Hals fest mir den Knoten geschnürt.

Noch ein anderer schreyt: "nur fort mit ihm!" wieder ein andrer:

"Der soll sterben, der uns Ehre der Götter versaget!

Dich unwürdgne erwartet in langen Stunden die Holde;

Indess treibt sich der Thor draussen bey andern herum.

Hauchen nicht, wenn sie die Purpurschleife der nächtlichen Binde

Löset, und die vom Schlaf trunkenen Augen erhebt,

Wohlgerüche von ihr, nicht wie von arabischen Stauden,

Nein, wie mit Götterhand Amor sie selber erpresst!

Doch nun lasst ihn, ihr Brüder! nun wird er schon Treue geloben,

Denn hier sind wir bereits an der bezeichneten Thür!"

Und sie werfen mir wieder den Mantel über die Schulter:

"Geh und lerne, dass man Nachts aus dem Hause nicht schweift."

Allbereit nahte der Morgen. Ich wollte spähn, ob alleine

Cynthia schlafe; ich fand Cynthien einsam im Bett.

Wie erstaunt ich! so schön hatt ich noch nie sie gesehen,

Nie, in dem purpurnen Kleid schien sie so reitzend mir nicht.

Aufstehn wollt' sie, und gehn in der Vesta Tempel, zu wenden

Eines ungünstigen Traums Deutung von sich und von mir.

Und so zeigte sie sich vom Schlummer eben verlassen;

Ach, was vermag die Gestalt bloss durch natürlichen Reitz!

"Woher kommst du so früh zu deiner Freundin auf Kundschaft?

Glaubst du an Sitten vielleicht ähnlich den Männern die Frau?

Nicht leichtsinnig bin ich, wie du dir denkest; mir gnüget

Ein Freund; sey es nun du, oder ein treuerer Mann!

Zeugt mein Lager nicht selbst von der Ruhe nächtlicher Stunden?

Nur Ein Körper hat hier sich in die Pfühle gesenkt!

Sieh, ob verdächtige Hitze an meinem Busen hervorwallt?

Oder die athmende Brust mich des Verbrechens bezeiht?

Also sagt sie, und wendet mit vorgehaltenen Händen

Von sich die Küsse, springt in den Pantoffel behend.

Seitdem seh ich mich ganz vom Heiligthume der Liebe

Ausgeschlossen; es kehrt nimmer mir glücklich die Nacht.
(S. 111-113)

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Übersetzt von Karl Ludwig von Knebel (1744-1834)

Aus: Elegieen von Properz
[Übersetzt von Karl Ludwig von Knebel]
Leipzig Bey Georg Joachim Göschen 1798



Drittes und Viertes Buch



 

 


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