Hans Sachs (1494-1576) - Liebesgedichte

Hans Sachs




Hans Sachs
(1494-1576)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte (Teil 4):
 

 




Gesprech. Das mans-lob, eines bidermans.

Einsmals auff eyner kind-tauff sassen
Neun frawen, die gar frölich wassen.
Nun war ein witfraw undter den,
An jaren jung, gerad und schön.
Zu der ein fraw sprach in eym schwanck,
Warumb sie wartet also langk,
Nicht widerumb heyrat nach ehren,
Auff das sie auch die welt thet mehren.
Der witfraw antwort also war:
Ich hab ein man gehabt drey jar,
Mit dem het ich kein guten tag,
Sondern nur leyden, angst und klag,
Das mich seyt keynes mans gelüst.
Wil mich ein weil behelffen süst,
Wann ich keym man mein lebtag traw.
Wider antwort die alte fraw:
Was het dann ewer man für brechen?
Die witfraw thet hinwider sprechen:
Er war faul, so ichs sagen sol,
Werckloß, kund sein handwerck nit wol.
Die alt fraw sprach hinwider do:
Die mender sind nicht all also.
Ich selb hab ein hurtigen man,
Der sein handwerck außbündig kan
Und arbeyt geren frü und spat
Und wart mit fleiß seiner werckstat,
Der erst darein, der letzt darauß,
Spacieret nit viel auß dem hauß,
Arbeyt die wochen alle tag.
Die witfraw sprach: Noch eins ich klag:
Mein man war hinlessig, unachtsam.
Die alt sprach: Mein man ist fein trachtsam.
Gut ordnung in dem hauß er hat
Und kauffet ein all ding nach rat.
Zu rechter zeit all ding fürsicht,
Das ein ding wer verwarlost nicht
Durch mayd und knecht oder durch kinder.
Des machen wir der schuld dest minder.
Die witfraw sprach: Mein mann, ir frawen,
Der zalt nit gern, verlor sein trawen.
Die alt sprach: Mein man zahlt gar gern
Und thut sein schuldiger geweren
Zu rechter zeit und dennocht ehr
Und thut im eh sonst dester weher
Mit sparen oder mit arbeyt,
Das er halt rechte ziel und zeit,
Und hat kein rhu, biß das er zal,
Und helt sich glaubhafftig zu-mal.
Die witfraw sprach: Mein man on schew
Was voller list, betrug, untrew.
Die alt sprach: Mein man aber wandelt
Redlich, auffrecht, mit wem er handelt,
Trewlich on vortheil und gefehr,
Auffrichtig; von anfang biß her
Ward nye kein man von im betrogen.
Die witfraw sprach: Meynr war verlogen.
Die alt sprach: Mein man ist warhafft
Und gibt all seinen worten krafft.
Sein ja bleibt ja, sein nein bleibt nein,
Und helt sich gantz stathafft und fein.
Er tregt nit märlin hin und her
Und nachredt auch nit mit gefer.
Die witfrau sprach: Mein man war schnöd,
Gespöttig, grob, leichtfertig, öd.
Die alt sprach: Mein man ist fein stil,
Erber, züchtig und redt nit viel.
Unverschembt red thut er nit treiben.
Unveracht ist man von im bleiben,
Lest unverspottet yederman.
Gelimpffig schwenck ist er wol han,
Dem nechstn on-nachtheylig, unschedlich.
Sein wort sind dapffer und gar redlich.
Die witfraw sprach: Mein mann auch war
Hoffertig, ubermütig gar,
Sein klaydung all zerflambt, zerschnitten.
Die alt sprach: Mein mann hat vermitten
Hoffart inn kleydung, sonder recht
Nach seinem stand erber und schlecht
Ihn alle zeyt benügen thut.
Auch ist er mit den leuthen gut,
Nicht stoltz, ubermütig und prenckisch,
Nicht pochent, trutzig oder zenckisch,
Sonder freundlich, glimpffig und gütig,
Schlecht und gerecht und fein demütig.
Die witfraw sprach: Das ist mir kleglich.
Mein mann war dückisch, unvertreglich,
Thet sich mit allen menschen palgen.
Die alt fraw sprach: Pfuy, sich an galgen!
Ich hab ein man, der thut es nicht.
Er uber-hört und ubersicht.
Er ist friedlich und gar bescheyden.
Er thet eym nicht ein kind beleyden.
Mit allen nachpawrn uberal
Ist er freundlich, friedlich zu-mal.
Er tregt nyemand kein neyd noch haß.
Er fleucht den hader, geht sein straß.
Die witfraw sprach: Es lag der mein
Auch uber tag und nacht beym wein.
Die alt fraw sprach: Mein man beleibt
Bey mir daheym, sein zeyt vertreybt.
Am feyertag trinck wir ein maß,
So mach ich zu essen etwas,
Wann er ist uberauß fein messig,
Nicht sewisch, bodenloß, gefressig,
Sind guter ding auch nicht dest minder.
Da sind frölich mit uns die kinder.
Durchs jar kumpt er in kein wirtshauß,
Er geh dann auff ein hochzeyt auß.
Die witfraw sprach: Er hat auch viel
Verthan mit dem verfluchten spiel.
Die alt fraw sprach: Mein mann spilt nicht,
Dann was von kürtzweil wegen gschicht
Bey erbarn leuten und gar selten.
Sie sprach: Mein mann thet ubel schelten.
Die alt fraw sprach: Bey dreissig jaren
Hab ich kein fluch von meym erfaren.
Fürwar! wolan! ist all sein schweren.
Fluchen thut er seym haußgsind weren.
Die gots-lestrer sech er nicht an
Und helt sich als ein ehrlich man.
Mit waynen die witfraw durch-brach,
Sprach: Mein mann gieng auch huren nach.
Die alt fraw sprach: O lieber Gott,
Das er starb eines rechten todt!
Mein man ist dieser sach gar frumb.
Seyther und ich in erstlich numb,
An mir er sich gehalten hat
Inn trew und ehren, frü und spat,
Freundlicher weiß, zu tisch und pett.
Mit frembden er nye schertzen thet,
Sonder lest sie gehn ire straß
Und hüt sich auch vor allem, das
Mir eynen arckwon machen möcht,
Das zu ehlichem stand nit döcht.
Die witfraw thet mit seufftzen klagen:
Mein mann thet mich rauffen und schlagen,
Mich als ein armen hund umtrieb.
Die alt sprach: Mein mann hat mich lieb.
Er hat mich auch nye fast geschlagen,
Dann erstlich inn mein jungen tagen,
Da ich etwan auch trutzen wolt.
Yetzt hat er mich im hertzen hold,
Und was er mir zu lieb khan than,
Da ist er unverdrossen an.
Sein zoren ist ihm gar bald hin,
Dem ich auch stet nach-geben bin.
Des leb wir gotselig und eynig.
Die witfraw sprach: Aber der meynig
Der war verrucht und gar gotloß.
Nach Gott und ehr fragt er nicht groß.
Die alt sprach: Meyner ringt nach ehren
Und thut auch geren predig hören.
Mit alle seynem thun und lan
Helt er sich als ein Christen-man.
Wer hat den ewren mann verfüret,
Das er thet, was eym schelmen püret?
Die witfraw sprach: O lieber Gott,
Er hat an ihm ein wüste rott.
Da sprach die alt: Der mein gar nit.
All seine tag er wandlet mit
Erbaren leuthen frumb und ehrlich,
Auffrichtig, lobwirdig und herlich,
Mit seins geleichen, als gebüret,
Die ihn auch haben nye verfüret.
Die witfraw sprach: Mit ihn mein man
All nacht thet auff der gassen gan.
Die alt sprach: Meiner geht nicht auß
Nächtlicher weil auß seinem hauß.
Er legt sich nieder rechter zeyt,
Steht wider auff an sein arbeyt
Ein stündlein oder drey vor tag.
Die witfraw sprach: Es war mein klag.
Bracht offt zu nacht ein volle rott.
Die alt fraw sprach: Des lob ich Gott:
Mein mann acht sich der gest nit fast,
Lebt sonst im hauß doch dester bast
Mit seym arbeytsamen gesind,
Das ich auch dest williger find.
Die witfraw sprach: Mein mann was karg,
Im hauß unwillig, böß und arg.
Die alt sprach: Das ist böß, vermessen.
Mein frummer mann sicht geren essen,
Kaufft gern, was man im hauß bedarff.
Er ist gutwillig und nit scharff,
Gantz milt, was zu notturfft gehört.
Zu ehren er auch nichtsen wert.
Die witfraw sprach: Der mein zu-letzt
Pettgwand und klayder mir versetzt,
Zu bringen mich von heußlich ehren,
Das ihm der heylig tod thet weren.
Des sind die mender mir erlaubet.
Die alt sprach: Mir warlich gelaubet!
Viel mender streben noch nach ehren,
Das sie ir gütlich helffen mehren.
Ich riet: grifft wieder zu der eh!
Weil Salomon, der weiß, spricht: Weh
Dem, der auff erden sey allein!
Viel-leicht ergreift ir yetzund ein,
Der euch ergetzt vorigs ellend.
Damit namb diese red ein end.
Hans Sachs, schuhmacher.
Anno salutis 1529, am 9 tag Januarii.
(Band 4 S. 364-369)
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Gesprech. Das frawen-lob, eines biderweybs.

Eins mals ich auf dem Reinstram fur
Mit eyner rott gesamlet nur,
Die trieb mancherley guter schwenck.
Wurden viel dinges ingedenck.
Undter den was ein alter man.
Der redet einen jungen an,
Von wann er khem so ellend her
Und umb das maul so schnacket wer,
Er het in faister vor gekand;
Warumb er wolt ins Niederland.
Der jung mann sprach: Ich laß geschehen,
Ir habt mich baß gestalter gsehen,
Weil ich noch frey und ledig war.
Yetzund reytt mich das unglück gar.
Weil ich ein weib namb zu der ee,
Hab ich sorg, angst und hertzlich wee.
Ich möcht verzweyflen und verzagen.
Das selb macht mich so gar erschlagen.
Der alt sprach: Wie heltst du dann hauß?
Ich kan nit mit ir kummen auß,
Sprach er, wann als, das ich gewinn,
Des geht unützlich mit ir hin.
Sie ist unheußlich und vertrogen,
Geschwetzig, naschet unnd verlogen.
Verschlaffen, faul, unfürsichtig,
Nachlessig, schlüchtisch, unaußrichtig.
Erst glaub ich des poeten leer,
Ein weib sey ein grundloses meer,
Das als verzeer, verschlind, verzuck,
Verschwend, verher und inn sich schluck.
Drumb wer ehweiber meyden kan,
Der ist wol ein seliger man.
Drumb will ich von meyner von weyten
Und nimmer kummen an ir seyten,
Mich etwo an ein andre hencken.
Der alt sprach: Man solt dich ertrencken.
Ob-gleich unheußlich ist die dein,
Magst du lecht selb dran schuldig sein.
Wilt du drumb alle weiber schenden,
Das sie als gut verschwenden?
Seit der weiß spricht, ein weise fraw
Ir hauß durch endligkeyt erbaw,
Der ich (Gott lob!) selb eine hab,
Die man mir inn der jugend gab,
Die mir mein gut hat helffen mehren
Voll anfang biß hieher mit ehren.
Sie kocht, spült, kert, wescht, neet und spind
Und zeucht mit fleiß die ihren kind,
Ist arbeytsam, heußlich unnd echtig,
Embsig, endlich, weiß und fürtrechtig
Mit allen dingen inn dem hauß,
Ich sey darinn oder darauß.
Auch ist sie messig, nimpt vergut,
Nach-dem die zeit es bringen thut.
All ding ist wol mit ir versehen.
Ir ding muß als mit rat geschehen.
Auch geht sie eylend hin ir straß,
Steht nit zu klappern diß und daß.
Zu unütz sie mir nichts vergeyt
Unnd ist mir trew zu aller zeit.
On sie so wer ich lengst verdorben,
Verzweyfelt und inn armut gstorben.
Drumb ein ehweib ist noch die trewest.
So du zu einem schlepsack zeuhest,
Wirst du erst kummen umb dein gut.
Dein ende wirt sein die armut.
Darumb, ker umb! dahaymen bleib
Und zeuch auff heußligkeyt dein weib!
Dir wirt dein gut entspriessen baß.
Er sprach: Mein weib ist mir gehaß
Und helt mich also leg und schnöd,
Wann sie ist so zornig und öd,
Zenckisch, auffschnüppig, böß und murret,
Unwillig, unghorsam und durret
Gehn mir und sunst gehn yederman,
Das ich kein freud mit ir mag han.
Was sie nur khan, thuts mir zu tratz.
Derhalb lieg wir stet inn dem hatz
Und helt mir alzeyt widerpart,
Wie dann ist aller weiber art.
Derhalb ich auch noch sprich und rat:
Selig ist, der kein ehweib hat.
Der alt man sprach hinwider schir:
Viel-leicht magst du das als an ir
Mit deiner unbescheydenheyt,
Das sie mit dir im hader leyt,
Weil weiblich gschlecht ist voller güt
Und erfreut das manlich gemüt,
Wie Salomon uns heist in trewen
Der weyber unser jugend frewen,
Maynt er ye mit freudreichem leben,
Als mir Gott selb ein weib hat geben,
Mit der ich leb inn freud und fried,
Die mir gibt all zeyt gut beschied
Und mich auch fein und herrlich helt,
Zeucht mir zu rat, was mir gefelt,
Ist mir auch willig undterthan,
Zu allem dem, was ich wil han,
Zu pett und tisch freundlicher weiß.
Meins willens hat sie allzeit fleiß,
Und ob sie etwas unrecht thut,
Straff ichs, so nimbt sie es vergut.
Ob-gleich ein zoren ich anfach,
So gütet sie und gibt mir nach.
Sie ist verstanden und verschwiegen.
Mit keinem nachpaurn thut sie kriegen.
Wann ich traurig, unmutig bin,
Redt sie mir das auß meinem sin
Und tröstet mich mit guten worten,
Ist mir freundtlich an allen orten
Und alle ding zum besten wend.
Der-gleich weiber unzalpar send,
Die ir mann halten lieb und werdt
Und thun, was nur ir hertz begert,
Wo man sie auch helt wider recht.
Darumb unbillig sind geschmecht
Von dir all weiber in-gemein.
Darumb ker wieder zu der dein!
Halt sie freundlich, ehrlich und billig!
So wirt sie auch freundlich, gutwillig.
Wirst du dich an ein schlepsack hangen,
So wirt dein zancken erst anfangen
Mit ir selb und anderen gsellen,
Die teglich mit ir bulen wöllen.
Hawen und stechen hebt sich mit.
Der jung mann sprach: Ich laß sein nit,
Eh würd ich hundert mal erstochen,
Weil mein weib hat ir ee gebrochen
Und ist bübisch und gar verrucht,
On alle tugend, scham und zucht,
Das mir offt möcht das hertz zubrechen.
Darumb mag ich wie vor wol sprechen:
Wer im nimbt ein weib zu der ee,
Der schafft im selb unmenschlich wee.
Kein stäte trew ist bey in layder.
Ein kurtzen mut unnd lange klayder
Tragen die weiber alle an.
Wol dem, der ir kan müssig gan,
Weil man ir hat kein ehr noch lob!
Der alt sprach: Du bist viel zu grob,
Das du thust alle weiber schelten.
Sollen sie all der dein entgelten,
Die ihrer ehr hat gar kein acht?
Darzu du sie viel-leicht hast bracht,
Wann die stat macht gar offt den dieb.
Ehweiber halten stäte lieb
Und sind ein ehrentreiche kron
Iren mannen, spricht Salomon,
Als ich selb han ein ehrlich frawen,
Der ich von hertzen thu vertrawen,
Die sich auch also züchtig helt,
Bey yederman so erber stelt
Inn worten, wercken und geper,
Das ich sie von anfang biß-her
Nit hab gespürt mit eynem wort
Leichtfertig, frech an keinem ort.
Geht nit viel auß dein hauß mayiren,
Thut sich nit ubermessig zieren,
Sonder fein erbarlich und schlecht.
Mit manßbilden sie nit viel specht.
Sie ist nicht gögel noch fürwitz
Noch mit sprichworten jhens noch ditz.
Man hörts nicht buben-liedlein singen.
Sie ist schamhafft in allen dingen.
Die winckel-tentz sie allmal fleucht.
Unehrlich gspielschafft sie auch scheucht.
Bey mir allein da ist ir wol.
Sie ist ja aller tugend vol.
On zal find man der weiber mehr,
Den ir sinn steht auff zucht und ehr,
Embsig, freundlich, in lieb untadelich,
Löblich, ehrwirdig und gantz adelich,
Ein auffenthalt irs mannes leben.
Wem Gott ein sollich weib ist geben,
Den spricht auch selig Salomon.
Auff sie er sich verlassen kon
Sein lebtag mit leyb, ehr und gut.
Kein arges sie im nimmer thut.
Darumb rath ich: Da-haymen bleib!
Zeuch auff zucht, ehr dein ehlich weib
Vernünfftig, mit beschaydenheyt!
Freundschafft bringt gegen-freundligkeyt.
Darauß erwechst dann trew und ehr
Von tag zu tag ye lenger mehr.
Mainst du des schlepsacks ehr zu han?
Erst hebt sich wol dein unehr an,
Die-weil darob leyb, ehr und gut
Zertrümmert und verschwinden thut
Mit eym schendlich ehrlosen end.
Dem alten bot der jung die hend,
Danckt im freundlich der trewen leer
Und sprach: Nun will ich nimmer-mehr
Meines ehweibs untugend fliehen,
Sonder die selbig ir abziehen
Mit höchstem fleiß, so viel ich mag.
Viel-leicht wirt sie von tag zu tag
An sich nemen ein bessern mut,
Dardurch unser leib, ehr und gut
Zunemb und fruchtbarlich auffwachs.
Gut zucht bringt frucht, so spricht Hans Sachs.
Anno salutis 1535, am 3 tag Januarii.
(Band 4 S. 370-375)
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Schwanck. Die 18 schön eyner junckfrawen.

Nechten zu abend ich spaciert
Auff freyem marck und phantasirt,
Zu machen ein newes gedicht.
Inn dem da kam mir zu gesicht
Ein junckfraw gar höflich geziert,
Gar adelich geliedmasiert,
Dergleich ich mein tag nie het gsehen.
Deß ward ich zu mir selber jehen:
Warhafft die schön der junckfraw da
Vergleicht der schön Lucretia.
Deß ich mich gleich verwundern kund
Und da geleich stock-stiller stund
Und dacht, wer nur die junckfraw wer.
Inn dem die zart trat zu mir her
Mit leysen tritten, fuß für füß,
Und grüsset mich mit worten süß
Und sprach, weß ich thet warten hie.
Ich sprach: Zart junckfraw, mercket, wie
Ich steh, zu schawen ewer schön,
Die ich ob allen weyben krön!
Wann ich sach nye schöner figur.
Der siben schön tragt ir ein kur,
Die doch all siben traget ir.
Da sprach die zart junckfraw zu mir:
Seind denn der schön nit mehr, denn siben?
Wo habt ir das funden geschrieben?
Ich sprach: Ich hab bey meynen tagen
Von siben schönen hören sagen.
Sie sprach: Der schön sind wol achtzehen,
Die natürlichen mayster jehen,
Die werden auß-gethailt darbey
Inn sechs thail, yeder thail hat drey.
Drey kurtz sind im ersten anfang,
Darnach inn dem andren drey lang
Unnd zu dem dritten sind drey lind
Und zum vierdten drey schneeweiß sind
Und zum fünfften drey rosen-rot,
Zum sechsten drey kolschwartz sind not.
Ich sprach: Der ding versteh ich nicht.
Ich bitt: der ding mich baß bericht!
Wann ich nye liebers hört auff erd.
Sie sprach: Seyt ir denn das begert,
So will ich euch die ubersummen,
An eyne, die sey auß-genummen,
Als ir wert hören an dem end.
Von erst hab ich drey kurtz genendt.
Das sind zwey kurtze ferßlein schien,
Das dritt ein kurtz gespalten kien.
Nach dem drey lang sagt man vor zeyten:
Zu-erst zwo lang geronig seyten,
Das dritt ein lang gold-gelbes har.
Drey lind der solt ir nemen war:
Das erst zway zarte hendlein sind
Und auch ein peuchlein waich und lind.
Zu dem vierdten drey schneeweiß sein:
Die ersten zway weisse prüstlein,
Die dritt ein weisses helßlein ist.
Die fünfften, drey rosen-rot wist!
Zway rote wenglein thu ich kund,
Die dritt ein rosenfarben mundt.
Die sechsten drey schwartz als ein kol:
Zwo sind zway schwartze euglein wol,
Die letzt schwartz ich nit nennen kan.
Ist, die ich außgenummen han.
Der schön ir sibenzehen hat.
So ihr die achtzehend errath,
So schenck ich euch diß krentzlein grön.
Ich sprach: O zarte junckfraw schön,
Ich bin yetz darauff nit bedacht.
Sie sprach: Nembt ziel die langen nacht
Und morgen biß auff diese zeyt!
So kumbt her und mich deß bescheyd!
Mit dem die zart schied von mir hin.
Nun ich die nacht gelegen bin
Und hab mich auff die schön besunnen,
Aber ich hab ir nit gefunnen,
Was die dritt kolschwartz schön mag sein.
Darumb kumb ich zu euch herein,
Euch zu fragen umb rath unnd lehr,
Was die dritt kolschwartz schöne wer,
Das mir wurd deß krentzleins geschmachs.
Verargt mirs nit! das bitt Hans Sachs.
Anno salutis 1557, am 3 tag Martii.
(Band 5 S. 176-178)
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Die neun geschmeck inn dem ehlichen stand.

Ich fragt ein doctor künstenreich,
Was dem ehling stand wer gantz gleich.
Er sprach: Man find in der artzney,
Das der geschmeck sind neunerley:
Süß, essigeindt der ander haist,
Bitter, sawer, pitzelt und faist,
Zwinget, räß, der neundt gesaltzen.
Die neun geschmeck teglich umbwaltzen
Im ehling stand bey arm und reichen,
Wie ich dirs kürtzlich will vergleichen.
Erstlich der süß geschmack sich find,
Wenn zwey zusam verlobet sind,
Inn süsser lieb ir hertz erquicken,
Mit viel freundlichen augenblicken,
Mit lieblichen worten und umbfangen.
Wenn nun die hochzeyt ist vergangen,
So ist die eh noch süß und new
Inn aller freundligkeyt und trew.
Durch-süsset sind ir bayder hertz,
Inn süsser wunne, schimpff und schertz.
Das nendt man: in der flitter-wochen,
Da offt das süß ist bald verrochen.
Der ander gschmack in da er-scheindt,
Der wir genendt der essigeind.
So sie der eyffer-geist vexiert,
Das eins des andern fürchten wird.
Darob hebt sich offt mancher strauß,
Auch wo ir eins ist uberauß
Hefftig, zenckisch und unvertreglich,
Da peyning sie einander teglich
Mit schelten, schenden, rauffen, schlagen,
Eynander inn dem hauß umb-jagen,
Biß sie die hörner wol abstossen
Unnd sie aynig zusamb genossen
Unnd bayd köpff richten in eynander,
Friedlich zu leben bayde-sander.
Der essig-gschmack gar offt beklebet
Bey manchem ehvolck, weil es lebet,
Schlagen einander stätz zu ritter.
Denn kombt der dritte gschmack, heist bitter,
So das weib nichts zum haußhaltn kan.
Dergleich wo etwan auch der man
Gesellisch und vertruncken ist,
Seins handels wardt zu keiner frist,
Etwan der handel auch nit gat,
Hin ist viel gelts umb den haußrat
Und auch mit kindlein uberfallen.
Zu den und der-gleich stücken allen
Kompt losung, haußzinst und knechts-lon.
Dann singens im versetzten thon.
Die bitter armut sie vexiert.
Als-dann der vierdte gschmack regiert.
Das ist fürwar der sawer gschmack.
Zu-binden müssen sie den sack,
Ir küchen dürr und mager speysen,
Deß wasser-krugs sich auch befleysen,
Inn klaydung leicht und schlecht her-gehn,
Spat sitzen, darzu frü auffstehn
Und anhalten den gantzen tag
Mit arbayt, wo man kan und mag,
Den mantl nach sawerm wind zu kern.
Wo anderst sie wöllen mit ehrn
Außkummen auch als biderleut,
Müssens sies kauffen auß der heut,
Biß sie kummen zu eyner narung.
Der fünft gschmack kumpt mit erfarung.
Der bitzlend gschmack tregt auf seym rück,
Ist wol tausendterley unglück,
Das in der eh wont uber tag,
Das sich nyemand erweren mag.
Sie wern verunglimpfft und verlogn,
Versagt, verfortheylt und betrogn.
Ihn wird gestoln, schuld entragen.
Untrew ehalten thun sie plagen.
Thewrung und prunst sie müßn leydn,
Der nachparn ungunst, hassn und meydn.
Jetzt müssens pawen, darnach rechten,
Schand, schad und kranckeit sie durchechten,
Und eh ein unglück hat ein end.
Ist schon das ander vor der hend.
Das bitzeln thut dem hertzen wee,
Denn kombt der sechst gschmack in die eh,
Der faist gschmack, so sie mit glück
Im alter werden faist und flück,
Uberkummen ein gute narung
Und sein weiß worden mit erfarung.
Man zeucht sie auch herfür zu ehrn.
Als-denn sie fein und örndlich zeren
Und leben baß an irem tisch
Nach irem stand mit flaisch und fisch
Und sitzen dann inn guter rhu.
So schleicht der sibend gschmack herzu,
Der zwinget schmack, gantz ungelachsen.
Ist, so die kinder sind erwachsen
Und ir eins theils sind ungeraten,
Unghorsam und vol unthaten,
Des sich die eltern müssen schemen.
Dergleich wenn sie in selber nemen
Mann oder frawen zu der ehe,
Das auch unghraten mit zu gehe,
Oder ob sie auch volgen geren,
Das ir unghratne gmahel weren.
Da zwinget erst der alten hertz
Anfechtung, sorg, angst, pein und schmertz.
Was unglücks den kindern zu-steht,
Das als uber die alten geht.
Mit dem der achte gschmack her-tringt.
Den ressen schmack das alter bringt,
Das baydes ehvolck, mann und weyb,
Sehr abnemen an ihrem leyb,
An krefften, sterck, vernunfft und sinn,
Freud und gedechtnuß felt dahin.
In geht ab an gehör und gsicht.
Zittern und schwindel sie anficht.
Kelt, kretz und husten ihn zu-stat.
Ir glider werden taub und mat,
Ye lenger ye mehr, biß doch zu-letzt
Der neundte schmack auch an sie setzt.
Derselbig schmack ist der versaltzen.
Ist, wenn der tod daher thut waltzen
Mit schwerer tödtlicher kranckheyt,
Und was man darzu artzeneyt,
Das es nur immer erger wirt.
Der kranck wirt hefftig tribulirt.
Endtlich mit grossem angst und quel
Der todt außtreibt die armen seel
Und von dem jamerthal abscheidt.
Erst hebt sich klag und hertzen-leyd
Von seynem gmahel nach dem end,
Der ist verlassen und ellendt
Und find auff erd nicht mehr viel trew,
Deß er sich tröste oder frew.
Kinder, freund, ayden sein nit achten.
Allein nach seinem gut sie trachten,
Wie sie das bringen in gewalt,
Biß endlich auch das kranck undalt
Haym far ins paradeiß, versuch
Den wol-geschmack himlischen ruch,
Da ewig rhu und freud erwachs
Und ewig leb, das wünscht Hans Sachs.
Anno salutis 1539, am 11 tag Junii.
(Band 5 S. 228-231)
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Ein gesprech zwischen siben mendern,
darinn sie ihre weiber beklagen.

Ains abends ich spacieret auß
Auff ein schlafftrunck in ein wirtshauß,
Darinnen siben mender sassen,
Die frölich truncken und auch assen
Und redten gar von mancherley,
Was inn dem land wer das geschrey.
Possierten also mit eynander,
Kamen von eynem auff das ander.
Zu-letzt die red sich thet umbscheyben,
Zu klagen auch von ihren weyben,
Wie keyner seiner recht künd than,
Und was nur uber-zwerg thet gan,
Müst die schuld allein tragen er,
Als ob das weib unschuldig wer,
Und het kein wasser nye betrübt,
Mit dem einer den andern übt.
Also namb ich ein halbe maß,
Damit hindter den ofen saß
Und höret iren schnacken zu,
Wie ich hernach erzelen thu.

Der erste man.

Anfing ein junger schöner man:
Hört zu! ein altes weib ich han,
Die mich teglichen hart beklagt,
Ich sey ein buler, wie sie sagt.
Und ob ich gleich das selbig thu,
So bringt sie mich doch selb darzu.
Wenn ich gern mit ir frölich wer,
So prumbt sie wie ein alter bär.
Sie ist ein weib bey achtzig jaren
Und will, ich soll ir helffen sparen
Und soll bey ir im hauß umb-zausen.
Weyt bin ich lieber von ir dausen.
Ir gelt sie mir umb die oren plewt.
Hat mich zwar nur ein mal gerewt,
Das weret auff hewtigen tag,
Das ich euch allen trewlich klag.
Het ich gewüst ir langes leben,
Zu ir het ich mich nicht begeben.
O der mir saget, sie wer todt,
Dem geh ich ein gut botten-brot.

Der ander man.

Ein alter sprach: Hört! ich vertreib
Mein zeyt mit eynem jungen weib,
Die ich von ir schön wegen nam.
Die ist mir lengest worden gram
Unnd thut uberwennisch ob mir,
Als ob ich nicht gehört zu ir.
Teglich sie sich ziert, preist und butzt,
Vor dem spiegel streicht, zafft und mutzt,
Gantz raisig auff den reuter-schlag
Und liegt am fenster uber tag,
Zu schawen auff die jungen knaben,
Die teglich für der thür hin traben.
Wann ich ir auff die red thu schawen,
So klagt sie dann bey andern frawen,
Ich sey ein alter eyferer.
Het sie gut erbarlich gebär,
Hielt mich ehrlich inn trewen mut,
Seyt sie von mir hat ehr und gut,
Ich west sie auch zu halten wol.
Rath ir, weß ich mich halten sol!

Der dritt man.

Zum dritten sprach ein schlechter man:
So wist, das ich ein ehweib han,
Die ist sehr faul und gar unheußlich
Zottet, zerhadert und gantz scheußlich,
Schlüchtisch mit arbeyt, ist doch starck
Und steht stets an dem klappermarck,
Da sie erfert unnd richtet auß,
Wie ander leute halten hauß.
Und wenn ich soll zu mittag essen,
Hat sie des krauts am marck vergessen.
Die erbes sind verbrendt zu koln
Dann muß vom koch ichs pfenwert holn.
Das kot ligt hindter der stubthür,
Ein saw man wol darinn verlür.
Der-gleich im hauß sunst uberal
Ligt es wie in eynem sewstal.
Das machet mich auch werckloß sehr.
Das ich forthin mag nimmermehr
Kummen auff grünes zweyg mit ir,
Wiewol sie des gibt ursach mir.

Der vierdte man.

Zu dem vierdten so sprach ein fayster:
Ach Got, mein fraw ist selber maister.
Erstlich ließ ich irn zaum zu langk,
Yetzt scheubt sie mich gar undter panck.
Gelt nimbt sie ein und gibt es auß,
So muß ich sein der narr im hauß,
Umb-gehn an einer hennen stat.
Ir ding kaufft sie ir ein mit rath,
Mir langt sies auff eym spenlein her.
Erdap ich etwan gelt on gfehr,
So thu ich mich unmuts ergetzn,
Thu mich zu guten gsellen setzen.
Mit den trinck ich die nacht zum tag.
Dann fürt mein fraw uber mich klag,
Ich verderb sie mit meym wein-sitzen.
Ließ mein weib aber ir popitzen
Mit schürtz, peltzen, röcken und schaubn,
Mit porten, stauchen, goller, haubn,
So wolt ein hund ich sorgen lan.
Mein weib aber die haist Sieman.

Der fünffte man.

Zum fünfften sprach ein wüster knab:
Ir lieben gsellen, wist! ich hab
Ein weib, das ist schir ymmer vol.
Das wissen all nachbawren wol,
Wann sie schleicht haymlich ind weinkeller,
Versaufft kandel, schüssel und deller.
Wo sich das selb nicht wil gebürn,
Lest sie da-haym die blinden fürn
Inn häfen, krügen, haymelich,
Biß daß sie doch gefüllet sich.
So ich ein anders gwinnen wil,
Setz ich mich auch uber das spiel,
Biß ich den bettel gar verschweiß.
Das macht sie mit ir vollen weiß.
Sie bricht hefen, so brich ich krüg.
Nicht weiß ich, wie lang es noch tüg.
Sie war auff schleckerey erzogn.
Waiß nicht, wers ander hat betrogn.
Ich namb sie von der pfenning wegn.
Wer ich dieweil im Rein gelegn!

Der sechste man.

Der sechst inn eynem knöbel-part
Sprach: Keyner hat ein bößre hart,
Als ich selb hab einen fegteuffel,
Die in so trutzigklich auff-kneuffel.
Sie kyfelt, keyfelt uber-nacht.
Was ich mach, red oder betracht,
Das gfelt ir alles von mir nicht.
Sie granet, brummet, beist und sticht.
Da muß ich sein ir dieb und schalck.
So schlag ich sie dann in den balck
Und mach mich darnach auß dem hauß,
Bleib offt ein tag, zwen, drey darauß,
Das ich nur schlemmen, spielen thu.
Da bringt mich mein fegteuffel zu.
Der rendt mir nach offt ins wirtshauß
Und holhüpt mich mit worten auß.
Ein hund ein brot kaum von mir nem.
So halt wir hauß gantz widerzem.
Nyemand macht zwischen meiner frawen
Und mir fried, dann schauffel und hawen.

Der siebende man.

Zum letzten sprach ein alter man:
Nichts mercklichs ich zu klagen han,
Denn das mein weib ist faist und schwer.
Erstlichen war sie magerer.
Da zug ichs nach dem willen mein.
Derhalben wir yetz eynes sein.
Yedes thut, was das ander will,
Und sind freundlich, friedlich und still.
So solt ir mit bescheydenheyt
Ewre weiber zu erster zeyt
Gezogen haben tugenthafft
Und mit vernunfft sie han gestrafft.
Wo weiber ziehen uber-zwerg
Und mender auff ein andern berg,
Da eins dem andren günd nichts guts,
Da bringt ein trutz den andern trutz.
Derhalb ziech yeder noch sein weyb,
Das er mit ir bey ehren bleib!
Wie man dann spricht: Ein fromer man
Ein frommes weib im ziehen kan.
Anno salutis 1531, am 6 tag Martii.
(Band 5 S. 237-241)
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Wie siben weiber uber ihre ungeratne mender klagen.

Ains mals ich inn dem brachmon haiß
Mir auf ein tag fürnam ein raiß
Hin durch ein holtz, lüstig genug,
Die mich uber ein wasser trug
Hin durch ein blumenreiche wießn.
Darinn sah ich ein pechlein fließn
Auß einem gstreuch, zu dem ich schlich
Und vor der sunnen hitz entwich.
Inn dem hört ich ein leiß gedöß
Hinter mir, samb in eym gemöß.
Zu-ruck thet ich dem hal nach schawen.
Da sah ich sitzen siben frawen
Radweiß umb einen külen brunnen
Am schatten vor der haissen sunnen.
Still schlich ich in den pusch hinein,
Auff das ich hören möcht gar fein
Ir haimlich rath von wort zu wort.
Also lauscht ich an diesem ort
Gar wunder-still, was da wolt werden.
Trawrig waren all ir geberden.

Die erste fraw.

Da fing die aller-eltest an
Und sprach: Ich hab ein jungen man
Gehabt ein jar und viertzig wochen,
Der hat sein trew an mir gebrochen.
Den hab ich zu eym herrn gemacht.
Yetzund bin ich von im veracht.
Er haist mich seinen alten betzn
Und thut mich mit hön-worten dretzen
Unnd geht umb mit andern schlepsecken
Inn die tayber und huren-ecken.
Dergleich hat er auch sein bescheyd
Im hauß da-haym mit meiner meyd.
Auch hat man im nechten zu nacht
Ein panckart inn das hauß gebracht,
Den muß er lassen hin umb lohn.
Was ich lang spar, das wird er on.
Noch muß ich zu dem allen schweygn.
Er spott mein und zeygt mir die feygn.
Darumb, ir frawen all gemein,
Last euch mein not geklaget sein!

Die ander fraw.

Ein junge fraw hinwider sprach:
Ich leid noch grösser ungemach
Von meynem alten grawen man,
Den ich umb gelt genummen han.
Bey dem ich hab kein freud noch mut,
Wann er strebet geitzlich nach gut
Und hat mein sorg vor yederman.
Geht einer für-über und sicht mich an,
So muß ich dann kyfferbaiß essen.
Der eyfer hat ihn gar besessen,
Trutz das ich mit eym redt ein wort.
Er schleicht mir nach an alle ort,
Er horcht und lost, daucht wie ein mauß.
On in dürfft ich nit für das hauß.
Wann ander frawen höflich prangen,
Muß ich dahaym sitzen gefangen.
Ich dörfft nicht auß zum fenster schawen.
Also muß ich, ir lieben frawen,
Inn meynem jungen blut verderben.
Sol das lang wern, so muß ich sterben.

Die dritte fraw.

Zum dritten sprach ein fraw gantz arm:
Ach Gott, ir sitzet bayde warm
In ehr und gut vorhin erworben.
Mit meinem man bin ich verdorben
An ehren, freuden unnd an gut.
Sein ding er als verlassen thut,
Wann er ist faul und gar unechtig,
Hinlessig und gantz unfürtrechtig.
Mit arbayt sticht er keinen bern,
Er schleufft nur umb nach newen märn.
Auff sein handel hat er kein sorg.
Deß kaysers gut nemb er auff borg.
Zu zalen hat er gar kein sin,
Biß man ihn treybt mit ghricht dahin.
Er sagt viel zu, helt nicht das minst.
All jar erschleicht uns der haußzinst,
Dann müß wir pfand für haußzinst lassen.
So loß ist er uber die massen
Und hat verlorn glaubn und trawen.
Das sey euch klagt, ir frommen frawen!

Die vierdt fraw.

Die vierdt hub an zu klagen auch:
Ir frawen, ich hab ein weinschlauch.
Alle wirtsheuser er auß-schleufft,
Darinn er schlemmet, frist und seufft
Und trinckt gantze und halbe zu
Und fült sich wie ein treber-ku.
Dann kumbt er haym und wirfft ein greiß,
Ein saw het wol daran ein speiß.
Dann stinckt er wie ein faules aß,
Und bald er außschlefft uber das,
So zeucht er hin zum branten-wein,
Da ander truncken-poltz auch sein.
Darnach er auff ein süplein geht,
Wann er mehr gelts im hauß nicht het.
Das werd dann hin den gantzen tag.
Vor hunger ich die haut kaum trag,
Den ich leyd mit mein kleynen kinden.
Mir thut mein haußrath gar verschwinden,
Das ich schier nichts mehr hab im hauß.
Ir frawen, rath! wo soll ich auß?

Die fünffte fraw.

Die fünfft zu klagen auch anhub
Und sprach: Mein man ist ein spilbub.
Alle schleuffwinckel er außkreucht,
Darvor sich sunst ein yeder scheucht,
Biß er die nassen knaben find.
Da geht er an, als sey er blind,
Mit karten-spieln und dem umb-schantzen,
Wann sie dann rupffen all sein pflantzen
Und das sie in gar paden auß.
Dann kommt er maulet inn das hauß,
Flucht, es möcht der erdboden krachen.
So ich dann auch red zu den sachen,
So thut er mir die haut vol schlagn,
Thut knecht und magd zum hauß ausjagn.
All mein klayder hat er versetzt,
Zyn und das pettgwand auch zu-letzt,
Das ich im stro lieg bey der nacht,
Und hab im doch viel gelts zu-bracht.
Das ist hindurch mit meinem man.
Ir frawen, rath! was soll ich than?

Die sechste fraw.

Weinend hub an ir klag die sechst
Und sprach: In glück bin ich die schwechst.
Was ir all fünff klagt inn gemein,
Das hat mein man an im alleyn.
Er bult, er eyffert, trinckt und spielt,
Er leugt und treugt, ist faul und stielt,
Grob, unzüchtig und unbescheyden.
Er flucht und schilt, gleich eynem heyden.
Die bösten rott er an ihm hat,
So mans find in der gantzen stat.
Damit thut er sich teglich palgn,
Hawen und in dem kot umbwalgn.
Er ist ein lauter hadermetz,
Das ich offt bey mir selber schetz,
Das er zu-letzt erstochen wer.
Darzu ist er mir gar gefer
Tag und nacht mit schlagen und rauffen.
Ich muß im offt zu nacht entlauffen.
Ich wolt, das er am galgen hieng.
Gott geb, wie es mir dar-nach gieng!

Die sibend fraw.

Die sibend, ein faist erbar weyb,
Sprach: Das ich nit unklaget bleib
Uber mein man, so ist mir bang,
Das er ist offt von mir so lang
Auff messen, märckten uber land.
Sunst helt er sich inn seynem stand
Gen mir, als ein recht byderman,
Uber den ich nichts klagen kan.
Doch war er erstlich frech genug,
Das ich mit guten ihn abzug.
Ir frawen, so nembt bey mir lehr,
Das ewer keyne fürbaß mehr
Uber ihren man so thörlich klag,
Vor-auß wo man nicht helffen mag!
Sonst bringt sie sich mit im zu schand.
Sondern sie sol ihn mit verstand
Gütlich straffen mit allem fleiß,
Das er ablaß von seiner weiß.
Viel-leicht so wird ablassen er.
So sprichet Hans Sachs, schumacher.
Anno salutis 1531, am 3 tag Martii.
(Band 5 S. 242-246)
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Schwanck. Der lose man. Die figur zeyget an
die art eynes unheußlichen weybes.


Der lose man.

In dem büchlein von ernst und schimpff,
Darinn beschrieben hat mit glimpff
Der Parfot-bruder Johann Paul,
Wie auff ein zeyt ein man stüdfaul
Gantz werckloß und darzu nachlessig,
Gneschich, versuffen und gefressig,
Was gar ein bodenloser schlund,
Verzert vom gülden dreyzeh pfund.
Wenn er kein gelt het inn dem hauß,
So trug er denn vor fewer auß
Zinpletz, kandel und die schüssel.
Das fur im alles durch sein rüssel.
Das trieb er die halb wochen neyn
Mit den losen zech-gsellen sein,
Ließ weib und kind am hunger-tuch nehen.
Sein fraw war heußlich, thet off jehen:
Halt an mit arbeyt, lieber man!
Das wesen wirts also nit than,
Das du tag und nacht liegst beym wein.
Da siehst: der haußzinst geht herein.
Sag! wo wöll wir doch nemen den?
Dein schauben muß fürt lucken stehn,
Sprach er, und hönet sie darmit.
Volgt steht nach seynem alten sitt
Und trieb auß dem weib seynen spot.
Er het an ihm ein lose rott,
Die auch geleich, wie er, hauß hielten,
Im wirtshauß lagen, suffen und spielten.
Nun het er ein ehrbider weib,
Schön, jung, gerad und zart von leib,
Die gern blieben wer bey ehrn,
Mit arbayt sich het helffen nehrn
Und darzu ihre kleyne kinder.
Weil aber all sach schlug hin-hinder,
Erfand die fraw eins tags ein sinn
Und kochet da haymlich für in
Zweyerley essen auff den tisch;
Auff das ein eck ein praten fisch,
Setzt darzu ein kandel mit wein
Und new gepachne semmelein;
Auff das ander eck setzt sie frey
Ein gantz mageren haber-prey
Und darzu eynen wasserkrug
Und sprach: Mein lieber man, nun lug!
Wilt in armut leben mit ehrn
Und dich mit harter arbeyt nehrn,
An dich halten zimlicher sparung,
Genügen lassen an ringer narung,
So kumb und sitz zum haber-prey
Und zu dem wasserkrug darbey!
So will ich mit dir gar bescheyden
Ubel und gut als mit dir leyden,
Nach unserm wesen und ringen stand,
Und will dir auch mit meiner hand
Auch helffen arbeyten frü und spat,
Das mirs blut zun negeln außgat,
Mit spinnen und andrem haußhalten
Und was ein weib hat zu verwalten,
Damit uns helffen trewlich nehrn,
Das wir bleyben bey heußlich ehrn.
Wilt du aber nach deinem litzen
Hin zu dem wein und pratfisch sitzen
Und schlemmen nach deym alten brauch,
Wie du denn teglich treybest auch,
So wiß, das solch unörndling wandel
Dein schlechter und geringer handel
Gar nit ertregt noch mag erwerben,
Sonder ye lenger mehr verderben,
Das uns zwar schon reyt fraw Armut.
Du sichst: hin ist mein heyratgut,
Mantel, rock und die federwat,
Kleynat und auch der best haußrath.
Wilt du von solcher weiß nit lassen,
Wol essen und trincken der-massen,
So must du leyden, das ich geh
An end, dahin ich nit gieng eh,
Mit solchem schlamp dich zu erneren,
Das doch wer mein weiblichen ehren,
Dieweil ich lebt, ein schand und schmach.
Und du wirst auch veracht darnach,
Das du mir ein solches zu-sechst,
Dast nit wehrest und wider-sprechst,
Dergleich würden auch nicht dest minder
Veracht und verschmecht unsre kinder.
Nun, mein man, hie hast du zwo strassen;
Die ein must gehn, die ander lassen,
Einmal erwelen schand oder ehr,
Der eins; kein mittel ist da mehr.
Der loß man lacht, setzt sich zum tisch
Und aß auff den gepraten fisch
Und soff auch darzu auß den wein.
Nach dem sprach zu der frawen sein:
Mein weib, nun geh hin, wie du sagst!
Gwinn essen und trincken, wo du magst,
Es sey bey thumbherrn oder pfaffen!
Das gibt mir alles nichts zu schaffen.
Sey dir verziehen und vergeben,
Das ich nur hab so wol zu leben,
Zu feyern, essen und zu trincken!
Dein unehr thut mich nit anstincken.
Den ehren ich nit sehr nach-frag,
Weil ich darbey solt uber tag
Eßn mager suppen und haber prey.
Auch fellt mir yetzt eins ein darbey,
Diß auff die ehr viel oder wenig
Ein Jud lieh kaum dritthalben pfennig.
Unnd ob gleich etwas unrechts gschech,
Will ich thun, samb ich gar nit sech.
Auch tröstet mich, das du allein
Nit wirst inn dieser stat hie sein
Undter so viel tausent frawen,
Die auch sey inn den schalcksberg hawen.
Darumb schreybt man dirs nit an schilt.
Darumb sey frey! thu, was du wilt,
Das ich nur hab zu trincken wein!
Darmit bschloß er die rede sein.
Die fraw zu waynen anefing.
Sprach: Schetzt du denn mein ehr so ring,
So bist du auch nit ehren werd.
Schad ist, das du lebest auff erd.
Er fur auff, wolt sie schlagn und rauffen,
Das im die gut fraw must entlauffen.
Solch loser mender find man noch viel,
Die sitzen bey dem wein und spiel,
Die halben wochen, frü und spat,
Haben kein acht auff ir werckstat.
Darmit geht handel, gwerb und gwin
Mit irer füllerey dahin,
Darmit auch inn geltschuld einrinnen,
Das sie etwan müssen endtrinnen
Oder hin inn die krieg lauffen,
Lassen sitzen ob eynem hauffen
Inn der schuld bayde weib und kind,
Welche denn gar verlassen sind
Und stecken inn dieser armut,
Da denn ein biderweib offt thut
Armut halb wider ir weiblich ehr,
Das sunst leicht geschech nimmer-mehr,
Wenn ir ehman bey ir wer blieben.
Zu dem unfal wirt sie denn trieben
Von irem eygenen ehman,
Dieweil er gar kein gut wolt than.

Beschluß.

Hiebey du, jung ehman, gedenck!
An loß gesellen dich nit henck!
Halt dich zu auffrichtigen gsellen,
Welche nach gut und ehrn stellen!
Und wart auch fleissig frü und spat
Deins handels, gewerbs und werckstat
Und sey endlich mit deiner hand!
Zer fein messig nach deynem standt
Und laß dir als dein aygen leyb
Lieb sein dein kinder und dein weib
Und ihn getrewlichen vorgeh,
Wie du gelobt hast in der ehe! [Eh]
Hab allzeyt Gott vor augen du!
Leb inn Gottes forcht spat und fru!
Hör und wandel nach seinem wort!
So wirt dir Gott an allem ort
Geben sein segen und gedeyen,
Zu deiner arbeyt dir verleyen
Hayl, wolfart unnd alles gelück,
Das dir keins folgt der bösen stück,
Der lose lewt gewarten müssen,
Ir dück mit schmach und schande büssen
Und erleyden viel ungemachs.
Vor dem bhüt uns Gott! wünscht Hanns Sachs.
Anno salutis 1557.
(Band 5 S. 247-251)
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Schwanck. Das ungeraten unheußlich weib.

Wer hie für geh, der schau mich an!
Ich bin ein arbeytsamer man
Mit meyner hand frü unde spat,
Des ich von leib bin schwach und madt
Vor schwerer arbeyt, die ich thu,
On all erquickung, rast und rhu,
Wiewol mir helffen meine kindt.
Eines spinnet, das ander windt,
Das dritt haßpelt, das vierdte spult.
Noch reyt mich stät groß ungedult,
Dieweil bey meinem harten weben
Mein arbayt will mit nicht ergeben,
Sonder verschwind und wird verloren.
Des macht: die eßlin steht da voren,
Zerkifft, zernagt, frist und zerstrebt,
Was ich mit arbeyt han erwebt.
Kein nutz kan ich bey ir erholn,
Wann sie gibt weder milch noch woln,
Zeucht kein wagen und legt kein ay.
Allein ein eselisch geschrey
Hat sie, gantz unverstanden grob.
Ir leben ist on alles lob,
Wie obgemelt, allein auff schaden.
Des muß ich stätz in sorgen paden.
Derhalb ich nichts erweben mag,
Webt ich biß an den jüngsten tag.
Bey der alten fabel, erdicht
Von den Kriechen, nimb den bericht!
Eym man, dems wird mit arbayt sawer,
Er sey gleich burger oder pawer,
Ein kauffman oder handwercker,
Der ob-leyt harter arbeyt schwer,
Mit handlen, wandlen und verkauffen,
Mit reyten, faren und mit lauffen,
Mit sorgen, fechten, sitzen, wachen,
Mit schmiden, weben, zimmern, pachen,
Mit schmeltzen, giessen, schnitzen, drehen,
Mit malen, pawen, schneyden, neen,
Mit all dem, was man nennen mag,
Dem ein man oblig nacht und tag,
Mit harter arbayt, streng und vest,
An allen orten thut das best
Mit allem seinem haußgesind,
Mayden und knechten und mit kind,
Wo der ein faule eßlin hat,
Darbey sein ehweib man verstat,
Die zeerhafft ist und gern schlembt,
Was er gewint, sie im verdembt,
Mit klaydern popitzt hin und her
Und ist ein schlüchtische hauß-ehr,
Verfault, verlast, verwüst, verleust,
Dem man sein erbeyt nicht erspreust,
Er nagel, zabel, fredt unnd schab,
So kombt er doch zu keyner hab,
Weil sein weib ist faul und entwicht,
Wie dann das alte sprichwort gicht,
Ein henn scharr alle mal mehr dannen,
Dann zuhin tragen siben hannen.
Derhalb ein jung man sich nit saum,
Behalt erstlich sein weib im zaum,
Ziech sie fürsichtig und vernünfftig,
Das sie im sein arbeyt zukünfftig,
Nicht thu unützlichen verzeren,
Sonder helff in getrewlich nehren
Mit arbeyt, die eym weib zustehe!
Darmit mag er dann dester ehe
Kummen zu rhu und guter narung,
Wie es die zeit bringt mit erfarung,
Des mancher erstlich ist zu schlecht
Und wirdt zuletzt der eßlin knecht.
Wer all ding west, thet nit unrecht.

Die lose fraw.

Nun schweigt und hört! so will ich sagen,
Wie ich inn kurtz verschinen tagen
Kam in eins handwercks-mannes hauß
Zu eynem wunder-wilden strauß.
Der man was hungrig, arbeyt wol,
Das weib aber war gar stüd-vol,
Thet im hauß hin und wieder puchen.
Der man trat zu ir in die kuchen,
Sprach: Wilt du heynt nit zessen geben?
Sie sprach: Es ist mir noch nit eben.
Du kauffst mir ein kein holtz noch schmaltz,
Kein flaisch, brot, zimmeß oder saltz;
Warvon solt ich zu fressen kochen?
Mit solchen ungestümen bochen
Stieß sie umb ein hafen mit wein.
Der mann der sprach: Was sol das sein?
Du unflat, find ich wein bey dir?
Und gab eins in den schönpart ir.
Sprach: Du vernaschter, fauler sack,
Nöten bist du vol uber tag
Und lest mich und die kleinen kinder
Am hunger gan; nicht dester minder
Fülst du dich, unendlicher balck!
Die fraw die schrey: Du leugst, du schalck!
Du sitzt auch offt drey tag beym wein,
Verschlemmest und verzerst das mein
Und tregst mir meine klayder auß
Und was ich guts hab in dem hauß,
Du schlemmer, füller und du praßler,
Du spieler, lotter und du raßler,
Du narr, du schelm, du grober tropff!
Erst gab er ir ein guts an kopff
Und riß sie bey dem har zu hauffen
Fieng an zu schlagen und zu rauffen,
Thet sie mit feusten wol erknüllen,
Anfing sie, zu schreyen und rüllen:
Hör auff, du diebischer verrether,
Du mörder, bößwicht, ubeltheter.
Du rauber, hurer und ehebrecher,
Du trunckenpoltz, du bub, du frecher,
Du knoll, du troll, du frawen-feind!
Schad ists, das dich die sonn bescheynt.
On zal viel böser wort im gab.
Als er nun ließ mit streichen ab,
Fur sie auff und sich von im rieß,
Die kuchen-thür sie an angel stieß
Und schrey: Der teuffel bleyb bey dir!
Du unflats-hals, gelaub du mir!
Ich will ein ubern halß dir schicken,
Der dir auch muß dein golter flicken,
Du ölp, du dölp, grober fantast!
Weyl ich bey dir hab gar kein rast,
So will mein freunden ich haym gan
Und fürbaß kein gut dir mehr than,
Dir nimmer kommen an dein seyten.
Der man sprach: Heb dich nur von weyten,
Du fegteuffel, biß ich dir nachschick!
Sie gab im ein dückischen blick
Und loff damit die stiegen ab.
Nach dreyen tagen sichs begab,
Da sie bey iren freunden war,
Einer schickt sie dem andren dar,
Ir yeder ward ir bald urdrütz.
Weil sie mit arbeyt war kein nütz,
Zwugen sie ir mit scharpffer laugen.
Das ellend schlug ir undtert augen,
Begert zu irem frommen man.
Bald nam sich des die freundschafft an,
Das sie abkemen des uber-beins.
Zwen giengen hin und wurden eins.
Den man sie ein zu nemen batten.
Der sprach: Sie ist gantz ungeraten.
Wiewol sie etwas hat ererbet,
Hat sie mich doch schier gar verderbet,
Hat mich auch lassen hören an,
Wie sie mir wöll kein gut mer than.
Nein, sprachen sie, das soll nit sein!
Ir zwey seyt die jhening allein,
Die ir zusamm gehören söllen.
Die frawen wir euch bringen wöllen;
Die soll euch alle ding ab-bitten,
Fürbaß sich brauchen guter sitten,
Euch fürbaß halten gar vergut.
Wo sie wieder euch handlen thut,
So wöllens selber straffen wir.
Er sprach: Wenn ich das hört von ir;
Dieweil ich bin sein unbedacht.
Zu-hand ward sein fraw herbracht,
Und bald kam in die stuben sie,
Do fiel sie für in auff die knie
Und gab im so viel guter wort,
Der-gleich kein man nicht het erhort.
Ein münch möcht sie han tantzen machen.
Auch redten die freund zu den sachen,
Das er der frawen bitt an-namb,
Unnd gaben sie wieder zu-samb,
Das sie ir zeyt in fried vertrieben.
Nicht waiß ich, wie lang sie sind blieben
Inn eynigkeyt nach dem geding,
Weyl sie so leichtlich von im gieng,
Das doch eym weib steht ubel an,
Das sie hinlaufft von irem man,
Ob er gleich thu ein wenig bleydigen,
Das frembd lewt müssens einteydigen,
Damit sich gibt unter die lewt,
Das man mit fingern auff sie dewt.
Derhalb ein weib sey irem man
Willig, gehorsam, undterthan,
Ihm uberseh unnd uber-hör,
Inn keym weg sich gehn im empör!
Das steht ir gar ehrlichen an.
Dargegen soll ein biderman
Mit seym weib nicht tyrannisiren,
Sonder sie mit vernunfft regieren,
Das sie in lieb und bey im bleib.
Dieweil sie bayde sind ein leyb,
So solln sie auch eintrechtig leben,
Keines das ander ubergeben
Inn worten, wercken noch gedanck.
Begibt sich undter-weil ein zanck
Bey in, den sollens undterdrücken,
Das man es merckt inn keynen stücken.
Das steht biderlewten wol an.
Darnach richt sich fraw und man,
So mögen bleyben sie mit ehren,
Ir hab und gut ersprießlich mehren
Und hie ir zeyt in rhu verzeren.
Anno salutis 1557.
(Band 5 S. 252-258)
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Schwanck. Zwayerley ungleicher ehe.

Ain jung gesell, gerad von leib,
Der bulet umb ein altes weib;
Geruntzelt, dürr war ir die hawt.
Allein er auff die gülden schawt,
Nach den selben er schnappen thet.
Viel süsser wort er mit ir redt,
Verhieß gar viel der guten alten,
Er wolt sie schön und ehrlich halten.
Gedacht haymlich: Die sach wer schlecht,
Wenn ich irn strick ant hörner precht;
Dann wolt ich ir das gelt verzern
Und ir die alten hawt erpern,
Ein junge halten frü und spat.
Ließ darnach den alten unflat
Umb-gehn an eyner hennen stat.

Das alt weib.

Die alt die sach den jungen an,
Der was schön, glatt und wolgethan.
Sie sprach, Ich fürcht, ir seyt zu frech
Und mir wie mancher alten gschech,
Die ir erst zu-richtet unrw.
Yedoch traw ich euch bessers zu,
Ir werd an mir nit ubel than,
Sonder euch wie ein biderman
Gehn mir halten in allen sachen.
Ich will euch zu eym herren machen,
Mein gut euch machen undterthan,
Was vor erspart mein alter man,
Wo ir euch halt, wie ich euch bitt.
Die heyrat wurd beschlossen mit.
Nit waiß ich, wie die eh geriet.

Der alt man.

Eins mals ein gar uralter man
Ein junges maidlein lieb gewan.
Dem thet er lange zeyt hofirn,
Thet sich fast schmucken unde ziern
Und sprach: Wenn ir wolt willig sein
Und euch in trewen halten mein,
Mich ehrlich halten spat unnd frw,
Wann mir geht ab, so geht euch zu,
So wolt ich euch deß wol ergetzen,
Inn ehr und grossen reichthumb setzen,
Kauffen, was ewer hertz begert,
Euch freundlich halten lieb und werd.
Klegt ein magd nit, ich halt euch zwu,
Halt ir euch freundlich spat und fru.
Wölt ir das thun, so sagt mirs zu!

Die jung metz.

Die jung die war der sach geschickt,
Den alten sehr freundlich anplickt,
Verhieß im als, weß er begert,
Sie wolt in halten lieb und werd.
Sie maint aber sein pares gelt.
Mit süssen worten sie im strelt,
Darmit sie auch dem alten lappen
An halß strayffet die narren-kappen.
Darnach als sie sich dorfft gerüren,
Thet sie am narren-sayl in füren,
Als manchem alten noch geschicht.
Alt und jung sich zam reymet nicht,
Sunder geleich mit seynem gleich,
Das ist frölich und frewdenreich,
Wie man das spüret tegeleich.
Anno salutis 1533, am 1 tag May.
(Band 5 S. 259-260)
_____




Schwanck. Der alten weiber roßmarck.

Eins tags ich im Schlawraffen-land
Gar ein seltzamen roßmarck fand,
Da het man alte weyber fayl,
Der jungen auch ein michel thail,
Die hettn ir mender dar geritten,
Als denn war inn dem land der sitten,
Welchem sein frawe nit mehr docht,
Der selbig sie vertauschen mocht.
Also ward gar ein grosse schar
Solcher weiber geritten dar,
Die het man fayl auff eynem plan.
Darauff sahe ich ein alten man,
Der sein jung weib vertauschen wolt.
Bot sie eym jungen an, der solt
Sein altes weib im daran tauschen.
Ich hört und thet gar eben lauschen.

Der alt man.

Der alt sprach: Schaw, ich hab ein junge,
Die frey daher geht in dem sprunge
Und an der farb kein mangel hat.
Sie geht im zelld, ir hawt ist glat.
Ist mir nur zu scharff und geschmaissig,
Zu frech, zu hurtig unnd zu raysig,
Der ich erstlich ließ iren raum.
Deß tregt sie mir fast hohen zaum,
Macht mich bey hellem tag offt irr
Und tritt mir offt auß dem geschirr.
Wann ich denn red zu diesen dingen,
So will sie mir inn paren springen.
Sie schlecht und peist und würfft mit stein,
Ist der recht bösen schelmen ein
Und will sich immer zemen auß.
Deß halt ich mit ir manchen strauß.
Sie ist mir zu stoltz und zu gayl.
Darumb, gesell, ist sie mir fayl.
Wilt du sie hon, so schaw sie eben
Umb sunst! du darffst mir nichts auff geben.
Gieb mir allein darfür die alten!
Die selbig traw ich zu erhalten
Mit ringer kost auff meyner wayd.
Doch sag ich dir vor den beschayd:
Wilt du die jungen am paren han,
So leg ir eynen maulkorb an,
Das sie nit immer peiß dargegen!
Und thu irs futter höher legen!
Schatt nit, ob sies auff dich vertrieß.
Und leg ir ein ein herter piß
Und leg du an zwen scharpffer sporn
Und schlag sie waidlich zwischen orn
Und laß ir nur den zaum nit lang!
Sunst geht sie iren alten gang
Und gibt darnach auch nichts umb dich
Und wirst so wol der narr als ich.
Nun wilt du den tausch mit mir wagen,
So thu mirs in die hend her schlagen!
Schirst du mir, so will ich dir zwagen.

Der jung man.

Der jung man sprach: Schau an! mein weib
Ist alt, geruntzelt all ir leib.
Wilt mir dein jung weib geben drumb,
So kumb! beschaw sie umb unnd umb!
Ir farb ist böß, wann sie ist fal.
Ir hawt ist dürr, ir helßlein schmal.
Den kopff sie nieder-hengt unfletig.
Sie ist nit hurtig und nit thetig,
Wann sie ist in dem rucken lam.
Deß bin ich ir von hertzen gram.
Der vier roßwandel hat sie drey,
Harschlecht, rützig, rewdig darbey.
Kein bocksprung thut sie in die höch.
Doch hat sie etlich hundert flöch,
Die stechens herter, wenn die premen.
Kein sporen darff ich zu ir nemen,
Wan sie hat vor ein harten trab.
Sie wirt dir recht, du alter knab!
Sie eylet dich in keyner moß.
Sie hat ein gang wie ein samroß.
Kein sillen thut sie dir zerreyssen.
Sorg auch nit, das sie dich thu peissen!
Sie hat nur drey zeen inn dem maul.
Doch zeucht sie gern und ist nit faul.
Wo sie kumbt uber die wein-flaschen,
Thut sie den alten geder waschen.
Sie schlecht nit auff, wann sie ist frumb.
Doch acht nit, das ein wenig prumb
Im hauß, gleich wie ein zeidel-beer!
Nun wilt dus thun, so schlag mirs her!
Laß schawen, wer dem andren scher!

Das jung weib spricht.

Die jung fraw sprach: Du alter greyner,
Der jung ist deiner gsellen eyner,
Der auch vertauschen will sein frawen.
So hat auch dich der schimpff gerawen.
Schlichst mir doch nach an alle ort
Und gabst mir viel der schmaichel-wort,
Du wölst ein frawen auß mir machen,
Und kunst fein freundlich gehn mir lachen!
Yetz so ich bin dein aygen gantz,
So hebt sich erst der betlers-dantz
Mit eyffern umb mich frw und spat,
Das es schier waiß die gantze stat.
So ich mich etwan schmuck und putz
Oder auß zu dem fenster gutz
Und frölich bin wie ander lewt,
So wilt du faren auß der hewt
Und wilt, ich soll mich innen halten
Geleich deiner vorigen alten.
Das will und mag ich gar nit thon.
Und wilt du mich vertauschen schon,
So ist es doch hewer nit sitt.
Ich kumb von dieser ziechen nit,
Weil ein feder darinnen ist.
Du solt es vor baß han gewist,
Das dir gieng ab und mir gieng zu.
Du alter narr, warumb hast du
Dir nit deines gleichen genummen?
So wer es dir zu dem nit kummen,
Du wölst aber ein junge han.
So hab dir die maul-daschen dran!
Dein eyffersucht geht mich nit an.

Das alt weib.

Das alt weib schrey: Schütt dich der ritt,
Du junger lapp! Des thu ich nit,
Das ich mich hie vertauschen laß.
Du solst dich han betrachtet baß,
Da du mich selb zu der eh namest,
Mit schmeichel-worten mich hinter-kamest.
Du thest nach meynen gülden schnappen.
Ich straifft dir an die narren-kappen.
Hast mich doch wol vor dir gesehen.
Du thest fein freundlich zu mir jehen,
Du wölst mich werd und ehlich han,
Dich halten als ein byderman.
Also hast dich zu mir gelogen,
Mich altes weib felschlich betrogen.
Du heltst mich unwirs und unwerd,
Als ob ich sey ein acker-pferd.
Bist gar an hawt und har entwicht.
Du nambst mein gelt und mich gar nicht.
Was mein vorig frumb alter man
Erspart, das hast du mir verthan
Mit trincken, buln und mit rauschen.
Nun woltst du mich geren vertauschen,
Auff das du mein auch kömest ab,
So ich nit mehr der gülden hab.
Darzu so sag ich aber nein.
Du must mit mir behangen sein
Und must dein lebtag mit mir hausen,
Thet dir noch so hart ob mir grawsen.
Narren muß man mit kolben lausen.

Der beschluß.

Bey diesem schwanck so soll verstan
Bayde die frawen und die man,
Junckfrawen und die jungen gsellen,
Wenn sie sich verheyraten wöllen,
Das sich ir yedes fleissig rem
Und nur seines geleichen nemb
An reichthumb, alter und an jugend,
An adel, gschlecht, stamb oder tugendt.
So geht es recht, wie man spricht heut:
Geleich sich mit seins gleichen freud.
Solch eh bleibt standhafft alle zeyt
Bayde in lieb und auch in leyd,
Wann es zu-mal thörlichen ist,
Wo gleich nit zu seins gleichen nist,
Sonder allein heyrat nach gut,
Darinn sich nit vergleichen thut
Hertz, willen, sinn unnd das gemüt,
Adel, thugend, leib und geblüt.
Solch eh hat gar ein schwachen grund.
Des auch gewönklich kurtzer stund
Darein kummet die schnöd nachrew,
Das ein end nemet lieb und trew,
Welche kein rechten grund nie het.
Als-denn der wider-will angeht,
Das eins des andern gern entper,
Vertauscht, wann es gewonheyt wer.
So wurden alle pletz zu eng
Zu dem roßmarck, vor grosser meng,
Die sich begerden da zu scheyden,
Das doch sitt ist bey etling heyden.
Bey Christen aber mags nit sein.
Deß schick sich yedes vorhin drein
Und schaw im anfang selber drauff,
(Wann heyraten ist ein langer kauff)
Das im darauß kein nachrew wachs!
Gleich und gleich bleibt eins, spricht Hans Sachs.
Anno salutis 1533, am 1 tag Junii.
(Band 5 S. 261-266)
_____




Ein klag-gesprech dreyer kleger mit dem man
ob seinem verstorbnen bösen weib.


Eins tages starb eym man sein weib,
Die im lang peynigt het sein leyb
Mit kyfen, zancken und mit nagen
Und das er kaum die hawt mocht tragen.
Er war einfeltig, frumb und schlecht,
Allmal gewest ir drüppel-knecht,
Als man der auch noch findet viel,
Wiewol ich nyemand melden wil.
Als man die leych gehn kirchen trug,
Der gute man auch darmit zug
Inn eynem alten schwartzen klaid
Und stelt sich, sam wer im fast layd.
Die nachparschafft die gieng auch mit
Und klaget in nach altem sitt.

Der erst kleger.

Ein nachpawer tratt zu im in klagt.
Es ist mir layd, er zu im sagt,
Das dir ist dein weib gestorben.

Der man.

Er sprach: Sie war am leyb verdorben,
Lag schir ein viertheil-jar ungsund.
Sie wurd so dürr wie ein jaghund
Und lied so grosse marter do,
Das ich gleich bin von hertzen fro,
Das sie es nur hat uberwunden,
Weil wir ir ye nit helffen kunden.
Hab ir zu lieb inn dieser zeyt
Wol dritthalb pfund verartzeneyt,
Noch war es als an ir verloren.
Darumb bin ich nye fröer woren
Mein lebtag, dann das sie es hat
Gar uberwunden nechten spat.
Het nur immer sorg bey mein ehren,
Sie wurd wider lebendig wern,
Das sie auff erd noch mehr must leyden.
So lieb wars mir bey trew und ayden.

Der erst kleger.

Da antwort im der nachbawer wider:
O nachpawer, du bist frumb und pider,
Das du deym weib gunst so viel guts
Und bist so eins frölichen muts,
Das sie der marter ist kummen ab.
Ein alt weib ich da haymen hab,
Die ist wunderlich tag und nacht,
Sie kreist und feist, echtzet und kracht
Und spürtzet mir all ecken vol.
Die flöh sie auch peynigen wol,
Der-gleich die husten und die rewden.
O wie wolt ich mit grossen frewden
Ir so wol günnen, das sie es allein
Het uberwunden wie die dein!
Mir ist die weil für sie selb lanck,
Das sie weng stirbt und ist viel kranck.
Nun ich muß auch der hoffnung leben,
Wie du, biß es die zeyt thut geben.
Mit dem endt der nachpawer sein klag.

Der ander kleger.

Und darnach an dem andren tag
Kam sein schwager und thet in klagen,
Klagt in und thet im darbey sagen,
Wie er deß gestring tags nach gelt
Wer außgewesen uber feld.
Drumb wer er mit der leich nit gangen.

Der man.

Da thet der laydig man anfangen,
Sprach: Lieber schwager, es schadt nit.
Es sind sunst gnug lewt gangen mit.
Und ich sag dir gentzlich fürwar:
Kein leich ist in eym gantzen jar
So gar ehrlich begraben worn
Mit aller andacht hinten und vorn,
Als gleich gester mein weib allein.
Deß frewt mich in dem hertzen mein,
Wenn ich gedenck der gestring stund,
Wiewol ich hab auff siben pfund
Ir zu dem grabgelt auß-gericht.
Yedoch rewt mich kein heller nicht
Und ich sag dir bey glaub unnd trewen:
Kein gelt thet mich nye wenger rewen.
Ich het es lengest geren than.

Der ander kleger.

Da fing sein schwager wider an:
Meym weib ist mit dem prenck auch wol
Und stecket aller hoffart vol.
Ich wolt siben gülden drumb geben,
Das sie im kirchoff leg darneben,
So ehrlich begraben wie die dein.
Wolt ir auch legen ein grabstein.
Wolt auch yedem schuler dar-neben
Ein dreyer zu gedechtnuß geben.
Wolt ir der worten gleich den alten
Opffer und sibend lassen halten
Und solt bey gschworen ayd auch mich
Kein haller rewen so wol als dich,
Es kostet als gleich, was es wolt.
Mein weib hab ich so lieb und hold.
Sie wer lengst gwest wirdig und werd,
So ehrlich zu liegn in der erd.
Wolt ir das auch von hertzen günnen,
Das die zwo schwester zammen rünnen
Ye eh ye besser: auff das nichts prech,
Wolt ich das es noch heynt geschech,
Wann es ist eyne wie die ander.
Also schieden sie von einander.

Der dritt kleger.

Am dritten tage kam sein bruder
Und sprach zu im: Ich kumb auch zuder.
Bin gewest zu Würtzburg da-nieden.
Dieweil ist dir dein weib verschieden.
Das selbig ist mir warlich layd.
Ich will auch tragen ein schwartz klayd,
Mein hertzlayd auch anzaygen mit.

Der man.

Er antwort im: Es darff sein nit,
Das man umb sie layd tragen sol,
Wann sie ist ye gestorben wol.
Wiewol sie war am leyb elend,
Nimb sie doch so ein schönes end,
Das es mich frewt im hertzen mein.
Wer künd den darumb traurig sein?
O bruder, hest dus nur gesehen!
Und ich darff für ein warheit jehen,
Sie sey, wie man denn sagt vor jarn,
Von mund gehn himel auffgefaren.
Ich wolt nit, das sie wider khem.
Schad wer, und das ein mensch ir nemb
Die freud, die sie yetzt hat dort oben.
Mein bruder, hilff mir danckn und loben,
Das sie der tod hat hingenummen,
Das sie nur ist gehn himel kummen!
Das ich ir lengst wol günnet het,
Wiewols mir nit viel gutes thet.
Dieweil sie lebt auff dieser erd,
Ward ich ir veracht und unwerd,
Must all mal den ölgötzen tragn.
Doch thu bey meynem ayd dir sagen,
Wolt ich nit, das herniden wer.
Zu ir ich auch nit nauff beger.
Will ihr die freud lassen allein.
So lieb ist mir die frawe mein,
Das ichs will gar nit irren dran.

Der dritt kleger.

Sein bruder widerumb fing an:
Ey so will ich auch sein guts muts.
Ich günn ye meynem weib als guts.
O das der heylig tod auch khem
Und sie von diesem erdtrich nemb
Und fürts in himel zu der deinen!
Ich künd ye auch darumb nit greynen
Noch layd tragen, als weng als du,
Weyl sie dort wer inn irer rhu
Und het als unglück uberwunden,
Ließ mich gleich auff dem erdtrich unden.
Wolt, wenn sie decht auff erden her,
Das sie noch höher doben wer.
So grosse lieb trug ich zu ir.

Der man.

Der bruder sprach: Ich merck an dir:
Dein weib künd dir nit lieber sein.
Du hast sie lieb, wie ich die mein.
O wie soll ich die nacht vertreyben,
Vor grossem hertzenlayd beleyben?

Der dritt cleger.

Der bruder sagt: O bruder mein,
Wir wöllen hin gehn zu dem wein,
Die seel vertrincken nach altem brauch.
Wie dir yetz ist, so hoff ich auch,
Werd mir sein das zukünfftig jar,
Wenn mein alte gehn himel far.
So kumb auch zu mir und tröst mich,
Das nit lauff auff den boden ich
Und mich vor hertzen-layd ertrenck,
Sonder eins bessern mich bedenck,
Nemb ein andre von der seel wegen!
Nun wöllen wir nit lenger tegen,
Sonder dein alte lassen mit rhu
Unnd wöllen denn auf morgen fru
Nach einer besseren umbsehen,
Von der dir alles guts mag gschehen,
Das du vergeßt als ungemachs
Sambt deiner alten, spricht Hans Sachs.
Anno salutis 1557, am 3 tag Augusti.
(Band 5 S. 267-272)
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Aus: Hans Sachs
Herausgegeben von Adelbert von Keller
Für den litterarischen Verein in Stuttgart
Gedruckt von H. Laupp in Tübingen 1870
Bände 1-26






siehe auch weitere Gedichte:
Teil 1    Teil 2    Teil 3    Teil 5


 



 


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