Das Liebes-Poetische Manuskript N° 24

 Und meine Seele flammt und liebt aufs neue ...

Liebesgedichte von Alexander Puschkin - Frauen-Porträts des 19. Jh.s
 


Jozsef Rippl-Ronai (1861-1927)
Junge Frau mit einem blauen Ring
 
 

Alexander Puschkin
(1799-1837)



Der verbrannte Brief


Fahrwohl nun, Liebesbrief, fahrwohl!
Sie hat's befohlen! …
Wie lange zögert ich, die Handschrift
zu verkohlen,
Die tausend Wonnen wach
in meiner Seele rief! …
Doch horch, die Stunde schlägt:
so brenn denn, Liebesbrief!
Sei stark, mein schwaches Herz,
verstummet, eitle Klagen! …
Wie gierig nach der Schrift
die roten Gluten schlagen! …
Ein Augenblick – da flackt's, da lodert's! …
Leichter Rauch
Quirlt bläulich und verschwebt
gleich einem Geisterhauch …
Des Siegelringes Bild,
das treue, fließt zusammen
Der Lack, der feste, kocht und schmilzt …
O Schicksalsflammen!
Es ist vollbracht! Verkohlt rollt sich
das schwarze Blatt;
Bleich in der Asche starrt die Schrift …
Wie öd und matt
Schlägt in der Brust mein Herz! …
Du meine letzte Freude,
Geliebte Asche, sei mir Trösterin im Leide -
An meiner wehen Brust sei ewig deine Statt!




Übersetzt von Friedrich Fiedler (1859-1917)
 

 

 

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Übersicht


Gedicht aus: Gedichte von Alexander Puschkin
Im Versmaß der Urschrift von Friedrich Fiedler
Philipp Reclam jun. Verlag Leipzig 1907
 

weitere Liebesgedichte von Alexander Puschkin:
www.deutsche-liebeslyrik.de/europaische_liebeslyrik/puschkin.htm


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