Das Liebes-Poetische Manuskript N° 28

Wie nenn' ich dich? ...

 Sandor Petöfi Liebesgedichte  -  Bilder ungarischer Maler 19./20. Jh.
 


Karoly Brocky (1807-1855)
Porträt einer jungen Frau


 
 

Sandor Petöfi
(1823-1849)


Der Strauch erzittert …


Der Strauch erzittert, weil
Ein Vöglein auf ihn flog;
Mein Herz erzittert, weil
Dein Bild ins Herz mir zog,
Dein Bild zog mir ins Herz,
Du kleines Mädchen mein,
Auf dieser großen Welt
Du größter Demantstein!

Die Donau flutet hoch,
Durchbricht fast ihren Wall,
Auch meine Brust, sie faßt
Kaum mein Empfinden all.
Liebst du mich auch, mein Kind?
Ich liebe dich fürwahr!
Nicht lieben kann dich mehr
Dein eignes Elternpaar.

Als wir zuletzt uns sah'n,
War ich dir lieb, ich weiß:
Im Sommer war's – doch jetzt
Liegt Winterschnee und Eis.
Wenn du mich nicht mehr liebst,
Ruf' ich: "Leb' wohl" dir nach;
Doch liebst du mich noch, dann -
Leb' wohl du tausendfach!

 

 

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Übersicht


Gedicht aus: Gedichte von Alexander Petöfi
Aus dem Ungarischen von Ladislaus von Neugebauer
Dritte, verbesserte und vermehrte Auflage
Leipzig Max Hesses Verlag 1910


weitere Gedichte unter:
www.deutsche-liebeslyrik.de/europaische_liebeslyrik/petofi.htm





 


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