Liebespaare in der Literatur
 



Hero und Leander

"Dort auf Sestos' Felsenturme,
Den mit ew'gem Wogensturme
Schäumend schlägt der Hellespont,
Saß die Jungfrau, einsam grauend,
Nach Abydos' Küste schauend,
Wo der Heißgeliebte wohnt.
Ach, zu dem entfernten Strande
Baut sich keiner Brücke Steg,
Und kein Fahrzeug stößt vom Ufer;
Doch die Liebe fand den Weg..."
 


Pyramus und Thisbe

"Uns, die entschlossene Lieb'
in der Stunde des Todes vereinte,
Uns mißgönnet es nicht,
beisammen zu ruhen im Grabe..."
 


Philemon und Baucis

"Wie sie einst vor den heiligen Stufen
Standen, von Jahren gebeugt und von Alter, und eben erzählten,
Was mit der Stätte gescheh'n, sah Baucis, wie plötzlich Philemon,
Sah Philemon, der Greis, wie Baucis mit Laub sich bedeckte.
Während um Beider Gesicht schon wuchs in die Höhe der Wipfel,
Wechselten Worte sie noch, so lange sie konnten, und sprachen
Beide zugleich: "Leb wohl, o Gemahl!" und verdeckt vom Gezweige
Ward gleichzeitig ihr Mund..."
 


Dido und Aeneas

"Was nützten ihr noch Gelübde und Tempel?
Schon tiefer fraß sich ins zarte Mark ihr die Flamme,
schon brannte die Wunde ihr heimlich im Herzen.
Feuer erfaßte die Elende völlig.
Beinahe von Sinnen, schweifte sie quer durch die Stadt,
wie eine getroffene Hirschkuh,
die in den kretischen Wäldern arglos weidete;
plötzlich traf sie von ferne ein Hirt mit dem Bogen ..."
 


Amor und Psyche

"Bey der Lampe blassen Zitterschein
Sieht sie ihn, den ewig himmlisch Holden,
Sieht - mit Amor sich allein.
Und ein Tropfen heißen Öls, entzittert,
Weckt ihn aus dem schönsten Göttertraum.
Zürnend - seufzend - flieht der Gott der Liebe,
Birgt sich in Aurorens Saum..."

 


Orpheus und Eurydike

"Orpheus! Orpheus! zerstrahle die Schatten,
Brich leuchtend zu mir!
Orpheus! mein Herz will ermatten -
Mein Herz schreit nach dir!
Orpheus! ..."
 


Odysseus und Penelope

"Ein wunderbares Geheimnis
War an dem künstlichen Bett, und ich selber baut es, kein andrer!
Innerhalb des Gehegs war ein weitumschattender Ölbaum,
Stark und blühenden Wuchses; der Stamm glich Säulen an Dicke. (...)
Also sprach er. Der Fürstin erzitterten Herz und Kniee,
Als sie die Zeichen erkannte, die ihr Odysseus verkündet. ..."

 


Francesca da Rimini und Paolo

"Wir lasen eines Tages zum Vergnügen
Von Lanzelot, wie Liebe ihn umstrickte,
Allein und unbeargwohnt waren wir.
Oft hieß des Buches Inhalt uns einander
Scheu ansehn und verfärbte unsre Wangen;
Doch nur ein Punkt war's, welcher uns bewältigt.
Denn als wir, wie das langersehnte Lächeln
Von solchem Liebenden geküßt ward, lasen,
Da küßte, dem vereint ich ewig bleibe,
Am ganzen Leibe zitternd, mir den Mund.
Zum Kuppler ward das Buch und der's geschrieben.
An jenem Tage lasen wir nicht weiter..."

 


Venus und Adonis

"Diese [Eber], du Trautester, fleuch und die sämtlichen Tiere der Wildnis, (...)
Noch nicht hatte, die Luft durchfahrend auf schwebendem Wagen,
Cyprus erreicht mit dem Fluge der Schwäne die Göttin Cythera's,
Als sie von weitem erkennt des Verscheidenden Ächzen und dorthin
Lenkt ihr weißes Gespann, und wie von der Höhe des Äthers
Nun sie den Sterbenden sah sich wälzen im eigenen Blute,
Sprang sie herab und zerriß das Gewand und zerraufte das Haupthaar,
Schlug im Jammer die Brust, nicht schonend der zärtlichen Hände,
Haderte mit dem Geschick ..."

 


Romeo und Julia

Julia
"Willst du schon gehn? Der Tag ist ja noch fern.
Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche,
Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang;
Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.
Glaub', Lieber, mir: es war die Nachtigall.

Romeo
Die Lerche war's die Tagverkünderin,
Nicht Philomele; sieh den neid'schen Streif,
Der dort im Ost der Frühe Wolken säumt.
Die Nacht hat ihre Kerzen ausgebrannt,
Der muntre Tag erklimmt die dunst'gen Höhn;
Nur Eile rettet mich, Verzug ist Tod..."
 


Abälard und Heloise

"Nichts habe ich jemals, Gott weiß es, in Dir gesucht,
als Dich selber, rein nur Dich und nicht das Deinige begehrend.
Nicht den Bund der Ehe, nicht andre Heirathsgüter habe ich erwartet,
nicht meinen Willen und meine Lust,
sondern Deine zu erfüllen gestrebt, wie Du es selber weißt.
Und wenn der Name der Gattin heiliger und würdiger scheint,
süßer doch war mir's immer, Deine Geliebte zu heißen,
oder, wenn Du nicht darüber zürnen willst,
Deine Buhle oder Hetäre;
damit je tiefer ich mich für Dich erniedrigte,
ich um so größere Huld und Gnade bei Dir fände,
und den Glanz Deiner Herrlichkeit weniger beleidigte..."

 






 

Tristan und Isolde

"Er küßte sie, sie küßte ihn
Süß und heiß von Herzensgrund.
So tauschten sie von Mund zu Mund
Der Minne ersten Trost und Dank;
Denn jedes schenkte, jedes trank
Die Süße, die vom Herzen kam,
Und wo kein Lauscher sie vernahm,
Da schlich der Tausch wie von Beginn
Sich zwischen beiden her und hin."

 


 

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